Nachdem die Damen Feuervogel und Ami Interesse bekundet haben, hier nochmal im Detail das Modell "Familie Brüllen bringt Arbeit und Familie unter einen Hut":
Der Hübsche und ich arbeiten im gleichen Unternehmen im gleichen Bereich im gleichen Haus auf verschiedenen Stockwerken. Er arbeitet 100%, d.h. 40h die Woche regulär, ich 60%, d.h. zwei ganze Tage im Büro, 8h verteilt über die Woche im Homeoffice.
Meine zwei Tage Büro verbrachte Little Q. bisher in der Betriebskrippe einer grossen Schwesterfirma. Das war so lange praktisch, wie wir noch in Basel gewohnt haben, da ging es morgens gegen sieben aus dem Haus, mehr oder weniger auf dem Weg zur Arbeit wurde das Kind in der Krippe abgeladen (ca. 7:15h), auf dem Heimweg (so gegen 17:30h wieder eingesammelt).
Seit letztem Mai wohnen wir ja auf dem Land, viel näher an unserem Arbeitsort, was an sich praktisch wäre, wenn wir an meinen Bürotagen das Kind nicht in die Stadt bringen müssten (d.h. einer von uns fährt morgens durch den Berufsverkehr in die Stadt rein, liefert das Kind ab, fährt dieselbe Strecke wieder raus zum Werk und abends umgekehrt).
Gottseidank ist das ab morgen Geschichte: da geht Little Q. in die Dorfkrippe, d.h. wir werden morgens gegen sieben alle drei gemeinsam die 300m zur Dorfkrippe radeln, das Kind dort zum Frühstücken abliefern und die 6km ins Büro weiterradeln. Abends gegen 17:00h holen wir ihn dann wieder.
Die Homeoffice-Zeit kann ich einteilen, wie es von meiner Seite her passt, d.h. im Moment noch nutze ich dafür die Mittagsschlafzeit von Little Q..
Das ist also der Regelfall, der wunderbar funktioniert.
Aber das Leben wäre ja langweilig, wenn immer alles gleich laufen würde. Deswegen gibt es die Extrafälle wie:
Kind ist krank: eigentlich eh nur an meinen zwei Bürotagen ein Problem. Entweder baue ich Überstunden ab (wir haben das Modell Jahresarbeitszeit, d.h. es ist alles recht flexibel) oder ich nehme Urlaub oder ich wandle in Absprache mit meinem Chef einen Bürotag in einen Homeofficetag um oder, wenn es meine physische Anwesenheit im Büro unumgänglich ist, der Hübsche muss einspringen, sei es durch Urlaub (ungern, da wir in CH ja nur 20 Tage haben), Überstundenabbau o.ä.. Das klappt recht gut, weil wir ja beide im selben Bereich arbeiten.
Kurze Geschäftsreise: Bisher liessen sich alle Termine immer so legen, dass der eigentliche Geschäftstermin auf einen meiner Bürotage fiel, d.h. die Anreise fand am Abend vorher statt und nach dem Geschäftstermin habe ich die Kollegen bei einem schicken Abendessen und im noblen Hotel allein gelassen und fuhr mit dem Nachtzug nach Hause.
Mehrtägige Geschäftsreisen, produktionsnahe Kampagnen: wenn ich mehrere Tage am Stück ausser der Reihe arbeiten muss, findet das ja nie ungeplant statt, sondern mit einer gewissen Vorlaufzeit, die es mir erlaubt, das Betreuungsnetzwerk zu aktivieren. Das ist dann eine Kombination aus Extrakrippentagen (mit >100CHF/Tag ein teurer Spass, ausserdem geht das nur an Tagen, an denen die Krippe nicht ausgebucht ist, in der aktuellen zB Donnerstag nie), dem Hübschen (Urlaubsproblematik s.o.), der Au-el-Familie (eigentlich meine Methode der Wahl, weil Little Q. da ja eine Art zweites Zuhause hat), den Nachbarn und sogar der Schwiegermutter aus Bayern, die im Notfall schon mal ihren für einen späteren Zeitpunkt geplanten Besuch vorverlegt.
Krippenferien: gab es in der alten Krippe nicht, in der neuen sind es zwei Wochen, die man aber im Voraus weiss, d.h. man den Familienurlaub ja überschneidend legen kann.
Fazit:
Normalfall läuft exzellent. Mein Motto ist einfach, die Arbeit als Urlaub vom Kind zu sehen und die Zeit zu Hause als Urlaub von der Arbeit. So gesehen bin ich die ganze Woche im Urlaub und dementsprechend entspannt ;-).
Die Krippensituation hier ist extrem gut. Öffnungszeiten von 6:30 - 19:00h sind fast Standard. Dafür zahlt man allerdings (in der alten Krippe waren das für zwei Tage die Woche über 900CHF/Monat (ca.580 Euro).
Der Rest ist Organisations- und Einstellungssache. Das Aufbauen eines tragfähigen Netzwerkes (das wegen der Entfernung auch ohne Grosseltern funktionieren muss) und das Annehmen von Unterstützung ist Pflicht, eine gute Planung ebenso. Meine Kollegen/Chef mussten auch lernen, dass sie sich nach wie vor auf mich verlassen können, manche Termine einfach nicht zu ändern sind, sie dafür aber dringende Anfragen auch schon mal zwischen 20:00h und 24:00h bearbeitet bekommen.