Es ist soweit: morgen kommt Little L. in die Schule.
Für ihn ist es einerseits nichts besonderes, weil: der
grosse Bruder geht ja schon, er kennt seine Lehrerin (die vom grossen Bruder, wir sind solche Glückspilze!), er geht mit seinem besten Freund und seinen besten zwei Freundinnen aus dem Kindergarten (und vorher auch Kinderkrippe, zum Teil kennen sie sich also schon seit fast 6 Jahren) in eine Klasse, er kennt den Schulweg, er ist auch zum Kindergarten auch schon allein gelaufen, er kennt die Schule relativ gut (sie waren mit dem Kindergarten dort schon immer in der Turnhalle und der Bibliothek), er hat sich selber ja schon Lesen beigebracht (letztens war er ein bisschen genervt: „Mami, also, jetzt, wo ich lesen kann, macht mein Kopf das automatisch, wenn ich irgendwo Buchstaben sehen, auch wenn mich das gar nicht interessiert, das ist echt mühsam!“), er schreibt (mit eigenwilliger Stiftführung, aber gut!), er ist feinmotorisch super, er freut sich aus vollem Herzen, also: keine grosse Sache.
Andererseits ist es natürlich ein Riesending, weil er jetzt ja ein Schulkind ist. Er kann
endlich seinen Schulsack verwenden, er gehört endlich zu den Grossen, er kriegt eine Schultüte, natürlich ist das ein Riesending. Schultüten sind ja so eine Sache. In der Schweiz gibt es das eigentlich nicht.
Hier im Ort ist es so: die Erstklässler besuchen im letzten Kindergartenmonat einem Vormittag ihre neue Lehrperson und bringen eine Liste mit nach Hause, was man braucht. Das ist für deutsche Gefühle sehr wenig, weil alle Verbrauchsmaterialien von der Schule gestellt werden. Also muss man nur Hausschuhe, Turnsachen, Schläppchen für den Musikkurs, Schwimmsachen, Malkittel, Schulranzen und ein Federmäppchen mit Stiften für die Hausaufgaben besorgen. Oder halt zusammenpacken, weil man das bis auf den Schulranzen eh schon hat. Keine Hefte, keine Umschläge, Schnellhefter, Ordner ;-).
Am ersten Schultag treffen sich die Erstklässler dann mit Eltern und Lehrperson auf dem Schulhof (übrigens hier bei uns erst nachmittags), man geht ins Klassenzimmer, sagt Hallo, dann werden die Eltern heimgeschickt und nach zwei Stunden kann man das Kind wieder haben. Einschulung beendet. Kein Gottesdienst, kein Festakt, kein „Wir laden alle Grosseltern, Verwandten, 400000 Facebookfreunde zu einem Galadinner ein“, nein, Einschulung halt. (War bei mir anno 1983 im tiefsten Bayern übrigens genauso. Nur mit Schultüte)
Aber eben: eine Sache fehlt: die Schultüte. Die gibt es hier einfach nicht, aber für mich gehört es halt einfach dazu. Ausserdem hat Little Q. damals eine bekommen und deswegen kriegt Little L. auch eine. Halt nicht mit in die Schule, weil erstens wäre das ja doof, wenn die anderen keine haben, und zweitens mag Little L. nicht der mit der Extrawurscht sein.
Ich hatte damals ja eine gekaufte Schultüte mit Märchenmotiven drauf und einer altrosa Wollstrumpfhose unten und einem Kaktus (mit gelber Blüte) oben drin. Sicher auch noch andere Dinge, aber die beiden Sachen sind mit in Erinnerung geblieben und zwar mit vor allem unter dem Gesichtspuntk „WTF?“. Warum sorge ich als Eltern dafür, dass mein Kind beim „Und jetzt dürft ihr Eure Schultüten auspacken!“ in der Klasse als erstes heult, weil es die Hand voller Stacheln hat und dann den „Loserstempel“ direkt hinterher bekommt wegen „altrosa Wollstrumpfhose“?
Egal, es ist lang vorbei, Kaktus und Wollstrumpfhose haben beide das Zeitliche gesegnet, aber in die Schultüten meiner Kinder kommt was anderes rein.
Und zwar:
Süsskram.
Und zwar solcher, den ich sonst nicht kaufe. Es färbt, knistert, leuchtet.
Ein Buch
(Fragen Sie nicht. Genau
das hier hat sich Little L. gewünscht. Die Reihe ist nicht besonders literarisch wertvoll, aber sie hat damals Little Q. zum Vielleser gemacht und Little L. kennt die ersten 23 Bände schon und möchte nun einen eigenen. Dann halt.)
Ein neues Freundebuch
Ich habe ja schon gefühlt 30000 Kindergarten- und Schulfreundebücher ausgefüllt (oder die Kinder zum selber ausfüllen genötigt) und bin immer froh, wenn was jenseits der extrem gegenderten FilmFernsehSpielzeug-MerchandisingArtikel kommt.
Das hier habe ich auch schon ein paar mal verschenkt und finde es sehr lustig.
Schreibwaren
Und zwar nicht das, was man eh braucht und gestellt kriegt, sondern eben was, was man nicht braucht. Diesmal also: Neonfarben und Knetradiergummi.
Ein kleiner Sorgenfresser
Einen grossen hat er schon, aber ich denke mir, für sozusagen „Soforthilfe“ in der neuen Umgebung ist so ein Anhänger, der nicht direkt unter „Du Baby hast dein Kuscheltier dabei“ fällt, doch ein guter Kompromiss.
Ein Forscher-Kit
Little L. möchte ja Forscher werden, was genau, weiss er noch nicht. Wenn ein bisschen Magie dabei wäre, wäre es gut. Also: sowas wird hier ja begeistert gefördert! (Es gab vor kurzem eine Aktion bei Limango, dabei habe ich die „Können wir für spontane Geburtstagseinladungen gebrauchen“-Kiste wieder ordentlich gefüllt.)
Ein Mandalamaldings
Little L. ist ja unser Künstlerkind, also ist das eine gute Idee, denke ich.
Eine neue Trinkflasche / Znünibox
Hier gibt es ja keine Bento/Brotdosenkunst (Wenn Sie sich dazu mal informieren wollen, lesen Sie doch mal rüber zu
Pia), weil meine Kinder tatsächlich keine Mehrwert in gebasteltem Essen sehen. Sie essen nicht mehr oder weniger Obst, weil ich einen Pinguin oder das Tadj Mahal draus geschnitzt habe, sie essen das, was ihnen schmeckt, fertig. Ausserdem hat sich ein ganz interessanter Handel auf dem Schulhof etabliert, es gibt „Pizzaschnecke gegen Gurkensticks gegen Grissini gegen Gummibärchen, aber nur, wenn man noch eine Minisalami drauflegt“ zu jeweils tagesaktuellen Kursen und ganz ehrlich? Ich bin kein Bastelwastel, selber mag ich angefummeltes (im Sinn von: das hat jemand viel in den Fingern gehabt) Essen überhaupt nicht und deshalb mache ich das auch nicht gern. Ich würde es natürlich vielleicht machen, wenn die Kinder das grossartig toll fänden. Aber wenn sie ihr Essen eh über verschlungene Tauschpfade gegen was anderes eintauschen, werde ich einen Teufel tun und in diesen empfindlichen selbstregulierten Markt mit Bento-Kunstwerken eingreifen. Hier also: normale Boxen, da kommt dann Obst, Gemüse, Sandwiches, Cracker und halt Zeug rein.Trinkflasche mit Wasser dazu, fertig.
Dass es ein Einschulungs-T-Shirt gibt, ist natürlich Ehrensache. Little L. ist aktuell so im Drachenfieber, dass er sich aus meinen reichen Stoffvorräten drachenlastiges ausgesucht hat und die Stic
kdatei von Kunterbuntdesign nach Vorlagen aus dem
Skizzenblog passt da natürlich hervorragend.
Als Antiklimax
die Schultüte
Ich bin wie gesagt, kein Bastelwastel, meine war auch gekauft und aus mir ist was geworden, ich kann damit nicht mal einen Müttercontest gewinnen ;-), weil das Ding das Haus nicht verlassen wird. Little L. wollte eigentlich eine mit "Sendung mit der Maus"-Motiven. Gabs natürlich im Laden nicht, also habe ich kurz gegoogelt, Bastelvorlagen gefunden, Little L. gefragt, ob ich ihm eine basteln soll (ist ja nicht so, dass das Kindeswohl hier vernachlässigt wird), er hat dankend abgelehnt (Hat der damit gesagt, ich könnte nicht basteln?!) und sich eine Playmobildrachen-Version ausgesucht. Glück gehabt.
So. Jetzt noch alles einpacken, Wollstrumpfhose und Kaktus nicht vergessen und schon kanns morgen losgehen!