Ich habe Ihnen ja beim Hausaufgabenfrei noch einen Review oder so was zum Thema Kochbox* angekündigt. Und nachdem ich jetzt endlich ... stop, nicht die Pointe vorweg nehmen, nur so viel: ich möchte bitte danke das Wort „Zucchinischiffchen“ so schnell oder am besten überhaupt nie wieder hören... also nochmal: Nachdem wir jetzt unsere erste Kiste bekommen und verkocht haben, ist doch ein schöner Zeitpunkt dafür.
Also: Sie kennen das Konzept wahrscheinlich, entweder aus den dröflzigtausend Flyern und Rabattkarten, die einem bei jeder Bestellung für irgendwas um die Ohren flattern oder Werbeposts aus Blogs oder Zeitschrifte oder was auch immer.
Ich dachte mir zwischendrin immer mal wieder, dass ich sowas (oder zB auch gerne Heimlieferung von Supermärkten) gern mal ausprobieren würde, aber ganz lange gab es sowas in der Schweiz nicht (also: die Boxen. Supermarktlieferung schon, aber wir kaufen das Gros unserer Lebensmittel in Deutschland ein und mir ist Vollverpflegung aus dem Schweizer Supermarkt einfach zu teuer. Ausserdem ist der nächste Supermarkt nur 150m vor unserer Haustür, da würde ich mir ganz schön doof vorkommen, das liefern zu lassen).
Anscheinend habe ich dann relativ lange aufgehört, danach zu suchen und die Rabattkarten aus den Limangobestellungen einfach weggeschmissen, weil anscheinend gibt es „
Hello Fresh“ schon seit über einem Jahr in der Schweiz, wie ich auf der Muba dann am Stand gelernt habe. Weil die Studentin dort dann so nett war und ausserdem ein Rabatt von 30% auf die ersten beiden Boxen angeboten wurde, dachte ich: das probiere ich doch jetzt einfach mal aus.
Die Family-Box mit 3 Mahlzeiten für 4 Personen kostet pro Woche (regulär, also ohne Rabatt) 144CHF, was ich auch nach über 10 Jahren in der Schweiz noch einen echt, echt sportlichen Preis finde (Das sind 12CHF pro Mahlzeit pro Person und da ist noch nix gekocht.), auch wenn ich das mit Kantinenpreisen vergleiche, nicht mal mit den Preisen, die ich normal für ein Familienessen ausgebe.
Andererseits: es wird nur schweizer Bio-Fleisch und -Gemüse in die Boxen gepackt, Pasta oder sowas kommt aus irgendwelchen kleinen, feinen Manufakturen, man spielt hier schon ganz laut auf der Qualitätsgitarre.
Was mir wichtig war: das Ganze ist recht flexibel, d.h. ich verpflichte mich nicht, so und so lange so und so viele Boxen abzunehmen und habe dann am Ende 3 Monate Kündigungsfrist, ich muss mich eine Woche im Voraus entscheiden, ob die die Box nehme oder nicht (ich kann den Box-Typ auch jede Woche ändern, von Family über Vegi über nur für 2 und noch irgendwas). Ich sehe, welche Rezepte drin sind (für die Family Box sind es immer zwei mit und eins ohne Fleisch).
Als erste Testwoche haben wir uns die Auffahrtswoche ausgesucht, wo wir eh alle daheim sein würden und Zeit, Nerven und Ruhe zum Kochen und Probieren haben würden.
Die Box wurde von der Post geliefert (man kann Dienstag oder Mittwoche als Liefertag auswählen), in einer schicken, stabilen Kartonschachtel. Die zu kühlenden Dinge (Fleisch, Parmesan, etc) waren in interessanten Isoliertaschen aus Schafwolle mit Kühlakkus (die soll man jede vierte Box mit einem schon mitgeschickten Retourenaufkleber zurückschicken) verpackt, die auch nach einem warmen Tag immer noch gefroren waren.
Lustigerweise haben alle drei Gerichte in der Box Tomaten erfordert (jedes 4), aber unterschiedliche Sorten. Die waren dann in einer grossen Papiertüte zusammen, und es war gar nicht so einfach (und ehrlich gesagt, vermutlich auch gar nicht so wichtig), rauszufinden, welche Tomaten jetzt „Himbeertomaten“, „Romatomaten“ oder „Tomaten“ sein sollten.
Die einzelnen Zutaten sind genau so portioniert, dass sie restlos für die 3 Gerichte ausreichen. Man schreibt sich bei "Hello Fresh" den Kampf gegen „Food Waste“ ganz gross auf die Fahnen, was ich ja einerseits löblich finde, andererseits finde ich es schon ein bisschen albern, wenn Knoblauchzehen abgezählt werden und einzeln drinliegen und anstatt einem Stück Parmesan 4 Minipäckchen drin sind (ist dann halt Verpackungswaste statt Food Waste. Und ehrlich gesagt, habe ich noch nie Knoblauch, Parmesan oder Chiliflocken weggeschmissen. Ich bin ja ein grosser Fan von Restl-Essen und Spaghetti Aglio e Olio zB). Ich war übrigens gespannt, ob sie auch Pfeffer, Salz, Zucker, Essig und Öl in so abgewogenen Briefchen und Minifläschchen drin haben, aber nein, das muss man zu Hause haben .
Für jedes Rezept gibt es eine Rezeptkarte, es gibt eine App, in der man sogar Timer für die einzelnen Schritte starten kann, aber das war mir dann doch zu albern. (Der Hübsche meinte trocken: „Ich glaub, das ist für Leute, die noch nie gekocht haben, aber denken, dass sie das voll gern mal machen würden. So wie ich bis auf den zweiten Teil.“ Ist was dran.)
Wir haben also brav alle Rezepte durchgetestet und, wie es sich für Blogger gehört, fotografiert.
Nummer1: Steak mit Rucola-Salat, Rosmarinkartoffelspalten, geschmorten Tomaten.
Fazit:
- recht wenig Fleisch (also: echt wenig!, fanden aber alle sehr lecker.
- Kartoffeln: lecker für alle bis auf L., der nie Kartoffeln ist. War gut, die konnte ich gegen einen Teil meines Fleisches eintauschen.
- Salat: s. Kartoffeln
- Tomaten: Joah, kann man essen, aber man kann mit Tomaten bessere Sachen machen. Die Kinder fanden sie unessbar. Ich hatte also unglaublich viel von den Tomaten.
Alles in allem: okay, kann man wieder machen, halt mit weniger Tomaten, weniger Kartoffeln und Rohkost und Brot für Little L.
Lustig fand ich im Rezept, dass bei dem Senf (ha, den musste man wie Honig daheim haben) in der Salatsosse extra gewarnt wurde, dass man bei mitessenden Kindern sehr sparsam damit umgehen soll, für den Rotwein in der Ofengemüsemarinade fehlte dieser Hinweis (nicht, dass er für mich reingemusst hätte, weil erstens habe ich kein
Problem mit Wein in lange genug gekochtem Essen für meine Kinder und zweitens essen meine Kinder kein Ofengemüse, dafür aber Salat mit Senfsosse.)
In dem Rezept stand extra, dass man das Ofengemüse und die Salsiccie auf dem Grill machen könnte, was wir wegen superheiss auch ausprobiert haben. Genau wie erwartet sind Würschtl vom Grill keine Hexerei, aber ungefähr eine Tonne Ofengemüse in einer Auflaufform ist nach 20 Minuten auf dem Grill halt... eine lauwarme Tonne Ofengemüse. Aber ich dachte mir sowas schon, deswegen war der Ofen zum Nachgaren schon vorgeheizt.
Fazit:
- Würschtle und Salat: fanden alle super, ich hätte eine echte Salsiccia mit viel Fenchel drin noch besser gefunden.
- Ofengemüse: war eine ausgewachsene Portion für 4 Leute, von denen zwei es nicht mochten, so dass die anderen zwei noch am nächsten und übernächsten Tag was davon hatten. Vom Geschmack her okay, aber nix umwerfendes.
Zucchinischiffchen auf Basilikumbulgur:
Was soll ich sagen, ich ahnte ja schon düster, dass das nicht wirklich auf viel Gegenliebe stossen würde. Ich mag Zucchini nicht, der Hübsche auch nicht (wobei wir gross und zivilisiert sind, und das schon mal essen können, wenn es denn sein muss, oder wenn man ein Vermögen dafür bezahlt hat), die Kinder eh nicht (Gemüse geht hier eigentlich nur roh, Zucchini nicht mal dann), ausserdem sind Pilze im Rezept und die kriegt der Hübsche einfach nicht runter.
Aber eben: die waren jetzt halt nun mal in der Kiste und wir hatten die Woche halt wegen „es passt terminlich so gut“ ausgewählt und wie schlimm können Zucchinischiffchen schon sein?
Tja. Im Nachhinein weiss ich: die ersten zwei gehen eigentlich ganz gut. Für den recht grossen Aufwand kam zwar ein erstaunlich langweiliges Gericht raus, das ... ganz sicher nicht mehr als die Summe seiner Einzelteile ist, und das ist halt doof, wenn der Hauptteil dann Zucchini ist. Wenn dann allerdings der Hübsche nach einem halben Schiffchen sagt: „Ja, ne, also, ne danke.“ und dann sind da immer noch 5 echt grosse Schiffchen übrig und Sie wissen, was Sie dafür bezahlt haben und haben die „no food waste“ Stimme im Hinterkopf, tja, dann essen Sie die nächsten 3 Tage noch Zucchinischiffchen, während der Rest der Familie ganz ohne App und abgezählte Knoblauchzehen und Anleitung grillt, und dann haben Sie (in dem Fall: ich) genug Zucchinischiffchen für ihr ganzes Leben gegessen.
Over all Fazit also:
- kann man machen, muss man aber nicht.
- An Qualität und Lieferung gab es absolut nichts auszusehtzen.
- Die Einsparung des Einkaufs wird für uns dadurch relativiert bzw. eben aufgehoben, dass man doch unflexibel in der Zusammenstellung ist, wenn einem ein Gericht nicht taugt, ist es vermutlich gescheiter, die Kiste in der Woche nicht zu nehmen. Auf individuelle Vorlieben kann man natürlich damit auch nicht eingehen und so wird es dann halt schon wieder schwierig mit der Einsparung von was auch immer. Abgesehen davon, dass ich das Konzept ja schon ein bisschen albern finde mit der ganzen Portioniererei, ich muss dann immer an die durchoptimierten Produktionsprozesse bei uns denken, wo die verschiedenen Rohstoffe manchmal auch eben in einem Dispensing-Schritt so vorportioniert werden, dass man eben nur noch ganze Gebinde einsetzt, damit alles möglichst schnell geht. Da ist für mich dann Kochen doch was anderes .
- Zusammen mit dem sportlichen Preis sorgt das dafür, dass wir das sicher nicht standardmässig integrieren werden, aber wenn uns wirklich mal alle drei Gerichte anlachen oder wir schon im Voraus wissen, dass wir in der Woche nicht oder nur schwierig zum Einkaufen kommen werden, dann machen wir das wieder. Einmal auf jeden Fall, weil einmal haben wir ja noch den 30%-Rabatt.
Ah, eins habe ich noch vergessen: das Beste in der Box war die geschenkte Chimichurri-Sosse bzw die Zutaten (mit einem Briefchen Chiliflocken, die mich sehr an Koksbriefchen erinnerte) und die Anleitung dazu. Das machen wir sicher öfter, weil damit kriegt man sogar 8 verdammte Zucchinischiffchen gegessen.
Wenn Sie das also doch auch mal ausprobieren wollen, können Sie zB diesen
Link hier verwenden, da bekommen Sie 30CHF Rabatt (und ich 20CHF, das sind fast 4 Zucchinischiffchen :-)).
* Falls Sie sich wundern und innerlich schon die Blogger-Moralkeule schwingen, weil hier nirgends irgendwo „Werbung“ steht: ich habe die Box selber bezahlt, bekomme keinerlei Honorar oder Essen (mehr Zucchinischiffchen :-)), das ist einfach nur ein Bericht, wie ich es finde. Genau wie bei dem
Zalon-Artikel seinerzeit übrigens.