Es ist soweit: ich würde gerne wieder wissen, wie Sie so diesen ganz unspektakulären (bei uns zumindest) Mittwoch verbringen!
Machen Sie mit, schreiben Sie Tagebuch, tragen Sie sich unten in die Linkliste ein und spitzen Sie in die freigegebenen Wohnzimmer ;-)
Sorry, jetzt sollte man alles sehen!
Mein Tag heute begann (selber verschuldet) um 5:45h. Ich hatte nämlich gestern abend noch den glorreichen Plan, ein Brot zu backen, damit ich heute keins kaufen muss. Die Backmischung aus der lokale Mühle war aber keine „Kipp Hefe dazu, lass es eine Stunde gehen und dann rein in den Ofen“, sondern eine mit Roggensauerteig und „8-10-Stunden im warmen Wasser einweichen lassen“. Also, damit das noch halbwegs was werden konnte, musste ich also ein bisschen früher raus als sonst. In der Zeit, bis das Brot fertig war, gab es die übliche Morgenroutine aus Kaffee, Frühstück für die Grossen, Kinder aus dem Bett schütteln, schminken (also: mich), mehr Kaffee, anziehen, Katze Tabletten verabreichen (dazu später), und Punkt sieben Brot aus dem Ofen raus, Kinder, Mann und mich ins Auto und ab zur Krippe. Um zwanzig nach sieben hatte ich mich von all meinen Privatmännern verabschiedet und war auf der Autobahn unterwegs zu meinen Berufsmännern (Herbert Grönemeyers „Männer“ passten wunderbar zu meiner Stimmung, weil ich im Moment noch enger in einem noch männlicheren Umfeld arbeite als sonst.)
Um halb acht war ich also im Büro und hatte noch eine knappe halbe Stunde Zeit, um Dringendes mit meinem Chef zu besprechen (eine arbeitshygienische Risikoanalyse für eine anstehende Produktion, in der abgeschätzt wird, bei welcher Tätigkeit die Arbeiter welcher Menge von welchem Stoff wie lange ausgesetzt sind und welche persönliche Schutzausrüstung dementsprechend vorgeschrieben werden muss. Wie so oft gingen unsere Einschätzung, die der Arbeitshygieneabteilung und des werksärztlichen Diensts ein wenig auseinander ;-) und ein paar Details einer Stufenrisikoanalyse, wo man die Sicherheitsrisiken bei einer Produktion eben abschätzt und Massnahmen definieren muss, um diese zu minimieren. Die Pharmabranche ist eh schon so unbeliebt –hier vor Ort als einer der beliebtesten Arbeitgeber natürlich nicht-, da möchte man natürlich ungern Negativschlagzeilen machen, weil am Ende denr Rhein gekippt oder ein Stadtiviertel in die Luft gesprengt hat. Da wärs dann mit dem Beliebtheitsgrad als Arbeitgeber auch ganz schnell vorbei. Wenn ich hier schon den Erklärbär mache, dann werde ich schnell noch die dritte Sorte Risikoanalyse los, mit der ich mich sehr viel beschäftige: das ist die Qualitätsrisikoanalyse. Bei meinem alten Arbeitgeber war ein gerne angebrachter Satz in Risikoanalysenmeetings: „Ja, aber wenn das passiert, dann ist das kein Problem, das würde ja nur die Qualität beeinflussen“. Jetzt stelle ich natürlich nicht mehr UV-Stabilisatoren für Kunststoffe her, die natürlich auch ganz grossartige Produkte sind, bei denen die Qualität aber nicht ganz so essentiell ist wie bei Medikamenten. Und so wird für jedes Produkt und jede Stufe, die produziert wird, nicht nur die Sicherheit der Mitarbeiter, Anlagen, Anwohner und Umwelt geschützt, sondern auch die Qualität des Produkts und sämtliche möglichen und unmöglichen Einflüsse darauf werden analysiert, abgeschätzt nach Wahrscheinlichkeit, Tragweite und Detektierbarkeit und dementsprechend Massnahmen getroffen, um das zu verhindern.).
Jetzt aber: diese Woche steht für mich jedoch v.a. im Zeichen unseres Workshops, in dem wir in einem Team aus Elektrikern, Rohrschlossern, Mechanikern, Schichtleitern und Schichtarbeitern, Ingenieuren, Wartungsprofis und mir unsere Anlage sowie den Instandhaltungsplan und diverses anderes aus Gründen (wie immer: keine Details, ich müsste Sie sonst alle töten) genau überprüfenm strählen und für die Zukunft einen Plan entwerfen, wie unser Schätzchen blinkt und strahlt und immer genau das tut, was wir wollen. Zu diesem Zwecke sind wir seit Montag morgen jeden Tag (morgen noch….) entweder in einem kleinen Räumchen voller R&I-Schemata und Wartungsprotokolle zusammengesperrt oder krabbeln durch die vier Stockwerke, die unsere Anlage belegt und kontrollieren Pumpen, Kessel, Wäscher, Niveauanzeigen, Notfallblitzleuchten, Wartungsluken, Beschriftungen, Gleitringdichtungen, Ölniveaus, Totmannschalter, Zentrifugen, Rührwerke, Trockner, Austragskabinen, Wäscher, Heizkühlmodule, Pumpen, Soleleitungen, Dampfleitungen, Gasstationen, habe ich Pumpen erwähnt? Dazu kraxeln wir bekleidet mit normaler Kleidung, drüber Kittel, Anstosskappe, Schutzbrille, und den eigentlich bequemen, aber richtig schweren Sicherheitsschuhen mit Stahlkappen und bewaffnet mit Ordnern und Listen und Fotoapparat und Schreibzeug trepp auf und ab, auf Kabinendächer, hinter Kabinen, in Halbstockwerke (ich kam mir vor wie in Hogwarts), und ich bin sehr beruhigt, dass auch die Schichtleute, die ja auch normalerweise recht viel auf den Beinen sind, das anstrengend finden. Vorteil an dem Ganzen ist, dass es in unserem Räumchen Gipfeli, Kaffee und Schokolade satt gibt, Nachteil ist, dass mir meine Beine heute abend so weh tun, dass ich nicht weiss, wie ich jemals wieder aufstehen soll.
Mittagspause gabs allerdings trotzdem und ich hatte sogar noch ein bisschen Zeit, um ein paar Mails zu beantworten, bis es von 13-16:00h weiterging.
Nach einem Schwätzchen mit dem Chefchef, der mich im Urlaub wähnte, weil ich ja workshopbedingt bei sämtlichen Abteilungssitzungen diese Woche fehlte (entschuldigt natürlich ;-)) machte ich heute dann schon eher Schluss und düste nach Hause, erstmal die Katze einfangen, mit der ich um fünf einen Tierarzttermin hatte. Unsere Katze hat nämlich was richtig ekliges, einen Analdrüsenabszess, der jetzt wegen „ist immer noch nicht weg“ schon zum vierten Mal von der Tierärztin gereinigt und gespült wurde. Zusätzlich zu den Antibiotikatabletten, die wir unserer äusserst unkooperativen Katze zweimal täglich verabreichen, kommt jetzt neu etwas entzündungshemmendes dazu und dann sollte das langsam endlich mal gut sein.
Auf dem Heimweg habe ich dann um halb sechs die Jungs aus der Kinderkrippe abgeholt (yay. Little Q.s Gruppe war heute das erste Mal diese Saison an der „Piratenbucht“ am lokalen Bach und damit meine ich nicht den Rhein und „Mami, davor, da war so eine Art See und ich hab extra noch meine Socken ausgezogen und die Chucks dann wieder an und bin dann erst durch den See gelaufen, weil ich wollte ja keine kalten Füsse kriegen und musste auf der anderen Seite wieder den Abhang raufkommen und dann bin ich ausgerutscht und naja, deswegen hab ich jetzt die Ersatzkleider an und die anderen und die Schuhe sind unten in der Garderobe in einem Plastiksack.“) daheim dann direkt unter die Dusche (Little L.s Gruppe hat die Sandkastensaison eröffnet. Neue Regel: nicht mit dem Bobbycar die Rutschbahn runter) gestellt, kurz mit dem Hübschen abgeklatscht, der sich nach Tabletten in die Katze auf den Weg zum Sport gemacht hat, die erste von drei Waschmaschinen angeworfen, mich innerlich sehr gefreut, dass die Putzfrau da war und einen grossartigen Job gemacht hat, Abendessen (mit dem eben in aller Herrgottsfrüh gebackenen Brot) auf der Terrasse vorbereitet, die Jungs schnell in die Dusche zurück zum Haarewaschen geschickt, und dann beim Abendessen zu dritt bei einem alkoholfreien Russn erstmal durchgeatmet (Hausaufgabenkontrolle viel diesmal aus, die waren nämlich „15 Minuten Seilspringen“ und in der Kinderkrippe erledigt worden. Vor der gesamten Little L.Gruppe als begeisterten Zeugen).
Während der Nachrichten ist mir dann siedendheiss eingefallen, dass ich die ganze Zeit ja noch bei meiner Mutter daheim anrufen wollte, die ja an der Isar wohnt, allerdings auf einem Berg und so vom Hochwasser nicht direkt betroffen ist (allerdings sind bei Nachbarn, die ich nicht kenne, zwei Hühner, die ich auch nicht kenne, ertrunken. Soviel meine News aus den bayerischen Hochwassergebieten).
Um halb acht hatte ich die Jungs durchs Bad geschleust und wir kuschelten uns alle gemeinsam in Little L.s Bett, um giggelnd eine Geschichte von kleinen Nick vorzulesen. Um kurz nach acht war Ruhe im Karton und ich sitze jetzt, nach einem Umweg über die Dusche (8h Rumklettern sag ich nur) mit einem Aperol Sprizz auf dem Balkon, habe mir die Fingernägel rosa glitzrig lackiert (soviel Testosteron, wie ich diese Woche abbekomme, das muss ich erstmal kompensieren ;-)) und kann mich nicht mehr rühren. (Was schade ist, weil erstens hätte ich jetzt gerne eine Decke, meinen Kindle und einen Refill und zweitens müsste jemand die Spülmaschine und die Waschmaschine ausräumen und drittens Little Q.s Znünibox für morgen vorbereiten……)
Irgendwann wird der Hübsche heimkommen und wenn ich bis dahin nicht eingeschlafen bin und mich langsam vielleicht wieder bewegen kann oder er mich nach unten trägt, dann schauen wir noch ein, zwei Folgen HIMYM an…..