Montag, Juli 31, 2023

300723 Wetter

Sehr gut geschlafen habe ich heute trotz allem in unserer recht einfachen,  aber sauberen und gemütlichen Unterkunft. Ich hatte erst Bedenken wegen geteilten Badezimmers auf dem Flur, aber anscheinend waren nur likeminded Leute mit uns da und so war alles super.

Wir sind relativ früh gestartet,  ich hatte ja eine 8h Wanderung auf dem Plan. Blick nach draussen liess mich schon ein wenig zweifeln, die Wolkendecke hing nämlich sehr tief und schnitt alle Berge oben ab. Die Wegbeschreibung sagte: nicht im Nebel, weil unmarkiert und Steilabbrüche.  
Aber: die Wetterapp kündigte aufklare ab Mittag an und wur müssen ja auch erstmal hinkommen. Ich habe grossspurig angeboten zu fahren  hatte ich doch eine geteerte Strasse entlang der Fjord Küste vor meinem inneren Auge.
Das war auch für ungefähr 5min so, dann hiess es wieder "malbik endar" und wir rattert auf einer Schotterpiste dahin, immer wieder zum richtig langsam fahren aufgefordert, weil "Vögel auf der Strasse". Da hatten offensichtlich Unmengen *Insert korrekte Bezeichnung* so schwarzweiß Hübsche das Memo nicht bekommen, dass dwe Place to be an den Klippen wäre.
Wir kamen recht bald an einem einsamen Hotpot vorbei und, das war im Nachhinein ein Fehler, gingen nicht baden, weil "sonst kommen wir gar nicht in die Gänge".
Die 'Strasse" wand sich dann nach oben, steil,  ruckelig und jetzt auch voll IN der Wolkendecke. War gar nicht mal so entspannt  bei teils weit unter 50m Sicht durchs Febiege zu juckeln. Vorteil: man sah nicht,  wie tief es an welcher Seite runter ging. Es gab immer wieder Aussichtspunkte und ich bin sicher,  die Gegend ist superschnell, aber naja: nix gwiss woassma ned, weil Nebel. Zweimal waren wir kurz obenraus, aber es ging immer wieder schnell in die Suppe zurück.
Irgendwann kam das Schild für unser erstes Ziel: Dynjandi und promt ein Riesenwasseefall direkt neben uns aus dem Nebel. Das war er aber noch nicht, den "richtigen" Wasserfall erkannten wir unschwer an den .. 15(?) Bussen verschiedener Kreuzfahrtschiffe, die Menschenmassen in entweder einheitlichen Regenjackem (leider im gleichen Blau wie meine) oder mit Aufklebern kenntlich gemacht, alle in Turnschuhen oder anderen ähnlich geeigneten Schuhen ausgespuckt hatten, die sich in einer laaaansamen Schlange den Berg zum korrekten Selfiespot hochkämpften und dann, weil falsche Schuhe und /oder alt und "huch,  steil" vom  "Reiseverführer" (ich denke mir das nicht aus, daßs stand auf der Regenjacke hintendrauf) an der Hand / im Arm wieder runtergeleitet werden mussten.
Keine Art des Tourismus finde ich grauenvoller als Kreuzfahrten, keine Art von Touristen unangenehmer.
Aber: Superwasserfall! 

Die Weiterfahrt übernahm der Hübsche, klar, ab jetzt war natürlich geteert, irgendwo mussten die Busse ja herkommen.
Die Wolken hingen immer noch tief und wir hatten ein kleines Hüngerchen, also: Waffeln mit Rhabarbermarmelade und Sahne im Simbahöllin-Cafe
 (im Garten ein Rhabarberbeet und ein ausgemusterter Linienbus mit Tischen drin, anscheinend sind Cafebusse a thing in Island, aber bis zum @skool_beans- Bus in Vik ist es noch ein Stück)
Im Laden gab es auch Kunst zu kaufen, zB gehäkelte Brüste. In Rahmen.

Als wir gestärkt waren, war es IMMER noch neblig in den Bergen. Ich Sturkopf war immer noch nicht bereit,  aufzugeben und so sind wir am Flughäfchen vorbei zu dem Bauernhof gebuckelt, wo es angeblich losgeht. (Jeder zweite Bauernhof in Island heisst Kirkubol).
Naja. Wir waren auf einmal auf einem Bauernhof  von Hunden skeptisch beäugt  im Nebel  kein Weg zu sehen und dann habe es sogar ich eingesehen: nix mit dem "Dach der Westtfjorde" für uns heute.
Stattdessen habe ich uns ein Schwimmbad rausgesucht und der Hübsche kutschierte uns dorthin.
Skurrile Nebenstory: in meinem Lonely Planet Reiseführer von 2013 steht: 
(Der erwähnte Tunnel ist nur einspurig, also mit Ausweichbuchten, falls Gegenverkehr und hat eine Kreuzung in der Mitte des Berges, also: schon speziell)
Eine halbe Seite später steht das als Shoppingtipp (als einziger!) für Suðureyri:
Und ich weiss jetzt nicht superviel über Isländische Kultur, aber ich würde vermuten, "Schmuck aus Haaren" ist vllt nicht so sehr typisch isländisch wie typisch für "Jahrhunderte keinen Tunnel zum Rest der Welt gehabt."
Aber : ich war natürlich  neugierig (und der Hübsche hatte keine Lust, sich die nächsten 10 Jahre anhören zu müssen, dass wir damals nicht in Björks "Schmuck aus Haar"-Laden waren), also habe ich recherchiert. Ich habe bisher wenig Läden mit weniger Internetfootprint gefunden (noch keinen Tunnel zum Internet?), aber einige Spuren doch. Man war sich unschlüssig, ob Aðalgata 14 oder 15, also sind wir gucken gefahren.
Und da endet die Story, weil: Aðalgata 15 ist ein Restaurant (wir haben nicht überprüft, ob sie Gerichte aus Haar anbieten), Nummer 14 ist ein Appartmenthaus, vor dem Teenager Sachen zum Verkauf anboten. Wir erkannten auf Anhieb Bügelperlenzeug, eine gewisse DIY-Affinität war also durchaus da. Wir haben es allerdings nicht über uns gebracht, zu fragen, ob sie die mit dem Schmuck aus Menschenhaar wären, so entspannt, dass mir wurscht wäre, was Kinder aus einem Dorf in den Westfjorden von mir denken, bin ich noch nicht. (Vielleicht hat der Laden auch Corona einfach nicht überlebt)

Das Schwimmbad war leicht zu finden, es hatte verschieden warmes Wasser, es gab Kaffee umsonst, das war sehr schön. Aus Versehen haben wir uns mit deutschen Touristen aus Berlin unterhalten (ich hatte recht mit den angenommenen Verwandtschaftsverhältnissen) und wir wissen jetzt, dass man in Island ganz anders Urlaub machen kann als wir. Nämlich: 5 Tage ein Haus mit Fischerboot mieten, jeden Tag Fischen gehen und morgens den Fang bei der Fischfabrik abliefern. Und dann findet man Island ganz schön eintönig, besonders landschaftlich und mehr als Angeln kann man ja wohl kaum machen, in Österreich ist der Urlaub besser. Naja. (Ich würde gern ehrlich behaupten, das nicht zu ver- oder auch nur zu beurteilen, aber naja.)


Zurück ging es durch den Tunnel nach Flateyri zu der, finde ich skurrilsten Unterkunft unserer Reise: dem ältesten Buchladen Islands.
Ich gebe zu, ich war überglücklich, dass sich unsere Zeitplanung mit den verfügbaren Zimmern ausging (es gibt nur drei). Wir übernachten praktisch in einem Museum.
Wie liebevoll das alles gemacht ist!

 Hach.

Sonntag, Juli 30, 2023

300723 auf in die Westfjorde

Wir haben uns ja gestern kurzfristig umentschlossen und doch noch um Frühstück um Hotel gebeten. Sehr selstam: am Schluss musste ich nix bezahlen, obwohl die Reservierung "room only" sagte.
Es war sehr schön, sehr liebevoll und eine gute Grundlage für den Tag
Um acht machten wir uns auf den Weg ins Hafenbüro, wo man sich melden sollte, wenn man sein Ticket nur auf dem Handy hat.
Ich tauschte also den QR-Code gegen drei Tickets vom Abreissblock (2x wir, einmal Jimny).
Den Leuten vor mir wurde erklärt, dass man während der Fahrt nicht ans Auto kann und dass die Beifahrer zu Fuss aufs Schiff müssten. Mir sagten sie, dass ich auf keinen Fall auf Flatey (Zwischenstop der Fähre  ein winziges Inselchen mit einer Handvoll Häuser mitten im Fjord) aussteigen sollte.
Funfact: ich hatte tatsächlich überlegt, ob wir mit der letzten Fähre noch nach Flatey fahren sollten und dort übernachten und dann weiter. War wegen Verspätung eh gut, dass ich davon abgekommen war, aber beim Zwischenstop zeigte sich: es war auch überhaupt nicht vorgesehen, dass Autos die Fähre verlassen oder befahren, es gab nur eine Gangway für Fußgänger.
Das Wetter war perfekt: strahlender Sonnenschein, fast windstill, und richtig kalt (ich hatte unter meine Jeans eine Skiunterhose gezogen, obenrum langarmshirt,  trainerjacke, fleecejacke, Goretexjacke. Mütze und Handschuhe haben wir im Auto gelassen, wären nicht ganz doof gewesen.
Die Fahrt ging dann doch 2.5h, genug Zeit, um in der Sonne draussen gemütlich zu lesen.

Dann: Westfjorde. Ich hatte ja schon am Radar, dass sie, sagen wir, touristisch eher nicht ganz so weit vorn dabei sind wie der Golden Circle und Südisland und bei Ringstrassentouren immer abgeschnitten werden.
Zu Unrecht einerseits, weil, meine Güte, wie schön! Zu Recht/ zum Glück andererseits, weil es ist richtig  richtig weit ab von Schlag, die Strassen sind schmal,  oft ungeteert, oft grobe Schotterpisten.
Gottseidank habe ich mich auf dem letzten Stück Teerstrasse noch an den Jimny (mit Schaltung, Benziner und naja, ein sehr lustiges kleines Auto) gewöhnt..
Ich kam mir albern vor, gestern kurz nach Reykjavik noch schnell im Supermarkt Brot, Wurst, Käse, Hummus zu kaufen, aber das war schon gut.
Wir hatten auf den abenteuerlichen Weg zu den Klippen von  Latrabjarg, dem westlichsten Punkt Europas, eine Picknickpause an einem der vielen menschenleeren schneeweißen Strände. Überhaupt: weisser Sand in Island, das kannte ich bisher gar nicht. Wie krass er das Wasser türkis scheinen lässt!
Die Vogelklippen waren ... riesig, laut, ein bisschen stinkig. Papageientaucher haben wir nicht sooo viele gesehen, dafür war das Meer vor Flatey voll mit ihnen.
Wir waren auch nicht ganz bei der Sache, kurz vorher kam ein Anruf aus der alten Heimat, der ... naja. dem Urlaub mit einem Schlag alle Leichtigkeit nimmt und ihn in Frage stellt. Wir werden sehen. Ich bin ... ach, egal. Wir müssen abwarten. 
(Den Kindern geht es gut, sie haben heute Bilder von einem Trecking entlang an Mais- und Minenfeldern und Lotusblumenteichen geschickt (wtf.... "Peace valley" my ass))
Wir sind weiter entlang an Fjorden und über Pässe gejuckelt, es gab jede Menge Schafe, wir mussten tanken (ich habe auf einmal Benzinreichweitenangst!), es gab gratis Kaffee
 und dann noch einen Hotpot mit Fjordblick (ich habe erst Fordblick geschrieben, das hätte auch gestimmt,  weil locals in einem Ford Ka angejuckelt kamen), das war sehr schön!
Hinter dem nächsten Pass wartete dann unsere Unterkunft für heute und ein veganer Burger (für mich) nebenan
Ichbin sehr, sehr, sehr müde, obwohl es draussen noch hell ist, aber morgen wollen wir eh weit wandern, vllt ist früh ins Bett gar nicht doof.


Samstag, Juli 29, 2023

290723 Reise Reise

Uiuiuuiui, was war ich aufgeregt heute nacht! Geschlafen habe ich nicht besonders viel, aber ist ja egal.

Beide Katzen taten uns den Gefallen, sich noch von uns zu verabschieden.
Wir haben von den Kindern gehört (K-Pop-Tanzworkshop in Anseon, nicht viel W-Lan), wir haben uns Reisesemmeln geschmiert und ungefähr 1.5 kg Karottensticks mitgenommen, damit unser Gemüsefach leer ist.
Anreise zum Flughafenmit dem Zug ist ja beliebig bequem und einfach. 
Wie immer waren wir viel zu früh und nur 2 Erwachsene durch die Security schleusen ist auch erstaunlich unaufgeregt.
Wie immer bekam ich im Duty Free Shop trockene Hände und musste einen Handcremezeszer suchen.
Wie immer waren wir dann hungrig und Speisen traditionell bei Burgerking.
Ka, ob wir das beim letzten Mal nicht bemerkt hatten, aber das ist nun die perfekte Vorbereitung auf Island: ein Burger (ohne Pommes oder Getränk) kostet dort mittlerweile zwischen 17 und 20 CHF, das ist schon ein bisschen ein Witz. Aber: wir waren ja nur zu zweit 😁
Das Flugzeug stand dann leider nach dem Boarding noch anderthalb Stunden wegen NIX geht mehr wegen Gewitter, drinnen hatte es eher Dschungel- als Arktikzemperaturen 
Ich habe unserer Unterkunft Bescheid gesagt, dass wir wohl später kommen, und hoffe, den Eintrag heute abend mit einem Hafenbild zu erweitern.
JETZT ALSO LOS!

Nachtrag:
Hui. Während wir schön im Trockenen sassen, stand unser Gepäck im Gewitter und wir trocknen gerade über der Heizung unsere Kleider.
Aber: alles gut geklappt, wir haben es einmal wie einheimische gemacht und im Duty Free Shop am Gepäckband noch Bier gekauft und primot wurde ich MIT DOSENBiERKARTONS beim Autoabholen von einer Blogleserin angesprochen (ich ... ach, ich bin dann immer sehr doof, weil: spontan bin ich halt schon nicht)
Der Jimny ist viel kleiner als ein Q7 und erst recht als ein Defender, aber wir haben statt einer Rückbank einen Käfig und wenn wie eine  kleinen Eisbär mitbringen sollen, sagen Sie Bescheid!
Wir schlafen heute in Stykkisholmur im Hotel Egilsen, das ich unemotional auf Google Maps ausgewählt habe und jetzt ist das alt und superschön und national heritage und hat einen eigenen Hausgeist
Ausserdem: es ist ewig hell und wir waren noch Aussicht anschauen.
Morgen dann: auf in die Westfjorde!