Donnerstag, August 29, 2013

Höher, weiter, schneller, Linienball

Vom Hübschen wurde heute folgendes Gespräch mit Little Q. an mich rapportiert, das mich sehr an meine Einstellung zum Schulsport in der zweiten Klasse erinnert: *

DH:"Ich habe gehört, du warst heute hässig, als du aus der Schule kamst, warum denn?"

LQ: "Also, das war so: wir hatten heute Sport und da haben wir Linienball gespielt und wie jedesmal, wenn wir Linienball spielen, hat die Mannschaft mit dem Dscherri gewonnen, weil der Dscherri, der ist einfach so gut in Linienball, da hat niemand eine Chance, das war schon die ganze erste Klasse so und heute war das erste Linienballspiel der zweiten Klasse und ich dachte, jetzt wäre es anders und es war genau wie immer: die Mannschaft mit dem Dscherri hat gewonnen und wir haben verloren und ich hatte mir das so schön vorgestellt: die ganze erste Klasse habe ich immer verloren im Linienball und im ersten Spiel in der zweiten Klasse würde ich gewinnen und das wäre wie das Finale und jetzt hats nicht geklappt und ich hasse Linienball"**

DH:"Hmm. Aber Du kannst doch so viel andere Sachen super gut und manchmal, da muss man dann halt üben und irgenwann, dann wird man auch besser und ganz bestimmt, irgendwann gewinnt auch deine Mannschaft im Linienball."

LQ:"Ja, das wäre toll. Und die andere Mannschaft, die immer gewonnen hätte, und dann auf einmal verlieren würde, das wäre für die wie das Finale der WM verlieren, das wäre wirklich schrecklich für die, das fände ich toll."

DH:"Halt, halt, ich dachte, du willst mal gewinnen und dich gut fühlen und nicht, dass sich die anderen schlecht fühlen... du kannst dich ja dann einfach freuen und musst ihnen nicht reinreiben, wie schrecklich das jetzt für sie ist."

LQ:"Mhmm, ja...mhmm..aber der Dscherri, der ist so gut, da werde ich nie besser!"

DH:"Ja, aber jetzt mal ernsthaft: Linienball. Du bist so gut im Lesen, im Schreiben, im Rechnen, im Sachen verstehen und dich ausdrücken, das ist für das Leben doch viel wichtiger als super im Linienball zu sein. Stell Dir mal vor, du willst später mal einen Job als Reporter oder Schauspieler oder Feuerwehrmann***, so einen Job kriegts Du doch viel eher, weil Du gut denken und rechnen und so kannst, als weil Du gut im Linienball bist."

LQ:" Au ja, genau, nächste Woche, wenn wir wieder verlieren, dann sage ich der Mannschaft vom Dscherri: Aber dafür krieg ich einen viel besseren Job als ihr"

DH rauft sich die kurzen Stoppeln, während Little Q. noch eine Idee hat: "Oder der Dscherri darf einfach beim Linienball nicht mehr mitspielen, weil so ist das überhaupt nicht mehr spannend."

DH:"Ja, aber jetzt überleg mal, es gäbe zB einen Lesewettbewerb in der Klasse. Wer würde den gewinnen?"

LQ:"Ich" ****

DH:"Und dann würdet ihr die Woche drauf noch einen machen und du würdest wieder gewinnen, das wäre doch toll, oder? Und die Woche drauf wieder und wieder und wieder, das wäre doch jedesmal toll, oder? Wie fändest Du es denn dann, wenn es hiesse, der Little Q., der darf nicht mehr mitmachen, der gewinnt eh immer?"

LQ:"Ja, das wäre schon doof....."

DH:"Also. Und der Dscherri, der ist doch eigentlich dein Freund, oder?"

LQ:"Ja, klar, gegen den Dscherri hab ich ja nix, aber das Verlieren, das hasse ich!"

Und um das noch lange, lange Gespräch hier mal langsam zu einem Punkt zur bringen (es ging noch weiter über Vergleiche, dass der Hübsche beim BJJ ja auch nicht immer nur Verlieren wollen würde und schloss den Business Plan für die Entwicklung einer nationalen Linienball-Liga ein), es gab ein positives Fazit:

LQ:"Ich glaub, ich frag die Lehrerin das nächste Mal einfach, ob ich mit dem Dscherri in die Manschaft darf. Dann gewinne ich endlich auch mal."

*Damals wurde gefragt, wen wir uns zum "50m-Wettrennen" als Mitläufer auswählen würden, jemanden langsameren oder jemand schnelleren. Meine damals schon sehr ergebnisorientierte Antwort war: "Natürlich jemand langsameren, sonst gewinne ich ja nicht". War übrigens falsch, weil man nur mit einem schnelleren Gegner selber auch schneller wird blablabla. Ich finde immer noch, dann sollte man sowas nicht "Wettrennen" nennen

**Fragen Sie mich nicht, was Linienball ist. Ich weiss nur, dass die Mannschaft mit dem Dscherri immer gewinnt.

*** die aktuellen Top3 der Berufswünsche. Neben Sebastian Vettel.

**** Selbstbewusstsein: Check!

Samstag, August 24, 2013

A song. And a story #2: "Nimm mich mit", 2raumwohnung





Dieses Lied und überhaupt 2raumwohnung habe ich das erste Mal bewusst noch zu Münchner Zeiten bei Freunden in einer WG gehört. (Naja, und dann gemerkt, dass das die sind, die mit "Zwei von Millionen von Sternen" und der Hypovereinsbank-Werbung (irgendeine Bank auf jeden Fall) zu der Zeit rauf und runter gedudelt wurden)
Ich habe mir dann die CD gekauft (ja, Kinder, so hat man das damals gemacht) und das Lied war auch auf dem Soundtrack zu unserer Hochzeitsparty mit drauf (okay, da waren auch viele andere komische Sachen wie zB dieses Bollywood-Dingens, das damals auch ganz in war). Nach wie vor ist 2raumwohnung (sagt man "ist" oder "sind"?) für mich der Inbegriff von deutschem netten Pop, den man hören kann, wie auch "Paula" zB. Anders als zB Xavier Naidoo mit seinem kaum auszuhaltenden Betroffenheitsgetue und Tom Bensko, den ich erst noch ganz witzig, jetzt aber nur noch mühsam finde, und auch das hochdramatisch tuende, aber dann letztendendlich doch banale Rumdramatisieren von Unheilig, ASP und Konsorten. Warum dann nicht gleich lieb und nett und doch, und da bin ich mir nie ganz sicher, entweder einfach nur strange oder aber so cool wie absurdes Theater. Wenn ich nach einem langen Tag, der von Kompetenzgerangle, Notfallfeuerwehrübungen und einfach nur hochkonzentrierter Arbeit nur so überlief, nicht mehr gerade aus denken kann, spiele ich auf dem Heimweg "Nimm mich mit" oder auch "36Grad" in voller Lautstärke, singe mit, und wenn ich dann daheim bin, dann bin ich wieder guter Laune.
Sicher hängt das auch damit zusammen, dass ich immer wieder an diesen Abend in der WG-Küche in der Kapuzinerstrasse denken muss, der für mich einfach alles symbolisiert, wofür dieses Freundespaar steht: sie zählen einerseits zu unseren allerältesten Freunden (der Hübsche kennt den männlichen Part seit der 5. Klasse), andererseits sind sie so anders als wir: sie haben als Paar in einer WG mit zwei (?) anderen gewohnt, auch dann noch, als sie ihr erstes Kind hatten, sie haben die klassische Reihenfolge "zusammenkommen, zusammenziehen, heiraten, ordentlicher Job, Kinder" wild über den Haufen geworfen, sie sind deutlich rational veranlagt als wir, sie haben ihre Kinder nicht getauft, sondern mit einer Art Namensweihe in die Gesellschaft aufgenommen, die Plazenten wurden im WG-Kühlschrank eingefroren, bis ein geeigneter Platz zum Vergraben gefunden wurde, sie leben trotz und mit ihren Kindern ein ganz anderes Lebensmodell als wir, sie sind grossartige Akrobaten (fall jemand mal im Münchner Raum eine Show für eine Hochzeit bräuchte.....), aber trotzdem: so stur und verbohrt ich vielleicht hier im Blog manchmal auf meiner Weltanschauung als der einzig ríchtigen beharre, mit diesen beiden ist es so, als würden wir wieder um die Jahrtausendwende in München entweder  bei ihnen oder bei uns auf nicht zusammenpassenden Stühlen sitzen, uns die Nächte mit "Siedler" mti allen Erweiterungen (und ich bin immer orange) oder "Carcassonne"oder diesem komischen Kamelspiel um die Ohren schlagen, dazu hektoliterweise Tee trinken, später dann noch Slibowitz aus dubiosen Quellen und dazu 2raumwohnung hören.
Jetzt wird zwar Latte Macchiato oder guter Rotwein getrunken, die Nächte schlagen wir uns mit Kinderwehwehchen um die Ohren, gespielt wird meist mit Kindern auf dem Schoss oder unterbrochen von Playmobilritterburgreparieren, aber wir sind immer noch richtige Freunde, egal wie unterschiedlich wir wirken und sind oder vielleicht gerade deshalb.

Freitag, August 23, 2013

Little L. ganz gross

Nun ist Little L. schon fast zwei Wochen Kindergärtner und praktisch ein alter Hase. Trotzdem: die Bilder vom ersten Tag, die dürfen hier natürlich nicht fehlen. Ich war anfangs ein bisschen skeptisch, weil am Schnuppertag die Begeisterung für den Kindergarten, sagen wir mal...... noch nicht ganz uneingeschränkt spürbar war. Aber dann, am ersten richtigen Tag, da war es grossartig. Der Kindergarten geht für die "Kleinen" im ersten Jahr am ersten Tag erst um 10:00h los. Ich hatte mir den Morgen freigenommen, weil: das will ich natürlich nicht verpassen, der Hübsche hatte auch noch frei, nur Little Q., der musste schon ganz normal zum Schulbeginn um 8:30h weg sein. Danach sind Little L. und ich erstmal noch einkaufen gegangen, weil die niegelnagelneue Znünibox ja befüllt werden wollte. Anders als Little Q., dessen Obst- und Gemüsetoleranz auf einige wenige Sorten beschränkt, ist Little L. ein wahrer Grünzeugvernichter. Dementsprechend hat er in der Obstabteilung dann ausgewählt: Mango, Trauben, Pfirsiche, Nektarinen, Erdbeeren und Brokkoli. (Nachdem für Little Q. der Brokkoli irgendwie der Ausbund des Bösen in Gemüseform zu sein scheint, der Hübsche auch kein Fan davon ist und ich einfach keine Lust mehr auf "Iiiiiiiih, ich ess das aber nicht, eine Sache darf man auswählen und muss nicht mal probieren, bei mir sit das Brokkoli, so eklig, mach das weg" hatte, habe ich ihn mehr oder weniger vom Speiseplan gestrichen. Bis mir Little L. eines Tages beim Einkaufen zuflüsterte: "Können wir den Brokkoli da kaufen? Ich mag den nämlich voll gern, aber nicht dem Little Q. sagen" Und seitdem gibt es bei uns wieder Brokkoli. Aber ich schweife ab, in die Znünibox kam der nämlich nicht) und akribisch das Befüllen der Box überwacht (nein, ich schnitze immer noch nicht das TajMahal aus Karotten, hier gibt es Obst/Gemüseschnitze, evlt. ein kleines Brot, Minisalami, Vollkorncracker, aber keine Essensspielereien. Nicht meine Baustelle ;-))
Dann wurde es ein bisschen schwierig, weil "Mami, ich brauch noch eine coole Frisur". Und dem Kind mit meinem Flusenhaar schwebte da etwas zwischen Mario Gomez, Mario Balotello und David Beckham vor, aber "Nein, Mami, ohne Gel". Ich konnte ihn dann davon überzeugen, dass Wasser und guter Wille allein nicht ausreichen würden und dann war mein "Fiber Gum" ("Ist das auch wirklich kein Gel?") in Ordnung.
Und ja, die Frisur ist ziemlich cool, finde ich. ("selbstgestrählt")

Und dann kam die grosse Überraschung: wie als ob er nie etwas anderes gemacht hätte, ist der grosse kleine Mann mit seiner Krippenfreundin und -freund als Trio infernale in den Gruppenraum marschiert, hat sich souverän ein Garderobenschild ausgewählt und im Stuhlkreis Platz genommen.
Da Little L. ja in einem anderen Kindergarten ist als Q. damals, waren wir natürlich falsch ausgestattet, wir hatten nämlich extra am Wochenende noch eine Röhre Pringles vernichtet, um Rohmaterial für die Poströhre zu haben, aber die war schon aus stabilem Karton vorgeschnitten und wurde auch nicht beklebt, sondern bemalt (dieser Unterschied mag marginal erscheinen, ist es aber nicht, wenn man schon in Büroklamotten beim Fertigstellen helfen muss und die Malkittel nur an die Kinder ausgegeben wurden). Gottseidank waren sie innen auch schon mit Namen beschriftet, weil das Trio infernale beschloss: "Gell, und wir drei, wir malen sie genau gleich"

Tja. Und dann? Dann wurden die Eltern nach Hause geschickt, Little L. blieb anstandslos für die restliche Stunde im Kindergarten, kam dann bombig stolz mit Lüchzgi und obligatorischer Sonnenblume heraus und ist seitdem irgendwie 10 cm gewachsen..... Er geht unglaublich gern, problemlos und scheint keine Probleme mit dem doch recht schulartigen Alltag dort zu haben. Es gibt jede Menge neue Lieder im Haus, es wird gemalt, gebastelt und einmal ist das Trio infernale auch schon ausgebrochen..... Man darf gespannt bleiben ;-)

Donnerstag, August 22, 2013

Partyvorbereitungen

Neben all dem Drama übers Wochenende hatte ja Little Q. letzten Freitag auch noch Geburtstag (deswegen haben wir nach aussen hin auch absolut kein Trübsal geblasen, weil: Hey, Acht Jahre, wie cool ist das denn?). Unser Morgenritual mit der Geburtstagskäferkette ist immer noch das Gleiche, auch wenn die mittlerweile in einem einzigen coolen Move ausgepustet wird. Auf dem Gabentisch lag dann neben jeder Menge Lego (City, Hobbit, Superhelden und Harry Potter, btw: falls jemand evtl. Harry Potter Lego loswerden will: wir hätten da einen grossen Fan und das wird ja nicht mehr hergestellt.....) auch das sehnlichst gewünschte Skateboard. Eigentlich hat sich Little Q. ja, seitdem er zum 7. Geburtstag die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie bekommen hat, ein Hoverboard gewünscht, aber leider, leider muss man da ja noch bis 2015 warten (oder?) und so gab es bis dahin halt ein Skateboard. (Erinnern Sie sich?)
Am Nachmittag nach der Schule wurde das auch direkt auf dem Skaterplatz getestet und ich muss sagen: er stellt sich richtig geschickt an!
Wie immer gab es auch ein Geburtstagsshirt (das in der Mitte ist für Q.), das ich in einem Shirtmarathonmorgen zusammen mit dem Shirt für Au-el, der einen Segelkurs zum Geburtstag bekommen hatte und so der perfekte Abnehmer für zwei kombinierte Bullaugen aus der letzten Serie bei Kunterbuntdesign ist und dem Kindergartenstartershirt für Little L. genäht habe.

Little Q. wird ja dieses Jahr zum ersten Mal keinen Mottogeburtstag bei uns zu Hause feiern, sondern grösstenteils ausser Haus, nämlich im Basler Zoo. Dementsprechend steht der Geburtstag und alles drumrum unter dem Zolli-Motto und für das Shirt wurden es eben die Affen.
Auch für die Cupcakes für seine Klassenkameraden hat er sich Affencupcakes ausgesucht (die Meringue-Buttercreme ist ein bisschen blass geworden, ich glaube, ich habe da fl.oz und normale oz. beim Umrechnen der amerikanischen Mengen aus dieser Cupcake-Bibel verwechselt und ein bisschen wenig Schokolade reingetan.), die weggingen wie warme Semmeln.

Für die Feier in der Kinderkrippe habe ich dann zwei Zebrakuchen (laut Dr. Oetker ein "saftiger Kuchen mit interessanter Optik für die Kaffeetafel", da weiss jemand, wie man einem den Mund wässrig macht) gebacken (was für eine Schweinerei, das Einfüllen), mit Kuvertüre zebramässig überzogen und den lange gehüteten Rice-Kerzen und natürlich den obligatorischen Smarties gepimpt.
Auch hier kann ich nur von der "interessanten Optik" berichten, zurückgekommen ist nix.

Soweit also die Aufwärmübungen für die Party nächsten Samstag dann!

Dienstag, August 20, 2013

Drama, Baby...

Ach ja.Bisher war ja eher Little L. unser Kind fürs Drama, ich sag nur Lungenentzündung, ich sag nur Herzflattern incl. Intensivstation und Reset. Little Q. kann das aber auch, auch wenn er, so hoffe ich, gar nichts davon gemerkt hat.
Wie im Korsikarückblick irgendwo im Text erwähnt, ist uns vor mittlerweile gut vier Wochen im Urlaub aufgefallen, dass seine Lymphknoten am Hals extrem angeschwollen waren. Und mit extrem meine ich nicht nur tastbar, sondern extrem. Golfballgross extrem. Das war uns natürlich vom ersten Moment an verdächtig, weil: grosse Lymphknoten, das kenne ich schon. Sobald ich auch nur den Anflug eines Halskratzens habe, habe ich dicke Lymphknoten, aber nicht so gross, nicht ansatzweise so gross. Dazu kam, dass Little Q. nicht das geringeste Krankheitszeichen oder -gefühl zeigte. Das einzige, was er hatte, waren jede Menge Mückenstiche und auf die reagiert er extrem. Wir haben uns also damit beruhigt, ein paar Tage später hatte auch Little L. angeschwollene Lymphknoten (bei weitem nicht so stark), ich hatte leichtes Halskratzen, soweit so gut. Allerdings ging das alles vorbei, Little Q.s Lymphknoten wurden auch leicht kleiner, dann wieder grösser und es war sehr unheimlich. Und ja, ich gebe zu, durch meine Arbeit für einen der (oder den, je nachdem, wen man fragt und wie man rechnet) Marktführer für Onkologie-Medikamente, wo man sozusagen auf Schritt und Tritt mit der Thematik konfrontiert wird, da ist mir sehr schnell der Gedanke an Krebs, Leukämie, Lymphom, wie auch immer das man jetzt nennen mag, durch den Kopf geschossen. Den Urlaub über habe ich es erstmal versucht zu verdrängen, daheim angekommen, musste ich Hals über Kopf in die Arbeit stürzen, die Jungs waren bei meiner Schwester eingeladen und bis auf die mal grösser, mal kleiner erscheinenden Lymphknoten gab es ja kein echtes Problem, also sind sie gefahren und erst als sie aus anderen Gründen (Little L. hatte irgendwelche Hautbakterien im Gesicht, die Antibiotika erfordern) eher heimkommen und eh zum Kinderarzt mussten, hat der Hübsche Q. einfach mitvorgezeigt.
Der Kinderarzt fand das alles erstmal nicht dramatisch und hat uns einen Termin Anfang September zur Kontrolle gegeben. Soweit so gut,  ich hatte das Gefühl, eine zu viel Angst habende Mutter zu sein, aber das bin ich gewohnt.
Little Q.s Lymphknoten allerdings wurde wieder grösser, einer zumindest, so dass wir am letzten Donnerstag beschlossen, wir halten die Ungewissheit nicht aus, das muss jetzt nochmal untersucht werden mit allem Drum und Dran und da können wir nicht bis September warten.
Unser eigentlicher Kinderarzt war nicht da, aber sein Kollege (Gemeinschaftspraxis) und der war, gelinde gesagt, schockiert über die Grösse des Lymphknotens. Das hat meine Sorgen natürlich nicht gerade gelindert, und so habe ich meine Ängste angesprochen (auch nicht leicht. Mit einem 8jährigen, der v.a. dann immer genau zuhört, wenn er nicht soll und der sich mit viel mehr Dingen auskennt, als man glaubt und dann soll er keine Angst bekomme.....) und eben, so wie es halt ist, auf meine sozusagen berufliche Vorbelastung hingewiesen. Der Arzt (auch das hat meine Panik nicht gerade verringert) schaut mich an und meint: "Ah, sie haben also Angst, es könnte ein Lymphom sein?" Ja, hatte ich, und anstatt, wie ich mir das erhofft hätte, zu sagen: "Nein, ach Quatsch, das ist aus dem und dem Grund definitiv keines", sagt er "Ja, wir müssen das mit einem ausführlichen Blutbild abklären und dann sehen wir weiter." Little Q. hat nur "Blut" gehört und war mit seiner Nadelphobie sofort am Ende ("Für was sind Lymphknoten überhaupt wichtig, dann ist er halt dick, mir ist das wurscht, ich lass mich nicht pieksen"), ich habe noch ein Stück weiter zugehört und neben EBV und irgendeiner Krankheit, die durch junge Katzenkratzer übertragen wird, wollte er auch den LDH-Wert testen, einen Wert, "der einem zeigt, wenn was im Körper schneller wächst, als es soll". Und als ob ich diese Andeutung missverstehen könnte, legt er nach und sagt "Das ist halt ein Tumormarker."
Das ist dann erst mal eine Ansage, die man verdauen muss. Die diffuse Angst, die man sich selber noch als hysterisch und irrational einreden kann, wird ein gutes Stück realer, wenn jemand vom Fach nicht direkt abwinkt..... Und dann (und ich gehe da deswegen so detailliert drauf ein, damit man meine Panik in den folgenden Tagen besser verstehen kann) kam noch die Aussage: "Wenn der Wert da so zwischen 200 und 300 ist, dann ist das normal, dann ist alles gut. Ansonsten müssen wir dann per Ultraschall nachschauen, was da los ist."

Tja. Das Blutabnehmen überspringen wir mal, es hat irgendwie geklappt. Am Samstag, wo die Resultate dann vielleicht schon da sein hätten können, waren sie natürlich nicht da, aber sicher am Montag.
Am Montag vormittag hat mich niemand angerufen, mittags dann habe ich in der Praxis angerufen und die Sprechstundenhilfe am anderen Ende hat fröhlich gemeint: "Ja, da sind zwei Werte da, der Doktor ruft sie an, wenn der dritte auch da ist, in zwei, drei Tagen." Darauf konnte und wollte ich natürlich nicht warten, weil im Kopf vom Hübschen und mir, da spielte das Kopfkino natürlich schon verrückt. Das ist kaum zu glauben schrecklich, welche kurzen Gedankenblitze einem da durch den Kopf schiessen, die man (also ich) sich nicht weiterzudenken erlaubt, die aber da sind, immer. Also habe ich insistiert, dass sie schaut, welche Werte da sind und als sie gesagt hat "EBV, der ist negativ und der LDH, (den sie leider für einen Entzündungsmarkerwert gehalten hat, sonst, gehe ich mal von aus, hätte sie mir den Wert nicht einfach so gesagt, sondern das wirklich den Arzt machen lassen), der ist bei 529, 460 wäre die Obergrenze von normal, aber das kann Ihnen der Arzt sicher genauer erklären, der ruft sie dann heute noch an. Oder morgen. Vielleicht."
Da sass ich nun. Mit einem "200-300 ist normal" in den Ohren, mit "460 ist die Obergrenze" und eben den 529, was ja im schlimmsten Fall ungefähr das doppelte von normal wäre. Googeln hilft in diesem Fall natürlich ungemein und man findet dann raus, dass erhöhte Werte einerseits auf Fehler beim Blutabnehmen oder beim Probentransport, andererseits auf höllische Sachen eben wie Krebs jeder Spielart, Nierenversagen, weiss der Geier was oder auch einfach nur körperliche Anstrengung hinweisen können.
Für mich waren zwei Sachen besonders schlimm: einerseits, dass ich natürlich, obwohl ich mir detaillierte Gedanken daran nicht erlaubte, Angst vor dem Schlimmsten hatte, andererseits aber, dass ich fest davon ausging, dass der Arzt im besten Falle sagen würde: "Das heisst jetzt mal noch gar nix, wir wiederholen erstmal den Test und machen einen Ultraschall und schauen mal weiter" und wir so noch weiter in der Luft hängen würden.
Der Hübsche konnte das Ganze noch schlechter verdrängen als ich (gelobt sei der höllische Stress bei der Arbeit, da kann man gar nicht so viel an anderes denken) und hat der Sprechstundenhilfe bei einem weiteren Anruf wenigstens das Versprechen abringen können, dass der Arzt und definitiv am selben Tag noch anrufen würde..... Die Zeit, bis es endlich so weit war, die kam mir ewig vor (Danke für den virtuellen Beistand via Twitter, Mail, WhatsApp etc.....), und der Anruf, so um ..... sieben oder so, war dann etwas ganz anderes, als ich erwartet hatte: der Arzt hatte keine Ahnung, in welche Panik mich der Wert gestürzt hatte, weil "529, das ist zwar leicht erhöht, klar, aber ein Lymphom, das wäre eine ganz andere Grössenordnung, das mache ich mir überhaupt keine Gedanken, das können wir nun wirklich ausschliessen.Unter 1000 besteht kein Grund, überhaupt irgendwas weiter zu machen." Nun denn. (Von den ursprünglichen 200-300 wollte er auf einmal gar nix mehr wissen...).
Ich war und bin so unendliche erleichtert und froh und dankbar, dass dieser Kelch an uns vorübergegangen ist und empfinde tiefstes Mitgefühl mit all denen, bei denen es nicht so letztendlich harmlos ausgegangen ist wie bei uns.
Die riesige Angst, die ich während dieser Zeit der Unsicherheit verspürt habe, war nur ein Bruchteil dessen, was einen vermutlich erfasst, wenn man nicht eine so definitive Entwarnung bekommt wie wir jetzt, und das kann ich mir gar nicht ausmalen....(Und ja, es war anders als bei den Little L.-Dramen, da hatte ich auch unmittelbar Angst um Little L.s Leben, aber das kam beide Male so aus heiterem Himmel und so akut, dass gar keine Zeit zum Grübeln war. Es hiess damals: Notfallstation, zackzack, jetzt,. Es gab genau eine Möglichkeit, weiterzumachen, man musste und konnte gar nicht nachdenken, für Horrorszenarien im Kopf war gar kein Platz, man war ja mehr oder weniger direkt schon drin.....)

Tja. So war das also hier bei uns dieses Wochenende und auch davor schon.....

Little Q. hat übrigens von der Panik nichts mitbekommen, er hat einmal ganz unaufgeregt gefragt, ob es schon was neues von dem Bluttest gäbe und als ich dem Hübschen nach dem Entwarnungstelefonat heulend um den Hals gefallen bin, hat Little Q. gefragt, ob ich schlechte Neuigkeiten, von einer andere Baustelle, die hier nichts zu suchen hat, bekommen hätte.....

Ach ja: wie es weiter geht? Wir warten das Testresultat der Katzenkratzkrankheit ab, diesmal wirklich entspannt, wenn das auch negativ ist, dann wars das einfach. Dann waren es vermutlich wirklich die Mückenstiche oder Gottweisswas. Und wenn die Lymphknoten wieder grösser werden (im Moment sind sie wieder recht klein), dann gehen wir nochmal hin und lassen einen Ultraschall machen. Ganz ohne Panik jetzt.


Ach ja. Und auch auf die Gefahr hin, jetzt unsensibel und/oder paranoid zu wirken: bitte, bitte, bitte, verkneifen Sie sich jeden Kommentar über die Nichte von der Schwiegertochter der Nachbarn oder auch näheren Verwandten, die das oder was ähnliches oder was total anderes auch hatten und dann war es doch nix schlimmes oder vielleicht auch doch, auch wenn der Arzt erst gesagt hat, dass nicht, und die dann entweder gewunderheilt wurden oder auch nicht. Bitte! (Und glauben Sie mir, jeden, der das Verkneifen nicht schafft, für den finde ich einen Weg und blocke ihn für immer und ewig als Kommentar und Leser für dieses Blog.)

Montag, August 19, 2013

DANKE

Freitag, August 16, 2013

8

study_of_development pt.08 by Prozac74
study_of_development pt.08, a photo by Prozac74 on Flickr.


Mein lieber Little Q.,
heute bist du 8 Jahre alt. Vor einer Woche bist du in die zweite Klasse gestartet, als ob du nie was anderes gemacht hättest, als in die Schule zu gehen. Du hast das letzte Jahr so bravourös gemeistert, das hätte ich mir nicht besser erträumen können. Und das alles ganz ohne Hilfe. Da ihr amFreitag nie Hausaufgaben auf habt und du Montag bis Donnerstag in der Kinderkrippe bist, hast Du die Hausaufgaben immer dort gemacht und ich habe sie nur daheim noch einmal kontrolliert. Du hast dich v.a. in Sachen Feinmotorik unglaublich verbessert und obwohl du der einzige Linkshänder in der Klasse bist, kannst Du genauso ordentlich (oder unordentlich) wie deine Kollegen schreiben, malen, schneiden und kleben.

Am faszinierendsten fand ich, wie bei Dir der Leseknoten geplatzt ist. Anders als Little L., der sich jetzt schon vor dem Kindergartenstart für Buchstaben und Lesen interessiert, hattest Du vor Schulstart überhaupt keine Ambitionen, dich damit zu beschäftigen. Am Anfang habe ich dich immer versucht, zu Erstlesebücher zu drängen und jeden Abend 10 Minuten Selberlesen einzuführen, aber richtig geklickt hat es nicht. Irgendwann dann kurz vor den Ferien hast Du aus der Schulbücherei ein Batman-Buch angeschleppt und dir das selber an einem Abend fertig laut vorgelesen. Am nächsten Morgen warst Du heiser, aber du konntest und wolltest lesen. Seit Ende des letzten Schuljahres hast Du nun also 17 Bände der „Beast Quest“ –Reihe verschlungen und den ersten Band von Harry Potter.

Du bist ausserdem (nach wie vor) ein extrem kluges Kerlchen, ich fand es zB extrem cool, als du nach Band ca. 8 von Beast Quest gemeint hast: „Ich weiss jetzt, wie Adam Blade (den ich übrigens verdächtige, entweder ein Autorenkollektiv oder ein Roboter zu sein) diese Bücher schreibt: im ersten Kapitel kommen die Helden immer noch gar nicht vor. Dafür werden irgendwelche unschuldigen Wanderer oder Händler von einem unbekannten Biest angegriffen. Dann gehts weiter, das Pferd bäumt sich mindestens einmal auf, das Mädchen wird immer entweder gefangen genommen, vergiftet oder gebissen, der Junge rettet sie immer, der Wolf jault immer wieder auf und am Schluss sagt der Junge immer „So lange noch Blut durch meine Adern fliesst, werde ich weiterkämpfen““

Du interessierst dich nach wie vor für alles, Politik, Science Fiction, Bücher, Superhelden, alles. Du weisst nach wie vor, welches Mädchen du mal heiraten möchtest, wieviele Kinder ihr mal bekommen werden (zwei, weil ab drei wird das fummelig mit den Kindersitzen auf Rückbank), du hast ganz unspektakulär vom Bonsai-Karate zur gemischten Kampfsporttruppe Kijuka gewechselt, seitdem du Kollegen aus deiner Klasse bei den Pfadis bzuw. Wölfli hast, bist Du da auch wieder mit Begeisterung dabei. Wir haben sogar ein Vermögen in ein Pfadfinderuniform investiert ;-). Du hast richtig schwimmen gelernt und kannst, das hast Du im Urlaub gezeigt, richtig gut tauchen.

Und so gross du auch geworden bist, du bist irgendwo immer noch mein kleiner Junge. Wenn ich dir abends, wenn ich irgendwann ins Bett gehe, noch einmal die Bettdecke zurechtziehe und dir einen Kuss aufdrücke, dann liegst Du jede Nacht mit deinem Plüschaffen und dem schwarzen Schäfchen fest im Arm im Bett......

Mein grosser kleiner Q., ich bin so stolz auf dich und darauf, deine Mami sein zu dürfen!
Ich hab Dich sehr, sehr lieb....

Immer noch Korsika: letzte Runde

Ich weiss, langsam kommen die Bilder Ihnen zu den Ohren raus, aber hier, da ist mittlerweile schon wieder so viel Alltag, dass ich es einfach geniesse, in den traumhaften Bildern vom Hübschen zu schwelgen und da müssen Sie halt jetzt durch.:


Tag, keine Ahnung
Die Jungs haben Freunde am Pool in der Anlage gefunden (also: wurden als Freunde gefunden, auf einmal hiess es nur noch „Captain L. und seine Crew“. Überhaupt: die Anlage. Es sind ungefähr 20 Appartements verschachtelt direkt am Meer an einem kleinen Wald gelegen. W-LAN, Kaffee, Eis und Waschmaschine gibt es an einem netten kleinen Pool mit Liegestühlen. Perfekt zum Chillen über die Mittagszeit, Abkühlen direkt vor dem Abendessen nach einer langen Bergtour, Sand- und Salzabduschen nach einem langen Strandtag.

Direkt vor dem Haus ist es echt leer am und im Meer

 


Yay. Tretboot. Jeden Urlaub Pflicht ;-)

Am Nachmittag sind wir dann heute auf eine kleine Tour durchs Hinterland aufgebrochen, wir haben uns von über San Nicolaou den Berg bis nach Santa Reparata hochgearbeitet. Also: der Hübsche ist gefahren und hat brav an den Kurven gehupt, ich habe viel eingeatmet und den Rentnergriff benutzt, aber die Strassen sind echt schmal und es gibt Gegenverkehr (übrigens auch meist einen Mittelstreifen, was sehr niedlich ist, wenn er die Strasse in zwei je 1m breite Streifen teilt…..).
Korsika hat alle Klischees aufgefahren, wir wurden von auf der Strasse laufenden Schweineherden gestoppt, es gab malerische Friedhöfe und Glockentürme, verlassene Geschäfte (überhaupt: verlassene Bergdörfer), ein Kalb, das nur so rumlag, und am Ende gab es eine Gite d’Etape, die mich ein bisschen wehmütig an unseren Wanderurlaub seinerzeit zurückdenken liess. Auf dem Rückweg haben wir noch an einer „Fromagerie Artisanale“ gestoppt (sowas zieht mich ja immer magisch an, ich hab das Gefühl, die Olivenölmühle und die Poterie hier werde ich auch noch besuchen) und auch, wenn die eigentlich zu hatte, kamen dann doch irgendwie Leute, denen wir einen total artisanalen Ziegenkäse und eine Flasche Limoncello abgekauft haben. Ich weiss, nach einer Woche ist das vermutlich ein bisschen spät, aber ich bin total im Urlaubsmodus angekommen und geniesse nur noch. Jetzt zB. Pastis. Und keinen Kindle mehr, den musste ich ans grosse Kind abgeben, das nun offiziell zu den Harry Potter-Fans gehört. 















Langzeitparkplatz auf korsisch ;-)



Tage später:
So, jetzt kommen wir hier in den Urlaubsflow. Und so reihen sich Tage an Pool und Strand und Ausflüge ins Hinterland in einer entspannten Reihe aneinander, unterscheidbar durch die Eissorte, die es gab, ob es arme Ritter (ein Standardurlaubsessen bei uns, weswegen ich auch Zimt aus aller Herren Urlaubsländer bei uns daheim habe; irgendwo muss das vom Frühstück übrig gebliebene Baguette ja hin), Nudeln oder auswärts gab, durch Einkäufe im Supermarkt (es gibt hier auch Schlumpfgummibärchen in sauer, die allerdings anders schmecken als die Stärkeschlümpfe zu Hause. Ausserdem heisst Schlumpf hier Schtroumpf und so bestellt Little L. sehr lustig immer mal wieder einen „Sauberen Strumpf“), und durch etwaige neu angefangene Bücher.






The Notorious Sunrise HDR by Prozac74
The Notorious Sunrise HDR, a photo by Prozac74 on Flickr.

Heute ist der Hübsche erstens früh aufgestanden, um Sonnenaufgangsfotos zu machen und zweitens hatten wir anhand des Lonely-Planet-Reiseführers eine ausgedehnte Tour durch die Castagniccia geplant. Der Hübsche gab den hintersten Punkt unserer Tour als Ziel ein, den Col di Arcarotta, und so führte uns Google Maps über eine Art Abkürzung mehr oder weniger direkt dorthin, ohne grosse Umwege über die ausgewählten Zwischenziele wie das Kloster von Orezza, das Städtchen Piedicroce mit dem schönen Ausblick und der Barockkirche und auch ohne über Carchetu, wo ich eine Mittagspause an einer Badegumpe eingeplant hatte. Stattdessen landeten wir im Zieleinlauf des „UltraTrail“, einer Art Rennevent über mehr als 60 km und 3200 Höhenmeter, also….. nicht ganz unsere Kragenweite….. (Im Ziel wurden schon zwei ganze Schweine gegrillt, es gab in der Kirche ein Dopingtestdingens, aber keine Badegumpe).






Wer findet den Eichhörnchenbaum?

Ich habe im Dorf ein paar Stockrosensamen geklaut, wir haben statt an der Badegumpe in einem Kastanienhain ein Mittagspicknick gemacht (mit Höhle in einem Kastanienstamm, wie cool ist das denn?), danach sind wir auf den im Reiseführer als von 100erten Besuchern frequentiert beworbenen Sonntagsmarkt auf dem Col di Arcarotta gelandet. Nun ja. Also. Wir haben mal nix gekauft, weil Sirup trinkt bei uns eh keiner, Wurst, Käse und so hatten wir schon und Uhren in der Form von Korsika brauchen wir nicht. Ohrringe mit Lampworkperlen finde ich zwar toll, habe ich auch schon, aber irgendwie trage ich doch immer nur meine schlichten Silberkreolen.






Peek A Boo by Prozac74
Peek A Boo, a photo by Prozac74 on Flickr.







Wir haben deswegen Gegend angeschaut und sind dann die sich wunderbar am Tal entlangschlängelnde Strasse nach Cervioni weitergefahren. Von dort aus ist man recht schnell wieder unten am Meer. Nachdem es heute relativ stürmisch war und auch niemand mehr Lust hatte, nochmal loszuziehen, sind wir den Nachmittag am Pool versumpft und jetzt sind wir alle müdemüdemüde (letzte Nacht habe ich Little L., der ja zwei- dreimal die Nacht aufwacht und nach Wasser verlangt, eine Wasserflasche ans Bett gestellt, was dazu geführt hat, dass er alle zwei Stunden entweder die Wasserflasche nicht gefunden hat, sie leer war oder er aufs Klo musste.) Das ist das einzige, was mir hier im Urlaub fehlt: Schlaf.


Noch ein Tag
Heute dann hat es heute morgen….. geregnet. 


Damit hatte nun niemand gerechnet, sicher auch nicht Little L., dessen Wasserflaschensuche so erfolgreich und das nächtliche Klogehen so wenig erfolgreich war, dass wir, sagen wir, eine Menge Extrawäsche hatten, die bei 4000% Luftfeuchtigkeit natürlich nicht so gut getrocknet ist. Statt Warten dass der Regen aufhört, haben wir uns wie alle anderen Urlauber ins Auto gesetzt und sind nach Bastia gefahren. Dort haben wir erst einen Parkplatz gesucht und dann, wir Glückspilze, nicht nur einen übernehmen dürfen, sondern sogar noch ein Parkticket bis vier Uhr nachmittags geschenkt bekommen.
Bastia war dann unglaublich heiss und feucht, aber auch schön. Wir haben ein spätes Mittagessen am Alten Hafen genossen, auch wenn das Lokal im Lonely Planet Reiseführer eher für seine Vorglühqualitäten als die kulinarischen empfohlen wurde. Es hatte aber ein total finsteres kohlrabenschwarzes Klo, das war schon cool.








 






Kurz danach ist Little Q.s Hut vom Steg in ein Boot geweht und der Hafenhausmeister, der da irgendwas gesägt hat, hat den Hübschen doch glatt verdächtigt, das Boot nur deswegen herzuziehen, damit er Little Q. draufstellen kann und ein cooles Foto machen könnte, und das wäre streng verboten, weil erstens gehört uns das Boot ja nicht und zweitens würden da immer wieder Touristen ins Wasser fallen und das wäre ja auch nix….. aber die Geschichte mit dem Hut, die verstand er und hat ihn sogar für uns gerettet.
Kurz vor dem Abendessen waren wir dann zurück und haben uns (ohne Regen) in Meer und Pool abgekühlt. Leider ist Little L.s Schwimmgürtelverschluss nicht mehr ganz zuverlässig, so dass man nie sicher sein kann, dass nach einem „Viererspagatsprung“ Little L. samt Gurt wieder hochploppt oder nur der Gurt, gefolgt von einem panisch nach Luft schnappenden Little L. Für meine Nerven ist das auch nix, immer so aus dem Nichtstun heraus ins Becken hechten und das Kind retten, also gab es am lokalen „Presse Souvenirs Tabac“-Stand noch Schwimmflügel zusätzlich. Offensichtlich sind die in Korsika nur für Mädchen gedacht, es gab hellrosa mit Hello Kitty, pink mit Minnie Mouse und hellblau (mit pink) mit Küken….. In Anbetracht des Ertrinkens hat Little L. sich für die Kükenvariante entschieden (ja, liebe Genderpolizei, ich hätte ihm mit Freuden auch die Hello-Kitty-Dinger gekauft). Aber mittlerweile ist Little L. im Pool zum Adrenalinjunkie geworden (keine Flügel) und will im Falle des Gurtverlustes einfach am Beckenboden entlang bis zur Leiter laufen. Testläufe waren eher noch unbefriedigend…
Sonst so: Little Q. ist schon bei 33% von Harry Potter und extrem angefixt.



Ups. Ein paar Tage später: Nach einem folgenschweren Wettrennen auf dem Sportplatz vor der Tür haben wir bis auf weiteres alle laufintensiven Ausflüge gestrichen., Der Hübsche ist nämlich beim „wer ist schneller am anderen Ende“ mit Little Q. ohne Fremdeinwirkung durch einen Muskelabriss/-faserriss/-krampf/extraterrestrischen Traktorstrahl so blöd und schmerzhaft gestürzt, das nichts aus unserer Reiseapotheke dagegen half (und wir hätten was gegen alles, gegen Durchfalll, Spucken, Nebenhöhlen, Kopfschmerzen, Pilz, Mittelohr, Hämorrhoiden, Fieber, Allergien, Herzrhythmusstörungen, aber eben nix gegen Muskel.) und wir in der Apotheke das gute Voltaren besorgen mussten. Das und der natürlich unbändige Genesungswille helfen ungemein und so ist der Hübsche wieder in der Lage, zum Pool zu humpeln, zum Strand und beim Einkaufen im klimatisierten Auto zu warten ;-). Er ist sogar noch einmal mit uns zur Badegumpe gelaufen, aber auch wenn wir ja mittlerweile den Weg kennen: ein Geheimtipp ist das nun echt nicht. Toll aber schon, wenn man vor 10 am Parkplatz ist und dementsprechend vor 12 wieder geht.
Little Q. würde am liebsten selber nach Hogwarts gehen und ist so unsichtbar, wie noch nie in seinem Leben. Auch abends sitzt er so still mit uns und seinem meinem Kindle auf dem Balkon, dass es uns meist gar nicht auffällt, dass er eigentlich schon lang ins Bett gehört (nur, wenn ich mit der Mückenkerze zündle, dann kehrt er aus Hogwarts zurück und will auch. Da kommen dann so verstörende Fragen wie „Brennt ein Kindle eigentlich?“, die mich nochmal überdenken lassen, ihm einen Paperwhite zum Geburtstag zu schenken).















Mein Plan, die Papierbücher, die ich schon lange mal lesen wollte, hier im Urlaub „aufzuarbeiten“, ging übrigens grandios in die Hose. Bei SommerSonnetraumwetter und immer mal wieder nötigen Rettungsaktionen des kleinen Kinds kann ich mich nicht auf „Abendland“ und „Unter dem Tagmond“ einlassen. Skandinavien- und Englandkrimis gehen aber, genauso wie „Ein ganzes halbes Jahr“ (ich hab ja „Ziemlich beste Freunde“ nicht gesehen, aber das Buch ist schon ein um Herzschmerz angereicherter Aufguss davon, oder? Nicht, dass ich nicht Rotz und Wasser geheult hätte….) und der schamlose „Zwei an einem Tag“-Aufguss (bis zum Cover, echt jetzt) "Du und ich und all die Jahre“ (oder so). Sogar die beiden Bücher von Elizabeth Rank, die ich wegen der Empfehlung von Herrn Buddenbohm und Isabel Bogdan gekauft habe, habe ich durch, auch wenn ich die beschriebene Berlin-Hipster-Filterbubble genauso mühsam und bemüht dramatisch (ja, call me altmodisch und tantenhaft) finde, wie im echten Leben ;-).
Gestern habe ich dann auf meinem Wunschzettel eine lang vergessene Perle entdeckt, das Cover und der Titel liessen mich nämlich fürchten, ich hätte das in der ganz kurzen Zeit, als ich dachte, ich würde Werwolfbücher mit schönen Umschlägen vielleicht doch mögen, auf meinen Wunschzettel gesetzt, aber nein: das ist ein richtiges Buch! Und zur Abwechslung auch nicht skandinavien-based: schön! (und noch dazu nicht mehr zum Hardcover-Kindle-Preis)
Heute hat der Liebste ausserdem Geburtstag (nein, immer noch noch lang nicht 40, also wurde er mit dreitstimmigem engelsgleichen Gesang geweckt, durfte ein paar geekige Geschenke auspacken (das eigentliche ist noch auf dem Postweg unterwegs in die Schweiz) und wir gehen den Tag ganz gemütlich an. 


Ausserdem haben wir dann noch was gemacht, was unsere Eltern und Offline-Menschen überhaupt nicht verstehen werden/würden: wir haben uns mit wildfremden Menschen, die wir nur aus dem Internet kennen getroffen. Mein Stalking-Gen Geographie-Checkertum hat nämlich auf dem Ausblick-Instagram-Bild von Journelle dasselbe Bergpanorama entdeckt wie jeden Morgen aus unserem Schlafzimmerfenster (das Kinderzimmer hat den Meerblick gekriegt).

 Ich habe also das kostenlose Pool-W-LAN für ein paar Twitter-DMs genutzt und schon hatten wir ein Eisdate. Was soll ich sagen, es war eigentlich wie immer, wenn ich Internetmenschen treffe, deren Blog etc. ich schon seit langem lese (lese im Sinn von mag, nicht im Sinn von Autounfall): wir haben uns wunderbar unterhalten, die Männer und Kinder übrigens auch, schön wars und so lang, dass das Journellesche Huhn vermutlich zum Teil vertrocknet war und wir uns sputen mussten, um uns ausgehfein für des Hübschen Geburtstagsessen in Cervione zu machen. Auch hier haben wir uns auf den Reiseführer verlassen (lonely planet, nicht die Profis mit der einsamen Gumpe), und diesmal echt Glück gehabt. In einem luftigen Hof unter Haselnusssträuchern (Cervione ist sowas wie hazelnut capitol oft he nut world) haben wir einen lustigen Mix aus Entrecote, Haselnusskalbsschnitzel, überbackenen Muscheln und Tortellini genossen.

Father and Sons by Prozac74
Father and Sons, a photo by Prozac74 on Flickr.


Kleiner Mann, grosse Kamera ;-)



Das war vielleicht mal ein Kino...









The Family Holiday Photo 2013 by Prozac74
The Family Holiday Photo 2013, a photo by Prozac74 on Flickr.
Nach zwei weiteren Tagen Extremebeaching und –pooling setzte bei mir so langsam der Abreisemodus und bei den Kindern ein bisschen der Lagerkoller ein. Entsprechend unerwartet entspannt war dann die Heimfahrt mit der Fähre (niemand über Bord gegangen, nicht mal verloren) und praktisch ohne Stau und Geschimpfe nach Hause.
Gefährt parkt ein

Nägel trocknen im warmen Seewind ;-)

Typisches Urlaubsbild: Q liest und liest un.d liest. L. ist bockig, weil: "nie darf ich irgendwas"

Schattensitzplätze im Freien sind auf der Fähre ja Mangelware. Wenn man klein ist, hat man da Vorteile.

Wobei ich die Idee dieses Pärchens grossartig fand.... (habe überlegt, die Kinder heimlich dort auf der Luftmatratze zu parken ;-))

Wer ausser mir sieht in diesen beiden Jungs die zukünftien Teenies, die heimlich rauchen (wehe....)?

Man muss die Zeit nutzen,wenn man selber mal Kindlezugriff hat.



(Einziger Stress für mich: bei uns bestimmt der Fahrer die Musik und dem Hübschen hilft Nine Inch Nails beim Konzentrieren. Ich kriege davon aufgerollte Fussnägel, verkniffenes Gesicht und haben heute auch Ohrenschmerzen, aber er wollte erst hinter dem Gotthard wechseln.) Überhaupt: Gotthard.

Ich weiss gar nicht mehr genau, wann wir das letzte Mal wirklich durch den Tunnel gefahren sind. Mein allererster Chef hat mir ja unteranderem beigebracht, dass ab 20 Minuten Stauf vor dem Tunnel der Weg obendrüber schneller (schöner ist er immer) ist und 20 Minuten Stau? Das gibt es vor dem Gotthard ja schon, wenn in Holland zwei Leute gleichtzeitig das Wort „Ferien“ denken. Ein einziges Mal sind wir übrigens mit all den holländischen Wohnwagenchauffeuren der offiziellen Empfehlung über den St Bernhardino gefolgt. NIE WIEDER! Da müssen die ganzen Flachlandtiroler erstmal mit ihren Gespannen die Serpentinen rauf und auf der anderen Seite merken sie dann (genau wie wir), dass sie am ganz anderen Ende der Schweiz sind und einmal quer zurück müssen. Wir wurden dann ausserdem nachts auch noch in Zürich geblitzt, das machen wir nie wieder!

So, das war's, jetzt ist auch das Blog im Alltag angekommen. Wer noch mehr Bilder sehen will, kann sich hier durch alle 555 klicken, die des Hübschen Qualitätskontrolle überstanden haben.

(Und ja, ich freu mich schon auf die nächsten Ferien. Berge. Schweiz. Wandern.)