Heute nacht bin ich um viertel nach vier aufgewacht, ich nehme an, eine Kombination von Käsebauch und Temperaturwechsel. Gestern abend hatte es draussen 4°C, heute morgen dann 14. Dafür war ich viel zu warm eingepackt. Ich habe es dann leider nicht mehr geschafft wieder einzuschlafen (Jonny war länger unterwegs als die letzten Nächte, kein Wunder, war ja endlich mal nicht arschkalt, ich habe dann 2h lang mir aktiv keine Sorgen gemacht oder so.). Und dafür ging der Tag dann eigentlich.
Sportründchen zu Kreislaufhochkriegen, dann Arbeit.
Zu Mittag unerwarteter Besuch von L., der eine Freistunde hatte und dann lieber mit Döner nach Hause kam, als in der Schule abzuhängen.
Danach: Arbeit geplant bis fünf, um halb sieben gesagt: "So, Freunde, ich brauch eine Pause, bis morgen".
Dann: Pizzaabend mit Q., den habe ich das ganze Wochenende nicht gesehen, da gibt es viel zu erzählen. (Sehr praktisch, so ein extrovertiertes Kind, wenn man selber mal ausnahmsweise nix mehr sagen mag).
Dann: Wäsche fertig zusammenlegen, Radklamotten für morgen packen, Buch und Tee auf dem Sofa, früh ins Bett und hoffentlich besser schlafen
Gegessen:
Ananas (vom Raclette übrig), Kaki, Joghurt, Müsli
Chräbeli (Anisplätzchen, die keiner ausser mir hier mag)
Raclettereste (klingt spannender und mächtiger als es war: Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Paprika und dazu einen grossen Salat. Käse bleibt bei uns nicht übrig, respektive wird nicht aufgebraucht, wir haben da einen rolling stock über die gesamte Saison)
viel Kaffee
Montagspizza
Gesehen: "Robbie Williams" zum Sporteln (ich war nie Take that Fan, war vermutlich zwei Jahre zu alt oder wenigstens mit zwei Jahre zu alten Menschen sozialisiert, ich erinnere mich noch, dass ich mit meinem damaligen Freund in Paris war, als Robbie TT verlassen hat und die Fans kollabiert sind. Robbies Musik habe ich tatsächlich erst später für mich entdeckt, und Take That war immer eher so eine Jugendsünde von Robbie für mich)
Gelesen: "Montana"
Und statt einer Fragenlistenfrage habe ich heute meine Weihnachtsfeierplanungsgeschichte für Sie.
Ich habe damals schon gebloggt, aber ich glaube, das habe ich damals nicht in aller Schrecklichkeit aufgeschrieben, besonders, weil die eine Story ja noch ein monatelanges Nachspiel hatte. Die Kaltmamsell hat mich heute draufgebracht und deshalb geht es jetzt los, down memory lane.
All das ist in meiner ersten Funktion bei meinem aktuellen Arbeitgeber passiert, Sie erinnern sich vielleicht noch, ich war damals Betriebschemikerin in unserem Wirkstoffpoduktionsbetrieb. Ich war in unserer Betriebsgruppe die einzige Frau, es gab noch einen Betriebschemiker, einen Betriebsleiter und ungefähr ..... 50? 50? Produktionsmitarbeiter. Die erste Weihnachtsfeier, an der ich teilnahm, fand in einem Freibadrestaurant statt (ja, so habe ich auch geschaut, aber anscheinend ist das ein jahreszeitlich unabhängiges Restaurant, das richtig gut ist). Es gab Wildschwein am Stück (ich erinnere mich noch an Q., der gerade einen Asterix-Comic gelesen hatte und frage: "Nur eins pro Person?!"), der Betriebsleiter hielt eine Rede, es war ganz schön, aber naja, ich fand nicht irgendwie mindblowing.
Das Jahr danach war furchtbar: unser Betriebsleiter war ja schwerkrank und es wurde immer schlimmer und er starb in den Herbstferien (ich habe immer noch Mühe, die Fotos von unserem ersten Haslibergurlaub anzuschauen, weil ich noch genau weiss, wo auf der Muggenstutz-Wanderung mein Kollege angerufen hat, um mir Bescheid zu geben). Es war furchtbar traurig und schlimm für alle. Ich hatte ihn schon in den letzten paar Monaten vor seinem Tod, wo er dann nicht mehr zur Arbeit kommen konnte, vertreten und machte das auch weiter, das war eine krasse Erfahrung. Und irgendwann im November hiess es dann: "Was ist eigentlich mit Weihnachtsfeier?" und es wurde vom Chefchef entschieden, dass wir eine machen dürften / sollten, weil es ja eine Belohnung für die tolle Arbeit im letzten Jahr war und das ja trotz des Todesfalls passieren sollte. Also hatte ich den Auftrag, Mitte / Ende November eine Weihnachtsfeier für 60 Leute zu organisieren. Naja, dafür wurde es eigentlich ganz gut, wir haben den Hadid-Pavillon gemietet und ein Buffet organisiert und es war eigentlich ein schönes Fest, alle irgendwie traurig, aber auch froh, zusammen zu sein, ich fand die Location ganz cool, der Rest der Truppe nicht ganz so, ausserdem gab es kein Wildschwein und man konnte sich nicht gottlos betrinken, weil es halt am Arsch der Heide ohne ÖV-Anbindung ist, aber mei, dafür war es halt Mitte November noch verfügbar.
Gezahlt haben wir damals irgendwie ... ich weiss es nicht mehr, es gab irgendwie die Möglichkeit, dass einer privat zahlt und der Chef zeichnet das direkt ab und dann kann es der andere am nächsten Tag als Spesen einreichen, irgendwie so. Auf jeden Fall hat das gut geklappt, bis auf ein bisschen fad, war alles super.
Im Jahr drauf gab es einen neuen Chef, ich war es nicht geworden und deshalb eh ziemlich angepisst, machte aber gute Miene zum bösen Spiel (im Nachhinein: war super, dass es so kam, wie es kam). Irgendwann (ein bisschen früher) kam wieder die Rede auf Weihnachstfeier und "Wer hat das letztes Jahr organisiert, ach, super, dann machst du es wieder." ich war wieder dran.
Es gab erstaunlich starke Gefühle für das Schwimmbadrestaurant und das Wildschwein dort: ein signifikanter Teil der Belegschaft wollte UNBEDINGT nochmal da hin, weil, das war die beste Weihnachtsfeier jemals und es wäre doch eine schöne Erinnerung an den alten Chef.
Der neue Chef hatte drei Bedingungen für die Weihnachtsfeier:
1. auf gar keinen Fall das Schwimmbadrestaurant mit dem Wildschwein, im Andenken an den alten Chef können wir das nie wieder machen
2. Ich müsste auf jeden Fall hingehen, weil er wäre da schon im Urlaub und ich müsste ihn vertreten.
3. Das mit dem Zahlen muss diesmal anders laufen und zwar auf Rechnung.
Ich habe also Ideen gesammelt, auch innerhalb der Belegschaft (lange Gesichter bei "Kein Schwimmbad, kein Wildschwein"), Termine und Angebote eingeholt und ich weiss es ohne Witz nicht mehr, wie das passiert ist, war auf einmal entschieden, dass wir zu einem chinesischen Restaurant mit All You Can Eat Buffet gehen. (ich weiss echt nicht mehr, wie es dieser Vorschlag auf die Liste geschafft hat, geschweige denn, warum er ausgewählt wurde, haben wir abgestimmt? Wollten wir "mal was ganz anderes" machen, um nicht mehr traurig ans Schwimmbadwildschein denken zu müssen? Es ist mir ein Rätsel.)
Terminlich ging nur der Tag, an dem, ich weiss gar nicht mehr, Kinderkrippenweihnachtsfeier oder irgendwie sowas war, ich weiss noch, dass ich dort schon geschniegelt und gestriegelt in meinem "Ich vertrete den Chef und bin die einzige Frau"-Weihnachtsfeieroutfit aufgelaufen bin und dann direkt mit dem Auto etwas verspätet zu dem Chinarestaurant gefahren bin.
Ich kam zu einem Moment, wo ... es schon kurz vor Eskalieren war. Es war normaler Restaurantbetrieb und wir hatten zwei lange Tafeln am Ende des Gastsaals. Ich nehme an, irgendwann war auch was gegessen worden, ich holte mir noch ein bisschen was, aber vor allem war schon ordentlich gebechert worden. Wir hatten vereinbart, dass Wein und Bier inclusive wären, aber keine harten Alkoholika. Ich hatte irgendwie vermutet, dass das alles Ehrenschwaben wären, die dann halt keinen Schnaps trinken, aber hey: wir waren ja "im Dytschen" und eh alles "spottbillig" und so haben die Herren dann runden- und flaschenweise Schnaps bestellt und waren zu einem Teil schon mehr als nur gut dabei, als ich dazukam. Ein, zwei, drei haben dann wirklich so krass zugelangt, einer wurde gegenüber anderen Restaurantgästen übergriffig und aufdringlich, also richtig unangenehm. Es war mir sehr unwohl und unangenehm den anderen Gästen und dem Restaurantpersonal gegenüber, ich habe es aber auch nicht hinbekommen respektive mich getraut, da auf den Tisch zu hauen (und sei es im übertragenen Sinne) und dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Ich war einfach überfordert mit der Situation.
Irgendwann war es dann vorbei und es ging ans Bezahlen. Ich hatte vorher gesagt, dass ich das bitte auf Rechnung machen müsste, Aussage war "Kein Problem" (die Restaurantbesitzer und alle Angestellten sprachen und verstanden Deutsch mehr schlecht als recht, englisch noch weniger, und naja, mein Chinesisch ist nichtexistent). "Kein Problem" war es dann doch nicht, aber ich war nicht bereit, einen 4stelligen Betrag vorzustrecken, ganz besonders, nachdem der Chef gesagt hatte: "Unbedingt auf Rechnung, gell?!" und selber im Urlaub war und mir ganz sicher vor Weihnachten keine Spesenrechnung mehr abzeichnen würde.
Ich habe also einen sehr, sehr langen Kassenzettel unterschrieben, die Rechnungsadresse und meine Visitenkarte "nur für den Fall" dagelassen und bin stocknüchtern und bedröppelt nach Hause gefahren.
Die nächsten Tage ist nicht viel passiert, es waren viele Leute verkatert, ich habe sehr oft "wir hätten doch Wildschweinessen im Schwimmbad gehen sollen" gehört, irgendwann bekam ich einen Briefumschlag mit dem von mir unterschriebenen Kassenzettel drin.
Ich bin damit zu jemandem, der sich mit Rechnungen zahlen auskennt, gegangen, der mir dann erklärte, dass das keine Rechnung wäre, wir bräuchten eine Rechnung mit Rechnungsnummer und irgendeiner Steuernummer vom Restaurant und das halt nicht an mich, sondern an die Buchhaltung.
Ich habe also beim Restaurant angerufen und gesagt, ich könnte das so nicht zahlen, ich bräuchte Rechnung, -nummer und Steuernummer und alles an die Buchhaltung. "Kein Problem"
Es wurde Weihnachten, Neujahr, wir haben das neue Jahr gestartet, ich bekam einen Brief mit einem Zettel, auf dem stand: "Rechnung, Summe vom Kassenzettel". Ich rief nochmal an, erklärte nochmal dasselbe, mir wurde erklärt "Kein Problem, du zahlen, ja?".
Es wurde Februar, ich fuhr in die Skiferien, mitten auf der Piste läutete mein Arbeitshandy (damals noch ein unkaputtbares Nokia) mit einer mir unbekannten deutschen Nummer. Ich hielt an, ging ran und wurde in gebrochenem Deutsch wüst beschimpft, dass ich gefälligst endlich die Rechnung zahlen solle, erst essen und sich betrinken und dann nicht zahlen. Ich erklärte, dass mir das unendlich leid tue, und ob sie denn die Rechnung mit Rechnungsnummer und allem nicht an die Buchhaltung geschickt hätten und sobald ich zurück wäre, würde ich mich drum kümmern. Nach dem 5. Anruf, der genau den gleichen Inhalt hatte, habe ich das Arbeitshandy ausgeschaltet für den Rest der Ferien.
Wieder zurück kontaktierte ich unsere Buchhaltung, die wussten von nix, bestätigten mir aber auch, dass ohne Rechnungsnummer und Steuernummer eh nix passieren würde. Ich fand irgendwo versteckt auf der Homepage des Restaurants eine Emailadresse, an die ich die Sache mit Rechnung etc nochmal schickte incl eines Templates für so ene Rechnung.
Ich war schon bereit, einen entfernten Kollegen, der in der Nähe des Restaurants wohnte, sehr gut mit Leuten kann und aus Nachbarschaftsgründen an einer funktionierenden Beziehung zu diesem Restaurant interessiert war, mit dem Rechnungstemplate mit auszufüllender Rechnungs- und Steuernummer dort vorbeizuschicken, da hatte ich auf einmal einen Anruf einer mir unbekannten deutschen Nummer auf meinem Arbeitsfestnetztelefon. Googeln ergab: "Rechtsanwalt und Steuerberater, Fachgebiet Inkasso". Ich ahnte, dass das mit meinem "Kein Problem" zu tun hätte und rief mit ganz schön Herzklopfen zurück (ich meine: ich konnte absolut verstehen, dass die Restaurantleute total angepisst waren: da hatten sich eine Horde Schweizer bei ihnen vollgefuttert und besoffen für irre viel Geld, sich ausserdem daneben benommen und dann zahlen sie nicht? Ich wusste allerdings nicht, wie ich ihnen noch klarmachen sollte, was es von ihrer Seite bräuchte.)
Am anderen Ende war dann ein sehr freundlicher (deutschsprechender) Rechstanwalt, der "mal nachfragen wollte, was mit dieser Weihnachtsessenrechnung wäre, die schon so lang überfällig wäre".
Ich habe mich also entschuldigt, alles nochmal erklärt, nochmal die Rechnungsanschrift etc weitergegeben, er hatte vollstes Verständnis ("Kein Problem, nächstes Mal melden Sie sich doch gleich bei mir". LOL, as if, ich werde nie wieder eine Weihnachtsfeier organisieren und in dieses Restaurant gehe ich auch nie wieder) und versprach, sich drum zu kümmern, "das is kei grosse Sach".
Ich atmete auf.
Ein paar Wochen später bekam ich eine Email aus Budapest, dort sitzt (sass? ich weiss es nicht) unser Accounting, mit der Frage, ob die angehängte Rechnung korrekt sei, wenn ja, würde man eine Zahlung veranlassen.
Ich kontrollierte, bestätigte, machte innerlich drei Kreuze.
Ein paar Wochen später kam noch eine Mail aus Budapest mit dem selben Inhalt. Ich antwortete, dass das ein bisschen seltsam wäre, weil die Rechnung doch schon bezahlt worden wäre und wir wären nur einmal dagewesen. Man würde sich drum kümmern.
Ein paar Wochen später kam noch eine Mail, wieder derselbe Inhalt. Ich antwortete dasselbe und das wiederholte sich noch ein paar Mal.
Ich überlege heute noch, ob die Restaurantleute vielleicht von Anfang an alles richtig verstanden haben und jedesmal nach unseren Telefonaten eine neue Rechnung geschickt haben und nur unsere interne Post und die internen Prozesse so lang gedauert haben, dass es erst Monate später bei den Leuten, die tatsächlich zahlen können, ankam? Ich weiss auch nicht, wie oft diese Rechnung / Summe nun tatsächlich bezahlt wurde. (Bester Kommetnar meines Chefs übrigens, als ich ihm davon erzählte: "Warum hast Du es denn nicht auf Spesen gemacht?!"
Und das, meine Lieben, ist der Grund, warum ich NIE WIEDER eine Weihnachtsfeier organisiere.