Freitag, Oktober 19, 2018

Quitt' pro quo

Ich erinnere mich, dass meine Vater, der bei uns früher für Marmelademachen (und -essen) zuständig war, immer von Quittenbrot geschwärmt hat, aber es ware sooooo ein grosser Aufwand, und irgendwann hat er sich dan doch dazu durchgerungen, es zu machen und so sehr geflucht und "So einen klebrigen Scheiss mach ich nie wieder", dass ich mich gar nicht traute, eine Meinung dazu zu entwickeln, wie ich Quittenbrot denn nun so finde.


Heute abend (oder morgen früh) werden wir dann sehen, ob das sowas wird wie die Zimtsterne, von denen meine Mutter immer sagte: "Ja, sehr, sehr lecker, aber so eine klebrige Sauerei zu machen, das lohnt sich einfach nicht" und ... nach Testen verschiedener (auch angeblich dummysicherer Rezepte) kann ich ihr da nur zustimmen und Zimtsterne gibt es hier nur in Form formloser Zimtbatzen oder halt gekauft.


In Sachen Quitten war heute Grosskampftag: als erstes habe ich die Quitten im Earl Grey-Ingwersirup eingekocht. Weil ich ja nicht nur 2 grosse Quitten, sondern FÜNF KILO (minus die zwei Ofenquitten, die wir gestern aben verspeist haben, mit Ahronsirup statt Honig, weil halt; mhmmmmm!) habe, habe ich direkt mal die doppelte Menge angesetzt. Und weil die Einkochautomatik vom Backofen bei den Zweitschgen schon so super lief, habe ich auch dismal den Sirup gemacht und abkühlen lassen, die Quittenschnitze in die Einmachgläser gepackt, mit dem Sirup begossen und eben automatisch eingekocht. Ich musste dann nach Abkühlen direkt ein Glas aufmachen und probieren, erstens um rauszufinden, wie es schmeckt und zweitens, weil ich mir nicht sicher war, ob 35min bei 90Grad/Dampf 15 Minuten im Sirup köcheln entsprechen, so vom Weichwerden her. Aber: tun sie und es schmeckt grossartig! Grad die Sache mit dem Tee ist perfekt!


Mit dem Rest der Quitten (minus 4 für noch mehr Ofenquitten) habe ich also das Doppelrezept Gelee/Brot gestartet.
Gelee war soweit unspektakulär, nachdem ich heute die erste Mirabellenmarmelade mit einem Schuss Aperol probiert habe, habe ich verschiedene kleinere Gläser mit Aperol, Calvados und Amaretto versetzt, das kann ich mir gut vorstellen.


Die Masse furs Quittenbrot (immerhin noch 1.6 kg Quittenmatsch plus die gleiche Menge Zucker) habe ich dann also erstmal eingekocht (ich habe so Teflon-Töpfe von Kitchenaid aus einer coop-Trophy, da legt sich nix am Boden an, aber sobald eine gewisse Dicke erreicht ist, spritzt das grausam (und klebt natürlich), wenn man nicht kontinuierlich rührt. Es muss ein bisschen lustig ausgesehen haben (und ich habe mit Absicht die Webcam zugelassen), wie ich mit Headset und Kochöffel vor dem Herd stand, das Laptop stand auf dem Schneidbrett und gleichzeitig über einen Validierungsmasterreport diskutierte und währenddessen Achten im Quittenpüree zog.


Nach einer Stunde kam das Ganze aufs Blech und in den Backofen, bei 100°C Umluft mit eingeklemmtem Kochlöffel. Es braucht länger als die angegebenen 4h, aktuell bin ich bei 5.5, aber es wird gut! Ich glaube, man darf nicht zu früh aufhören, sonst bleibt das innen drin noch zu schmierig und dann bappt das überall.  Nach 2h habe ich die Wabbelplatte übrigens umgedreht, das geht gut, wenn man es eben auf ein Backpapier streicht, dann kann man ein zweites Backpapier oben drauflegen, dann ein zweites Backblech oben drüber und dann beherzt wenden und das erste Backpapier abziehen.


Nun denn, ich hoffe, es wird so gut, wie ich mir das denke!


Auf jeden Fall habe ich jetzt 4 Einmachgläser Quittenschnitze, 6 Gläser Gelee, eine undefinierte Menge Brot, 8 Gläser Mirabellenkonfi, 3 Einmachgläser Zwetschgenkompott, und 4 Gläser Powidl. Der Winter kann kommen, take this, Frederik!


Stressleveldurchschnitt gestern; 34
Selbstbeweihräucherung: ich habe es geschafft, mich networkenderweise in eine etwas doofe Situation zu manövrieren, die auf den ersten Blick wie ein Luxusproblemchen aussieht, auf den zweiten echt doof zu lösen ist und auf den dritten vermutlich ein Riesenkompliment. Naja, mach ich dann Montag.