Freitag, Juli 16, 2021

160721 Fremde Heimat

 Sehr spannend: die durch die Pandemie forcierte Schweiz-Zentrierung der letzten anderthalb Jahre hat  mich mehr vom Alltag in Deutschland entfremdet als die 18 Jahre davor.

Während es in der Schweiz ja erst keine Masken, und deshalb keine Maskenpflicht, dann genug OP-Masken und eine Maskenpflicht, aber fast keine (und schon gar nicht die unsäglichen selbstgenähten) Stoffmasken gab und zwar genug FFP2, aber nie eine Empfehlung oder gar Pflicht, haben wir für unseren Deutschlandtrip die FFP2-Vorräte wieder ausgegraben (die Kinder tragen nach wie vor standardmässig FFP2, aber der Hübsche und ich haben nach Erreichen des vollständigen Impfschutzes auf die Papiermasken zurückgeschwenkt, von denen noch an allen Ecken des Hauses unangebrochene 50er-Packungen auftauchen).

Womit ich jedoch nicht gerechnet hätte, war, dass man nur mit einem negativen Coronatest (oder Impfung) in ein bayerisches Hotel einchecken darf (Auf der Hotelhomepage stand nichts, in der Reservierungsbestätigung auch nicht, nicht mal "Bitte informieren Sie sich über die aktuellen Regelungen, hier Link", und ja, natürlich hätte ich das raussuchen können, aber ich habe im Moment nicht die Kapazitäten für Extrarecherchen. Ich habe stattdessen die Öffnungszeiten des nächsten Testzentrums gegoogelt, festgestellt, dass uns das nicht reichen würde, und dann dachte ich ganz untypisch (und mit ein bisschen Sentimentalitis an das Italienprojekt zurückdenkend): "Because, you know, fuck it" und wir sind ohne Test aufgekreuzt.

Womit ich auch nicht gerechnet habe, ist das grossflächige und allgemein anerkannte Ignorieren der allermeisten der Millionen Regeln und Einschränkungen. Nachdem wir also (aus Gründen viel später als geplant) eingecheckt waren, die Meldebögen ausgefüllt hatten, das Auto am Strom hing (es wurde um die E-Ladeparkplätze gerade ein Mercedes-Event entweder auf oder abgebaut), sagte die Rezeptionsfrau mit Maske unter der Nase: "So, dann bräuchte ich noch einen negativen Coronatest." Und während ich gerade Luft holte, um lang und breit zu erklären, warum wir für die Kinder das nicht hätten, und wir könnten ja direkt hier einen Selbsttest machen, zückte der Hübsche das Handy mit der Swiss CovidCert-App, hielt ihr den QR-Code (mit dem dicken Text: "GÜLTIG NUR MIT AUSWEISDOKUMENT") unter die Nase, meinte "Oder Impfung halt", ich kramte schnell meins noch raus, die Kinder wurden ignoriert, fertig.

Was auch überall ignoriert wird, ist die Aufforderung (Pflicht?) sich über die Luca-App zu registrieren. Als ich das letzte mal vor Monaten schaute, war die Luca App im Schweizer Playstore nicht erhältlich, ganz abgesehen davon, dass ich sie nicht nutzen möchte. Dementsprechend mache ich es wie alle anderen, "because you know, fuck it" und latsche einfach an den Schildern vorbei.

Sonst: sehr doof, das Krankenhaus, in dem ich eigentlich jemand besuchen wollte, erlaubt NULL Besucher für Patienten. Auch das hätte ich natürlich recherchieren können, aber mal ganz ehrlich? Wir haben Juli 2021, totale Abschottung ist ein bisschen übertrieben, finde ich.

Naja. Ist halt so.

Nicht neu: OIDA, machen mich die deutschen Autobahnen und ihre Benutzer fertig. Ich verstehe es beim besten Willen nicht, warum man nicht ein 120km/h oder von mir aus 130km/h-Tempolimit einführen kann und das auch angemessen durchsetzen und dann halten sich alle dran und niemand fährt wie bekloppte Vollidioten auf Koks, nur um 3km später auf fast 0 abbremsen zu müssen, weil der Vollidiot vorher einen Unfall gebaut hat.

Naja. Normalerweise haben wir die Strecke ja strikt geteilt und ich fahre den Schweizer Teil (der heute auch herausfordernd war, weil Starkregen UND alles voller Baustellen mit sich auflösender Strassenmarkierung, die den Autopiloten zur Verzweiflung brachte) und der Hübsche den deutschen (Österreich teilen wir uns fair auf), aber aus bekannten Gründen fahre ja im MOment nur ich AUto und OIDA; das macht keinen Spass.

Was wir aber in Österreich gefunden haben: Big Pharma. Understatement, würde ich sagen.



Und hier: Hochwasserbesichtigung beim Dorfbach: es gibt (noch) keins. 




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