251119 Edgy
Ein Faktor war, dass mir Sunnys Eskapaden auf dem Werksgelände gestern ja schon noch ein wenig nachhingen und ich nicht entspanter wurde, als ich auf der App (jaja,"The power of knowing") sah, dass sie nicht wie sonst nach kurzer Morgenrunde zu einem ausgiebigen Vormittagsschläfchen heimkam, sondern gar nicht. Also wirklich: null. Ich weiss schon, dass ich da irrational bin, weil was soll ich ändern? Wir können sie nicht mehr einsperren, sie macht das super mit den Autos und anderen Leuten, sie hat hier eine verhältnismässig sicheres Umfeld und vermutlich den Spass ihres Lebens, aber in meinem Kopf sehe ich sie von Schulkindern erschreckt vor den Buss rennen, im Werksgelände in die Laderampe, eingesperrt in Kühllagern, vom Werksschutz zur Strecke gebracht, naja, sowas.
Der Hübsche wurde irgendwann auch nervös, machte sich in der Mittagspause erfolglos auf die Suche und dann am Nachmittag ausnahmsweise übers Werksgelände heim und .... da war sie. Auf der "ökologischen Ausgleichsfläche", d.h. da ist ein Teich, Bienenstöcke, Gestrüpp, Liegestühle, naturbelassene Blumenwiese.... und Sansa. Sie hat dort einen regulären 8 Stunden Arbeitstag verbracht, war total aufgedreht und aufgeregt (sie musste auf dem Heimweg erstmal pinkeln, das macht sie sonst nie vor Zuschauern) und wäre nach einem kleinen Snack am liebsten grad wieder raus. Phew.
Soviel zu meinem inneren Anspannungslevel, den ich versuchte, zu unterdrücken, aber da bin ich nur so mittelgut drin.
Auch nur mittelgut drin bin ich mit dem Akzeptieren von ... last Minute Änderungen und Unsicherheiten wie zB bei dem Workshop nächste Woche, den meine Kollegin und ich planen müssensollendürfen. Allgemeiner Konsens war: gute Planung und rechtzeitige Vorbereitung ist das A und O, nur als es um die Umsetzung ging, war dann (total verständlicherweise, ich habe eigentlich auch keine freien Kapazitäten dafür) keine Zeit und auch nicht unbedingt unendlich viel Begeisterung und Engagement übrig. Und nun haben wir noch eine Woche, eine sehr wackelige Agenda, eine arg tiefenentspannte Assistentin, die die Logistik organisiert (hoffentlich), irre hohe Ansprüche (ich) und in dunkelsten Farben ausgemalte Katastrophenszenarien, wie schlimm das wirklich wird, für wie inkompetent mein Chef mich halten wird, für wie unorganisiert meine Kollegen mich, und all das zwei Tage offsite in der Pampa zusammengesperrt, wahrscheinlich muss ich danach Seppuku begehen. Immerhin habe ich für das Thema, das die Kollegen einhellig am wichtigsten (und, wie ich heute gelernt habe, unser Chef am verschmerzbarsten) finden, mit einer terrierhaften Hartnäckigkeit firmeninterne, aber abteilungsfremde Agile-Coaches aufgetrieben, die last minute ein Modul gestalten werden. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die wirklich so cool und professionell und spontan (und ich so unglaublich verkrampft, unspontan, pessimistisch und halt auch alt) sind, oder ob die beiden ein unglaublich grosses Ego haben und das Modul ein Desaster wird. Naja, immerhin habe ich mich sehr reingehängt.
(Vermutlich wird alles ganz ok oder vielleicht sogar super, aber vielleicht halt auch nicht. Und ich glaube, am meisten stinkt mir, dass ich glaube, dass ich das hätte besser machen können.)
Das und noch ein paar andere Querschläger brachten mich heute echt an meine Grenzen.
Aber: ganz besonders der Hübsche, der mir dann irgendwann Katzenlivefeed aus dem Ökogestrüpp schickte, ein Stapel Häkchen auf der To-Do-Liste, die sich durch stures Abarbeiten von Akkord-Emails ergab und ein erstaunlich schnell erledigtes firmenhistorisches Rechercheprojekt brachten die Waage wieder halbwegs ins Gleichgewicht (Ich mag das tatsächlich: eine am Anfang total abstrus erscheinende Anfrage, ein bisschen Recherche, der eine erinnert sich dunkel an etwas, man bekommt einen Namen, eine kopierte ausgedruckte Email, mehr Namen, manchmal kommt sogar "Oh, der ist schon lang in Rente, aber ich treffe ihn jeden Samstag im Pub, ich sag ihm, dass Du ihn anrufst" (Das waren die Iren :-)) oder "Ja, stimmt, das war ich, vor 25 Jahren, das war so und so" und zack, hat man zusammen, was man braucht.
Sehr befriedigend und ich habe schon echt viele Leute kennengelernt so.
Dann noch Kaffee mit dem Lieblingsexkollegen ("Na, möchtest Du doch wieder zu uns zurück?"), den ich eigentlich auch ob des Rechercheauftrags interviewen wollte, aber bis der Zeit hatte, hatte ich schon alles rausgefunden, blieb also nur der Kaffee übrig, und schon war die Welt in Ordnung, bis zu dem Moment, als ich "Upsi, zwanzig vor fünf" aufsprang, um zum Zug zu sausen und fast wieder umfiel, weil ich den ganzen Tag das Mittagessen einfach vergessen hatte. Das ist mir noch nie passiert, ich hatte nicht mal Hunger zwischendrin.
Ab dann aber übrigens höllisch und logischerweise stand genau heute der Bus vom Bahnhof im heute mal wieder erratisch eskalierten Feierabendverkehr 25 Minuten im Stau UND war so voll, dass ich keinen Sitzplatz hatte, hat alles gepasst.
Nach eine Notfallglas "Schlesische Gurkenhappen" schwang ich mich auf den Crosstrainer, strampelte den letzten Rest Frust ab, den allerletzten lief ich dann raus, als ich L. im Dorf vom Volleyball abholte und so wurde das doch irgendwie wieder alles.
Es ist... im Moment einfach alles viel. Das ist es jedes Jahr zum Jahresende, ich denke mir wie jedes Jahr, dass es dieses Jahr extrem ist, ich habe wie jedes Jahr ein paar Sachen identifiziert "wenn die mal durch sind, dann, aber dann, wirds ruhiger" und hm, bisher kamen dann immer neue Sachen dazu. Ich weiss es doch auch nicht. (Ausserdem stehen vor Weihnachten noch drei Check-up-Termine bei Ärzten an, die EIGENTLICH alle ok sein sollten, alle aber auch schon mal nicht ok waren, also da ist auch schon ein grosser Teil Wurschtigkeit flöten gegangen.)
Nun ja.
Sonst so:
Q.s Bioprojekt "Urzeitkrebse" sind noch nicht geschlüpft, obwohl wir gestern extra Wasser aus dem Dorfbach geholt haben wie in der Anleitung stand (eiskalt und wir hatten alle schlammige Schuhe danach). Ich dachte ja immer, die bräuchten Salzwasser, aber vielleicht gibt es verschiedene. Man soll sie ausserdem mit einer Lampe anstrahlen und wärmen, aber wir haben im ganzen Haus nur LEDs, da wärmt nix. Nun denn.
Q. ist auch angefixt vom "Gamechanger", allerdings besonders deswegen, weil er dachte, Conor McGregor und Ewan McGregor wären ein und dieselbe Person oder wenigstens Brüder, dabei weiss man doch, das Ewan McGregor der Tarnname für den anderen.... dings, genau, Viggo Mortensen ist. (in meinem Kopf auf jeden Fall). Mal sehen, was das in Sachen Ess-Ideen mit ihm macht.
Morgen: Weihnachtsfeier und direkt davor das nächste Meeting im War-Room. Diesmal nehme ich mir eine Strickjacke mit.
Gegessen:
Granola mit Joghurt, Mango und eingelegten Quitten
Essiggurken
Montagspizza
Gelesen: "Herkunft"
Gesehen: Working Mums beim Strampeln, danach müssen wir schauen, mit "Peaky Blinders" sind wir durch (ich fand die letzte Staffel extrem enttäuschend)
Getragen: Blaues Karokleid und Boots
Stressleveldurchschnitt gestern: 23
Selbstbeweihräucherung: mich irgendwann zusammengerissen.