Freitag, November 23, 2018

Black Friday

Neben all dem üblichen Freitagsgedöns (Arbeit, Arbeit, Einkaufen, katzen- und kleinkindsicheren Christbaumschmuck besorgt --> Dieses Weihnachten wird hardcoreglitzerig und bunt, Last Minute-Umbuchen des Arbeitshotels für Montag, weil jemand, nicht ich, Venedig und Vicenza verwechselt hat) gab es grad ein mittleres Drama und puh, L. und ich sind mit den Nerven fertig.

Wir kamen nämlich um halb vier nach Hause und Sunny kam auf Rufen sofort angequietscht, Jon: nicht. Naja, das kann ja mal sein, manchmal ist er auf seinen Streifzügen schon ausser Hörweite, aber auch die nächste Dreiviertelstunde kam er trotz Rufen und Leckerlitüte-Rascheln einfach nicht (Sansa war sehr verwirrt: andauernd gibt es was Feines, aber der Bruder ist nicht da?!). L. drehte eine Runde durch die Nachbarsstrassen, raschelnd und rufend: Nichts.
Bisher schauen wir, dass die Katzen zur Dämmerung im Haus sind, es ist saukalt in der Nacht draussen, und so sehr ich ein Katzenmensch bin: beim Schlafen bin ich Hütehund, wenn nicht alle im Warmen sind, bin ich hellwach. Das ist eben zur Zeit so gegen vier, halb fünf.
Also haben L. und ich uns auf den Weg gemacht, ihn im grösseren Umkreis zu suchen. Als erstes in der Tiefgarage, da war nämlich der Nachbarskater ein paar Tage eingesperrt. Aber: nix.
Wieder oben meinte L. auf einmal: "Oh, schau, da vorne ist er, grad in den Garten, vorne bei der Strasse".
Wir sind also raschelnd und rufend Richtung Strasse gelaufen (eine "Nur Anwohner"-Strasse"), kein Jonny zu sehen.
L. hat anscheinend bessere Augen für "schwarze Katzen in der Dämmerung" und meinte: "Oh, jetzt ist er auf den coop-Parkplatz!"
Und das ist ja schon mal nicht cool, das ist nämlich ein RIESEN-Coop, mit irre viel Autos auf dem Parkplatz am Freitagabend und ... weit jenseits von dem, wo ich möchte, dass unsere Katzen sind.
Wir sind also auf den Parkplatz rüber, L. meinte: "Da, hinter dem Lieferwagen!"
Und "Jonny" schaute uns an, reagierte null auf das Geraschel der Tüte und lief vor uns davon, Richtung Landstrasse. Ich dachte mir nur: "Oh Gott, er ist total desorientiert und panisch, er erkennt uns gar nicht, er darf auf gar keinen Fall auf die Strasse kommen" (Da ist Riesenfeierabendverkehr, die Autobahn ist um die Zeit schon lang dicht und alle ca 3000 Mitarbeiter, die in den grossen Niederlassungen neben uns arbeiten, fahren da nach Hause.).
Wir riefen und raschelten also vorwärts, die kohlrabenschwarze Katze flitzte ins Brombeergebüsch, über die total befahrene Landstrasse und den Radweg.
Wir mussten (ein bisserl Hirn hatte ich noch für gesunden Menschenverstand übrig) eine Zeitlang warten, bis wir gefahrlos rüber konnten (leicht derangiert nach dem Weg durchs Brombeergebüsch), "Jonny" schaute uns an, wollte immer noch kein Leckerli und flitzte den ca 30m hohen steilen Brombeerabhang Richtung Kieswerk und BAHNSCHIENEN nach unten.
Ich musste einigermassen cool bleiben, L weinte nämlich schon verzweifelt, und warf Leckerli ins Gebüsch, innerlich verfluchte ich die Idee, die Katzen rauszulassen, bei allem artgerecht und tralala, diese Angst, das möchte ich nicht haben! Ich rief also den Hübschen an, um ihm mitzuteilen, dass es überhaupt nicht gut wäre und Jon im Kieswerk und wir würden auf ihn warten, bevor wir den Brombeerabhang runterklettern.
Gottseidank meinte er: "Ich bin schon fast daheim, lass mich meine Tasche kurz abstellen, dann komme ich."

Und zwei Minuten später kam dieses Bild:

Ich habe keine Ahnung, wo Jonny so lang war, aber er kam sofort, als der Hübsche ihn rief. Und war not amused at all über den festen Griff, mit dem er gepackt wurde.

Puh. Sorry, Katze, die vermutlich neben dem Kieswerk lebt für die Verfolgung!
(Und ja, vermutlich ist die einfachste Art, Jonny von all den anderen schwarzen Katzen hier zu unterscheiden, ihn zu rufen. Wenn er kommt, ist er es, wenn nicht, nicht. Nah genug hinzukommen, um die zwei weissen Bauch- und die drei weissen Brusthaare zu erkennen, ist ja nicht immer ganz einfach.)


Meine Güte!

Stressleveldurchschnitt gestern: 19
Selbstbeweihräucherung: immerhin nicht überfahren worden. Und L. halbwegs glaubhaft versichert, dass das schon alles gut wird.