200922 Ready, steady, go
Ein Thema, über das ich mir schon länger Gedanken mache, und das gerade wieder einmal hochgeholt wurde, weil der nächste Blog-Account auf Insta jetzt so ein Modell ankündigt: Monetarisierung von Inhalten
Ich wälze dieses Thema in meinem Kopf schon so lange her, wie es Blogger gibt, die mit ihren Blogs Geld machen.
Es fing mit Werbung an, dafür habe ich für mich nach einigen im Nachhinein Fehlern festgestellt: ich möchte das für mich auf gar keinen Fall, die "Bezahlung" ist für mich den Ausverkauf "meines" Blogs nicht wert. Bei anderen Bloggern ist es mir egal, ich lese halt keine Posts mit Werbung, egal, wie sehr ich das Blog an sich schätze. Wenn ich genauer nachdenke, lese ich kaum noch Blogs, die überhaupt Werbung machen.
Es ging weiter mit (für mich) sehr skurrilen Auswüchsen wie Finanzierung von persönlichen Weiterbildungen und/oder Umorientierung via Spendensammlung unter Bloglesern. Das fand/finde ich persönlich sehr irritierend, warum sollte irgendjemand, der warum auch immer das liest, was ich schreibe, Literatur und Ausstattung für etwas bezahlen, was ich für mich beschlossen habe, ich in meiner Zukunft machen möchte? Ohne dass diese Leser davon in irgendeiner Weise "profitieren", ausser einem guten Gefühl, weil man jemand geholfen hat, von dem man das Gefühl hat, dass man ihn kennt, obwohl das für 99% der Leser/Blogs eine Illusion ist? (Unnötig zu sagen, dass diese gross angekündigte berufliche Umorientierung natürlich binnen kurzem im Sande verlaufen ist, warum auch nicht, hat ja nichts gekostet, ne?)
Für mich fühlt sich die aktuell recht weit verbreitete "Kaffeekasse" oder der Verweis auf Wunschlisten auch sehr seltsam an.
Wieder: für mich selber ist das überhaupt gar keine Option, ich blogge für mich. Wenn es jemand anderen auch interessiert oder unterhält: schön, herzlich willkommen. Mit jeder Art finanzieller Transaktion würde ich mich aber verpflichtet fühlen, irgendwelche Erwartungen oder Ansprüche zu erfüllen, und das möchte ich auf gar keinen Fall. Wenn ich keine Lust mehr habe zu bloggen oder keine Zeit oder was auch immer, höre ich einfach auf. Ich bin niemandem verpflichtet (ausser meiner eigenen Sturheit).
Bei anderen Menschen .... hat dieser stehende Verweis tatsächlich ein gewisses Gschmäckle, es lässt mich mit einem grundschlechten Gewissen nach jedem Blogartikel zurück, weil es für mich nach einer Erwartungshaltung klingt. "Du hast das hier gelesen, hier, bitte, Kaffeekasse." Und wenn ich dann NICHTs in die Kaffeekasse tue, komme ich mir vor wie ein Schmarotzer, auf der anderen Seite denke ich mir: Warum sollte ich jetzt dafür, dass ich den Tagesablauf von irgendjemandem lese, der das ohne Not ins Internet stellt, was bezahlen? Wenn mir Freunde oder Bekannte was erzählen, bezahle ich sie auch nicht. (Seht ihr, ich sehe Euch alle als Freunde und Bekannte!)
Und wenn ich ein unterhaltames Gespräch irgendwo zufällig mithöre, zahle ich doch auch nicht dafür? (Und ja, ich sehe die gewisse Diskrepanz schon, dass ich für Bücher, Zeitungen, Comedy, Kino, Musik, Unterhaltung durchaus bezahle, aber da ist für mich die Intention und auch die Leistung und der Qualitätsanspruch ein anderer, als wenn.... Blogger XY sich was von der Seele schreibt.)
Anyway: das sind meine Gedanken dazu, Sie müssen sich deshalb keine Gedanken machen und schon gar nichts ändern. Das bin nur ich.
Was mich persönlich aber noch mehr irritiert: der Trend, einen Teil des Contents als zu bezahlenden Content bei Steady (oder wo auch immer) anzubieten. Es wird zum Grossteil damit begründet, entweder sonst spontan stattfindende anlassgebundene Spendenaktionen zu ... bündeln und Geben und Nehmen ein bisschen zu bündeln. Auf der anderen Seite wird "sehr privater" Content damit auf einen bestimmten Personenkreis beschränkt.
Damit habe ich tatsächlich am meisten Mühe, einerseits weil für mich der Gedanke an Monetarisierung meines Blogs total fremd und unvorstellbar ist (es hat ein bisschen was davon, mir meine Freizeit ud Hobbies bezahlen zu lassen, das käme mir sehr ... schäbig vor), andererseits weil mir gerade bei dem "sehr privaten" Content gegen Geld sich alle Fussnägel aufrollen. Das wirkt für mich so voyeuristisch / wie Clickbait, ich würde mir unglaublich schäbig vorkommen, für solche sehr privaten Einblicke Geld zu bezahlen oder auch Einblicke in mein Privatleben. die mir zu privat für ALLE Leser sind, mit einer nicht auf Vertrauensbasis ausgewählten Gruppe zu teilen, sondern mit jedem, der bereit ist, dafür zu zahlen.
Tja. So ist das. Und ja, mir ist schon klar, dass das ganz viele Leute anders sehen, ist ja ihr gutes Recht, ich sehe es halt so.
Das hat übrigens nix mit Neid zu tun, ich neide niemandem das Geld, das durch dieses für mich so unvorstellbare Geschäftsmodell zusammenkommt, ich würde das für kein Geld der Welt machen wollen :-).
Und deshalb wird es hier eher ganz aufhören, als das es eine Kaffeekasse oder einen Wishlistlink geben wird oder man sich zusätzliche Features hinter einer Paywall freischalten kann. (Nicht, dass ich so unglaublic juicy Sachen zu teilen hätte, die irgendjemandem Geld wert wären :-))
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