Donnerstag, März 25, 2021

12

study_of_development_2 2021


Lieber Lennibenni,

heute machst Du seit 12 Jahren unsere Familie komplett. (Ja, 12, ich bin mir sicher, auch wenn Du gestern morgen ganz verwirrt warst und dachtest, du wärest erst 10. Ich verstehe das, in meinem Kopf ist auch irgendwie noch März 2020).

Du hast mich schuhgrössentechnisch ja schon lang überholt (danke für die schönen Wanderschuhe!), von der Länge her noch nicht, aber ein Vergleich mit Q in dem Alter ergibt: holla, du hast entweder eine ganz andere Wachstumskurve oder noch viel Grösseres vor. So gross wie Du jetzt war Q. erst mit 13 (vllt. müssen wir doch nochmal nachrechnen und Du wirst schon 13?)

Das letzte Jahr war für uns alle sehr, sehr seltsam. Es tut mir fast weh, daran zu denken, wie Du letztes Jahr, als wir im Frühjahr alle 6 Wochen zusammen zu Hause waren, so sehr Deiner Geburtstagsfeier hinterhergetrauert hast, die wir gsd dann im Sommer nachgeholt haben, und trotz offener Schulen dieses Jahr eine Feier bei uns zu Hause nicht einmal zur Debatte stand und auch von Dir nicht einmal angedacht wurde. (Dass stattdessen der erste positive Fall bei Dir aus der Klasse und dem Freundeskreis genau heute auftritt, hätte halt schon auch nicht sein müssen. Immerhin bist zu jetzt 12 (oder?) und alle Diskussionen um Test für Kinder, ja, nein, Schnupfenplan haben sich erledigt, wir können mit Dir, wenn es nötig werden sollte, einfach ins normale Testzentrum fahren. Eigentlich traurig, dass wir uns über solche Dinge freuen zur Zeit.)

Ich bin sehr, sehr froh, dass Dein seit immer (und immer bedeutet jetzt schon elfeinhalb Jahre) bester Freund und Du immer noch genau das seid. Er ist so oft bei uns, dass er schon wie ein zweienhalbtes Kind her behandelt wird (und mittlerweile frag- und klaglos mit die Spülmaschine ein- und ausräumt und die Wäsche abhängt. Ähem.) Ich hoffe sehr, dass ihr zwei nächstes Schuljahr wieder gemeinsam in einer Klasse landet, das würde Euch den Übergang als "die Kleinen" an die Bezirksschule sicher einfacher machen, andererseits habt ihr allen dahingehenden Sorgen zum Trotz  auch die letzten drei Jahre, die ihr in verschiedenen Klassen verbracht habt, auch als besteste Freunde überstanden.

Du hast, anders als Q., beschlossen, dass Du an der BEZ Latein als freiwilliges Wahlfach nehmen willst, was ich als Altphilologin by nature natürlich super finde. Noch. Wer weiss, wieviel ich vergessen habe :-). Meine hellblaue Lateingrammatik müsste aber irgendwo noch zu finden sein (vermutlich neben dem Gemoll-Altgriechisch-Wörterbuch). 

Ich mache mir bei Dir nicht ganz so grosse Sorgen oder so viele Gedanken wie bei Q. damals, dass Du den Schulweg und die neue Schule meisterst, weil ich erstens gesehen habe, dass es gar nicht so dramatisch ist, und zweitens, weil ich, aber vllt liege ich da falsch, mir aus irgendwelchen Gründen bei Dir keine Sorgen mache, dass Du im Gespräch mit Deinem Freund so vertieft bist, dass Du das Aussteigen verpasst und mit dem Bus zur Endhaltestelle durchfährst. Trotzdem werden wir natürlich den Schulweg üben, sowohl mit dem Bus als auch mit dem Rad :-).

Du hast letztes Jahr das Geräteturnen an den Nagel gehängt, weil es für Dich nicht mehr gepasst hat (es wäre sowieso fast kein Training gewesen....), beim Volleyball bist Du allerdings nach wie vor dabei und das freut mich sehr. Auch bei den Pfadis bist Du (und Dein bester Freund, das macht das Dabeibleiben leichter :-)), seit über einem Jahr als Pfadi, nicht mehr als Wölfli. Es gab laaaaaaaange nur Remote Übungen, das hat aber auch Spass gemacht. Das verkürzte Sola war eine willkommene Auszeit vom Trott daheim.

Ansonsten: du bist immer noch ein Frühaufsteher, du bist immer noch genau wie ich unglaublich anfällig für Hangriness, was wir für die Wochenenden mit Ausschlafen (alle ausser Dir) und spätem Frühstück mit einem "Bettfrühstück", das ich zusammen mit dem "Bettkaffee" für den Rest vorbereite, in den Griff bekommen haben. Du bist ein digital native, wie er im Buche steht. Du chattest, streamst, onlinegamest, offline gamest. Das ist nicht immer ganz konfliktfrei, aber wir kriegen das hin.

Auf der anderen Seite hast du immer noch ein Faible für Niedlichkeit, d.h. Deine Kuscheltiersammlung wächst immer noch und es ist kein Ende in Sicht.

Du hast einen unglaublich trockenen (und manchmal auch fiesen, weil SO SCHLECHT sind meine Witze nicht), du kannst Pokerface ungefähr 1000mal besser als ich und has tmir schon unendlich viele Schrecken eingejagt.

In der Schule tust Du dir unglaublich leicht, dementsprechend ist es nicht ganz einfach, dich davon zu überzeugen, dass man manche Sachen halt einfach üben und üben und üben muss, wo doch kaum üben auch mehr als locker reicht. Aber: irgendwann wirst auch Du das Üben und Lernen können brauchen, da fangen wir lieber jetzt an, wo es noch unglaublich leicht fällt.

Ach ja: Üben udn Lernen: Du hast mit Klavierunterricht angefangen und auch das ist was, was mich freut wie ein Schnitzel. Zu lang schon steht das Klavier traurig ungenutzt im Wohnzimmer. Wir haben sogar schon ein paar Zeilen vierhändig hinbekommen!

Mein grosser Kleiner, ich hoffe so sehr, dass dieses Jahr für Dich und uns alle wieder leichter wird. Dich bei uns zu haben ist unendlich viel wert und wie immer, für immer: ich bin unglaublich froh und dankbar, deine Mutter sein zu dürfen!


Bisschen ernüchternde Rückfrage: "Warum eigentlich gelbe Blumen?" "WEIL DU DAS SEIT IMMER SCHON SO WOLLTEST!" "Ah, echt?" naja.


Endlich ein echter Rucksack, kein Kinderrucksack mehr, für die Pfadiaktivitäten

Haarschnitt: Kämmen wird überbewertet und geschnitten wird auch irgendwann mal wieder

Es sind keine Schuhe im Karton, sondern 30 kleine Kuchen. Und ja, ich war lange nicht mehr beim Friseur.


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