Freitag, April 17, 2020

170420: Endlich Wochenende

Nach Mitte April?
Normalerweise bleibt meine innere Uhr während des Jahres irgendwann im März stehen und im Sommer wundere ich mich, dass die Kinder mir auf einmal ein Zeugnis unter die Nase halten und wir die Koffer für Ferien packen sollen.
Dieses Jahr..... es ist erst Mitte April, und mir kommen Weihnachten und die Skiferien in all ihrer Unbeschwertheit (das ist das falsche Wort, es ist hier ja auch jetzt nicht "schwer", nur .... sehr anders) und Normalität vor wie Jahre her. Die Zeit bis Sommer, die sich sonst immer eeeeelendiglich lang zu ziehen scheint, ist jetzt irgendwie zusammengeschrumpft, wir werden halt viel Zeit hier zusammen zu viert verbringen, es steht in den Sternen, wann wir die Eltern/Grosseltern wieder sehen können, wann und wie wir den kleinen Neffen/Cousin, auf den wir alle sehnsüchtig warten, erstmals sehen werden können, die Sommerferien sind nicht wirklich was, worauf man hinfiebert, weil ... naja, wir werden halt hier sein. Zu viert. Was toll ist, verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde, ich habe die beste Corona-WG, die man sich vorstellen kann, aber es gibt halt keine Zäsur. Wahrscheinlich. Vielleicht. Wer weiss.

Nun ja. Es ist heute viel später als gedacht, ich hatte eigentlich den Plan, heute (wie immer) früh anzufangen, durchzuklotzen, in der Mittagspause mit dem Hübschen einkaufen zu gehen (ja, wir gehen zusammen, wir kaufen eine Wochenration für 4 essenstechnisch Erwachsene und für zwei Nachbarn ein, in einem riesigen Laden, in dem ich sonst nicht einkaufe, und dementsprechend nicht blind weiss, wo das Zeug ist, was ich suche, respektive, bei den Nachbarn, was ich überhaupt suche), unterbrochen durch zwei virtual coffees, direkt überleiten in ein gemeinsames Familienzvieri, letzte Runde Shred, Pizzaabend, fertig.

Was dann passiert ist: ich habe früh angefangen (das ist das Coole am Lockdown: ich sitze um 6:30 am Laptop und fange direkt an. Ohne Arbeitsweg, es ist mucksmäuschenstill, nur Kaffee und ich), habe tricky und aufwendige Sachen, die mir schwer auf der Seele lagen, weggearbeitet (und damit einerseits begeistertes Feedback eingefahren, andererseits vermutlich irrationale Erwartungen für die Bearbeitungsgeschwindigkeit in der Zukunft geweckt), dann kam ein Querschuss nach dem nächsten, ich habe alle virtual coffee meetings abgesagt und halt gewerkelt.
Mit dem Hübschen war ich dann sehr hungrig einkaufen (kurzes Fazit: es gibt immer noch Eierknappheit, wobei die Vorräte an hartgekochten bunten unerschöpflich scheinen. Kein Grund zur Panik, es gab anscheinend heute morgen irgendwann auch frische, es waren nämlich noch 2 lose angeditschte übrig; Trockenhefe ist immer noch aus, Frischhefe gibt es und zwar in abgepackten Würfeln, aber auch in grossen Haufen von grossen Blöcken abgeschnittene, in Frischhaltefolie verpackte Mengen; es gibt anscheinend einen Corona-Playlist im Laden, es lief heute "Highway to the danger zone", Masken trägt kaum mehr einer, dafür gibt es niedliches Desinfektionsmittel vom lokalen Schnapsbrenner in Miniweinflaschen nachdem WHO-Rezept. Ich habe eine Flasche vor allem als Erinnerung gekauft)


und wir haben (ohne Fleisch oder irgendetwas total abgefahrenes) für einen Wocheneinkauf knapp über 500 CHF bezahlt. Ja, wir müssten da vermutlich die Mengen, die wir normal in Mensa und Kantine veressen abziehen, aber alles in allem ist das deutlich mehr als doppelt so viel, wie wir auch vor MwSt-Rückerstattung in Deutschland bezahlen würden. Die 100CHF Einkaufstourismus-Strafe der Schweizer Grenzpolizei wirkt da gar nicht mehr soooo dramatisch, wenn wir denn über die Grenze dürften, würde es sich immer noch rechnen. (Keine Sorge, machen wir nicht, wir sind ja brave Bürger. Und ja, blablabla, wir verdienen auch mehr als in D, man kann das alles nicht vergleichen rhabarberrhabarber, arm werden wir auch so nicht, es ist eine reine Beobachtung. Wir verdienen auch nicht weniger, wenn wir sonst in D einkaufen.), der Nachmittag verflog und als das letzte Meeting vorbei war, war es halb sechs. Nicht ganz das, was ich mir unter einem chilligen Start ins Wochenende vorgestellt hatte.

Anyway:


  • wir haben den letzten Tag der 30 Day Shred Challenge durchgezogen. Hat keinen Spass gemacht, war aber eine gute Portion Bewegung und einmal pro Tag den Puls hoch zusätzlich zu dem Crosstrainerstrampeln und dem Draussenrennen des Hübschen. 

  • L. hat seinen Kreativplan für die Ferien wenigstens zum Teil erfüllt und heute Chocolatier gespielt:









  • Nach Q., der einen festen Stundenplan und App und tralalala hat, ist nun auch L. für den Fernunterricht gerüstet. Es gibt einen interaktiven Arbeitsplan in einer App, es gibt feste persönliche Telefontermine mit dem Klassenlehrer, wir werden sehen, wie sich das alles so anlässt.
  • Bei der Arbeit wurde der Status quo bis mindestens zum 11. Mai (= Lockerungslevel 2, die Schulen starten irgendwie wieder) verlängert, es gab einen gewissen Einblick in die Planungsszenarien für alle Eventualitäten. Ich werde auf jeden Fall keine Masken nähen, dafür wird von offizieller Stelle bei Bedarf Sorge getragen werden.


Jetzt ist es fast zehn, die Kinder sind gerade nach dem obligatorischen Pizzaabend Richtung Bad verschwunden, der Hübsche und ich werden gleich für eine Runde "Kalifat" aufs Sofa plumpsen und dann schauen wir mal, was wir am Wochenende so machen.

Gegessen:
Brot mit Erdbeermarmelade
Brot mit Hummus
Erdbeertörtchen
Freitagspizza und Salat

Gelesen:
"Unorthodox"

Gesehen
"Kalifat"

Getragen:
Bootcutjeans mit weissem T-Shirt

Stressleveldurchschnitt gestern: 18
Selbstbeweihräucherung: ich bin so im neuen Job angekommen, dass ein gestern noch extrem komplexer Dokumentenrequest auf einmal binnen zwei Stunden Recherchieren (und das auch nur, weil ich alle 3 Minuten aus dem VPN geflogen bin) erledigt war.