Dienstag, August 20, 2019

200819: Alte Pfade

Heute morgen habe ich auf dem Weg zum Bus Sansa akustisch bei ihrem morgendlichen "Abschreiten der Latifundien" begleiten können: erst Elsterngeschrei von links, während die kleine Dame ungeniert auf dem Zaun entlangbalanciert und sich unterhalb der Schreihälse erstmal ausgiebig putzt, dann Katzengefauche und -geknurre, weil sie vor lauter Ungeniertheit verpasst hat, dass die einzige Katze, die sie nicht mag/ keine Angst vor ihr hat / vor der sie aus guten Gründen aber einen Heidenrespekt hat, im Gebüsch sass und so viel Ungeniertheit nicht ungestraft hinnehmen konnte, dann ein paar Schritte mich begleiten, dann grosses Schäferhundegetobe, weil der Nachbarshund bei seinem Morgenspaziergang sie entdeckt hat und nicht verstehen kann, dass dieses Fellknäuel nicht panisch verschwindet, soblad er kommt, und er es auch nicht jagen darf. Ein Gutes hatte das Ganze: Madame konnte nicht mit mir zum Bus, man musste dem Hund ja beweisen, dass man NIEMALS auch nur einen Schritt ausweichen würde, und sich auf dem Dolendeckel rollen und räkeln. Einmal so ein Ego haben, das wärs!

Gestern abend hatt ich mir mit eine beherzten Ruck am Bändel den Badge vom Hals rupfen wollen und leider ist dabei nicht der Verschluss aufgegangen, sondern das Band gerissen. Heute morgen musste ich also die heiligen Vorräte der Autoritätsschlüsselbänder antasten. Und wurde prompt beim Kaffee wieder drauf angesprochen :-)
 Heute morgen habe ich es dann übrigens endlich mal in Angriff genommen, mein Turmbüro auszumisten und das umzuziehende Zeug in die Kisten zu packen. Ein bisschen wehmütig wurde ich ja schon beim Gedanken daran, dass ich die Laborkittel mit eingesticktem Namen, die ich vor siebeineinhalb Jahren in der Lingerie bekommen habe, wohl endgültig zurückgeben muss. Und die Corporate-Fleecejacke. Und am Ende auch die ableitfähige Kälteschutzjacke mit den Reflektorstreifen, in der man aussieht wie ein Polizist aus sehr, sehr kalten Gefilden? Mal sehen. Das Intranet war heute kaputt, deshalb konnte ich nicht nachschauen, wann die Lingerie offen hat. Und wo sie überhaupt jetzt ist, seitdem ich zum letzten Mal da war, ist sie mindestens zweimal umgezogen und beide Orte existieren so nicht mehr.
Wo das Archiv ist, weiss ich aber (eine Tür VOR dem Eingang, wo man entweder in die Werkstatt oder zum Werksarzt kommt, sondern da, wo auch der Eingang für die Rettungskräfte ist und die Halle der Feuerwehr.), also habe ich meine (und die des Kollegen, der zeitgleich mit mir auch geht, aber richtig die Firma verlässt und deswegen seinen Urlaub verbrät und "Danke, dass Du meine mitnimmst!" gesagt hat.) GMP-Ordner, in denen Originaldokumente mit vorgeschriebener Aufbewahrungszeit von xtausend Jahren sind, dort zum, wer hätte das gedacht, Archivieren abgegeben. Die Archivfrau war nicht nur so nett, alles für mich ins System einzugeben, sondern auch so lieb, zu sagen:" Oh, Sie machen was Neues? Richtig so, wenn man noch so jung ist, dann muss man Sachen ausprobieren!", obwohl sie sicher nicht mehr als 10 Jahre älter ist als ich.
Auf dem Rausweg tönte dann ein Gong aus Richtung Feuerwehrhalle und entweder haben die einen Pausengong oder aber dahin ist jetzt die Einsatzzentrale gezogen (wo ich recht überlege: ja, wir haben ja einen Werksfeuerwehr, die mehr oder weniger auf dem Areal lebt, und der Bau, in dem ich sie bisher vermutete, wurde vor .... 3 Jahren? abgerissen, also... das würde schon passen!). Und dann wurde ich wieder ein bisschen wehmütig, weil ich an die Schulungen und Meetings dachte, die wir aus Meetingraummangel im eben Einsatzraum der Feuerwehr abgehalten hatten, und wie wir dann immer Pause machen mussten, weil eine Durchsage kam. Naja, damals war das vor allem nervig, heute ist es "Ach ja, weisst noch, damals?".
Jetzt ist aber wirklich alles in Kisten gepackt, der von mir noch mit Akribie farbcodierte und exzerpierte Greenwood-Earnshaw und der Hollemann-Wiberg (mit grüngelber Schrift, so alt bin ich!) dürfen mit umziehen. Ich musste übrigens sehr lachen, als ich mein physisches Dokumentenlagersystem auflöste und die Reiter "Wichtige Vordrucke und Dokumentennummern", "Awards" und "Gedöns" fand. War jeweils übrigens das angeschriebene drin, auch wenn die Dokumentennummern nicht mehr ganz so wichtig waren und ich mich an die Awards schon gar nicht mehr erinnerte.
Dann Gebäudewechsel und nonstop Meetings von zwölf bis fünf, sogar mit ohne Kaffee oder Klopause zwischendrin. Oder Wasser, was wenigstens die Klopause auch nicht so dringend machte. Tja nun.

Daheim sehr kuschlige Katzen (es regnet draussen. Das mag keiner, als müssen die Kinder als Unterhaltung herhalten), eine ausgiebige Crosstrainerrunde, Abendessen mit Pläne besprechen (Youtubelivestreamen mit Freunden zB), mit der kleinen Schwester über Hochzeitsnagelläcke diskutieren, Termine in den Familienkalender eintragen, alles nach dem Duschen in Pyjama im Bademantel, draussen rauscht der Regen und ich finde das sehr schön und bräuchte gar keine 30 Grad am Wochenende.

Gegessen:
ein knuspriges Silsergipfeli aus der Cafeteria und das kommt so: Gestern abend habe ich wie immer Früchte geschnippelt, mit TK-Anans gemischt, mit Müsli in zwei getrennte Fächer einer echt hübschen Bentobox gefüllt, heute morgen mit Joghurt aufgefüllt, extra noch ein eine Plastiktüte gepackt, weil ich der Dichtigkeit nicht ganz traue, und dann habe ich das Ganze auf dem Küchentisch stehenlassen. Hmpf. Der Hübsche hatte die freie Wahl zwischen aufessen und mir in den Kühlschrank stellen für morgen und yay, ich muss heute abend nicht schnippeln.
Tajine mit Trockenfrüchten, Hirse, Romanesco und Romanescosalat (ja mei, ich mag Romanesco)
Salat mit Pilzen und Feigenbrot mit Hummus

Getragen:


Gelesen:
Nemez2

gesehen
Eine Folge OITNB beim Rennen, eine Folge "Good Omen" mit dem Hübschen

Stresslevel: das Bandl ist angeblich in Bearbeitung
Selbstbeweihräucherung: ordentlich ausgemistet.