Für heute hatte ich eine scheinbar zufällige Begegnung mit Hilfe eines Kollegen sehr sorgfältig geplant, das "Aaaaaaah, so great to run into you, we never really met, right? Byyyyyyyy the way..." war minutiös organisiert. Damit ich meinem Profilfoto auch maximal ähnlich sehe, habe ich sogar meine Haare gestern gefärbt (kurz überlegt, ob ich sie wieder fliederfarben machen soll, das hätte sehr gut ins Gesamtkonzept gepasst, aber irgendwann war mir dann sehr kalt vor so lange nassen Haaren und ich habe es gelassen. Ich hatte mein Outfit mit Bedacht gewählt (stylish, aber nicht aufgetakelt, geschaut, ob die Absatzhöhe mich um mehrere Köpfe grösser macht als mein "Date" oder nur gross, Lippenstift gewählt, den ich mir auch mit viel Kaffee nicht im Gesicht verstempele, all das).
Und dann.... schrecke ich heute nacht um halb drei aus einem Alptraum hoch und irgendwie war das Fenster nicht ganz offen wie sonst, sondern schräg über meinem Bett und ich bin volle Möhre gegen die Ecke gedotzt. L. sagte heute morgen ganz charmant: "Ich finde, es sieht gar nicht so nach Hörnchen aus, eher so wie eine frische Harry-Potter-Narbe." Joah. Soviel zu dem Plan, meinem Profilbild zu ähneln :-)
Das konspirative Treffen hat übrigens gut geklappt, ich bin weder über meine Füsse gestolpert, noch habe ich was richtig doofes gesagt, Outcome: wir werden sehen. Es wird alles noch ein bisschen lönger länger gehen als gestern noch gedacht.
Radeln war heute morgen ein bisschen frisch, die Nacht war traumhaft sternklar gewesen, aber auch entsprechend kalt.
Büro war ja heute eine Ausnahme, eben wegen des konspirativen Treffens. Deshalb bin ich vor dem Mittagessen auch schon wieder heim. Normal fahre ich nie zu dieser Zeit und es ist spannend zu sehen, wen man so zu welcher Zeit trifft: um viertel nach sieben all die Schüler, die zur Bahn rennen, um vierteel vor acht die Rentner, die vor dem Aldi warten, dass aufgeht, um halb 11 die total übermüdeten jungen Mütter, die ihre Babies in den Schlaf spazierenfahren /tragen UND die alten Männern, die sich mit Giesskannen und Rechen ausgerüstet am Friedhofstor treffen, um ... ihre Frauen? Ihre Jass-Kollegen? zu giessen und zu rechen.
Mittagessen dann mit Q. und L. zusammen, draussen war es so warm und sonnig, ich war versucht, auf der Terrasse zu decken (wegen "ich hab keine Zeit, den Tisch da zu putzen" wurde das noch vertagt), aber ich gönnte mir noch eine schöne Spazierrunde danach. Ausserdem: mit einer neuen Spritze das Wasser aus der Spülmaschinenunterwanne gezogen. Ich freu mich, wenn die hoffentlich am Freitag repariert wird.
Dann: Zeug und nochmal 3h Meetings bis um sechs. Der Hübsche ist beim Sport, L. hat einen Stummfilm mit NIN vertont (wir hatten nicht so coole Musikprojekte), Q. hat IUPAC-Nomenklatur gebüffelt und so kriegt man den Tag auch rum.
Abendessen:
Carbonara für die Jungs, Walnuss/Tomaten/Kräutercrunch-Pasta mit Burrata für den Hübschen und mich, dann ... vllt Island-Fotos kleben, vllt aber auch nicht. Und vllt doch noch die Haare fliederfärben, passend zum Hörnchen.
Wunschlistenfrage heute:
Warum üben die Teenager (noch) mit Ihnen für Tests? Warum üben Sie (noch) mit den Teenagern für Tests?
Weil: Neugier und Faszination, weil das in meiner Welt nicht vorkommt. Die Teenager sind strikt gegen Einmischung und ich dränge mich bestimmt nicht auf.
Ich möchte hier ganz kurz auf die Frage antworten und dann etwas länger meinen Denkprozess zu dieser Frage und der Begründung darlegen.
Viel spannender als diese Antwort, finde ich, was die Frage impliziert respektive ich DENKE, dass sie impliziert, und warum ich das denke.
Falls Sie das impliziert haben, kriegen Sie eine schriftliche Begründung, warum Sie solche Scheissfragen in Zukunft nicht mehr stellen sollten, aber das wird Ihnen egal sein und Sie werden es in Zukunft weiterhin tun. Und falls Sie das nicht impliziert haben, nehmen Sie das gern als Rückmeldung, warum diese Frage und ganz besonders die Begründung wirklich nicht gut formuliert ist und machen das in Zukunft besser. Oder: lassen es, weil die Antwort ist halt einfach klar, s.o.
Also. Die Frage an sich ist schon falsch gestellt. Es gibt hier keinE Teenager im Haus, an dessen Schulleben wir noch beteiligt sind, es gibt genau einen Teenager im Haus, bei dem das so ist. Und niemand "übt" mit dem Teenager, "üben" ist ja repetitiv und das machen wir schon ganz lang nicht mehr zusammen. Solche Ungenauigkeiten finde ich ja schon nervig, aber hey, kann ja sein, dass ich da einfach zu korinthenkackerisch für viele Menschen bin und das einfach eine neutral gestellte Frage aus Interesse ist. Deshalb haben Sie ja auch die neutrale korrekte Antwort bekommen.
Um mein vages Gefühl des Unbehagens ob diesere Frage zu validieren, schauen wir uns doch mal die Begründung an:
"Neugier und Faszination, weil das in meiner Welt nicht vorkommt" Joah, ok, muss ja nicht, Familien funktionieren unterschiedlich, Leute sind unterschiedlich, Kinder sind unterschiedlich, sogar innerhalb derselben Familie, was für die / den einen passt, passt für den/ die anderen vllt nicht. Finde ich jetzt nicht so aufregend und spannend, geschweige denn faszinierend. Wenn das in Ihrer "Welt nicht vorkommt", ist Ihre Welt vllt nicht besonders gross oder Sie schauen nicht besonders genau hin. Ich würde "meine Welt" jetzt nicht als unendlich divers betrachten, aber sogar in meiner Welt gibt es Menschen, die verschiedene Sachen unterschiedlich handhaben. Ich kann diese "Faszination" also nicht ganz nachvollziehen, aber mei.
Schauen wir aber mal weiter: "Die Teenager sind strikt gegen Einmischung und ich dränge mich bestimmt nicht auf." Ja gut. Das heisst also, Sie unterstellen mir/uns, wir würden uns einmischen und aufdrängen? Oder unser (es ist immer noch nur einer) Teenager möchte, dass wir uns einmischen? Allein die Formulierung "einmischen" und "aufdrängen" impliziert, dass es neben Ihrer Art, das zu handeln, halt nur schlechte Möglichkeiten gibt, nämlich Einmischen und Aufdrängen. Diese Worte sind in keiner Welt neutral besetzt. Und da hängts mir halt aus, weil ich mir nix unterstellen lasse von jemandem, der mich und uns überhaupt nicht kennt.
Oder aber wir sind wieder bei Ihrer kleinen Welt, wenn die einzige Art, Teenager bei der Testvorbereitung zu unterstützen, aufdringliches Einmischen ist. Aber das ist dann halt Ihr Problem, nicht meins.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: ich werde mich hier definitiv nicht rechtfertigen für unseren Approach, ich werde Ihnen den nicht mal weiter erklären, Sie brauchen also die Frage auch nicht umzuformulieren, eine andere Antwort als "Warum nicht?" werden Sie eh nicht kriegen. Aber: wenn Sie wieder mal irgendwo neugierig auf irgendwas sind, überlegen Sie einfach, ob und wie Sie die entsprechende Frage stellen, damit Sie nicht wie ein herablassender Sack rüberkommen.
3 Kommentare:
Ich finde es toll das beide Kinder die Möglichkeit haben und hatten so lange gemeinsam mit Ihnen zu lernen. Sowohl was das intellektuelle betrifft (also das Sie tatsächlich in der Lage sind zu helfen) und das es auch schon die ganzen Jahre als Selbstverständlichkeit gewirkt hat das man unterstützt. Auch wenn man z.B eher Hilfe beim Priorisieren gebraucht hat. Ich wäre z.B nie auf die Idee gekommen diese Frage zu stellen weil ich mir in meiner gesamten Schulzeit diese Unterstützung von meinen Eltern gewünscht hätte. Zum Teil konnten Sie diese einfach ab einem gewissen Grad nicht mehr leisten, zum anderen sind Sie rückblickend denke ich auch davon ausgegangen das es der Job von Eltern ist genau das zu tun. Für mich (und eigentlich treffe ich diese Differenzierung super ungern aber hier fällt es mir eben auf) stellt sich die Frage ob es eher so ein Ding zwischen Arbeiter- und Akademikereltern ist. Ohne das ich es jetzt empirisch belegen könnte gehe ich davon aus das es für Akademikereltern eher selbstverständlich ist auch im höheren noch mitzuhelfen während die Eltern von Arbeiterkindern viel öfter sagen „Was soll das denn ?“
Ich bin beeindruckt von der "Wunschlisten-Antwort", die in ihrer Klarheit nix zu wünschen übrig lässt. Wie seltsam es ist, dass Menschen sich diesem Blog einerseits so verbunden fühlen, dass sie Fragen auf die Wunschliste schreiben und andererseits so weit weg sind, dass sie komplett missverstehen, wie Sie denken, was Sie preisgeben (und was nicht) und wie Ihre Familie "Funktioniert",
Meine Erfahrung mit Akademikereltern ist aber auch, dass die das schneller ggf. an Nachhilfe auslagern…
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