Dienstag, April 18, 2023

180423 Yoga Rage

 Von unruhigen Katzen eigentlich ab halb fünf wachgehalten worden. Passte gut damit zusammen, dass ich gestern abend um halb sieben gelesen hatte, dass unsere neue Oberstchefin zwar zufrieden mit dem Briefing zu zwei unserer Produkten gewesen war, aber doch noch eine Frage zu, na klar, meinem Produkt hätte. Ich hatte also in Gedanken die ganze Nacht eh formuliert, war dann auch schon wurscht, dass die Katzen rumhampelten

Nach dem Frühstück machte ich mich also mit dem Rad auf den Weg, heute als einzigem Extra mit dünnen Handschuhen, ging super, am Rückweg am Abend war es ohne Handschuhe mit Jacke fast zu warm.

Im Büro schrieb ich also das runter, was ich die ganze Nacht formuliert hatte und war .... nicht zufrieden. Ich wusste ungefähr, welcher Detailgrad angesagt ist, bekam es aber nicht hin, all die wirklich wichtigen (und halt auch echt interessanten) Fakten da mit reinzubekommen und endete halt anstatt bei den drei, ver Bulletpoints bei zwei Seiten.

Aber: ich hatte was und das habe ich einem Teamkollegen, der mehr Erfahrung mit dieser Art Briefings hat, zum Review und gnadenlosen Korrigieren geschickt. Es tat mir schon leid, direkt in Ecthzeit im Google Doc zu sehen, wie er meine gesamte Einordnung und "Warum China speziell ist" und "Warum post Covid alles noch schwieriger ist" gnadenlos gestrichen hat und wir bei 4 Bulletpoints zum Thema "Wir machen das eigentlich gar nicht so schlecht, sondern ziemlich gut, insbesondere gemessen an den Umständen. UND China." geendet sind. Ich habe noch ein paar Begriffe eingestreut, die es mehr nach TechOps und weniger nach Business und ein bisschen nach Herzblut klingen lassen, nur ein bisschen. Und angeboten, jederzeit für einen "deeper dive" bereitzustehen. Gelobt wurde ich von einem cc-Kollegen aus einem anderen Team für die "very clear" answer, was sich sehr doof anfühlte, weil genau der Teil halt nicht von mir kam. Naja.

Als all das noch vor dem Mittag raus war, hatte ich genug Luft, zu der Mittags-Yogastunde zu gehen, für die ich mich angemeldet hatte. Ich hatte das im alten Büro  nach einem recht unschönen Erlebnis leicht schockiert sein gelassen, dann war Corona, dann war nicht mehr so viel Corona, aber immer noch kein Yoga, dann war wieder Corona, dann habe ich mir das Bein gebrochen, dann war kein Corona mehr, aber kein Yoga mehr, weil wir ja eh bald alle umziehen und dann gibt es im neuen Turm einen tollen neuen Yogaraum und das war gestern das erste Mal. Heute war ich dann auch, weil: ich finde das ja an sich super, ich mag die Art der Bewegung, ich wollte gern wissen, was mit dem Bein geht und was nicht (Spoiler: interessanterweise ist die allerentspannendste Position der Welt, nämlich die Child's Pose für mich nicht möglich, weil ich mein kaputtes Bein zwar ganz anwinkeln kann, aber nicht mit meinem Gewicht draufsitzen. Alles andere ging easy.).

Der neue Turm hat übrigens (mindestens) ein gesamtes Wellness-Stockwerk, wo eben das Yogastudio ist, es gibt Meditationsräume, Schweigeräume, Entspannungsräume, Sleepingpods etc. Und ein Massagewasserbett. (Das kann man alles umsonst, ich glaube, für eine halbe Stunde reservieren und dann eben sich dort ausruhen). Alles unglaublich grossartig, mit Blick über die Stadt, man wähnt sich in einem Highend Wellness-Center.

Die Yogalehrerin war super, die Kolleginnen (nicht gegendert, waren heute nur Frauen. Meist sind ein, zwei Männder dabei) echt nett, es wurde nicht gecremt, nicht massiert, nur korrigiert, wo und wenn nötig, alles tutti. Bis auf..... das Wasserbett. Aus Gründen hat der Yogaraum eine grosse Fensterfront und eine Wand und an beiden Stirnseiten nur Vorhänge Weil, open space, luftig, blablabla, haben die Architekten gesagt. Vor einer der wandlosen Seiten steht also das Massagewasserbett. Wenn es nicht eingeschaltet ist, ist es still. (Ah, vergessen: wenn man den Wellnessfloor betritt, verkünden überall Schilder, dass man nicht sprechen soll, dass Telefone ausbleiben, dass man die anderen respektieren soll und halt einfach nicht quatschen. Man kann es nicht übersehen). Wenn das Wasserbett an ist, gluckert es. Gar nicht mal so leise, es trägt alles in allem zu einer Spa-Atmosphäre bei. Wenn man ausprobiert, wie wild man das Wasserbett einstellen kann, klingt es ungefähr so wie in der Wasseraufbereitungsanlage eines Spassbades. Wenn man dann zum Ausprobieren noch ein paar Buddies holt und johlend alle MIT SCHUHEN der Reihe nach eine Arschbombe in das Wasserbett machen und es auf volle Möhre aufdrehen, dann hält der hellgraue durchsichtige Vorhang meine rotglühende Wut kaum noch zurück und ich mutiere innerlich vom Krieger zwei zu Uma Thurman in Kill Bill. Um mich rum haben alle Mit-Yogis immer mal wieder mit gerunzelter Stirn zum leise wehenden Vorhang geblickt und entäuscht geatmet. Als ich nach einer halben Stunde Halligalli draussen merkte, dass wird so nix mit der Entspannung oder auch nur einer friedlichen Stunde für mich, bin ich während die anderen in der Childs Pose sasen, was ich eh nicht konnte, leisen Schrittes zum Vorhang, habe ihn zur Seite geschoben und (barfuss, in Leggins und mit farblich nicht passendem Sporttop und vermutlich roter Birnde) zu der Truppe Businesskasper Anfang 30 meinen wohlüberlegten Satz (das Zusammenstreichen auf das Wesentliche am Vormittag hatte sich gelohnt) gesagt: "Excuse me, folks, would you mind toning it down a little?" Und naja, ich hatte noch mehr vorbereitet, aber anscheinend waren der (wie ich finde) ganz nach Mittagsyoga-Lady klingende Satz und die Intonation (ich hatte die Klingelstreich-Arschkrampenkinder aus der Nachbarschaft gechannelt, zusammen mit last resort erzieherischen Massnahmen zu Hause) nicht ganz in sync und die Businesskasper hatten vielleicht eh schon ein schlechtes Gewissen, weil bevor ich noch weiter ausholen konnte, murmelten sie "sorry" und waren einfach verschwunden. Alle. Mhm. Fast ein bisschen enttäuschend.

(Die anderen Yogis fanden es gut, dass ich was gesagt habe und wir sollen alle noch eine Mail ans Gebäudemanagement schreiben und vielleicht kriegt der Raum dann noch eine Wand. Oder zwei. Bis dahich überlege ich, in gelbe Sportklamotten und ein Katana zu investieren und das Wasserbett beim nächsten Mal zu erledigen.)

Ich werde das (also, das Yoga, nicht das Schimpfen. Das nur, wenn es sein muss) versuchen, einmal wöchentlich unterzukriegen, alles für die Kayakmuskeln. Und die Entspannung natürlich, eh klar.

1 Kommentar:

Sabine hat gesagt…

oder Sie buchen das Wasserbett während des Yoga-Kurses ...?