Montag, Juli 30, 2018

Kaum sind die Kinder aus dem Haus

Werden die Erwachsenen übermütig.
Und so hatten wir gestern ein etwas irres Programm geplant: die Freunde, deren Kinder mit unseren im Sola sind, wollten gerne nochmal Drohnefliegen gehen und ich dachte mir: so den Krater rauf und runter, das wäre doch super.
Und weil ich vom letzten Mal nur das schlechte Wetter (und die daraus resultierende schlechte Laune der Kinder) als kleiner Hindernis auf dem Weg zum perfekten Sonntagsausflug in Erinnerung hatte, schlug ich den Creux du Van vor. Ich googelte zwar nochmal, als die Freunde meinten, dass wir aber vor zwölf nicht loskämen, weil dings, sah "4.5 h Wanderzeit", dachte mir aber "das kann nicht wahr sein, so viel war das niemals, ausserdem ist es diesmal schönes Wetter und wir haben keine motzigen Kinder dabei" und so reservierten wir optimistisch auf dem halben Heimweg noch zum Abendessen am Bieler See und wanderten gemütlich um halb drei in Noiraigue los.
Erster Rückschlag: eins der vier Paar Wanderschuhe verursachte auf einmal Blasen, obwohl alle vier eingetragen waren. Weil kinderfrei unterwegs, hatte keiner von uns Pflaster (oder auch nur Gummibärli dabei), aber die Profis wissen, wen fragen, nämlich die Familie mit Kindern am Rastplatz :-). Die hatten alles und hm, ich muss trotzdem sagen: dicksten Respekt an den Wanderer, der mit einer dicken offenen Blase die restlichen, lassen Sie mich ehrlich sein, 3.5 Stunden Wanderung klaglos mitgemacht hat.
Diesmal haben wir die Abzweigung für die Kraterumrundung gegen den Uhrzeigersinnn gefunden und ALTER VERWALTER, geht es da steil rauf! Ich verstehe echt nicht, wie irgendjemand die freiwillig RUNTER geht. Rauf ist es einfach nur unglaublich anstrengend, weil mehr oder weniger einfach gerade aus nach oben. 750 Höhenmeter. Aber runter? Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie die Knie und Zehen da jaulen. Aber gut, wir alle vier sind halt auch nicht mehr 20, das war dann irgendwann unser Standardsatz, als wir schnaufend nach oben tappelten, während uns von oben Jungvolk in Chucks, Vans oder Ballerinas rennend entgegenkam. Wir waren uns einig, dass wir uns unsicher sind, ob unsere bayerisch-schweizer Sozialisierung uns gar nichts anderes als Bergschuhe zum Wandern anziehen lässt und die Jugend in Turnschuhen das einfach viel lässiger nimmt, oder ob die einfach nur Glück haben, wenn sie nicht mit gebrochenen Knochen, gerissenen Bändern oder mindestens fiesen Schürfwunden wegen Ausrutschen ("IN DEN BERGEN WIRD NICHT GERANNT!1!!!!1") unten ankommen.
Anyway: wir kamen oben an und waren erstmal rechtschaffen kaputt:


Der Ausblick ist aber einfach grandios und hat die Schinderei allemal gelohnt! Und ja, wenn der Krater nicht voll mit Nebelsuppe ist und es nicht nieselt und nur so 3 Grad hat, ist es noch ein bisschen toller!






Die Drohnen lieferten beeindruckende Bilder und Videos, das war wirklich, wirklich super!





Gegen halb sechs riefen wir dann im Restaurant an und meinten kleinlaut, dass wir unsere Reservierung für 7 wohl doch ein bisschen nach hinten schieben müssten. War aber kein Problem.

Der Runterweg war dann mit 1h40 angezeigt, was wir natürlich wieder nicht glauben wollten, weil: so lang geht das NIE!
Tja.  Ging es doch und auch die 40 Minuten von Les Oellions bis zum Bahnhof von Noiraigue sind wahr, auch wenn man es kaum glauben kann.
Und so mussten wir vom Bahnhof dort noch einmal im Restaurant anrufen und vorsichtig anfragen, wie lange man denn was zu Essen bekäme, weil, sorry, es ging alles ein bisschen länger. Aber die Leute im "Pa Peniche" lachten nur und meinten: "Das haben wir uns schon gedacht, dass Sie nicht so schnell da runter kommen. Bis viertel vor 10 kann man bestellen."
Also legten wir alle vier am Bahnhofsparkplatz von Noiraigue (in Sichtweite der Terrasse des Restaurants dort) einen Strip hin, weil wir so unglaublich verschwitzt waren, aber immerhin an Deo und frische Kleider gedacht hatten, sausten los, überprüften unterwegs die Speisekarte (und mussten aus Nostalgiegründen ein wenig recherchieren, welche Band alle Songs gemacht haben, die "It's my life" heissen. VIELE!), fielen todmüde auf die Terrassenstühle direkt am See und speisten noch sehr, sehr lecker!
Beim Heimfahren (ich war der designated homedriver) war ich sehr, sehr froh um die Autopilotfunktion, meine Beine und das ganze Ich waren sehr, sehr froh, sich nur noch minimal bewegen zu müssen.
Alles in allem ein grossartiger Ausflug, halt genauso lang, wie es in allen Beschreibungen steht, gottseidank viel länger, als wir uns vorstellen konnten, sonst hätten wir das nicht als Nachmittagsprogramm gemacht

Daheim waren wir dann kurz nach Mitternacht, geduscht und bettfertig dann so gegen eins.

Aber: wir haben ja die ganze Woche noch frei, deswegen war das nicht schlimm, wir haben ausgeschlafen, uns wenig bewegt (lustig: immer wenn ich denke: heute habe ich aber praktisch keinen Schritt gemacht, sind es immer trotzdem an die 12 000), waren im Naturbad Riehen, haben nach 100 Jahren mal wieder den besten Hähnchensalat aller Zeiten gegessen, und sonst nicht viel gemacht.

Sonst so: Anruf aus dem Pfadilager, sowas bringt meinen Puls ja zuverlässig in ungeahnte Höhen. Aber keine Sorge, den Kindern geht es gut, es gibt nur ... yay.... Läuse im Wöflilager und die Leiter holten sich die Erlaubnis der Eltern ein, die Kinder erstens zu checken, zweitens im Fall zu entlausen und drittens im Nichtfall mit Prophylaxeshampoo zu shamponieren. Ich beneide die Leiter jetzt nicht um die Aufgabe, ca 20 verschwitzte, am Freitag zuletzt gewaschene Wölfli zu lausen, aber tja nun. Besser als gebrochene Knochen oder Magendarm.

Stressleveldurchschnitt gestern: 23
Selbstbeweihräucherung: ein echt cooles Geburtstagsgeschenk für den Hübschen ge-upcycled.

1 Kommentar:

sabigleinchen hat gesagt…

Nur schon für diese tollen Bilder hat es sich gelohnt.
Und im La Peniche sind wir zufällig auch mal gelandet. Wir dachten es sähe noch hübsch aus und waren dann mehr als glücklich über unseren tollen Zufallsfund :).