Dienstag, April 19, 2016

Frühlingsgefühle

Vermutlich liegt es an den zwei Tagen Frühling, die wir hier aktuell haben (und was hier Frühling ist, gilt woanders ja als Hochsommer), auf jeden Fall war mir heute unglaublich beschwingt zu Mute. Ich zog leichten Herzens die frisch gebügelte (ich war am Wochenende sowas von gechillt, ich habe sogar die Blusen, die zwar gebügelt waren, aber wegen zu lange nicht Tragen, weil man sie ja danach wieder bügeln müsste, schon wieder so leicht angeknittert, dass man sie ungebügelt nicht direkt tragen kann, gebügelt habe) gefährliche Wickelbluse an. Diese Bluse hat eine sehr lange Geschichte: 1997, als ich damals meine grossartige Zeit in San Diego verbracht habe, habe ich in der Banana Republic Filiale im UTC eine weisse Wickelbluse gesehen, aus Stretchstoff und eigentlich supertoll, aber irgendwie war sie mir an dem Tag zu teuer oder ich dachte, ach, wann ziehe ich schon eine weisse Wickelbluse an, und so habe ich sie nicht gekauft. Das tat mir schon sehr bald leid, aber dann gab es sie nich tmehr in meiner Grösse und ich musste ohne nach Hause fliegen. War nicht so schlimm zunächst, weil ich in der Uni und während Diplom- und Doktorarbeit eh keine Blusen, geschweige denn weisse Wickelblusen trug. Aber irgendwie ist mir diese eine Bluse nie richtig aus dem Kopf gegangen und sobald ich (ich weiss nicht mal, wann das war, aber schon eine Zeitlang her) bei H&M eine ähnliche sah, kaufte ich sie ohne lang zu überlegen.
Nun ist diese Bluse halt nicht aus Stretchstoff und nicht wirklich durchdacht, d.h. man bindet das untere Wickelteil zwar mit einem Bändel auf der rechten Seite fest, das obenliegende Wickelteil wird aber nur durch die Schnalle an der Seite gehalten. Und zwar nur so mittelfest. Je nachdem, wie fest man das Bändel morgens zuknotet, rutscht einem langsam das Unterteil nach links und immer schneller das Oberteil nach rechts und zack, sitzt man halbnackt da. Das ist meistens (also: praktisch immer) ziemlich ungünstig, aber ich hatte die Bluse schon lang nicht mehr an (die Bügelsache), ich wähnte mich also mit einem weissen Spaghettiträgertop drunter auf der sicheren Seite. Und weil es heute so schön werden sollte, zog ich noch einen recht kurzen grauen Rock dazu an, schwarze Stiefel, fertig das fröhliche Frühlingsoutfit.
Anscheinend war ich heute morgen dann doch noch nicht so resolut beim Knotenmachen, sehr schnell verabschiedete sich nämlich das Unterteil und das Oberteil kam auch ins Rutschen. Ich zerrte und zurrte an dem Schwänzchen durch die Schnalle und zuppelte mir den Schal in den Ausschnitt und wurde leicht fatalistisch:

Was will man machen, ich habe keine Ersatzkleider im Büro, Ausziehen war keine Option, der Schal musste wegen heissheissheiss auch bald runter, also habe ich jeden Toilettenbesuch unter anderem dazu genutzt, um das Bändel wieder festzuzurren und das Schwänzchen zu lockern. Es sitzt nämlich tatsächlich besser, wenn man es nicht bis zum Anschlag mit Gewalt durch die Schnalle zerrt. (Ja, ich weiss, man könnte da eventuell was machen mit Druckknöpfen oder Sicherheitsnadeln, oder Doppelklebeband, aber erstens gnahhhhh und zweitens ist das halt eine mittlerweile uralte H&M-Bluse, wenn ich da einen Druckknopf reinnähe und dann soll der was halten, reisst mir am Ende ein Riesenloch rein, das ist dann noch doofer als am Stück verrutscht)

Mittags hatte ich dann noch einen Termin (F2F mit meinem Chef, auch dafür ist Kleidung, in der man sich nur semiwohl fühlt suboptimal...) am anderen Ende der Stadt. Weil so superschönes Wetter war, bin ich mit dem Rad quer durch die Stadt gefahren. Mit Messengerbag schräg umgehängt, so dass es mir den eh schon nicht allzu langen Rock immer weiter nach oben gezuppelt hat. Dazu die Bluse, die sich ja schon bei halbwegs Stillsitzen verselbständigt, also habe ich lieber meinen kurzen Mantel drüber angezogen, ich kam mir ein bisschen vor wie ein Exhibitionist, weil sich alle Kleider unter eben diesen verschlupften. Aber: hilft nix, deswegen mit hochrotemerhobenem Kopf durch die Stadt geradelt, sollen die anderen Leute ruhig auch Frühlingsgefühle bekommen.

Und nach einem Tag hat wieder so eine Art Stockholm-Syndrom mit der Bluse eingesetzt, weil eigentlich sieht sie ja schon ganz gut aus. Aber jetzt muss sie ja eh erst mal wieder gebügelt werden...


8 Kommentare:

Alex hat gesagt…

Kann man da vielleicht was mit Kam Snaps oder Druckknöpfen retten?

Anonym hat gesagt…

Das wollen Sie jetzt sicher nicht unbedingt hören, aber die Bluse steht Ihnen ganz ausgezeichnet. Vielleicht der komplizierten Wickel/Zupf-Technik doch noch ne Chance geben? Und hoffen, dass Ihnen demnächst eine ähnliche Bluse mit Stretch über den Weg läuft?

Tagpflückerin hat gesagt…

Ha! Das ist es also, was mich an 1-2 ungünstigen Kleidungsstücken hängen lässt, das Stockholm-Syndrom. *grins*
lg

Anonym hat gesagt…

Hallo Frau Brüllen!
Sie sehen super aus. Die Frisur ist genial!!!#! Bin hin und weg :)
Die Bluse finde ich auch ganz schön.
Ja, ein schmeichelnder Post meinerseits. Aber wenn es so ist, kann ich ja nichts gegenteiliges schreiben.

Anonym hat gesagt…

Hau weg das Ding, auch wenn es so zurechtgezuppelt wirklich nett aussieht. Bei jedem Trageversuch das halbnackige - muss echt nicht sein.
Viele Grüße
Ilka
von
wasmachstdueigentlichso.wordpress.com

Anonym hat gesagt…

+1 für den Druckknopf. Die Bluse sitzt zu gut, um sie wegzuschmeißen bzw. das geht immer noch, wenn der Druckknopfversuch nicht klappt.

Jongleurin hat gesagt…

Jetzt musste ich so debil kichern, dass die KollegInnen ganz irritiert schauen!

Ich plädiere für: Weg damit und eine ähnliche Bluse kaufen. Always change a loosing team.
http://www.rock-it-baby.de/wp-content/uploads/2014/09/rib_2014_06_30_24-1.jpg
https://www.zalando.de/gestuz-shyla-bluse-gardenia-ge221e00s-a11.html
https://www.zalando.de/just-female-garth-bluse-white-ju121e00f-a11.html

Anonym hat gesagt…

Hallo,
ich bin auch dafür die Bluse zu entsorgen, du wirst nie mehr richtig Spaß an ihr haben, auch wenn sie wirklich toll aussieht. Aber in einem Teil, was nicht richtig sitzt, fühlt man sich nicht wohl und das strahlt man dann auch aus.
Herzliche Grüße aus dem Ruhrgebiet von
Maren