Sie haben ja vielleicht von der
Netflix*-Studie gelesen, in der durch Analyse der Nutzerdaten festgestellt wurde, wann Zuschauer von einer Serie so in den Bann gezogen werden, dass sie "angeflixt" sind, also nicht mehr aufhören können. Anscheinend ist das nie in der Pilotfolge der Fall, sondern in einer "emotionalen" Folge.
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Anscheinend gibt es auch Leute, die Serien (und auch Bücher) immer wieder von vorn anfangen, bis sie irgendwann am Haken sind und erstens nicht mehr aufhören können und zweitens die Serie (oder das Buch) immer wieder sehen (oder lesen) müssen.
Anscheinend bin ich sehr untypisch. Ich hasse nichts mehr, als ein Buch mehrfach zu lesen. Korrigiere: es gibt ganz wenige Bücher, die ich öfter als einmal gelesen habe (die meisten davon nicht ganz freiwillig, sondern zB 4599mal zu viel sämtliche Captain Sharky Bücher), das einzige, das mir einfällt, wo ich das mit Absicht und freiwillig mehrere Male getan habe, ist
"Das Tal des Himmel"* von John Steinbeck, mein absolutes Alltimefavourite-Lieblingsbuch. Wenn ich (und das kommt echt selten vor) beschlossen habe, ein Buch unausgelesen wegzulegen, dann hole ich das nie wieder vor. (Ausnahme: Umberto Ecos
"Das Foucaultsche Pendel"* habe ich beim ersten Mal nach ca 300 Seiten entnervt weggelegt, zwei Bücher später konnte ich nicht glauben, dass der Autor des grossartigen
"Der Name der Rose"* so einen unlesbaren Quatsch zusammenfabuliert hat, aber das zweite Mal war noch viel schlimmer. Das war mir eine Lehre: es braucht einiges, um ein Buch abzubrechen, aber das ist dann endgültig und für immer.)
Bei Serien bin ich eigentlich auch eine treue Seele, ich habe zB
"The Wire" bis zu Ende geschaut, obwohl mir ... aber ich muss das nicht nochmal alles wiederholen ;-). Auch von
"Scandal" habe ich die ganze erste Staffel zu Ende geschaut, bevor ich aufgab, nur bei richtigem Quatsch (ich höre die Nerdgemeinde scharf einatmen und mich mit Verachtung strafen) wie
"Mr. Robot" habe ich mich bei der ersten Folge gewundert, bei der zweiten die Augen gerollt, bei der dritten den Mann gefragt, was um alles in der Welt in ihn gefahren ist, dass er mir so einen salbadernden, selbstgerechten, um nichts kreisenden Quatsch zumutet, bei der vierten wie ein Rumpelstilzchen (
"Once Upon a Time"*: ganz grosses Kino übrigens!) auf und ab gehüpft, und dann gemeutert.
Serien, die ich richtig toll finde, fand ich von Anfang an toll, sie wurden im Laufe der Zeit höchstens noch toller oder aber ich war so begeistert und "in der Serie drin", dass ich auch Durstrecken zwischendrin verzeihen kann und eine treue Seele bleibe. Trotzdem: mir eine Serie zweimal anschauen? Ich wüsste nicht, welche, ich wüsste nicht warum. Ich hätte ehrlich gesagt auch Angst, den Zauber der Erinnerung kaputt zu machen. Ich hoffe lieber auf weitere Staffeln ;-). Das Phänomen #angeflixt kenne ich aber zur Genüge: Mein Handyklingelton ist immer das entsprechende Serienthema und ich trage meine
Claire-Underwood-Frisur immer noch mit Stolz ;-).
Die Jungs sind in Sachen Wiederholung da etwas anders gestrickt: Sie kennen zB Lego Ninjago ja schon ewig und drei Tage, bzw.: sie kennen die Legosets und Figuren schon ewig. Wir hatten schon Figuren, als sie noch die unhandlichen alten Spinjitsu-Dinger hatten, ohne diese Reissleine und den Propeller. Wir haben schon einen
Ninjago-Geburtstag
gefeiert, da wusste sonst kaum jemand, wie man das buchstabiert ;-).
Als die Jungs nun ihren Netflix-Account durchstöberten, stiessen sie auf die
Serie zur Legoserie und seitdem sind sie angeflixt wie sonst was. Sie haben alle verfügbaren Staffeln inhaliert, durch sie wurde das Wort "Bingen" sozusagen neu definiert ;-). Das Taschengeld wird in Ninja-Sets investiert (ich gebe zu: die neuen fliegen wirklich richtig gut), der Weihnachtswunschzettel ist voll von "Airjitsu" und Reisszahnkobras. Lustigerweise vertreiben sie sich das Warten auf neue Staffeln bei Netflix (Ich habe übrigens den Auftrag, zu fragen, wie lange das noch dauert!) damit, dass sie ausgewählte Folgen der verfügbaren Staffeln wieder und wieder anschauen. Ich selber verstehe zwar immer noch Bahnhof, weiss nicht, ob der kleine grüne jetzt grad gut oder Büse, ob Lord Garmadon nun der ultimative Bösewicht oder nur ein tragischer Held ist, aber das muss ich ja auch nicht ;-).
Reicht ja, wenn sich Little L. und Q. verstehen, wenn sie drüber beraten, ob heute "die, wo sie den Tempel putzen müssen" oder "Da, wo die Hypnokobras den Vater von dem einen verwandeln" sehen wollen.
*Affiliate-Links und als Streamteam-Member bekomme ich den Netflix-Zugang gestellt
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