Aufatmen
Es fühlt sich sehr, sehr seltsam und ein bisschen falsch an, an einem Tag wie heute glücklich zu sein. Trotzdem bin ich es. Sehr sogar.
Als der Hübsche gestern abend noch meinte: "Jetzt muss nur noch morgen alles gut sein, dann ist es perfekt", musste ich tatsächlich erst überlegen, was er meint (und habe kurz Angst gehabt, ich hätte bei ihm einen wichtigen Jobtermin vergessen), aber klar: heute war ja mein "Wir schauen mal, was die Datenlage so hergibt in Sachen Niere"-Termin.
Vor lauter anderen Dingen hatte ich tatsächlich geschafft, das zu verdrängen bis eben gestern abend. Das ist etwas, was ich normalerweise nicht besonders gut kann. Also: gar nicht. Aber anscheinend ist es so, dass wenn man sich um zu viele Dinge Gedanken macht (Katze, Schuldings, Konfettidings, Niere), tatsächlich irgendwas auf der Strecke bliebt, weil so viel Sorgen machen, das kann nicht mal ich. Und so war es dann fast ein bisschen undramatisch (nicht dass ich mich beschwere, Gott bewahre...), als der Chefarzt in der Klinik dann meinte: "Zytologie: nix, Niere: tipptopp, Blase tipptopp, kein Steinchen, nix." Es ist vom wissenschaftlichen Standpunkt her ein bisschen unbefriedigend, jetzt mit der Diagnose "Wahrscheinlich war es eine Entzündung ohne Symptome, das kann es schon mal geben. Oder ein winziger Stein, aber auch da ohne Symptome, eher unwahrscheinlich", aber es ist besser als alle Alternativen. Weil, und da ist mir das Herz schon nochmal kurz in die Hose gerutscht, bevor wir noch besprochen haben, was ich denn mache, wenn das Blut wieder käme ("Kommen Sie direkt zu uns, gehen sie nicht über den Hausarzt, ziehen Sie beim Werksarzt kein Bactrim ein"), da sagte der Arzt noch: "Ich bin jetzt schon sehr froh, dass ich Ihnen heute das hier sagen kann, weil 5% aller Fälle, die mit Ihren Symptomen kommen, bei denen finden wir einen bösartigen Nieren- oder Blasentumor."
Das sass dann erstmal, also, nicht im Sinne von "Panik, Panik", das wurde durch die saubere Diagnostik vorher ja ausgeräumt (Take this, du Depp vom Notfall, man kann durchaus die Worte Krebs und Tumor in den Mund nehmen, aber wär schon besser, wenn die Aussagen irgendwie fundiert werden), sondern eher: "Wow, da bin ich echt froh, dass ich das Googeln gelassen habe, dass ich mit anderen (undramatischeren) Dingen zu beschäftigt war, um mir wirklich Sorgen zu machen." Wenn ich da an die Horrorwochen im Sommer vor zwei Jahren zurückdenke, da war nix mit Verdrängen und das war schrecklich.
In diesem Sinne: Phew. (und erst als ich dann mittags die halbe Pizza Calzone mit Spargel schon verdrückt hatte, ist mir eingefallen, dass es super war, dass ich den Arzttermin schcon am Morgen hatte. Egal, warum man dort einen Termin hat, man muss erst mal einen Urinbecher füllen, vermutlich auch, wenn man der Briefträger ist oder so....)
Und so werde ich jetzt gegen eine meiner ehernen Regeln unter der Woche eine Flasche Cremant aufmachen und geniessen (vermutlich nicht die ganze, weil so war das mit dem viel trinken vermutlich nicht gemeint) während ich den Geburtstagstisch für Little L. vorbereite. So schliesst sich nämlich der Kreis: die Poliklinik, in der ich heute war, ist im gleichen Klinikum wie das Frauenspital, in das ich genau JETZT vor sechs Jahren eincheckte und erst mit Little L. wieder auscheckte.)
5 Kommentare:
Das ist gut! Nun kannst Du Dich ganz und gar von diesem Schreck erholen.
Sechs Jahre ... Ich wünsche Euch allen einen Guten Schlaf in den Geburtstag. Das Geburtstagskind ist aufgeregt, das kann ich mir gut vorstellen!
Elisabeth
Wie gut, dass alles gut ist......;-)))
Liebe Grüße, Claudi
Da gratuliere ich Ihnen doch von ganzem Herzen!!! Ich gehörte letzten Herbst zu den 5 % ....
LG von einer stillen Leserin (seit vielen Jahren) namens Annabell
Herzlichen Glückwunsch zur unspektakulären Diagnose!
Und 6 Jahre wird L. schon?! Ich kann mich noch gut an den Geburtsbericht und die Bilder des Hübschen erinnern (War es "Exit" oder "Ausgang" ;-) ).
Dann mal auf diesem Wege und unbekannterweise: Herzlichen Glückwunsch!
@annabell: oh. Das tut mir sehr leid.
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