A, B oder C
Medienerziehung ist wichtig. Da sind wir uns alle einig, oder? Und dazu gehört auch, dass unsere Kinder lernen, wie sie mit persönlichen Daten im Internet verantwortungsvoll umgehen. Auch einig, oder?
Also. Unsere Jungs haben vor ein paar Monaten den alten Desktop-PC geerbt. Darauf dürfen sie, wenn es abgesprochen ist (und nein, das steht jetzt nicht zur Debatte, auch nicht, welche Zeitkontenmodelle empfehlenswert sind oder nicht und ob sie dann bestimmt mal einsame Nerds werden, die keine echten Freunde haben und deswegen mit der Kalaschnikow in die Schule usw., also alle Kommentare dazu, die Sie jetzt schon im Kopf formuliert haben, bitte da lassen und nicht ins Kommentarfeld töckeln) zB Lego „Herr der Ringe“-spielen, Little Q. darf für die Schule oder alles, was ihn sonst so interessiert, recherchieren (auch hier: Kinderschutzprogramme, pipapo: Out of scope, wie das in Projektmanagementsprache so schön heisst), er macht seine Antolin-Quizzes da, und …. er hätte dort gern an einem Lego-Club-Preisausschreiben teilgenommen.
Ich habe unsere beiden Jungs ja mal beim Lego- und beim Lego Junior Club angemeldet, die beiden Zeitschriften, die da immer wieder ins Haus flattern, sind nämlich umsonst und inhaltlich absolut gleichwertig mit den 6.90CHF-Heftli über Spiderman, StarWars, LegoNinjago, Cars etc., die es am Zeitschriftenstand gibt.
Sie lieben diese Hefte, jedes Labyrinth, jedes Rätsel wird gelöst, jeder Comic reenacted, und jetzt, wo Little Q. lesen kann, hat er festgestellt, dass es auch Gewinnspiele gibt. Aktuell ist er ja total im Herr der Ringe / Hobbit-Fieber und wenn man dann durch eine babyeinfache Frage eine limitierte Minifigur gewinnen kann, dann wäre er da natürlich gern dabei: "Mami, darf ich?" Und ich sage noch: „Klar, du hast ja den Computer, mach mal.“ Ich dachte also, er müsste auf der angegebenen Seite ein Kreuz setzen („Wie heisst der Drache in „Der Hobbit“? A: Smaug, B: Grisu, C: Kokosnuss), Name und Adresse eingeben, vielleicht noch die Lego-Clubnummer vom Heft abtippen, fertig.
Ha. Ha. Ha.
Also: er kam relativ schnell wieder runter, um sich erwachsene Unterstützung zu holen. Ich schickte den Hübschen nach oben und sagte noch so nonchalant: „Macht ihr das mal, dafür räume ich heute den Tisch ab, die Spülmaschine aus und wieder ein, aber dann seid ihr schon im Bett, wenn ich raufkomme, okay?“ Nachdem ich halbfertig war, kam der Hübsche entnervt wieder runter und meinte: „Du, die brauchen eine Lego-ID, die muss ein Erziehungsberechtigter bestätigen, da hab ich keinen Nerv zu.“, was ich (hallo, ich hatte schon halb alleine abgeräumt, ausserdem muss das Kind ja lernen, sich im Internet zu bewegen) natürlich so nicht durchgehen lassen, habe den Hübschen autorisiert, meine Mailadresse (er ist so ein bisschen empfindlich, was Werbenewsletter und so angeht, ich vertraue auf den Googlemail-Spamfilter) für die Registrierung anzugeben, und sie wieder nach oben geschickt.
Tja, eine halbe Stunde später hatte das Kind zwar eine Lego-ID („Ich nehme das gleiche Passwort wie für Antolin, dann kann ich mir das wenigstens merken. Ich habs aber auch auf so einen Zettel geschrieben und an den Bildschirm geklebt“, so viel zur Medienerziehung und so), aber die limitierte Minifigur war immer noch in weiter Ferne, weil auch mit Lego-ID geht das Teilnehmen an Lego-Club-Gewinnspielen folgendermassen: man loggt sich mit der Lego-ID ein, dann lädt man zwei pdfs runter, eines mit der Gewinnspielfrage, eines ist die Einverständnisverklärung der Eltern. Die druckt man aus, die Eltern füllen die Einverständniserklärung aus (das geht nicht blanko für alle Gewinnspiele vom Lego Club ever, sondern nur für eins), in Grossbuchstaben übrigens, was ich erst gemerkt habe, als ich es schon in normalen ausgefüllt hatte, dann schreibt man als Kind die Antwort auf das Quizformular, die beiden fotografiert oder scannt man und mailt die dann mit einer bestimmten Betreffzeile und im Text nochmal Adresse, Telefonnummer, Name und Lego-ID an den Lego-Club. Und schon hat man vielleicht eine Chance auf den limitierten Bogenschützen-Elf. Ob man es auch per Post, Fax, berittenem Boten oder Brieftaube schicken kann, das habe ich jetzt nicht nachgeschaut, könnte aber gut sein.
Ich nehme an, dass wir trotz jetzt nicht superkreativer Antwort auf die Frage „Was würdest Du tun, um den Drachen vom Goldschatz wegzulocken?“ („Was wohl, Arkenstein nehmen und rennen!“) gute Chancen auf den Elf haben, weil hoffentlich kaum andere Eltern sich dieses Gezeter angetan haben.
4 Kommentare:
Da fülle ich echt noch lieber eine amerikanische Steuererklärung für getty images aus (auch wenn man dort stets das ungute Gefühl hat bei falscher/ungenauer/missverständlicher Antwort von einem global IRS Team nach Guantanamo ausgeflogen zu werden...)
Wahrscheinlich gewinnen wir den Elf und bekommen dann ein per Postkarte den C++ Programmiertext für ein Softwarefile für den 3D-Druck der Figur geschickt...
Ohja..durch dieses Jammertal sind wir auch schon entnervt nicht vom Fleck gekommen. Zusätzlich nervt, dass viele Legospiele auf meinem Laptop fuchtbar langsam laufen..zum Glück für den Sohn habe ich dies beim anstehenden Kauf meines neuen Geräts berücksichtigt... dabei wären wir die grössten Legoliebhaber.
Die nehmen das eben ernst ;)
made my day, Frau Brüllen :-)
(Sowas gabs ja damals noch nicht als der Hiesige klein war, aber ich sähe mich genauso entnervt wie Sie resp. der Hübsche alles möglich machen damit das zu gewinnende Teil denn gewonnen werden kann)
Kommentar veröffentlichen