Dienstag, Juli 15, 2014

Shred: Ein Fazit

So, es ist soweit, meine fast (hier nochmal erklärt, warum nicht ganz) 30 Tage "Shred" sind rum, Zeit, ein Fazit zu ziehen.
An wem dieser Hype bisher vorbeigegangen ist, der kann sich bei Mama Miez, die mich so angefixt hat, dass ich auch mitmachen wollte, mal informieren, wie das gedacht ist und wie es bei ihr so lief/läuft:
Mama Miez shreddet 1, 2, 3.
Ich muss dazu sagen: ich habe mir die DVD nicht gekauft, ich habe das ganze mit den Youtube-Videos im englischen Original gemacht (Teil 1, 2, 3), ausserdem hatte ich 1.5 kg Hanteln anstatt 1kg. Ich habe auch keine Vorher-Nachher-Bilder gemacht, ich habe mich auch nicht gemessen und gewogen, ich bin den ganzen Juni über auch noch jeden Arbeitstag 25km mit dem Rad zur Arbeit und zurück gefahren. Mein Ziel war nicht Gewichtsabnahme, mein innerer Barney hat einfach "Challenge accepted" geschrieen, und schon war ich dabei.
Mein Fazit ist folgendes:

  • der 20 Minuten Workout dauert (mit ca. 4 Minuten Warm-up und Cooldown) 28 Minuten, aber das liegt vermutlich an der Zeitverschiebung oder so.
  • Wer schon jemals in einem Fitness-Studio in einer Bauchbeinepo- oder Bodytoning oder Hotpump- oder Iron-Irgendwas-Stunde war, dem wird das meiste bekannt vorkommen. Man wird in einem Affenzahn durch die Übungen gehetzt, es gibt keine Trinkpausen oder so, sonst würde man die 20 Minuten auch nicht schaffen. Damit man nicht aufgibt, wird man jeweils am so ca 10 Minuten mit Durchhalteparolen ("Think about all the reasons, why you bought this DVD in the fist place", "These last circuits, that's when the magic happens!" oder, mein Favorit: "This is you-time! MAKE! THE! MOST OF IT!") motiviert, jetzt noch nicht direkt zusammenzubrechen, weil man will ja bald mal "jeans shopping, or even worse, bathing suit shopping" gehen.
  • Das ist natürlich so eine Sache, weil erstens nach ungefähr dem 4. Mal "MAKE! THE! MOST OF IT!" hätte ich Jillian am liebsten gewürgt, (Tonabstellen ist übrigens keine Option, weil man dann nicht hört, wenn man was anderes machen soll und immer auf den Bildschirm gucken geht nicht, weil man ganz oft am Boden rumschwitzt) und ich zweitens ein Autoritätsproblem habe und es gar nicht haben kann, wenn mir jemand sagt, was ich noch schaffe, wenn ich es eben nicht schaffe. (Erinnert sich jemand noch an den Fitnesstrend "Body Combat" oder wie das alles hiess, wo einen Pseudodrillinstructors mit Trillerpfeife und Armykleidern angeschrieen haben, dass man nicht so eine faule Memme sein soll? Auch nicht meine Art Sport.)
  • Egal, ich hatte beschlossen, das zu machen und dann halte ich durch, weil: stur, das kann ich. Supergut.


Man wechselt ja alle 10 Tage den Level und den ersten Tag ist man froh, dass man endlich was anderes macht, den zweiten Tag ist man kaputt, ab dem dritten Tag kann man mit Natalie mithalten und ab dem vierten Tag nervt das Gesabbel gewaltig.

Dadurch, dass ja versprochen wird, dass man Wahnsinnseffekte mit nur 20 Minuten Workout am Tag erzielen würde, muss man natürlich Gas geben und so werden die verschiedensten Bewegungen kombiniert, zum Teil mit eben den Hantelgewichten und immer an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit. Es wird gesprungen, irre viel gemacht, was wirklich auf die Knie geht, wenn man es ansatzweise falsch macht, es werden Klappmesser für die Bauchmuskeln gemacht (in meiner langen Zeit in diversen Fitness-Studios habe ich gelernt, dass man das heutzutage eigentlich nicht mehr macht) und, das liegt natürlich in der Natur der Sache, wenn man mit einem Video trainiert: es wird nicht korrigiert. Klar, es werden Anweisungen gegeben, dass man zB bei den Squads die Knie nicht nach vorne schieben soll, aber ich bin der Auffassung, dass man das, wenn man nicht schon einige Zeit in einem Fitness-Studio das unter Anleitung gemacht hat, und auch keine Spiegelwand hat, sehr leicht falsch machen kann. Ich bin mir auch nicht sicher, ob mir die ganzen Planking-Übungen so leicht fielen, weil ich halt ein unglaublicher Fitness-Checker bin, oder weil ich irgendwelche Ausweichbewegungen gemacht habe, die im besten Falle den Trainingseffekt verringern ("and remember, guys, we have to deliver!"), im schlechtesten Fall nicht gerade gut für meinen Rücken waren.
Gut, in 30 Tagen kann man jetzt vermutlich keinen irreparablen Schaden anrichten, aber schwierig finde ich es schon. Durch die Hetze und das Antreiben und die Anstrengung werden die Übungen (bei mir zumindest) automatisch nicht ganz so perfekt und kontrolliert ausgeführt, wie man es vermutlich müsste und sollte. Man springt irre viel auf und ab, das Wort "Beckenboden" ist kein einziges Mal gefallen und ich sags mal so: es hilft, wenn man direkt vor Start noch mal auf die Toilette geht. Aber nicht zuverlässig.

Was hat es jetzt denn also alles in allem gebracht? Gute Frage.

  • Ich habe durchgehalten
  • Es gab insofern einen Trainingseffekt, dass ich im Laufe eines Levels besser mithalten konnte und der Muskelkater wieder verschwand.
  • Ich kann jetzt einen Haufen Liegestützen, ohne auf den Knien zu bescheissen.
  • Die weichen Bereiche (ich nenne sie liebevoll "Schwarte") zwischen Taille und Hüftknochen sind immer noch da, ich habe immer noch kein Sixpack (Bauchmuskeln hatte ich vorher schon, das Bauchtraining fand ich auch mit Abstand am wenigsten anspruchsvoll), Arm- und Beinmuskeln wurden vllt. ein bisschen mehr, aber die Welt ist das nicht. Habe ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet, ich bin ja aus einem sehr regelmässigen Sportprogramm in die Challenge gestartet.


Alles in allem denke ich, das Shred-Programm ist für folgende Zielgruppe zu empfehlen, bzw. dort sind vermutlich die grössten Erfolge zu beobachten:
Leute mit Durchhaltevermögen, starkem Beckenboden, unempfindlichen Knien und Rücken, die schon lange genug mal unter Anleitung trainiert haben und sich das Körpergefühl für korrekte Haltung bzw. Fehler bewahrt haben, allerdings eine relativ lange Zeit ausgesetzt haben, dabei ein bisschen ausser Form geraten sind und das jetzt in 30 Tagen quick and dirty in den Griff bekommen wollen, sonst sieht man da ehrlich gesagt eher nix. Ausserdem müssen sie stur sein und Motivationstalk und GEMA-freie Aufzugmusik ertragen können.

Ich werde das ganz sicher nicht weitermachen, ich werde nach dem Urlaub mein Kombitraining aus Crosstrainer und Bauchtraining (was ich mit anderen Kraftübungen, allerdings ohne die Hetze und das Geschwätz, kombinieren werde) wieder aufnehmen. Das tut's auch.

Ach ja, liebe Jillian, was ich dir übrigens schon seit 10 Tagen sagen wollte:
1. Die Übung mit der Hantel und den Kniebeugen ist totaler Kindergarten.
2. Wenn ich "Jumping Lunges" mache, ist es total egal, mit welchem Bein ich im zweiten Durchgang anfange. Wirklich.

9 Kommentare:

jamiechknbreast hat gesagt…

Haha, vielen Dank! Das Gleiche denke ich seit 25 Tagen. Schön zusammengefasst. Aber toll ist es schon, wenn man es durchhält!

Anonym hat gesagt…

yay, ich passe damit genau in die greifende Zielgruppe. Habe Ihretwegen die DVD besorgt, weil 30 Tage Durchhalten, das schaffe ich auch ;-) Somit hoffe ich, dass ich die - im Deutschen weil nicht lippensynchron sicher noch nervigeren Sprüche weiter ertrage und in den noch verbleibenden 20 Tagen einen Effekt erziele ;-)
Herzliche Grüße aus Frankfurt! Dorothee

Anja hat gesagt…

Ja, man muss das Ganze schon etwas kritisch sehen aber gut.
Ich habe seit bald 3 Jahren keinen Sport mehr gemacht, kenne aber noch von früher Hantelworkout vom Fitnessstudio. Ich bin dann wohl die Zielgruppe. ;-)
Mein Fazit: ich habe wieder etwas gemacht, man sieht es aus und ich mach weiter allerdings jetzt mit der BBP-Geschichte. Erstmal aber nur jeden 2. Tag. Mehr schaffe ich nicht wegen Muskelkater.
Schauen wir mal wohin das Ganze mich noch führt...

musematschka hat gesagt…

Der Sport-Honk, am dem das Geschredder irgendwie (Gott sei Dank!) vorbeigegangen ist, muss sich doch auch mal zu Wort melden:

Ich finde ja respektabel bis faszinierend, dass Sie dieses sinnentfreite Rumgelabere erst ab Tag 4 genervt hat!!!
Ich hab mir nicht mal die Links bis zum Ende anhören können!

kaltmamsell hat gesagt…

Turnen mit Fernseher - das machen in Filmen (egal welcher Nationalität) ja nur Frauen, am liebsten erinnere ich mich da an Bette Middler in Ruthless People (deutsch: Die unglaubliche Blablabla der Blablabla). Könnte man auch mal analysieren.

Friederike hat gesagt…

Ich unterschreibe die letzen beiden Anmerkungen (und den Rest auch) für Jillian...habe mich gestern stark gewundert, ob ich irgendetwas anders/falsch mache oder ob die Anagen einfach nur..nunja...etwas sinnfrei waren? ;) LG, Rike

Anonym hat gesagt…

Dann ist das schon mal nichts für mich: ich hab Rücken und Knie.

LG Rena

LiebesBinchen hat gesagt…

Da kann ich mir meinen eigenen Blogpost zum Thema sparen bzw. werde Ihren verlinken. Ich bin quasi am Ende von Level 2 angekommen. Bilde mir ein, fitter, aber nicht schlanker zu sein. Das schafft man in 30 Tagen wohl nur, wenn man nebenbei die Nahrungsaufnahme auf Null beschränkt. Ansich eine ganz gute Motivationsgeschichte, ich war relativ sportfaul in letzter Zeit. Es wird also wohl nicht dieses Programm, welches ist fortsetze. Aber den letzten Level geb ich mir auf jeden Fall noch.
Liebste Grüße und viel Spaß im bevorstehenden Urlaub. ( warme Unterwäsche nicht vergessen).
Bine

Anonym hat gesagt…

Danke, dass Sie mal das Thema "Beckenboden" erwähnt haben. Ich fürchtete schon, es stünde schlimmer als gedacht um meinen.