Gottseidank werden sie so schnell gross!
Eigentlich wollte/sollte ich über die Hochzeit schreiben, auf der wir am Samstag waren und warum alles ganz anders kam als gedacht, wo der Hübsche doch so brav alle Millionen Fotos bearbeitet hat und wir alle so unglaublich gut drauf aussehen, aber ich muss vorher noch was anderes loswerden:
Mir ist heute mal wieder mehrfach dieser Standardmütterspruch "Ohhhh, sie werden so schnell gross, wo ist mein Baby, kann ersiees nicht noch ein bisschen mit dem Laufen/Sprechen/Essen/Radfahren warten, wo ist mein Baby mimimimimi" untergekommen.
Ganz abgesehen davon, dass ich dieses (und jedes andere) Gejammer schon immer doof fand, weil ich vermute, dass es sich dabei eigentlich um ein verkapptes "Oh Gott. Ich werde alt" handelt (Ja, wir werden alle alt, so ist das Leben, am Ende sterben wir und es hilft nix, wenn wir dann zB als Grosseltern zu unseren Enkeln sagen "Nenn mich doch bitte LarsPeterFritzAnnemarieLucinda und nicht Oma/Opa, da fühl ich mich sonst so alt". Get over it!), möchte ich hier (positive Verstärkung, ich weiss, schwierig, nach diesem Satzanfang) mal eine Lanze für grosse Kinder brechen.
Es ist nämlich, ganz ehrlich, grossartig, grosse Kinder zu haben. Sie brabbeln vielleicht nicht mehr niedlich vor sich hin, man juchzt nicht mehr über jeden freien Schritt vor Begeisterung, aber lassen Sie mich ein paar Beispiele bringen:
1. Bei der letzten Magendarmgrippe wurde in die Schüssel/ins Klo gekübelt, nicht mehr quer am liebsten über die nicht waschbaren Einrichtungsgegenstände und den Rauhputz.
2. Meine Kinder können mir (okay, das ist ein alter Hut) selbständig einen perfekten Latte Macchiato, Cappuccino oder Espresso machen UND (mittlerweile unfallfrei) servieren.
3. Wir können aus dem Haus gehen, ohne auch nur einen Gedanken an Windeln, Feuchttücher und baby/kleinkindgerechtes Essen zu verschwenden.
4. Wir können abends mit Kindern ausgehen, ohne mit Reisebett, Schlafsack, Kuscheltierarmee, Milchfläschchen etc. wie für den Auszug aus Ägypten zu packen. Wir bleiben, bis die Kinder müde sind. Meist bin ich vorher müde (s. Hochzeit ;-).
5. Manchmal klappt es am Tag danach sogar mit dem Ausschlafen. (Manchmal nicht, aber man hat ja auch total viel vom Tag, wenn man um halb sechs wach ist).
6. Wir können in den Urlaub fahren, ohne entweder das halbe Auto voller Windeln zu packen oder aber am Urlaubsort als erstes einen pampersführenden Supermarkt zu suchen.
7. Wir können in Restaurants gehen, wo es keine Kinderteller gibt (wenn es sie gibt, auch gut, aber hey: mittlerweile essen die Jungs Kokossuppe und Thaicurry!)
8. Ich muss nicht mehr zum 13928. Mal "Meine liebsten Baumaschinen" oder ""Wie heisst das Tier" vorlesen, es wird entweder selber gelesen oder wir lesen Bücher, die ich auch witzig finde.
9. Wir diskutieren nicht mehr über "Wie macht die Kuh?", sondern über Stammzellenklonen, den Drogenkrieg in Mexiko, die bemannte Raumfahrt und Fragen wie "Wer war eigentlich der Padawan von Luminara Unduli?".
10. Schön langsam können und wollen die Kinder Filme sehen, die ich auch gut finde. Ich freue mich schon auf gemeinsame Kinobesuche, bei denen ich mich nicht nur am vor Freude neben mir auf und ab springenden Kind freue, sondern auch an der Handlung. Auch gemeinsame Serienabende jenseits von der Augburger Puppenkiste und von Shaun rücken in greifbare Nähe.
11. Es ist überhaupt kein Problem für keinen Beteiligten mehr, mit Babysitter daheim zu bleiben bzw. wegzugehen. In gar nicht so ferner Zeit wird das auch ohne Babysitter klappen.
12. Heute nachmittag habe ich ganz ungestört und gemütlich ein Buch zu Ende gelese, während nebenan im Kinderzimmer friedlich zusammen gespielt wurde.
13. In Hallenbad und Vergnügungspark muss ich nicht mehr nur im Babybecken sitzen oder begeistert dem Babykarrussell hinterherwinken, nein, mittlerweile trauen mir die Jungs (völlig zu Unrecht natürlich) gar nicht mehr zu, mit ihrem Wagemut mitzuhalten.
14. Last but not least: es ist so grossartig, zu sehen, was aus diesen kleinen Würmchen geworden ist: grossartige mittelgrosse Menschen, die einen zwar immer noch zur Weissglut bringen können, einen aber dann doch immer wieder vor Staunen und Begeisterung mit offenem Mund zurücklassen, weil sie mit (oder trotz) unserer Hilfe zu ganz groassartigen Personen werden.
Deswegen: jammert doch den Babyzeiten nicht so viel hinterher. Was danach kommt, ist mindestens genauso toll!
14 Kommentare:
du hast so recht! den punkt 10 finde ich in letzter zeit besonders toll. was ich außerdem großartig an großen kindern finde: sie organisieren sich ihr sozialleben selbst, hauen nach der hasuübung auf den spielplatz ab und kommen erst abends wieder (oder tauchen zwischendurch mit einem freund hier auf sich irgendwas auf youtube anzuschauen) - das geht halt hier "mitten" in der großstadt wirklich erst ab einem gewissen alter.
Hach Frau Brüllen, sie schreiben mir aus dem Herzen. vielen Dank.
Wir genießen schon die freien Abende ohne Babysitter. Wir genießen aber auch schöne Unternehmungen zu Viert. Z.B. waren wir gestern Abend alle vier zusammen in Mad Men 3. sehr lustig und sehr schön, so große Kinder, die sich noch nicht jedem und allem verweigern.
OH ja!!!
Wahre Worte!
find ich auch :)
Wie wahr :)
nur ;) wenn die Kinderlein dann die eigenen Tricks und Methoden bei einem selbst anwenden ;) dann wünsche ich mir süße kleine Kinder ;)
Lg Bine
ooooooh jaaaaaa !
Ich kann ohne Kinder ausgehen, ich kann tagelang krank sein und auf der Couch liegen, ich kann mich weigern was zu kochen ("mach die selbst was"), meine Kinder stehen wochenends nach mir auf, und manchmal ziehen sie sogar aus....;-))))
Und meine Schwiegermutter wollte übrigens "Granny" genannt werden und nicht "Oma"..........
Ich finde große Kinder herrlich !
Klein waren sie auch wunderbar, aber alles hat seine Zeit !
Lieber Gruß, Claudi
Da kann ich dir nur zustimmen. Meine ist jetzt 9 Jahre alt und ich finde das Alter großartig. LG Frau Zausel
ach kommen sie! mit zwei sind sie so richtig knuffig, und manchmal wünsch ich mir, ich könnte diese zeit konservieren. weil sie wirklich nie mehr kommt. und auch wenn das älterwerden der kinder vorteile hat, weil sie selbständiger werden und man nicht dauernd gewehr bei fuss stehen muss - und schaufeln nicht mehr über die köpfe anderer geschlagen werden :-)) - so ist es doch sehr schön, wenn sie noch uneingeschränkt von mami getröstet werden wollen und es lieben, wenn man nachts neben ihnen liegt und ihre beiden händchen zwischen die eigenen grossen nimmt etc... und der mittagsschlaf! der ist auch hammer. wobei ich das selbstaufräumfeature der grossen schon auch super finde. etc... alles hat seine guten und schlechten seiten. aber ich jammere nicht, ich geniesse nur.
So wahr - und ich bin wahrscheinlich die einzige werdende Mama, die sich jetzt schon darauf freut, wenn der Kleine die ersten 3 Jahre hinter sich hat... So schön die Zeit ist, aber irgendwie finde ich - wie Du - die Zeit mit dem Großen jetzt ziemlich genial (und habe echt Muffensausen vor der Zeit mit dem Kleinen...).
RECHT hast du :)
ABER: wenn ich Babys meiner Freundinnen sehe, dann überkommt mich doch manchmal ein sehnsüchtiges Gefühl (nicht dass ich die miesen Nächte, das ewige Raten "warum weinst du? Blähung, Hunger, müde...???...) vermisse, aber es war doch auch eine schöne Zeit, die nie mehr zurück kommt.
Und dennoch: ich genieße das JETZT!
Genauso. Und ich persönlich sehe es noch drastischer: Wäre die Sache mit der Schwangerschaft und den Säuglingen nicht hätte der mini-monsieur sicherlich Geschwister (mal abgesehen von ungünstigen genetischen Voraussetzungen, die wir nicht heruasfordern möchten).
Ich freue mich über Entwicklungsschritt Richtung Selbstständigkeit.
Ja. Ich bin da ganz Ihrer Meinung. Insbesondere das zielgenaue Kotzen hat mich vom Älterwerden überzeugt.
Dankedankedanke! Ich empfinde das mindestens genauso und bekomme keinen mütterlichen Hormonsamba mehr, wenn ich Kleinstbabies sehe.
Ganz richtig! Es kommt der Tag, an dem ich das Restaurant nicht mehr danach auswähle, ob es eine Kinderecke und bemalbare Tischsets gibt, ich freue mich sehr darauf. Abgesehen davon steht es ja so gut wie jedem frei, einfach noch ein bis zwölf Babies nachzulegen, um sich wieder an eruptivem Erbrechen und durchgeschrieenen Nächten zu erfreuen.
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