240623 Reisereise by proxy
Mittelgut (das Armband sagt: katastrophal) geschlafen, morgens wie gerädert aufgewacht.
Kaffee im Bett, gemütliches Frühstück, obwohl das Wochenende trotz meiner vielmaligen Fragen "Dieses Wochenende hat aber keiner was vor?!" voller Termine ist.
L. musste ins Nachbarstädtchen, dort ist Jugendfest und er hatte Standdienst.
Q. musste als Leitperson schon früher zur Abteilungsaktivität der Pfadis (das ist die traditionell letzte Aktivität vor den Sommerferien, die machen alle Stufen gemeinsam und im Dorf, nicht im Wald und es wird immer sehr, sehr ass).
L. kam nach seiner Schicht nach Hause, wechselte Rucksack, T-Shirt und zog das Pfadihemd über, um direkt zu ebendieser Aktivität zu verschwinden.
Der Hübsche machte den für China immer noch verpflichtenden Coronatest (Selbsttest mit ganz offizieller 24h gültigen Selbstdeklaration reicht. 24h sind gar nicht so einfach einzuhalten, wenn man alle Umsteigezeiten etc mit einrechnet), packte fertig, packte nochmal teilst aus, wieder ein und wir waren beide aufgeregt.
Als Übersprungshandlung machte ich (respektive eine davon machte L., weil sie für ein WAH-Projekt ist) noch zwei neue Eismassen. Vanille (für Cookies & Cream, kommt in die zu backende Biskuitroulade rein) und Margarita. Dieses Eis wollte ich schon machen, seitdem ich das Buch habe und das ist sehr, sehr, sehr lang. Schmeckt grossartig, gar nicht eierig, und jetzt friert es über Nacht und ich bin sehr gespannt.
Irgendwann war es dann soweit: der Hübsche brach mit zwei Rollkoffern zum Bus auf (er fur am Nachmittag mit dem ICE von Basel nach Frankfurt, auf dem Weg stiegen noch die Kollegen ein, die bis Freiburg wohnen, irgendwann spät abends geht dann ihr Flieder nach Dubai und dann von dort nach Shanghai. Immerhin alles über Nacht und so dürfen sie gemäss ihren Firmenrichtlinien business fliegen (bei uns ist das anders, wir fliegen nur noch wenn unbedingtsestens nötig und dann aber Langstrecke immer business).
Ich bin einerseits ein bisschen neidig, weil er ein Abenteuer erlebt, dann überhaupt nicht neidig, weil eine Woche mit Zug / Auto durch China reisen von einer Fabrik zur nächsten ist echt, echt, echt, echt anstrengend, dann auch echt traurig, dass er eine Woche weg ist. Und das überrascht mich, jetzt nicht das überhaupt, aber er ist gerade mal 4 Stunden weg und ich bin ziemlich jämmerlich. Hm. Ich glaube, ich habe ihn halt einfach wirklich, wirklich gern! Und eigentlich ist es ja sehr gut zu wissen / zu merken, dass man auch in der denkbar einfachsten Konstellation (Kinder sind gross, alle schlafen die Nacht durch oder wenn nicht, dann brauchen sie nix von mir, keiner ist krank, alle sind selbständig unterwegs, es war Notenschluss, niemand braucht Hilfe für die Schule, das Wetter ist traumhaft,) den anderen einfach als Person vermisst, nicht (auch) als zweites Paar Schultern für all den Scheiss, den man so machen muss. Das war schon mal deutlich anders, ich erinnere mich immer noch mit Grauen an die Zeiten, als meine eh schon immer vorhandene Abneigung der BASF gegenüber ungeahnte Höhen erklomm, als der Hübsche nach der Übernahme regelmässig die halbe Woche in LU antraben musste, auf keinerlei Reisezeit Rücksicht genommen wurde, Meetings "das machen wir immer so" knallhart in die Randstunden gelegt wurden und ich daheim Job, einen 4jährigen und ein Baby rocken musste. All time low: der Hübsche weg, L. und ich wachen davon auf, dass er uns beide vollkotzt, Q. kommt dazu und ich stehe triefend mit einem stinkenden, nassen Baby auf dem Arm in stinkenden nassen Klamotten mit Bröckchen in den Haaren und einem vollgekotzten Bett da und verhandle mit Q., dass er wieder ins Bett ("Ja, allein, weil ich muss ducschen, nein, du kannst nicht mitkommen") gehen und nicht Lego spielen soll.
Ich weiss noch, wie ich mir damals vornahm, diese Situation genau im Kopf zu behalten, als All time low des Alltags mit kleinen Kindern, schlimmer würde es nicht werden. Wurde es auch nicht (Nicht-Alltagssituationen allerdings gab es schlimmere).
OK, ich bin abgeschwiffen.
Anyway: ich vermisse den Hübschen. Und freue mich, wenn er am Freitag wiederkommt (hoffentlich, sonst habe ich eine Coldplay-Karte für Samstag zu viel!)
Parallel verfolge ich den Tag über die "Nachrichten" aus Russland über einen Putsch / Marsch der Gerechtigkeit / skurrile Bilder von Panzern und Coffee-to-go, dann ist vielleicht doch kein Putsch und man dreht wieder um, es ist alles so, so, so skurril, ich tue mir sehr schwer, das ganze als real wahrzunehmen.
2 Kommentare:
Ich verstehe sie.
,Sie‘, meinte ich.
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