Montag, Juli 02, 2018

Peak Velo

So, ich bin fertig für dieses Jahr mit "mit dem Velo zur Arbeit fahren". Nein, nein, kein Laternenpfahl, nicht mal ein Platter oder so, aber heute hat es überhaupt keinen Spass gemacht.
1. Anscheinend ist die Mücken (Sammelbegriff für verschiedenstes kleines fliegendes Viechzeug. Hauptsächlich Insekten. Glaube ich. Vielleicht waren auch kleine Vögel oder Fledermäuse dabei)-Population seit letztem Donnerstag explodiert. Bis ich unten am Kraftwerk war, hatte ich schon meinen Wochenbedarf Protein geschluckt, inhaliert und unter den Augenlidern kleben.


2. Ich fahren (besonders montags) ja immer sehr, sehr früh, erstens, damit ich früh im Büro bin, zweitens, damit es noch nicht so knallheiss ist, drittens, damit nicht so viel Verkehr ist, zB die ganzen Schulkinder noch nicht unterwegs sind. Genau das denken sich natürlich andere Leute auch, zB andere Radler, aber das macht ja nix, und Hundebesitzer. Das würde auch nix machen, wenn halt nicht um die Uhrzeit auch die Hunde, die sonst aus gutem Grund nicht unter Leute und von der Leine gelassen werden, mal frei laufen dürfen. Gern auch hinter mir her und "Der will wahrscheinlich nur spielen" ist halt nur so mittelberuhigend.


3. Auf der wunderschönen Strecke auf der deutschen Seite wird seit .... 3 Jahren gebaut. Erst wurde eine Quartierstrasse neu geteert, keine grosse Sache, da kann man eine Parallelstrasse nehmen, stört keinen grossen Geist. Dann wurde der Bahnübergang für Autos geschlossen und deshalb wurde die Radstrecke über eine Parallelstrasse über ein Hügelchen gelenkt. Auch ok. Letztes Jahr war der Bahnübergang dann für Radfahrer nur noch durch die Fussgängerunterführung befahrbar, Auch super. Dieses Jahr war er dann erst durch die Unterführung befahrbar und die folgende Strasse halb gesperrt, dann auf einmal war die Strasse hinter der Unterführung WEG, so dass man entweder mit den Autos an der Ampel warten und dann einen Riesenrucksack ausfahren musste, oder einen "NUR FÜR FUSSGÄNGER" Feldweg direkt ans Rheinufer runter und dann einen "Nur für Baustellenfahrzeuge" an der Sanierungsdeponie (willkommen im Chemiedreiländereck) vorbei. So weit, so machbar, heute aber, frisch den Hunden entkommen, war da auf einmal schon viel früher eine Vollsperrung. Mit Bauarbeitern, die standhaft versichterten, dahinter ware "Ehrlich, ich schwör, ALLES WEG, KEINE CHANCE" und ne, Umleitungsschilder hätte man nicht und keine Ahnung, die andern Radfahrer wären alle den Berg hochgefahren. Ich bin also mit allen anderen (also: zwei) Radfahrern einen Waldweg den Berg raufgefahren und habe ca 3-4 km Umweg durch Gegenden, wo ich noch nie zuvor war und die ich auch nicht wiederfinden würde, gemacht. Das ist natürlich überhaupt nicht mit meinem Grundsatz "Nie auf dem Hinweg schwitzen" vereinbar. Und geht noch eine Zeitlang so, auf der Schweizer Seite ist die Sperrung nämlich angekündigt, meine lieben deutschen Nachbarn!


4. Die Alternativroute auf der anderen Rheinseite fahre ich ja mit Absicht nicht so gern, heute musste es aber sein. Sie führt durch den Birsfelder Hafen direkt am Wasser entlang. Und mit direkt meine ich direkt, also ein ca 1m breiter hubbeliger Pfad, rechts Böschung und links ohne Geländer oder irgendwas direkt Rhein. Ich bin da so ein bisschen unentspannt :-). Aber cool ist es schon, direkt an den Öltankern aus Rotterdam (und die Basler Kiesbaggerschiffen) vorbeizufahren. Wenn es nicht so skurril verfahren auf dem hier unten halt schon noch sehr überschaubaren Rhein wirken würde, könnte fast so echtes Hafenfeeling aufkommen. Ich hatte es heute übrigens sehr eilig, weil ich ja L. vom Turnen abholen musste und war mir nicht mehr so 100% sicher, ob ich den Weg durch den Industriehafen wirklich noch finden (und ob der 10 Jahre nach meiner letzten Fahrt da durch, als ich ja noch in Schweizerhalle gearbeitet habe, überhaupt noch existiert und befahrbar ist) würde, aber: alles gut: nach der Laufkatze an dem Schild, wo "Fahrräder verboten" steht, rechts, zwei von 4 Bahngleisen überqueren, am Ammoniumnitrat-Lager rechts, und dann erstaunlich weit zwischen verschiedenen Silos durch bis zum Kreisel an der Luftzerlegungsanlage (ich hatte sogar noch den Schlenker in den Rädern, der verhindert, dass man in die Bahngleise einrastet), und schon ist man oben im Chemiepark. Zwischen BASF, Novartis und Saline durch, dann noch ein paar km in der Knallsonne auf der Kantonsstrasse, die zwar einen Radweg aber halt auch viele Autos hat, bei der Baufirma wieder runter an den Rhein, noch das schönste Stück über die Ergolzmündung und phew, gerade noch rechtzeitig im Schulhof.


Ja, ne, danke, das Ganze bei 37Grad, muss ich nicht mehr haben.


Sonst so: unglaublich viel geschafft heute, so konzentriert und fokussiert, dass ich sogar den Zeitpunkt von "OMG, ich verhungere, wenn ich nicht sofort was zu esssen bekomme", all das erledigt, was mir seit Freitag auf der Seele lag und noch viel mehr.


In der Mittagspause (Tussilevel 1000) einen abgesplitterten Nagel im Nagelstudio reparieren lassen, auch das eine neue Erfahrung. Aber wenn ich den so gelassen hätte bis zum nächsten Auffüllen, hätte ich so lang dran rumgepokelt, bis ich mir vermutlich das ganze erste Fingerglied abgeknübelt hätte.


Stressleveldurchschnitt gestern: Das Dingsi ist leer. Ich hatte keine Zeit, ans Aufladen zu denken. Auch eine Aussage, oder?


Selbstbeweihräucherung: Drei Frösche gekillt heute. Nur mit Unterstützung von Kaffee und Wasser. (und irgendwann dann Vernunftsmüsli, sonst wäre ich vermutlich noch vor dem Rheinhafen vom Rad gefallen)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Frau Brüllen hat gesagt…

oh noooo! jetzt habe ich aus versehen (ich schwör!) den ultradeepen Kommentar gelöscht, der mein Leben in dem Satz "Akku leer, keine Zeit zum aufladen" gespiegelt sah. Sorry! aber "alles ausser achtsam", das merk ich mir, das finde ich ein grossartige Lebensmotto. ansonsten: gehen sie weiter,aber es gibt hier niemanden zu retten.