Dienstag, Februar 20, 2018

Hatschi

Die Erkältung läuft diesmal bei mir in Phasen: erst Halsweh und matschiges Gefühl, dann Husten und matschig, dann bombiges Gefühl, dafür den ganzen Kopf voller Rotz, der in Strömen aus meinr Nase läuft. Das ist heute.
Ich habe bis zum Mittagessen zwei Taschentücherpackungen und die Kleenexbox des Kollegen, der in den Ferien ist, verschnäuzt und weiss jetzt, dass Kleenex Büromaterial sind und wo die stehen. Meine Stimme klingt quietschig, niemand erwartet von mir, dass ich mich zu Meetings durch die Kinderfasnacht quetsche und so sitze und schnäuze ich friedlich in meinem Cubicle (oder in der Quiet Booth, da ist auch noch Platz im Abfalleimer), arbeite durch meine 179 ungelesenen Emails, die es in den Ferien nicht auf die Liste „So dringend, dass ich sie trotz Urlaub lesen muss“ geschafft haben, wandere in unser Archiv und hole ein paar Ordner ab, die ich noch vor den Ferien bestellt habe, zu Mittag gibt es den aktuellsten Flurfunk zusammen mit Basler Ziebeli- und Chäswaije, das reicht mir an Fasnachtsprogramm voll und ganz.


Ich versuche immer wieder, die aufgelaufenen Trainings im Schulungsprogramm zu erledigen, aber gerade das „Blablabal IT Security Enduser Awareness etc“-Training stürzt andauernd ab, die Videos laden nicht und irgendwann gebe ich genervt auf, ich habe noch bis Ende April, bis dahin haben sie das hoffentlich gefixt.


Wegen Ferien muss ich schon um fünf zu Hause sein, so haben wir das mit der Nanny vereinbart, also muss ich mir organisieren, dass ich das letzte Meeting des Tages via Mobile beenden kann (Unsere Meetingsoftware wurde umgestellt und statt Webex ist es nun Google Hangout Meet und das muss ich erst auf dem iPhone installieren, aber das funktioniert problemlos, ich muss nur ausschalten, dass sich defaultmässig immer grad Mikro und Videokamera einschalten). Das Meeting ist dann früher zu Ende als geplant wegen irgendwelcher technischer Schwierigkeiten (nicht auf meiner Seite), ich weiss einiges mehr über China Regulatory ("Never say never und was interessiert mich mein Geschwätz von gestern"), über Kindersicherungen von injection vials und konnte immerhin mein Italienupdate loswerden ("You know, there is this German saying? "Die Kuh ist noch nicht vom Eis", but at least she is moving.") und dann eben eher heimgehen.
Daheim übernehme ich die Kinder, die einen tollen Ferientag hatten, und dann steht auch schon der Installateur vor der Tür, der sich in unserem Abstellkammerl anschauen soll, wie wir in das kurze sehr volle Rohrstück noch die Anschlüsse für den Wasserenthärter einbauen können. Der Wasserenthärter-Typ (und der von der anderen Firma, die uns schon eine Offerte geschickt haben) hat nämlich gemeint: "Das ist echt eng, aber eigentlich sollte es gehen, das muss sich ein Profi anschauen". Der Profi hat es sich angeschaut und gesagt: "Das ist echt eng, aber eigentlich sollte es gehen. Aber eng ist es schon. Aber eigentlich sollte es gehen. Eng ist es halt." und noch ein paarmal und irgendwann hat der Hübsche dann gesagt: "Okay, aber im Prinzip geht's, oder? Dann danke und wir warten auf die Offerte" und da war ich sehr froh drum, ich habe nämlich im Lauf des Tages doch gemerkt, dass ich nicht 100% fit bin und da werde ich ja dann ungnädig und sarkastisch und fies und habe zB auch nullkommanull Toleranz, wenn Leute es nicht schaffen, eine Geschichte ansatzweise spannend zu erzählen (schon gar nicht, wenn es in meiner Kaffeepause ist und sämtliche eleganten und weniger eleganten (Klassiker: "Naja, Ende gut, alles gut.") Versuche, die langweilige Story abzukürzen oder wenigstens ansatzweise einen Witz hervorzukitzeln, einfach versanden und du das Gefühl hast, beim Aussaugen des Autos live dabeigewesen zu sein...) oder ich das Gefühl habe, meine Zeit wird verschwendet.


Anyway: wir kriegen jetzt hoffentlich bis Ende der Woche eine Offerte, die wir mit der anderen vergleichen können (und wenn nicht, ist das auch Vergleich genug, wenn schon die Offerte nicht kommt, ist das kein gutes Vorzeichen für die eigentliche Arbeit) und dann wird das auch.


Wegen Erkältung habe ich dann eine wild gemischte Gemüsesuppe ("Ui, ich hab Romanesco und Schwarzwurzeln gekauft! Ui, da sind noch getrocknete Pilze und die Tomateningwersalsa muss auch weg! Kichererbsen! Zitronengras! Limettenblätter!") gekocht und den Kindern die letzten Reste Lasagne "regeneriert".


Als Zenprogramm warten übrigens 14 winzige hellblaue Rocailles darauf, aus dem Stricktuch gepokelt zu werden und bis zu 7 Reihen weiter unten jeweils zwei Maschen weiter rechts wieder eingestrickt zu werden. Ich wundere mich über mich selber, dass ich bei dem Lace-Gefummel nicht nervöses Kribbeln bekomme und das Zeug an die Wand schmeisse, aber es beruhigt mich tatsächlich.


Selbstbeweihräucherung: nicht im Archiv verloren gegangen, alle vor den Ferien versprochenen Termine eingehalten, dem Oberchef auf eine flapsige Mail nicht mit einem Roman geantwortet, sondern (fachlich richtig) ebenso flapsig, und die Suppe wurde auch gut (vielleicht, ich schmeck ja nix, und besser wars, ich habe ja ungefähr 1000L gemacht)

2 Kommentare:

Caramelia hat gesagt…

Gute Besserung, ich hab grad das volle Grippe-Programm hinter mir.
Zwei Fragen, wenn zu neugierig bitte ignorieren:
- hat sich die "kaputte Boiler" Diskussion (hoffentlich) zu Ihrer Zufriedenheit lösen lassen?
- stricken Sie mit Lifeline? Gerade bei lace fand ich das immer unglaublich beruhigend, alle paar Reihen eine einzuziehen, falls ich mal was komplett verpeile ..

Frau Brüllen hat gesagt…

@caramelia: Boiler: Ja, im Sinn von: wir haben wieder einen dichten Boiler, der heisse Wasser produziert. Nein, im Sinn von: das Thermometer funktioniert nicht und wer was zahlt, ist noch nicht geklärt.
Lifeline: nur wenn ich dran denke, was bei einem Riesentuch vielleicht ein, zweimal der Fall ist :-)