Montag, Oktober 19, 2015

Diversity & Inclusion

Die Kindergartenklasse von Little L war sehr international zusammengesetzt (sind die Schulklassen auch; als ich aus Gründen für alle Viertklässler wissen musste, ob sich hinter den Namen nun ein Junge oder Mädchen verbirgt, war Google in 30% der Fälle mein Freund…), er hatte Kinder aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, mit den unterschiedlichsten Sprachkenntnissen, mit den unterschiedlichsten Haut-, Haar- und Augenfarben und –formen in der Klasse.
Zwei Mädchen hatten jedoch denselben Vornamen und als er mal ganz aufgeregt von einer der beiden erzählte und mir echt nicht klar war, um welche es geht, fragte ich ihn also: „Du, Little L., von welcher redest du denn gerade?“ Und weil er damals mit Nachnamen noch nicht so viel anfangen konnte, fing er an „Also, Mami, das ist doch klar: von der, die immer die weichen Pullis anhat, weil sie nix kratziges mag, die keinen kleinen Bruder hat, die lieber Anna als Elsa wäre, die Äpfel mag, aber keine Bananen und die so coole Schuhe hat, die blinken. Nicht die, die so gern in der Puppiküche spielt, das wäre die, mit der ich am liebsten in der Zweierreihe laufe, weil ich dann nicht aufpassen muss, wo wir hinsollen, weil sie immer super gut zuhört und sich alles merkt. Die andere.“
Was er in diesem Sermon kein einziges Mal als Unterscheidungsmerkmal benutzt hat, war das asiatische Aussehen der einen vs das kaukasische Aussehen der anderen. Er wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass solche Äusserlichkeiten wichtig sein könnten.

Daran musste ich denken, als ich beim Verschicken der Eiermail am Samstag Mühe, unser gesamtes Team noch zusammenbekommen (Hitze des Gefechts, Eiersuche und so). Ich wusste, dass noch einer dabei war, der im Plenum rechts von mir sass, der in den USA basiert ist und den ich sonst nur als Stimme aus dem Web-Ex-Conference-Call kannte.
Das hat das ganze auf zwei Personen limitiert und natürlich habe ich sie erst an den falschen  der beiden geschickt. Und ja, meine „Sorry, I mixed you up“-Mail kam bei dem an der Ostküste lebenden, kleinen, schmalen, aus Indien stammenden und dem an der Westküste lebenden, grossen Kollegen mit den europäischen Vorfahren vermutlich komisch an (schliesse ich aus der Antwort), aber hey: meine Merkmale, anhand derer ich sie für mich kategorisierte, waren offensichtlich andere ;-).

4 Kommentare:

Inga hat gesagt…

Selbiges hier auch: Tochter (1. klasse) sucht ihr Matheheft für die Hauaufgaben und findet es nicht im Schulranzen. Sie mutmaßt, dass ihr Banknachbar es eingepackt hat.
Ich frage sie, neben wem sie denn aktuell sitzt (sie wechseln wöchentlich). "Neben B.!" Ich: "welchem B.? B. Asiatische Nachname oder B. Müllermeierschulze?" Sie: "keine Ahnung! Er hat einen Schulranzen mit Drachen drauf und ein blaues Radiegummi in Fussballform!" Ich: "Sieht er asiatisch aus oder wie du und ich?" "Nee, er ist ein Junge!" "Ich meine, ob er ein bisschen anders ausschaut? andere Augen? Andere Hautfarbe?" "Er sieht wie ein Junge aus! Und er mag Fußball, dass habe ich doch schon gesagt!"
Ich habe dann tatsächlich bei den Müttern von B. und B. anrufen müssen und fragen müssen, ob ihr Sohn einen Schulranzen mit Drachen drauf hat, den blöderweise sitzen auch noch beide B.s neben jeweils einer Lilli. Das Matheheft fand sich dann tatsächlich. Bei asiatischen B.!

Anonym hat gesagt…

Hier bei uns ebenfalls. Neuer Junge in der Klasse, Kevin.
Und wie ist Kevin so? Nett!
Gestern sehe ich Kevin, eindeutig asiatische Eltern. Ich frage die Tochter ob der neue, Kevin, denn asiatische Eltern habe.
Empörte Antwort: " Das weiß ich doch nicht!"
LG

Anonym hat gesagt…

Mein Sohn kam mal ganz aufgelöst aus dem Kindergarten zurück. "Mama, in der Nachbargruppe haben sie jetzt auch einen Philipp! Wie wollen die uns denn jetzt auseinanderhalten?"
Mein Philipp ist ein blondes Bleichgesicht, der andere sieht aus wie Jim Knopf.

Unknown hat gesagt…

Hier dasselbe. Und wenn ich das alles (inkl. den Kommentaren) lese, dann denke ich: Unsere Kinder sind top gerüstet für die Zukunft :-)