Freitag, Mai 02, 2014

Ein Spargel, zwei Sparge....

Heute abend haben wir richtig geschlemmt. Erstens ist Freitag abend und am Wochenende (und dank freiem Freitag und dank freiem Donnerstag diese Woche noch mehr beginnt das immer so ziemlich Freitag mittag spätestens bei mir) koche ich ja richtig gerne, zweitens haben wir nach dem ersten Spargelsalat vor ein paar Wochen und dem einen oder anderen nur mittelguten Spargelgericht in der Kantine, pardon, im "Personalrestaurant-Provisorium, spargeltechnisch richtig reingehauen. Also: der Hübsche und ich. Die Kinder habe ich zu dem pro Saison verpflichtenden einen Spargelbissen genötigt (ich möchte ja nicht den Moment verpassen, in denen ihnen Spargel auf einmal doch schmeckt), sie finden ihn immer noch "Boooaaaaaäääärks, es hat meine Zunge berührt"-lecker, aber im Auftrag der Wissenschaft ("Mal sehen, ob so ein kleiner Bissen für Spargelpipi reicht") haben sie ihn dann doch runtergewürgt.


Macht aber nix, dementsprechend mehr gab es für uns (bzw.: ich hatte nur für zwei eingekauft, wenn die Jungs ihn tatsächlich gern gehabt hätten, wäre es eng geworden ;-), und als ich das Spargelfest mit frisch gebackenem Brot, Schittlauchblütenbutter, Drillingen, Salat, Schinken, Ei und dem Sud des im Ofen mit Olivenöl, Weisswein, braunem Zucker, Salz und Butter geschmorten Spargels so richtig genossen habe, kam mir mein erstes Schweizer Spargelessen vor über 10 Jahren in Erinnerung.
Wir hatten damals bei der Arbeit eine "Dog & Pony-Show", wie damals die "Wir präsentieren die Abteilung vor einem Superoberchef"-Vortragsreihen intern hiessen, und wurden im Anschluss von ebendiesem zum Essen in einem sauteuren Restaurant in der Nähe eingeladen. Das Essen war eh total komisch, weil wir nur zwei Frauen am Tisch waren (das war noch nicht der komische Teil, das ist in der Branche eher normal bis überdurchschnittlich) und der Superoberchef darauf bestand "zwischen den beiden hübschen Ladies" zu sitzen und eine der ersten Fragen war: "Jetzt sagen Sie mir mal, Sie beiden Hübschen, was halten Sie denn von s.exueller Belästigung am Arbeitsplatz?". Nun denn, darauf wollte ich in der Geschichte jetzt eigentlich nicht raus (ich glaube unsere Antworten waren ziemlich ähnlich und hatten was mit "Oh, tschuldigung, ich glaube ich hab noch was in meiner Jacke vergessen, muss mal kurz Richtung Waschraum, oh, mhm, mein alter Platz ist schon besetzt, naja, sitze ich halt hier, weiter weg vom Sucperchef, auch gut" zu tun), es war nämlich auch Spargelzeit. Und ich war von heimischen (=bayerischen) Speisekarten gewohnt, dass man Spargel mit verschiedenen Add-ons wie Schnitzel, Steak, Schinken, Ei, weiss der Geier was bestellen kann, aber wenn man nur Spargel bestellt, dann ist das Spargel, Kartoffeln und Sosse. Ein Blick auf die Speisekarte zeigte mir, dass das hier scheinbar ganz genauso war: man konnte "Spargeln" (an diesen Plural musste ich mich auch erst gewöhnen) nur so haben, dann mit Rinderfilet, Krabben, mit Pferdesteak, mit Känguruhschnitzel, alles sowas. Ich war damals ja noch vegetarisch unterwegs, deswegen kam das alles für mich eh nicht in Frage (also: auch heute brauch ich zum Spargel ausser Kartoffeln und einer minimalistischen Sosse eigentlich nix), also bestellte ich Spargeln, einfach so, und rechnete mit einer ordentlichen Portion Kartoffeln dazu. Die Bedienung zog bei der Bestellungsaufnahme schon so ein komisches Gesicht, "Spargeln? Und was noch? Nix? Sicher?", mein Chef wollte mir das Känguruh aufschwatzen, ich war immer noch verwirrt von der Ansage des Superoberchefs, und wollte definitiv kein Känguruh, also: "Ja, mit ohne nix" (Dazu gedacht: Kartoffeln und Sosse, die so übrigens nirgends auf der Karte aufgeführt waren.).
Als das Essen dann kam, bekam ich: Spargeln. Mit nix. Und nicht mal besonders viel (wobei ich eh nicht weiss, wieviel Spargel(n) mit ohne nix man essen müsste, um wirklich satt zu werden.) Und weil ich ja so darauf beharrt hatte, dass ich "Spargeln, ohne Känguruh und auch mit sonst nix" hatte haben wollen, konnte ich ja auch jetzt nicht sagen "Äh, hallo? Gehts noch? Schau ich aus wie eine GNTM-Kandidatin? Wo sind meine Kartoffeln?".
Ich habe also meine (nicht mal sonderlich raffiniert gewürzten oder sonst irgendwas) 5 Spargelstangen verdrückt (dabei so lange über den Teller hin und hergeschoben, bis der Rest am Tisch mit ihren opulenten Festessen halbwegs fertig war) und dazu sämtliches Brot, was von dem Salat gang noch so rumstand. Seitdem vermeide ich Spargel(n)essen in Restaurants, weil ich immer noch nicht weiss, was ich bestellen müsste, um Spargel, Kartoffel, Sosse und kein Känguruhsteak zu bekommen.

3 Kommentare:

sabigleinchen hat gesagt…

Ja, ein klitzekleines Stück Spargel reicht für duftendes Pipi :D. Wir hatten letzte Woche u.a. so eine TK-Gemüsemischung zum Abendessen gekocht. Da waren etwa zwei kleine Spargelspitzen (so dünner Wildspargel) drin... das hat schon gereicht. Ich hab auch etwas gestaunt :D.

Irene hat gesagt…

Na, mit deiner damaligen Erfahrung würde ich bestellen "Ich hätte gern Spargeln, mit Hollandaise, und kann ich Gschwellti dazu haben?"

Aber der Oberchef... *ohneworte*
Bei uns ist übrigens ein Kilo weisser und ein halbes Kilo grüner Spargel im Kühlschrank für heute und morgen :-) (Mögen die Jungs auch keinen Grünspargel? haben sie den schon mal roh probiert? Little L. könnte das mögen, wenn er doch so Broccoli-Fan ist).

julia hat gesagt…

Hier lieben die Kinder den Spargel so sehr, daß es im Frühling immer richtig teuer wird. Denn mit so ein paar mageren Stängelchen einmal die Woche in der Spargelzeit darf ich nicht kommen.
Bei uns gabs also schon etwa 10 Mal Spargel dieses Jahr als normals Spargel mit Kartoffeln und Schinken und einer einmal sehr gelungenen Hollondaise, das andere Mal habe ich die Soße unter ständigem Rühren in den Abfluss gekippt...;-), dann überbacken, als Salat, in der Suppe....
Spargelpipi war damals vor 6 Jahren ein Grund den damals erst 2 1/4 jährigen Monsieur zu entwindeln, was ausgesprochen gut geklappt hatte. Denn Spargelpipiwindeln sind echt richtig fies.