Gestern bin ich mit einem Anflug von Kopfschmerzen ins Bett, heute morgen um viertel nach fünf mit übelkeitserregend schlimmen Kopfschmerzen aufgewacht. Mit einer Ibuprofentablette (und aufgewachten Katzen) dämmerte ich dem Weckerläuten um 6 entgegen (ja, auch an meinem freien Tag, erstens wollte ich Q. zur Schule verabschieden, zweitens hatte ich meine Wocheneinkaufstour im Dytschen geplant und da wollte ich, um dem Andrang zu entgehen, gerne zur Ladenöffnungszeit um 8 vor Ort sein).
Normalerweise würde ich ja sagen: "Ein Tag der so anfängt, kann ja nur besser werden", aber naja, ich habe das
schon mal gesagt und zack, am nächsten Tag bin ich gegen einen
Laternenpfahl gekracht, habe mir die Finger gebrochen und am Tag drauf ist
mein Nierenaneurysma geplatzt, sagen wir also einfach: es gab schon Tage, die besser angefangen haben.
Ich habe mich dann nach dem Frühstück mit Masken ausgestattet auf den Weg zu DM und Hieber ins Nachbarstädtchen auf der anderen Seite der Grenze gemacht und ..... es war schon speziell.
Der dm war schon vor 8 voll, weil: "in dieser Woche haben wir für Sie schon um 7 und bis 21 Uhr geöffnet". Das fand ich erst sehr verwirrend, weil was ist denn diese Woche besonders? Aber natürlich: seit Montag ist die Schweizer Grenze wieder offen. Und heute habe ich mich zum ersten Mal für mein Schweizer Nummernschild auf dem Parkplatz geschämt. Man könnte meinen, wir wären die letzten drei Monate in einem Drittweltland, abgeschnitten von jeglicher Versorgung, eingesperrt gewesen und dürften jetzt genau diese eine Woche raus, bevor die Schotten wieder dicht gemacht werden. Die Leute haben palettenweise Flüssigseife rausgetragen, es war ohne Witz ALLES Duschgel ausverkauft bis auf das von Bibis-Beautypalace, so verzweifelt war noch kein Schweizer. Ich habe das, was es von meiner Liste gab, in handelsüblichen Mengen aka, das was wir für ungefähr einen Monat brauchen, weil öfter habe ich keine Lust in den Drogeriemarkt zu gehen, gekauft, den Rest kaufen wir halt hier oder es ist nicht so dringend, aber das war echt, echt extrem peinlich und unangenehm. Wie so Heuschrecken, dabei gab es in der Schweiz keinen Versorgungsengpass. NIE. (Ausser vielleicht mal nicht die gewohnte Klopapiermarke jederzeit und Trockenhefe war eine Zeitlang schwierig, aber das war es dann auch schon.).
Anscheinend waren einige Männer
jagen einkaufen geschickt worden, die in ihrem Leben noch keinen deutschen Drogeriemarkt von innen gesehen haben, anders kann ich mir Fragen wie "Ich suech Dömblerdüechli?!" nicht erklären. (Ich hätte ja übersetzen können, aber es war dann doch zu unterhaltsam zu sehen, wie die Verkäuferin keine Ahnung hatte, was er will, und der Mann übrigens auch nicht, er konnte auf mehrfache Rückfrage nicht erklären, was um alles in der Welt man mit diesen Düechli denn machen könnte. Irgendwie kam die Verkäuferin dann aufgrund des Listenplatzens zwischen "Colorwaschmittel" und "Hygienespüler" auf die gewünschten Trocknertücher. 20 Packungen.)
Maskenträger: ich habe jetzt auch mal die Fraktion der Nasenraushänger gesehen (übrigens: anders als gern auf Twitter kolportiert, recht gleichmässig über alle Altersklassen und Geschlechter verteilt, es sind nicht nur alte weisse Männer. Und natürlich nicht (nur) Schweizer, die haben ja alle brav die Videos des BAG gesehen, wo erklärt wird, wie man, wenn es denn sein muss, eine Maske trägt).
Ich hatte dann durchaus Bammel vor dem Lebensmitteleinkauf, aber der (gar nicht mehr so) frisch renovierte Hieber zählt anscheinend nicht zum Jagdgebiet der Schweizer Kampfeinkäufer (ich vermute die tatsächlich eher im Kaufland oder bei Aldi/Lidl, aber wer weiss das schon. Vielleicht ging es ihnen ja wirklich nur um die Seife und das Duschgel. Und die Dömblerdüechli).
Dort war dann alles neu und ruhig und super sortiert (es gibt jetzt eine frische Sushi-Bar, wo ich Mittagessen für alle mitnahm, Zvieri für Q., der ja freitags immer als letzter heimkommt), ich finde mal wieder nix, habe keine Ahnung, für wie lange das jetzt reicht, was ich eingekauft habe, wir werden sehen. Die Freude war gross, als es wieder Eszett-Schnitten gab, Ritter-Sport-Marzipan, die gesamte Bandbreite an veganen Katjesgummibärchen, TK-Koriander und die richtige Sorte Salamisticks für L.*
Daheim dann wieder Kopfschmerzen, aber die zweite 400mg Ibuprofen hat es gerichtet.
Der Wasserenthärter-Servicemann kam, nachdem der Hübsche und ich unabhängig voneinander das Gefühl hatten (beim Händewaschen), dass das Wasser nun aber doch zu weich wäre und tatsächlich: anscheinend hat unsere Gemeinde eine neue Wasserquelle, von einer ursprünglichen Ausgangshärte von 50 sind nur noch 30 übrig, aber jetzt ist das Mischungsverhältnis mit dem total entkalkten Wasser wieder richtig, so dass wir bei ungefähr 10-12 landen. (Awkward Moment: der Servicemann fragte mich "Darf ich mal kurz?" und schaute aufs Küchenwaschbecken und ich war so im "CORONA! HÄNDEWASCHEN!"-Modus, dass ich meinte "Ja, klar, der mittlere Spender ist Seife." und dabei wollte er nur eine neue Wasserprobe nehmen. (Hat aber trotzdem brav Hände gewaschen.)
Ansonsten hatte ich ja heute überstundenfrei, ich musste zwar kurz in meine Mails schauen und ein, zwei, drei Sachen weiterleiten, anstossen, Dokumentenfreigabe erteilen, damit die Bewältigung der schlechten Nachricht von gestern auch an meinem freien Tag weiterläuft (Herzwärmende Email von meinem Chef: "Ich gehe davon aus, dass Du nach wie vor alles unter Kontrolle hast. Sollte das nicht so sein und du Unterstützung brauchen, melde dich bitte." So mag ich das! Alles unter Kontrolle, aber jetzt weiss er, dass es halt überhaupt gar nicht von allein läuft und schon gar nicht so wie geplant.). Den Rest des Tages habe ich dazu genutzt, den Hausputz mal nicht nach Feierabend in totaler Übermüdung mit dem Rest der Familie durchzuwürgen, sondern halt entspannt und ohne Zeitdruck. Wir haben nur blitzende Bäder, Küche, alles ist gesaugt, Fliesenböden gewischt, Betten sind frisch bezogen und wir sind bei Dreckwäsche Zero.
WOCHENENDE!
Q. hatte einen unnötig arg spannenden Tag, er teilte uns in der Mittagspause pragmatisch per Whatsapp mit: "Bei uns war heute Amok-Fehlalarm." (Anscheinend wurde er durch Renovierungsarbeiten ausgelöst, es gab undramatische Pieptöne, anders als bei Feueralarm, und eine Durchsage, dass die Lage ernst wäre und man sich in dem Raum, in dem man ist, einschliessen solle und von Türen und Fenstern wegbleiben solle. Die Lehrer haben extrem besonnen reagiert, die Kinder waren halb albern, halb ängstlich, und alle waren froh, dass sich nach 7 Minuten alles als Computerfehler rausstellte.
So. Und damit ist jetzt wirklich Wochenende! Erholen Sie sich gut.
*anderes Thema, dank Tönnies so aktuell wie nie: die Familienvegetarisierung mit einem nicht zu vernachlässigenden Vegan-Anteil ist echt weit fortgeschritten. Ich kaufe für uns vier pro Woche ca 200g Salami und 150 Schinkenwürfel (für Pizza und Carbonara, da bestehen die männlichen Familienmitglieder drauf und ich habe noch keine Vegi-Alternative gefunden, die das adäquat ersetzt, ich persönlich mochte noch nie Salami auf der Pizza und Carbonara vor allem wegen dem halbrohen Ei noch nie). Unvegan sind pro Woche ca 15 Eier, ein halber Liter Milch (für Hefezopf/Kuchen, Eiskaffee, alles andere wurde durch Oatly ersetzt), 150g Sauerrahm, 200g Naturjoghurt, Käse (keine Ahnung, alles in allem vllt 500g?). Nahezu alles "Alltagsfleisch" (Hähnchengeschnetzeltes, Hack, Burger, Puten/Hähnchenschnitzel) wurde durch die Vegivariante ersetzt, bei der entweder kein Unterschied geschmeckt wird oder der Unterschied akzeptiert wird "for the cause". Ausnahmen sind Grillabende, die aber sehr selten sind (hallo Wetter) wo die Jungs gern noch einen Klöpfer oder ein Ochsensteak essen oder das Sushi von heute (wobei L. eh nur Gurken-Makis isst und ich eine vegane Pokebowl hatte). Das finde ich alles in allem echt super und bin wirklich stolz auf den Hübschen und die Jungs, für die das durchaus ein Verzicht ist bzw. war.