Nachtrag Silvester:
Wir haben den Tag sehr frischluft- und winterluftlastig gestaltet, d.h sind "morgens" (halt, als es hell wurde) Richtung Ellliðaárdalur gefahren, also praktisch einen der Reykjaviker Stadtparks mitten zwischen zwei Autobahnen. Aber: mit zwei Flüsschen, mit vereisten Wasserfällen und halt auch einem Winterwäldchen zwischen den beiden. Das war schon mal sehr schön! Die Kinder waren ein bisschen (naja, vllt auch nicht) beeindruckt, als der Hübsche und ich uns eing waren, dass wir diese Art und Menge Schnee früher standardmässig daheim im Winter hatten. Zugegeben: in Bayern, nicht in Basel.
Dann: mehr Winterwald auf dem Weg von Öskjuhlíð runter zum Stadtstrand Nauthólsvík. Ich hatte erst noch den Plan, in der Perlan-Cafeteria einen Kaffee zu nehmen, aber naja, dafür muss man halt Museums- oder mindestens Aussichtsterrasseneintritt bezahlen. Und dafür waren wir dann zu geizig (machte es für mich nicht einfacher, weil während die Jungs den heissen Tee im Wald hinter einem Busch (in Smileyform) wieder loswerden konnten, war ich halt auf Zamzwicken angewiesen. In meinem letzten Islandkrimi war der Stadtstrand (und die dort auf 15°C aufgewärmte Lagune) erwähnt, ich hatte also fast ernsthaft erwogen, Badesachen zumindestens für die Hotpots mitzunehmen. Habe ich gsd nicht, weil entweder wird dort anders als im Krimi im Winter NICHT gebadet oder alles ist zu, weil das Badehaus umgebaut wird. War aber trotzdem lustig, die Vorstellung, dort zu baden, während man mit Spikes über den gefrorenen Sand knirscht.
Leider haben wir dann dort unten festgestellt, dass die geplante Hamburgerbude ALLE ihre Standorte heute um 14h schliesst. (Es war gerade 14:05). Wir haben also umgeplant und freuten uns auf Burger in der Islenska Hamborgarfabrikkan, in der wir 2014 mit minifuzziklaanen Kindern in Akureyri schon waren. Es sah alles offen aus, bis Q. versuchte, einen Tisch zu reservieren und alles ausgegraut war für heute. Hmpf. Zur Sicherheit (morgen hat ja zu Recht alles zu) haben wir auf dem Heimweg im Supermarkt noch mehr Hafermilch, Brot und Butter eingekauft, um im Häuschen dann versorgt zu sein. Wir haben alles in die Wohnung gebracht und sind aus Neugier (die Hoffnung stirbt zuletzt) doch noch zur Hamborgarfabrikkan: wie befürchtet: an Silvester ganz zu. Da war dann alles tatsächlich ein bisschen auf der Kippe, weil Q. und ich beide hangry waren und ich meinte: meine Güte, mache ich uns halt Spaghetti, ist doch egal; und Q meinte "Aber Spaghetti essen wir dann schon die ganze Zeit in der Hütte". Es hatten halt einfach ALLE Läden zu, aber Q. hatte die gute Idee, im Fosshotel nahe unserer Wohnung zu fragen, ob wir auch als Nichtgäste im Restaurant essen könnten. Sie waren da sehr lieb und meinten: "Ja, generell schon, heute anber fully booked. Aber keine Sorge, man kann den Restaurantmanager fragen, ob sie uns reinquetschen können, wenn wir schon um 6 könnten, wäre das evtl möglich. Und nur zur Info: heute ist es speziell und teuer, weil Galabuffet zu Silvester. ABER: wenn wir damit auch ok wären, könnten wir an einer der beiden Bars essen, da gäbe es nicht ganz so viel Auswahl, halt Burger und so, aber wir müssten nicht reservieren". Und weil wir nicht für Galadinner für über 100Franken (ohne Getränke) pro Nase gerüstet waren, und eh Burger wollten, waren wir in der sehr gemütlichen Bar mit Burgern etc. super gut und freundlich versorgt, echt schön! (Learning für mich, jetzt nicht total neu, aber so im letzten Jahr: Die Kinder und ich haben die gleichen Schwachpunkte: hangry UND die Überzeugung, total recht zu haben und dann unglaublich genervt auf andere Vorschläge und Meinungen zu reagieren. Ich lerne aber zB grad: auch die Kinder, zB Q heute, haben durchaus gute Ideen (jenseits von "Ich mag jetzt keine Spaghetti" (was ja keine Idee ist und per se nicht hilfreich) und da kann man sich drauf einlassen und muss die Lage der Nation nicht allein retten. Sehr angenehm!
Dann waren alle ein bisschen müde und schlapp. Wir haben der Reihe nach geduscht, verabredet, dass wir uns so gegen 11 auf den Weg zur Hallgrimskirkja machen und bis dahin ein bisschen packen (wir müssen morgen um 10 draussen sein) und chillen.
Irgendwie wurden dann alle sehr, sehr müde, und Gottseidank hatte der Hübsche ja fest auf dem Radar, dass wir unser Jahreszahlfoto, das wir sonst immer mit Wunderkerzen auf dem Weg vor unserem Haus machen, halt hier auch machen "müssen". Wegen keine Wunderkerzen hatten wir den Plan, das mit Handykameras zu machen und die mangelnde Romantik durch halt Meer im Hintergrund wettzumachen. Little did we kwow! Wir haben uns also gegen neun in Winterklamotten gepackt, unsere neu gekauften Spikes angelegt (bester Kauf!) und sind auf kürzestem Weg zum Wasser (die "Promenade" Richtung Harpa / Hafen, an der auch der Sun Voyager steht). Wir haben uns noch gewundert: warum stehen da Leute im Dunkeln? Schauen die wirklich das Lagerfeuer auf der anderen Fjordseite? Naja. Wir haben uns auf den grossen Felsen in Stellung gebracht, geklärt, wer welche Zahl macht, wie rum eine fünf geht, niemand macht einen Schritt zurück, Freunde, das Wasser ist kalt. Und auf einmal meint L. "Da, schaut mal!" und alle schauen nach oben, Q. steigt noch in einen Spalt zwischen zwei Steinen und es geht gut aus, und meine Güte, das waren einfach wunderbare Nordlichter! Und so haben wir ein fast schon unglaubwürdig schönes Jahreszahlbild 2025. Wenn man an Vorzeichen glaubt, dann wäre das ein sehr gutes!
Wir haben dann noch mehr Nordlichter fotografiert und sind wieder zurück in die Wohnung. Ich wurde, obwohl ich das nicht wollte, etwas nervös, was die Katzen daheim angeht, weil ich erstens merkte, dass unsere direkten Nachbarn eine rauschend (naja, knallende) Silversterparty im Garten feierten (was ja absolut legitim ist und eigtl ist es ja nur fair, das Feuerwerk im eigenen Garten zu zünden anstatt auf Gemeingrund und wie sie das mit ihrem Hund regeln, ist ja ihre Sache) und zweitens, dass Sansa nochmal das Haus verlassen hatte, eine halbe Minute bevor ein Riesenböller gezündet wurde. Nachdem keine Nachricht über ihre Rückkehr kam und kam und drüben ein Kracher nach dem nächsten gezündet wurde, ging bei mir massivstes Kopfkino los..... der Hübsche war so klug und geschickt, auf der Kameraapp nachzuschauen und sah, dass sie direkt nach dem Kracher mit einem Affenzahn wieder ins Haus gerast war und zwar so schnell, dass die Törchenapp sie nicht aufzeichnete. Alles gut! Danach reichte es wohl beiden und sie trauten sich erst wieder gegen halb drei nach draussen.
So erleichtert war ich bereit, das Silvesterspektakel an der Hallgrimskirkja zu geniessen. Wir haben uns gegen elf bereit gemacht, sind nochmal am Wasser entlang (MEHR NORDLICHTER!) und folgten dann den Menschen zur Kirche. Der grosse Platz war schon gesteckt voll mit Leuten, wir standen anfangs am Rand, aber es kamen noch so viele nach uns, dass das mit der Zeit eher "mittendrin" wurde.
Es wurde schon die ganze Zeit gefeuert, aus einer Art abgesperrten Arena aus der Mitte des Platzes (sieht man auf den Drohnenaufnahmen von gestern
hier ganz gut). Isländer sind ja dafür bekannt, "to go crazy on fireworks", weil es halt auch einem guten Zweck dient, die einzige Bezugsquelle sind die ICE-SAR, also die freiwilligen Rettungskräfte. Und deren Feuerwerk scheint echt gute Qualität zu sein, es gibt praktisch nichts, was nur knallt, es sind alles hübsche und RIESIGE Batterien. Die Leute haben das schlittenweise angekarrt und dann eben aus der Mitte gezündet, nicht einfach in der Menge (es gab durchaus auch Querschläger, also immer noch alles so ein bisschen naja). Um Mitternacht wurde es dann richtig verrückt, die Kirche verschwand im Rauch und wir waren froh um unsere Buffs, die wir vor Mund und Nase ziehen konnten (grad Corona-Masken-Flashback, als meine Brille beschlug. Vermisse ich so ja schon auch nicht.)
Ich habe alle meine drei fest gedrückt (mich richtig sicher und geborgen in des Hübschen Umarmung gefühlt) und meine Güte, das ist nun wirklich ein spektakulärer Start für ein spektakuläres Jahr. Bin gespannt, ob sich bei mir nur ansatzweise so spannende Sachen ergeben wie bei den Jungs! (naja, die Welt retten halt, aber da habe ich ja jetzt schon Übung. Falls Sie zB wissen wollen, wie viel Storagespace wir dafür brauchen, sag ich Ihnen nachts um drei.)
Wir sind sehr beseelt und glücklich zurück in unser Appartment und ins Bett gefallen, diesmal mit Wecker, weil wir um 10 ausgecheckt sein mussten.
Das lief dann recht entspannt, 9:58h sind wir ins vollgepackte Auto gestiegen, haben als ersten Stopp die Orkan-Tankstelle, die einen Braud&Co-Shop hat, angegeben, aber wie vermutet, war die auch zu. Egal. Wir nahmen die Route Richtung Thingvellir, die wir schon so oft genommen hatten, aber nie im Schnee. Es wurde langsam hell und meine Güte, das ist so, so, so unglaublich schön!
Das Aussenthermometer fiel immer tiefer (Minimum waren -14°C), die Sonne kämpfte sich über den Horizont, die Strasse war teils vereist, teils schneeüberweht, aber der Hübsche meisterte das mit Bravour. Neben vielen Fotostops (so, so, so kalt!) war unser erster richtiger Halt natürlich die Geysir-Area. Wir waren da ja nun schon
öfter, aber holla die Waldfee, im Winter ist das nochmal ganz anders! Ich habe auf ein Foto / Video des "Spritzens" verzichtet, weil mir halt echt die Pfoten abgefroren sind, L. und der Hübsche haben durchgehalten und richtig gute Bilder gemacht.
Eigentlich wollte ich dann direkt zum Gullfoss weiter, aber Mitreisende wollten aufs WC und dann hatten wir die Spikes eh schon aus und waren im Warmen und es hatte Platz im Cafe und die Speisekarte sprach alle an und so haben wir uns mit Fish and Chips (die Jungs) und zwei Portionen echt guter Pilzsuppe (ich) aufgewärmt, bevor wir zum nächsten Tourospot, dem Gullfoss, weitergefahren sind.
Auch hier: ein Hoch auf die Spikes, es war zwar nicht so glatt wie letztes Jahr am Kirkjufellfoss, wo es ja eine reine Eisplatte war, aber die Leute ohne Spikes (und auch nicht so Schneeerfahrung) hatten richtig Mühe. Die untere Plattform ist aus Sicherheitsgründen gesperrt, aber auch so war der vereiste Fall sehr eindrücklich zu sehen. Ich glaube, das war der kürzeste Stop, den wir da
jemals gemacht haben, es war so, so, so kalt!
Dann letztes Abenteuer dieser Reise: unser Ferienhaus im Nirgendwo. Ich schrieb unserer Cabin Managerin unsere Ankunftszeit, damit sie die Schranke zur gated community öffnen könnte. Als wir da waren.... war die Schranke zu und niemand da. Ich wurde ein bisschen.... motzig (innerlich) und schnappte mir Q. und die Spikes, um den Hügel zum Haus raufzukraxeln und die Fernbedienung zu holen. Nach 50m überholten uns L. und der Hübsche im Auto (respektive sammelten uns ein), wir waren auf der Kamera detektiert worfen und die Schranke ging remote auf. Na dann.
Das Haus ist der Wahnsinn (schauen Sie gerne mal auf meinen Instafeed in die Stories, es gibt eine Roomtour :-)). Jeder hat ein Zimmer (ok, der Hübsche und ich teilen uns eines, obwohl es genug gäbe) zum Schlafen (L. hat extra nochmal ein Bett bezogen, weil er lieber unter dem Dach schlafen möchte), wir haben Aussicht auf den See aus ungefähr jeder Richtung, der Hotpot läuft, ich habe nach einem Hilferuf (und fast akzeptierten salzlosen Spaghetti) die Gewürzschublade gefunden (normalerweise reise ich IMMER mit Salz und Pfeffer, aber diesmal wurden die Spices extra als Amenities erwähnt, also.)
Wir werden jetzt also gleich Spaghetti essen, den Willkommensrotwein aufmachen, mit einem halben Auge Nordlichter schauen, dann mit einem Helga-Bier in den Hotpot verschwinden und dann später gemütlich alle zusammen "Silo" schauen.
Die nächsten Tage müssen wir nur noch einmal das Auto den Berg runterbekommen (das machen wir morgen, es soll nämlich noch ordentlich schneien und wir wollen das lieber vorher runter haben), Zimtschnecken und Gebäck kaufen, den Keirid-Krater im Winter anschauen und sonst halt hier wohnen. Das wird so cool!