300125
Wie jeden Morgen bin ich bei Blick auf das Bandl erstmal recht positiv überrascht von der niedrigen Zahl auf dem Display mit dem Stresslevel, bis ich merke: das ist die Bodybatterie. (Durschnitt Stresslevel heute Nacht 64, keine Ahnung, wann das wieder besser wird. Der Hübsche und ich haben beschlossen, den Dry January ein bisschen früher zu beenden, nämlich morgen abend mit einem Glas Rotwein zum Pizzaabend, vllt hilft das ja. Dachte eigtl andersrum, aber ganz offensichtlich nicht).
Frühstück mit den Jungs, dan flitzen die los, der Hübsche und ich putzen noch Jonnys Kopfbisswunde und schmieren ihm ein bisschen Bepanthen Med drauf (wir hoffen, dass er mit der schicken Gelfrisur einem Abszess und der damit verbundenden höllischen Reise zum Tierarzt entkommt. Bisher sieht es ok aus), dann mache ich mich auf den Weg zum Shuttle. Ich will endlich wieder radeln!!
Im Büro heute fast schon gähnende Leere, es bleiben den ganzen Tag Plätze frei, obwohl Donnerstag eigtl immer total voll ist. Sind irgendwo Ferien? Hab ich was verpasst?
Ich habe heute das Ziel, auch ohne Crosstrainer und nächtlicher Brückenrunde auf meine Schritte zu kommen, deshalb laufe ich viele Treppen heute, zB zur Kaffeeverabredung mit meinem Co-Weltretter. Der ist bisschen bedröppelt ob meiner Jöblipläne, aber mei, kann ich halt jetzt auch nicht ändern, soll er sich bei seinem Chef beschweren.
Vor dem Lunch bin ich mit meiner japanischen Kollegin wieder verabredet für unseren Check in. Beim Durchgucken ihrer Trainingsthemen (meine Güte, das System ist so ein Krampf), kommen wir auf Gebäuderäumungen und Alarme zu sprechen. Sie war sehr beeindruckt von den Trainingsvideos und meinte, in Japan würde da nicht so ein Fokus drauf gelegt, wie so eine Evakuierung zu laufen hat, vllt. weil das dank vierteljährlicher Erdbebendrills ab Kindergarten alle eh wissen, wie das geht. Ich habe sie dann direkt noch vorgewarnt vor dem schweizweiten Sirenentest nächste Woche.
Dann: Lunch, es gab Gumbo (mit riesigen Okraschoten, die for once nicht total durchgeschlotzt waren), Spinat und Reis und leider habe ich mir tatsächlich zu wenig geben lassen, so dass ich schon um halb drei wieder ein Hüngerchen hatte. Kann natürlich auch an dem ganzen Treppensteigen und dem Mittagsründchen am Rhein entlang liegen:
Also bin ich nochmal die Treppen zur Cafeteria runter und wieder rauf (L. konnte kaum glauben, dass wir Verbotsschilder für "mit Handy treppensteigen" haben. Ich wäre dafür was die Treppe runter gesegelt, weil ich die Wände nach den niedlichen winzigen Aufkleber abgesucht habe), mit einem "Zitronenschokoamaretti". Es war kein Schoko drin (was ok war, ich wollte ja ein ganz normales), hat nur ein bisschen komisch geschmeckt, das war vermutlich der Zitronenteil). Dann Weiterwerkeln bis zum geplanten Shuttle zurück, alle sind sehr nervös ob des Townhalls ohne Einladung und Agenda in drei Wochen, aber ich hab keine Zeit zum Nervössein. Es ist, wie es ist.
Heim durch den irgendwann einsetzenden Regen, Jungs begrüssen, Katzen füttern, bisschen Haushaltsgehampel und dann mache ich Tacos für die drei, die zum Abendessen da sind. L. ist zu einem Dumpling-essen eingeladen (und wollte nicht fragen, ob er +3 mitbringen kann :-)). Eigentlicher Grund war: wir haben noch zwei mehr als reife Avocados übrig, das nächste CrowdfarmingPaket ist unterwegs. Tatsächlich: Q. geht noch eine Avocado kaufen, weil beide innen geschimmelt sind. Sehr doof.
Dann wurde heute noch ein Kapitel beendet, nämlich: Wie wir 3 Jahre keine Kinderzulage für Q. bekommen haben.
Und das kam so: vor Weihnachten irgendwann kam ein Brief von der Ausgleichskasse, in dem sie uns informierten, dass wir ab dem 26. März 2025 keine Ausblidungszulage mehr für L. bekämen. Wir waren etwas verwundert, weil ... Schüler? Ich war noch ein bisschen verwunderter, weil ich mich Anfang des Schuljahres an der neuen Schule noch ein bisschen in die Nesseln gesetzt hatte, als ich im Sekretariat um die Zusendung der Schulbesuchsbestätigung gebeten hatte, was sie prompt erledigt haben und dann auf das Schülerportal verwiesen haben, wo alle solche Dokumente hinterlegt sind. Ich habe es dem Hübschen gegeben und er hat es ... in den Wäschekorb gelegt, in dem er seinen privaten Computer und andere wichtige Dinge und Papiere aufbewahrt. Das ist ein bisschen skurril, weil dieser Wäschekorb tatsächlich der Sammelplatz für Socken sind, die einzeln aus dem Trockner oder vom Wäscheständer kommen. Wenn dann irgendwer schreit: "Ich hab überhaupt keine Socken mehr, wir müssen neue kaufen", kriegt er den Korb und muss die Paare drin zusammensortieren und wir kaufen keine neuen Socken. Ich habe tatsächlich nicht den Hauch einer Ahnung, warum der Hübsche dort drin Dokumente und den Computer aufnbewahrt. Wir haben Ordner für alles, aber eben: für die Kinderzulagendokumente ist er zuständig, weil die Ausgleichskasse die an ihn zahlt, warum auch immer. und wenn dafür der Sockenwäschekorb ein guter Platz ist, so be it. Anyway, ich habe mir also zusammengereimt, dass das ein Tag nach L.s 16. Geburtstag ist und für den Fall, dass er nicht mehr zur Schule / Lehre geht, dann diese Zulage enden würde. Ich wusste aber ja, dass das Formular im Wäschekorb liegt (zusammen mit den Formularen für Q. der letzten 4 Jahre Gymnasium). Ich habe ihn also gefragt, ob er denn den Zettel aus dem Wäschekorb nicht eingereicht hätte und er so: "Hm, ne, habe ich bei aber bei Q. auch nicht, da stand ja auf dem ersten, dass er die nächsten 4 Jahre am Gymnasium ist."
Er hat dann auf seinen Gehaltsabrechnungen der letzten drei Jahre nachgeschaut und .... seit dem zweiten Gymnasiumsjahr von Q. haben wir für Q. keine Kinderzulage mehr bekommen. Ich bin innerlich dezent ausgeflippt aus Gründen, er hat in seinen Emails recherchiert, weil "da war irgendwas" und ja, da war tatsächlich was. Irgendwann in Q.s erstem Gymnasiumsjahr (den Zettel hatte er bei HR abgegeben, die alles mit der Ausgleichskasse regeln) kam eine Email von einer random Emailadresse (jetzt nicht "Zuckerschnute 1986@web.de", eher djsg67890@safeserver.io), in der stand: Hallo, in Zukunft läuft die Kommunikation mit der Ausgleichskasse nicht mehr über HR Ihrer Firma, sondern direkt. Bitte laden Sie alle Ihre Dokumente hier hoch" mit einem anklickbaren Link. Und ich gebe zu, ich hätte diese Email auch dem IT-Phishing-Department zugeschickt und nicht draufgeklickt. Was ich aber ganz sicher gemacht hätte, wäre ein halbes Jahr später die nächste Schulbestätigung an HR zu schicken, bevor ich sie in den Wäschekorb lege abhefte und dann hätte ich vor drei Jahren schon erfahren, dass das kein Phishing war, sondern eine offiziell abgemachte Sache. Naja. Wir haben also für Q. insgesamt ca 10k CHF zu wenig bekommen, der Link funktionierte nicht mehr, und es war vor Weihnachten. Der Hübsche hat dann irgendwie eine Kontaktadresse (also: eine echte Emailadresse) bei der Ausgleichskasse gefunden, dort hingeschrieben (von seiner Firmenadresse, mit mir in cc), so nach dem Motto: "Ja, sorry, funny story, hier die Belege der letzten drei Jahre, bitte alles rückwirkend zahlen, danke." Und Wochen nichts gehört. Nach Weihnachten hat er dann dort angerufen, der Fall war nicht bekannt, dann stellte sich heraus: die Frau, der er die Mail geschickt hatte, hatte ihren Anfangsbuchstabenzuständigkeitsbereich geändert, das wäre jetzt bei einem anderen Kollegen, Bearbeitungszeit wäre in etwa 6-8 Wochen für egal was, bitte vorher nicht mehr melden.
Heute bekam ich dann auf einmal eine sehr, sehr kryptische Mail von swisspost@im.post.ch, in der stand, ein mir unbekannter Eigennahme hätte mir eine verschlüsselte Nachricht mittels IncaMail geschickt, klick hier für Hilfe, unten drunter ein Bild von einem abgestempelden Briefumschlag mit einem echten Absender von der Ausgleichskasse, also dachte ich mir halt: naja, fuck it, entweder ist das ein richtig guter Scam oder 10k CHF. Ich habe also auf den Umschlag geklickt, damit einen neuen Link geschickt bekommen und beim Klick darauf dann die kurze trockene Mail: "Ja, danke für die Unterlagen, neuer Bescheid kommt per Post (weiss jetzt nicht, ob Papierpost, IncaMail oder MayaPost oder irgendein anderer Scam), wir haben das jetzt für alle beide bis Ende Maturjahr hinterlegt, bitte Bescheid geben, wenn sich was ändert".
Soweit, so glimpflich ausgegangen. Skurrilster Teil an dem ganzen ist, dass ich diese Mail nur bekommen habe, weil ich in cc auf der ursprünglichen Mail war. Die eigentliche Kommunikationsadresse wäre des Hübschen Firmenadresse gewesen. Dort kam diese IncaMail aber nie an, vermutlich, weil sie halt in einem der vielen Spamfilter festhängt. Oder weil sie geblockt ist, seitdem der Hübsche vor 3 Jahren die Ausgleichskasse Basel auf die Phishing-Blacklist seines Arbeitgebers gesetzt hat.
Jetzt wird nur noch spannend, wie die Kohle zu uns kommt, weil das ja über die Firma laufen muss. Ich hoffe, sie schicken das nicht per IncaMail dorthin.
Sonst so: Fassungslos über den Von Papen-Moment von Friedrich Merz. Was für ein widerlicher Kerl, wie kann es sein, dass nur EINE CDU-CSU-Abgeordnete diesen Tabubruch nicht mitträgt? Kudos an die Watschn von Angela Merkel, aber ich fürchte, so sehr Merz und die CDU/CSU in unserer Echokammer dafür verachtet werden, so wenig wird es ihnen (oder der AFD) bei der Wahl schaden. Trotzdem: ich wähle grün, aus tiefster Überzeugung, dass das die einzige Möglichkeit ist.
Erinnere ich es richtig, dass Sie ein "All gender....-Welcome"-Schild an Ihrer Haustür haben? Welche Erfahrungen machen Sie damit? Ist es schonmal Thema?
Ja, das haben wir, und zwar das hier. Erfahrungen: joah, wie zu erwarten. Unsere Nachbarn, die auch die Katzen füttern, haben uns gesagt, wie sehr sie das Schild freut, weil bei uns in der Siedlung sonst eher solche Schilder hängen. Andererseits sind wir auch beliebtes Ziel von Klingelstreichen, Eiern gegen die Tür an Halloween, pöbelnde Arschlochfussballkinder, ich gehe davon aus, dass das Schild sie gewissermassen noch aufstachelt. Aber gut, wir haben ja jetzt die Kamera :-). Süsseste Erfahrung war allerdings: ich hörte Klingeln, aber vor der Tür war niemand. Ich dachte mir "jaja, schon recht", sah dann aber noch ein paar kleine Fahrräder vor der Tür stehen. Ich habe also rausgeschaut und hinter der Bank vor unserer Tür versteckten sich drei kleine Mädchen. Ich meinte "Wenn ihr Klingelstreich macht, müsst ihr wegrennen UND Eure Räder mitnehmen!" und sie so: "Ja, eigentlich wollten wir wissen, was auf dem Schild steht und was das bedeutet. Wir können es nämlich lesen, aber nicht verstehen. Und dann dachten wir, vllt heisst es "klingeln verboten" und haben Angst gekriegt". Also habe ich ihnen das Schild vorgelesen und übersetzt und erklärt und das war sehr süss. (Ich habe dann natürlich auf der Kamera geguckt und sie standen da wirklich Minuten lang davor und haben sich durchbuchstabiert.)
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