Donnerstag, Dezember 17, 2020

171220 10 Jahre

 ist der schlimmste Tag meines Lebens bisher her. Immer noch kann ich den kurzen Eintrag vom Tag danach und den längeren von noch einem Tag später nicht ohne Kloss im Hals lesen. Ich muss immer noch mit verdrückten Tränchen grinsen, wenn ich die Fotos von L. und Q. beim Frühstück davor und von L. und Dax danach sehe. Ich klicke weiter im Blog und muss spätestens hier jedes Jahr lachen. Ich scrolle dann schnell vor, um nochmal nachzuschauen, wie oft wir denn tatsächlich auf der Intensivstation waren (2x), wie oft stationär im Krankenhaus (3x), und seufze, wenn ich dran denke, wie lang wir uns noch Sorgen gemacht haben, weil die Betablocker in der Maximaldosierung nicht angeschlagen haben. Ich bin dankbar, wenn ich daran denke, wie schnell und ruhig unser Kinderarzt reagiert hat, wie gut wir bei der Kinderkardiologin aufgehoben waren, die L.s Fall zu ihrem persönlichen Anliegen gemacht hat, und mit uns als Eltern offen und auf Augenhöhe zusammengearbeitet hat (wir zB waren besser im Dreisatz :-)).

Ich lächle immer noch gequält beim Gedanken an die Apothekerin, die beim Blick auf das Rezept für die händisch herzustellenden Minikapseln mit Betablockern juchzte: "Aaaaaaw, toll, das habe ich seit 1986 nicht mehr gemacht!".

Ich freue mich, dass Frau Mutti mich bei jedem Besuch daran erinnert, wie ich sie damals mit der Bitte um einen Eierbecher zum Anrühren von L.s Dosis irritiert habe (sie haben/hatten nämlich keine Minibecherchen wie wir, sondern so Metallspiralen).

Ich denke daran, welche Orte für mich immer mit der Geschichte verbunden sind:

  • die Bushaltestelle, an der ich fast umgedreht hätte, weil es so scheussliches Schneematschwetter war und sooooo krank war L. ja nicht, und dann kam doch der Bus
  • der Hügel zur alten Kinderarztpraxis hoch, wo ich mit Kinderwagen fast nicht durch den Schneematsch hochgekommen wäre,
  • die Johanniterbrücke in Basel, wo ich im Schneetreiben aus dem Krankenwagenfenster geschaut habe und mir dachte, wie surreal das alles ist, 
  • die Autobahnausfahrt zum Bruderholzspital, wo wir zum zweiten Mal direkt auf der Intensivstation gelandet sind.
  • das Basler City-Parkhaus, wo ich immerhin für die letzten Kontrolluntersuchungen den korrekten Ausgang direkt ins UKBB gefunden habe, ohne jedesmal im Frauenspitalgarten oder ganz wo anders zu landen.

Heute grinst L. ein wenig peinlich berührt, wenn er den Tag über extraoft gedrückt wird, aber er vervollständigt den damals verwendeten Standardsatz nach dem Schlucken der bitteren Betablockersuspension 2x am Tag immer noch: "Und, L., alles .......?" "Super."


(Q. wollte heute zum ersten Mal die Geschichte im Blog nachlesen und war danach .... sehr still. Ok, nicht still, sondern seine Art von betroffen, er hat mich sehr ausführlich erklärt, wie anders und wie viel weniger bedrohlich und dramatisch er die ganze Situation damals erlebt und in Erinnerung hat. Das ist viel wert, finde ich.)


So. Ich bin ja sonst nicht so gefühlig (ok, dieses Jahr schon), aber dieser Tag, der schafft mich immer ein bisschen. (on a lighter note: ich kann wieder sitzen und gehen, sogar crosstrainern, ohne andauernd "au, au, au" zu piepsen. Die blauen Flecken verteilen sich und werden immer grösser. Es sieht toll aus.)

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