Es ist wieder soweit und ich würde gerne wissen: "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"
Ich würde mich freuen, wenn Sie heute mitmachen würden, tagebuchbloggen und den Blogpost dann in der heute ab 17:00h unten verfügbaren Liste eintragen. (Falls Sie sich wundern, warum erst um 17:00 und nicht schon zu nachtschlafender Zeit, lessen Sie bitte kurz den Blogpost von gestern).
Mein Tag beginnt .... ach, lassen wir das. Ich schlafe eh super schlecht und wenn der Hübsche nicht da ist, noch schlechter. Nicht nur, weil es ungewohnt ist, weil nicht eine zweite Person im Raum den Sauerstoffgehalt senkt, sondern schon auch (jaja, Fingerpointing, I know) weil die Katze den Hübschen mindestens so vermisst wie ich und ungefähr alle 30 Minuten über mich drüberlatscht, um zu schauen, ob ihr heissgeliebter Schlafbuddy nicht vielleicht doch nach Hause gekommen ist.
Also: der Wecker läutet um 6, wach bin ich seit .... 4:30 oder so.
Ursprünglich hatte ich ja die Idee, den Tag mit einer Instagram-Story zu begleiten, aber dann bin ich beim Aufstehen so grummlig, dass ich mit niemandem redden mag, nicht mal mit meinem Telefon.
Ich ziehe ein neues Sommerkleid an (für die Laune, es ist zwar kalt, aber mit Strickjacke drüber und Strumpfhose drunter gehts gut), schminke mich, bringe den Haaren bei, dass der Scheitel jetzt noch ein bisschen weiter seitlich ist, und setze mich mit einer Riesenportion Kaffee an den Esstisch.
Weil der Hübsche nicht da ist, habe ich Kinderfrühdienst, d.h. ich kann erst den Bus um 8:30h nehmen. Ist aber nicht schlimm, ich kann mich via Remote Access ins Firmennetzwerk einwählen und die himmlische Ruhe (die Kinder müssen erst um viertel nach sieben aufstehen) daheim nutzen, Prozesssicherheitsbetrachtungen auf englisch zu übersetzen für unsere italienischen Lieferanten to be, die über Nacht eingegangenen Mails der amerikanischen Kollegen beantworten und auf der Suche nach historischen Daten das Forschungsarchiv der Firma durchstöbern. Ich kriege fast ein bisschen Gänsehaut beim Screenen von eingescannten handschriftlichen Forschungsberichten, zum Teil über Produkte, die es gar nicht mehr gibt. Ein paar sind nur als Nummern verfügbar und ich probiere mal das Bestellsystem. Mal sehen, was mir geliefert wird.
Die Kinder stehen auf, schwatzen im Bad über Pokémon und Supermario, und wir frühstücken gemeinsam Honigtoast. Irgendwie sind wir alle zu früh und so sitzen beide Jungs mit ihren Büchern auf dem Sofa und ich surfe weiter im Archiv.
10 nach 8 gehen die Jungs aus dem Haus, ich packe meine Sachen zusammen und spaziere (es ist so hell und voll um diese Uhrzeit!) zum Shuttle. Ja, ich bin mir des Luxus(ses) bewusst, in einem ruhigen, klimatisierten Firmenshuttle mit unterbrechungsfreiem W-LAN, das mir das Arbeiten ermöglicht, von Standort zu Standort kutschiert zu werden.
Heute arbeite ich nicht an meinem eigentlichen Büroplatz, ich habe nämlich über de ganzen Tag verteilt Meetings an dem Standort, wo fast alle meine Kollegen sitzen. Ich schnappe mir also einen leeren Platz und fange an, zu werkeln. Ich muss eine Reihe Dokumente, die für alle unsere Produkte von den Gesundheitsbehörden ab Januar nächsten Jahres bereitstehen müssen, erstellen. Das klingt zwar einerseits noch nach laaaaaaang Zeit, aber andererseits bin ich ja „nur“ für die Wirkstoffe zuständig und bis daraus eine TabletteSpritzeAmpulle wird, kommt ja noch einiges dazu und damit die dafür zuständigen Kollegen die finalen Dokumente fertig machen können, müssen die für die Wirkstoff natürlich eher fertig sein. Und damit der Prozess möglichst einfach und absolut nachvollziehbar läuft, müssen solche Dokumente natürlich für alle Produkte nach dem gleichen Format nach dem gleichen Konzept erstellt werden und alle in dem Dokumentenlenksystem abgelegt werden. Ich hatte mit meinem Kollegen, der auch für so viele Wirkstoffe zuständig ist wie ich, einen kleinen Wettstreit, wer es schafft, eine längere ununterbrochene Reihe an Dokumentennummern zu ziehen. Das ist nicht ganz einfach, weil natürlich 90000 Mitarbeiter der Firma Zugriff auf des Dokumentensystem haben und rund um die Welt rund um die Uhr Dokumente erstellt werden. Ich habe es geschafft, in einer frühen Morgenstunde immerhin einmal 3 und einmal 5 Nummern in einer Reihe zu bekommen. (die kleinen Freuden :-)).
Um 10 habe ich ein Meeting mit einem Team, das sich um das Divestment eines „meiner“ Produkte kümmert. Das ist sehr spannend, es ist sozusagen das andere Ende des Produktelebenszyklus, von dem man doch normalerweise mehr auf den Anfang und den Launch fixiert ist.
Danach: die gezogenen Dokumentennummern mit Inhalt füllen. Das ist einerseits angenehme Routinearbeit (ich mag es sehr, wenn Templates und Spreadsheets gut gemacht sind), andererseits muss man aufpassen wie ein Haftlmacher, wenn alles gleich aussieht, dass man die wesenthlichen Produktunterschiede dann doch nicht durcheinanderbringt.
Ich hake das alles auf meinen virtuellen Klebenotizen auf dem Desktop ab (ich mag das sehr, gerade, wenn man mit dem Laptop andauernd physisch unterwegs ist, ist das viel praktischer als Papiernotizen) und wann immer ein Dokument fertig ist, schicke ich eine halbwegs standardisierte Mail an den Kollegen in der Galenik, dass er oder sie das jetzt nutzen kann. (Flapsig heisst das bei uns „den Apothekern über den Zaun werfen“).
Zum Mittagessen habe ich mit einer Kollegin abgemacht, die ich in einem Kurs kennengelernt habe und die vor einem halben Jahr von unserem Werk in Spanien nach Basel gezogen ist. Die Unterhaltung macht Spass, das Essen nicht so (note to myself: "Pfannkuchen mit Spargel-Gemüsefüllung und Estragonsosse" schmeckt nach nix, wenn es das wieder gibt, lieber Salatteller!)
Nach einem Kaffee geht es zurück, Dokumente weiterbefüllen und fertig "über den Zaun werfen" :-).
Um zwei treffe ich mich mit zwei Kolleginnen, mit denen zusammen ich gerade den Transfer eines Produktionsprozesses von einem Standort an einen anderen betreue. Wir gehen durch unsere Aktionsliste und vereinbaren, wer welche Aufgaben übernimmt. Zu guter Letzt besprechen wir, wer dann im September in Italien die erste Kampagne betreuen wird (ICH!, aber das war eh klar) und wer wann in den Ferien ist.
Für das nächste Meeting merke ich erst zwei Minuten vor Beginn, dass ich dafür das Gebäude wechseln muss, zwar nur über die Strasse, aber in ein recht neues, in dem ich noch nie war. Es wird mit dem "activity based working"-Konzept betrieben, wo man gar keinen festen Arbeitsplatz hat, sondern nur einen Spind und einen kleinen Rollcontainer und man sucht sich je nach Tätigkeit einen Platz im Stillen, Mittelruhigen oder keine Ahnung. Ich würde das tatsächlich gerne mal ausprobieren! Wir waren aber ganz klassisch in einem Meetingraum (allerdings in einem "Kreativraum", was aber nur heist, dass es einen Stehtisch und so barhockergrosse Stühle hatte.).Ich hatte zum allerersten Mal, seit ich hier arbeite, Kontakt mit Ärzten (also: nicht mit dem Werksarzt), und zwar welchen, die in der "medical safety"-Abteilung arbeiten. Es war echt spannend und interessant und ich fand es sehr cool, dass unser Team ohne grosse Vorbereitung mit einer gemeinsam on the fly erstellten Präsentation sehr schnell das Problem schildern konnte, jeder seinen Teil, ohne, dass wir uns gross abgesprochen hätten, ich hatte die gewünschten Zusatzinformationen (mit Klebezetteln und Leuchtmarkierungen an den wichtigen Stellen versehen) ausgedruckt für die Ärzte dabei, und wir bekamen genau das, was wir haben wollten.
Zack, halb fünf, Zeit für den Shuttle nach Hause. Eigentlich wollte ich lesen oder aus dem Fenster schauen, aber ein ehemaliger Kollege, der mittlerweile im Issue Management arbeitet, fuhr mit und da ist es immer sehr, sehr spannend, sich die neuesten Fälle anzuhören. Ist natürlich streng geheim, deswegen sag ich nix, aber die Zeit verging trotz Stau auf der Autobahn wie im Flug.
Daheim angekommen besprach ich mit der Nanny kurz den Tag, knuddelte Little Q., begrüsste Little L., der von oben bis unten voll mit Kreidestaub von seiner Freundin kam und direkt an der Haustür die Kleider abwerfen durfte.
Nach dem üblichen Katzefüttern, Wäscheaufhängen, kurzer Sporteinlage, Abendessen vorbereiten (Flammkuchen und Pizzaschnecken für Little L), mit dem Hübschen, der am Flughafen in London noch Mitbringsel shoppen ist, whatsappen, Znüniboxen für den nächsten Tag vorbereiten, Schulranzen mit den Kindern mit dem Stundenplan für morgen abgleichen, Abendessen, Schulzettel unterschreiben (Little L. ist Antolinzweiter in der Klasse und sie gehen in "Peter und der Wolf", was mich den ganzen Abend summen last), ist es halb acht, die Kinder sind geduscht und zähnegeputzt.
Ich lege die getrocknete Hälfte der Wäsche zusammen, lese Little L. ein Kapitel "Wawuschel" vor, danach darf er noch bis 21:00h selber lessen (er rattert im Moment jeden Abend zwei, drei "Magische Baumhaus"-Bände durch.), Little Q. macht das eh.
Ich lege mir die Kleider (und die passenden Schminksachen für morgen raus, lasse mir ein Bad ein und lege mich mit Kindle und dem neuesten Jussi Adler.Olsen in die Wanne.).
Inzwischen ist der Hübsche in Zürich gelandet und ich vereinbare mit den Jungs, dass ich ihn gegen halb 10 im Nachbarort abhole, während sie das Licht ausmachen und schon mal einschlafen. Da ist es dann sehr praktisch, dass Little L.s Teil vom Bett so breit ist, dass Q. bei ihm schlafen kann gegen Monster unter dem Bett. Für Notfälle haben sie das Telefon, auf dem mein Handy auf Kurzwahl liegt und im Superauto könnten wir uns die ganze Zeit über Freisprechanlage unterhalten. Ausserdem sind es nur ca 20 Minuten, die ich weg sein werde, aber die Alternative wäre, dass der Hübsche mit dem Zug bis Basel weiterfährt, dort in die SBahn einsteigt und zurückfährt, dann mit Gepäck durchs Dorf nach oben läuft und alles in allem eine gute Stunde länger unterwegs ist. Und nach drei langen Messetagen muss das dann spät abends nicht mehr sein.
Jetzt auspacken, eine Tasse mitgebrachten feinen englischen Tee trinken und reden, morgen geht's von vorne los.
Irgendwann vielleicht: schlafen gehen.