Mittwoch, März 18, 2020

180320: Jeder, wie er kann

Heute war viel besser. Nicht entschleunigt, immer noch Lichtjahre von den Badfugen entfernt, von Mindfulness Exercise gar nicht zu sprechen, aber es gab keinen Streit.

Früher Morgenstart für mich, beim Frühstück haben wir unsere Termine abgesprochen, Mittagessentermin festgelegt, den heutigen Znüni- und Zvieri-Chef festgelegt, die um halb 10 und um 4 Früchteteller und Kekse verteilen müssen. Die Kinder haben ihr Schulprogramm incl Richtlinien für tägliche Arbeitszeiten bekommen und das erstaunlich pragmatisch und zielgerichtet erledigt. Q. hat L.s Rechenaufgaben korrigiert, das läuft erstaunlich gut. Morgen bringen wir Q. kurz in der Schule vorbei, er soll dort noch Unterrichtsmaterial abholen. Da die Schüler die halbe letzte Woche schon frei hatten wegen Fortbildung, konnten sie das nicht vorbereiten, aber in der Zwischenzeit haben die Lehrer alle Materialien, die im ganzen Schulhaus verteilt waren, pro Schüler zusammengesammelt (das muss eine Höllenarbeit gewesen sein, danke!) und die holen das morgen konsolidiert ab.

Bei mir ist arbeitsmässig die Hölle los. Erstaunlicherweise (dickes Lob an unsere IT-Abteilung, die das eh immer gut im Griff hat, aber in den letzten Wochen Vorkehrungen getroffen hat, dass der Switch von .. keine Ahnung, ich schätze mal, mindestens 80% der Mitarbeiter weltweit von heute auf morgen ins Homeoffice nahezu ruckelfrei läuft) funktioniert der technische Teil super, als globale Funktionen sind wir wenigstens teils virtuelle Meetings eh gewohnt, jetzt sind es hat alle. Ich habe das Gefühl, die Schlagzahl wurde extrem hochgedreht, nicht nur in den logischerweise ultradringenden Projekten, die direkt mit der aktuellen Situation zu tun haben, sondern auch in allen anderen. Ich habe übrigens getestet: wenn man sich selber aus dem Haufen an kurzen Lunten rauszieht und die angespannte Stimmung mit einem Spässle auflockern möchte, kann das auch echt nach hinten los gehen. Versuch war's wert. Also: keine Spässle mehr.

Nach dem Mittagessen sind wir eine kurze Runde ums Karree gelaufen und neben allergrösstenteils vorbildlichem Verhalten (kleine Familiengrüppchen mit Kindern zum Lüften, Geschwisterkinder, Paare, die strammen Schritts in weitem Abstand zu allen anderen unterwegs sind) haben wir etwas sehr Lustiges beobachtet: Unsere Laufrunde, auf der wir normalerweise auch die Katzen einsammeln von ihren Abenteuern unter anderem auf dem Werksareal des grossen Standorts hier, führt a einem Werksttor vorbei, vor dem bei schönem Wetter gern mal die Raucher auf einer Bank sitzen, und die Sonne in der Mittagspause ausserhalb des Werksgeländes geniessen,  auf dem sie in entsprechend riechende Rauchercontainer verbannt sind. Als wir uns dieser Ecke heute näherten, sassen da ein paar und vor ihnen ein Tier, das zu Kunststückchen animiert wurde, wie "sitz", "Hols dir" etc. Ich dachte erst, es wäre ein kleiner Hund, aber dann sah ich die Silhouette, und was soll ich sagen? Sansa hat offensichtlich ein paar neue Freunde gefunden. Auf unser Rufen hat sie sie sitzen lassen und kam zu uns gesaust, aber ich würde ja zu gern wissen, mit was sie sie gelockt haben. Ich tippe auf Salamisemmel oder so :-). Ich nehme an, die businesskritischen Arbeiten auf dem grösstenteils verlassenen Areal sind spooky genug, da ist doch so ein kleiner Flausch zur Aufmunterung in der Pause sehr schön!

Nach dem Arbeitstag sind wir dann mal zu unserem Supermarkt vormarschiert, ein paar frische Sachen nachbesorgen (und auch um die panischen "OMG, geht einkaufen, es gibt NIX mehr"-Nachrichten auf verschiedenen Kanälen zu verifizieren. Oder halt auch andersrum, weil in unserem Coop gibt es ALLES (bis auf Klopapier und Küchenrolle, das ist aus bis aufs letzte Fitzelchen), ironischerweise gibt es Nudeln und Flüssigseife im Angebot. Nach den SHO/BAG-Empfehlungen ist Paracetamol nur noch als letzte Mengen mit Koffein in der Apotheke erhältlich gewesen, aber immerhin. (btw: kein Hamstern, eine einzelne 10er Packung, und zwar deswegen, weil wir NUR ibuprofenhaltige Schmerz- und Fiebermittel im Haus haben. Weil Paracetamol bei meinen / unseren Kopfschmerzen nicht gescheit hilft. Oh the irony)  Nun denn. Zumindest hier zeigen die eindringlichen Appelle des Bundesrats (Radio, Fernsehen, Youtube, Banner über offiziellen Regierungsinternetseiten....) scheints Wirkung, es war sehr, sehr, sehr leer im coop, man hält Abstand voneinander, wer weiss, vielleicht kommen wir ja doch noch um eine Ausgangssperre herum.



Sportprogramm heute: nach dem Yoga gestern haben L. und ich den Hübschen und Q. noch dazugenommen, aber für ein bisschen mehr Wumms mit "Shred, Level 1" angefangen.

Informationen aus der alten Heimat sind recht beunruhigend, die Einschläge kommen näher. Sehr viel näher, als mir lieb ist.


Gegessen:
Knäckebrot mit Erdbeermarmelade
Frisches No Knead Bread (diesmal mit Leinsamen und Weizenkeimen) mit Salat, Käse, Antipasti
"Happy S(e)oul Bowl"

Gelesen:
Skandinavienbuch (von wegen Entschleunigung. Ich bin abends so kaputt, ich lese aus Trotz noch ein paar Seiten, auch wenn ich erst um halb eins ins Bett falle, aber komme nicht recht voran, weil ich während des Lesens einschlafe und dann das Buch weiterträume und am nächsten Abend muss ich dann erstmal schauen, was jetzt echt und was geträumt war)

Getragen:
Jeans, Longsleeve, Makeup und stolz ein Lippen- und ein Wangenstresshepes

Gesehen
"The Orville"

Stressleveldurchschnitt gestern: 19
Selbstbeweihräucherung: das mit der minutengenauen Zeiterfassung doch noch hinbekommen. Ohne jemand zu beissen.