Dienstag, März 17, 2020

170320: Schere im Kopf

Zweiter "Alle zu Hause"-Tag und wir müssen schon nachjustieren (hahaha, unglaublich agile, erste Iteration, weil aktuelles MVP der Spezifikation "Alle haben sich bewegt, was Sinnvolles getan, Schul- und Erwachsenenarbeit ist erledigt und alle sind zufrieden" nicht erreicht wurde.
Aber der Reihe nach:
Ich stehe um sechs auf wie immer, der stille Start in den Tag mit nur den Katzen und Kaffee hilft mir, ich kann dann die aufgelaufenen Emails aus USA und Asien abarbeiten und dann gemütlich mit den Jungs frühstücken.
Beim Frühstücken bleibt der Computer zu, wir machen einen Tagesplan, wer wann was macht. Des Hübschen und mein Kalender sind dicht gepackt mit Meetings, die halt genauso stattfinden wie sonst auch nur dass man halt nicht mehr von Raum zu Raum sausen muss. Deshalb verabreden wir uns wenigstens zum Mittagessen. Ich verabrede mit L. einen Termin zum Xylophon-Üben, da haben sie ein echt recht komplexes Lied, aber L hofft immer noch, dass sie das mal alle gemeinsam spielen. Da ich die mit der musikalischen Vorgeschichte bin, ist das mein Job.
Neben der Papierbootchallenge, die L. sehr ernst nimmt, auch die Fotos mit Jonny als Grössenvergleich, trudeln die Aufgabenblätter ein. Gottseidank haben wir letztens erst zwei Packs Nachfülltoner gekauft und auch Papier ist noch ausreichend da (Ausserdem können die Aufgaben natürlich genauso in einem Heft gelöst werden). Wir haben uns übrigens alle nochmal die extra aufgenommenen Videoerklärungen angeschaut, vielen Dank dafür!

Jonny wollte nicht einsteigen und hat sich nur die Leckerli rausgefischt



Q. hat online für den Französisch Check geübt, mal sehen, ob der stattfindet, aber schaden tut es bestimmt nicht,

Arbeit ist ... skurril. Technisch und organisatorisch klappt alles wie immer. Die Kameras sind zum Teil noch an, zum Teil aus und so sieht man eine Mischung aus gestylten Profilbildern und .... ich bin mal ehrlich, nicht ganz so gestylten bewegten Bildern aus Wohn-, Arbeits-, Esszimmern oder Terrassen. Die Themen sind auch wie immer, die Lunten sind alle ein bisschen kürzer, die Haut bei allen dünner, das macht es nicht unbedingt einfach. (Typisches Beispiel aus der Familie: der Hübsche streckt seine Beine unter dem Tisch viel weiter als bis zur Mitte und es könnte sein, dass ich da ganz schön ausgeflippt bin, weil ich ihm gegenüber sitze und nicht getreten werden möchte, und naja, so richtig erwachsen war das von niemandem.)
Dazu der vor allem elterlich gehegte Wunsch, dass doch bitte auch Sporteinheiten eingebaut werden, gerne selbstorganisiert, das heisst aber nicht alle gleichzeitig auf den Crosstrainer und meine Güte, es hat ungefähr 30 Grad draussen, könntet ihr nicht draussen was machen, ABER WAS, MAMI?!
Wir haben uns wieder berappelt, der Hübsche und ich sind um den Block gelaufen (sehr ruhig ist es übrigens draussen, der Parkplatz vor dem grossen Supermarkt ist aber gepackt voll, das ist er eigentlich normal an einem Dienstag nachmittag nicht, und dabei haben alle anderen Geschäfte drum rum zu. Noch brauchen wir nix nach, wir werden sehen, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt. Ich bin dann mit einem letzten Telefonat nochmal um den Block, L. und ich haben dann gemeinsam eine Lektion "Yoga mit Adriene" gemacht, das fand er erstaunlich anstrengend und erstaunlich gut.
Wird schon.
Muss sich alles zurechtrütteln, wir bleiben wachsam. (Bei der Arbeit überschlagen sich sämtliche Abteilungen, die nur annähernd was damit zu tun haben, mit "Mindfulness Lessons" oder "Resilience Training", mit "100 best tips for efficient wfh", es gibt Sammlungen mit Ideen, was man mit all der freien Zeit tun kann, Linklisten für Beschäftigung mit den Kindern, das selbe auf Social Media, in allen Blogs und überall und frage mich: "Meine Güte, alles schön und gut, aber woher soll ich all die Zeit nehmen für all das Trallafitti? Ich hatte bisher schon ohne Witz keine einzige freie Minute in meinem normalen Alltag, wo ich mir dachte "Hm, was mach ich denn jetzt, ach, schau, 30 Minuten Mindful-Exercise, mach ich das, anstatt in der Nase zu bohren". Woher soll ich diese Zeit denn jetzt nehmen? Ich habe dieselbe Menge an Arbeit, dazu müssen wir ein Essen mehr am Tag für alle machen incl allem was dazugehört, die Kinder müssen zwar nicht 24h bespasst werden, aber halt immerhin zu der einen oder anderen Aktivität gestupst, wir müssen das Haus selber putzen, ausserdem ist da jetzt mehr Dreck als vorher, weil mehr Leute. Ich gewinne dafür die Zeit, die ich sonst auf dem Weg zur Arbiet verbringe, aber das sind maximal 90 Minuten am Tag. Die sind locker aufgefressen durch die og Aktivitäten, und dafür fehlt mir eben die Bewegung, die ich auf dem Weg bekomme, also muss ich die durch mehr Sport kompensieren, die auch wieder Zeit braucht.
Ich sehe schwarz für die Badfugen, schwarz für das Umsortieren des Bücherregals und die Umgestaltung des Gartens und erst recht für auch nur eine einzige Mindfulness-Exercise.

Nun denn. Wird.

Gegessen:
Marmeladenbrot
Rest-Kung Pao
Cloud Egg, Artischocke, Salat

gelesen:
Skandinavienbuch

Gesehen:
The Orville/Letzte Folge Vikings auf Netflix

Getragen:
Jeans, Longsleeve

Stressleveldurchschnitt gestern: 37
Selbstbeweihräucherung: ich hab gar keine üblen Xylophonskills