Immer noch Korsika: letzte Runde
Tag, keine Ahnung
Die Jungs haben Freunde am Pool in der Anlage gefunden (also: wurden als Freunde gefunden, auf einmal hiess es nur noch „Captain L. und seine Crew“. Überhaupt: die Anlage. Es sind ungefähr 20 Appartements verschachtelt direkt am Meer an einem kleinen Wald gelegen. W-LAN, Kaffee, Eis und Waschmaschine gibt es an einem netten kleinen Pool mit Liegestühlen. Perfekt zum Chillen über die Mittagszeit, Abkühlen direkt vor dem Abendessen nach einer langen Bergtour, Sand- und Salzabduschen nach einem langen Strandtag.
Direkt vor dem Haus ist es echt leer am und im Meer |
Yay. Tretboot. Jeden Urlaub Pflicht ;-) |
Am Nachmittag sind wir dann heute auf eine kleine Tour durchs Hinterland aufgebrochen, wir haben uns von über San Nicolaou den Berg bis nach Santa Reparata hochgearbeitet. Also: der Hübsche ist gefahren und hat brav an den Kurven gehupt, ich habe viel eingeatmet und den Rentnergriff benutzt, aber die Strassen sind echt schmal und es gibt Gegenverkehr (übrigens auch meist einen Mittelstreifen, was sehr niedlich ist, wenn er die Strasse in zwei je 1m breite Streifen teilt…..).
Korsika hat alle Klischees aufgefahren, wir wurden von auf der Strasse laufenden Schweineherden gestoppt, es gab malerische Friedhöfe und Glockentürme, verlassene Geschäfte (überhaupt: verlassene Bergdörfer), ein Kalb, das nur so rumlag, und am Ende gab es eine Gite d’Etape, die mich ein bisschen wehmütig an unseren Wanderurlaub seinerzeit zurückdenken liess. Auf dem Rückweg haben wir noch an einer „Fromagerie Artisanale“ gestoppt (sowas zieht mich ja immer magisch an, ich hab das Gefühl, die Olivenölmühle und die Poterie hier werde ich auch noch besuchen) und auch, wenn die eigentlich zu hatte, kamen dann doch irgendwie Leute, denen wir einen total artisanalen Ziegenkäse und eine Flasche Limoncello abgekauft haben. Ich weiss, nach einer Woche ist das vermutlich ein bisschen spät, aber ich bin total im Urlaubsmodus angekommen und geniesse nur noch. Jetzt zB. Pastis. Und keinen Kindle mehr, den musste ich ans grosse Kind abgeben, das nun offiziell zu den Harry Potter-Fans gehört.
Langzeitparkplatz auf korsisch ;-) |
Tage später:
So, jetzt kommen wir hier in den Urlaubsflow. Und so reihen sich Tage an Pool und Strand und Ausflüge ins Hinterland in einer entspannten Reihe aneinander, unterscheidbar durch die Eissorte, die es gab, ob es arme Ritter (ein Standardurlaubsessen bei uns, weswegen ich auch Zimt aus aller Herren Urlaubsländer bei uns daheim habe; irgendwo muss das vom Frühstück übrig gebliebene Baguette ja hin), Nudeln oder auswärts gab, durch Einkäufe im Supermarkt (es gibt hier auch Schlumpfgummibärchen in sauer, die allerdings anders schmecken als die Stärkeschlümpfe zu Hause. Ausserdem heisst Schlumpf hier Schtroumpf und so bestellt Little L. sehr lustig immer mal wieder einen „Sauberen Strumpf“), und durch etwaige neu angefangene Bücher.
Wer findet den Eichhörnchenbaum? |
Wir haben deswegen Gegend angeschaut und sind dann die sich wunderbar am Tal entlangschlängelnde Strasse nach Cervioni weitergefahren. Von dort aus ist man recht schnell wieder unten am Meer. Nachdem es heute relativ stürmisch war und auch niemand mehr Lust hatte, nochmal loszuziehen, sind wir den Nachmittag am Pool versumpft und jetzt sind wir alle müdemüdemüde (letzte Nacht habe ich Little L., der ja zwei- dreimal die Nacht aufwacht und nach Wasser verlangt, eine Wasserflasche ans Bett gestellt, was dazu geführt hat, dass er alle zwei Stunden entweder die Wasserflasche nicht gefunden hat, sie leer war oder er aufs Klo musste.) Das ist das einzige, was mir hier im Urlaub fehlt: Schlaf.
Noch ein Tag
Damit hatte nun niemand gerechnet, sicher auch nicht Little L., dessen Wasserflaschensuche so erfolgreich und das nächtliche Klogehen so wenig erfolgreich war, dass wir, sagen wir, eine Menge Extrawäsche hatten, die bei 4000% Luftfeuchtigkeit natürlich nicht so gut getrocknet ist. Statt Warten dass der Regen aufhört, haben wir uns wie alle anderen Urlauber ins Auto gesetzt und sind nach Bastia gefahren. Dort haben wir erst einen Parkplatz gesucht und dann, wir Glückspilze, nicht nur einen übernehmen dürfen, sondern sogar noch ein Parkticket bis vier Uhr nachmittags geschenkt bekommen.
Kurz danach ist Little Q.s Hut vom Steg in ein Boot geweht und der Hafenhausmeister, der da irgendwas gesägt hat, hat den Hübschen doch glatt verdächtigt, das Boot nur deswegen herzuziehen, damit er Little Q. draufstellen kann und ein cooles Foto machen könnte, und das wäre streng verboten, weil erstens gehört uns das Boot ja nicht und zweitens würden da immer wieder Touristen ins Wasser fallen und das wäre ja auch nix….. aber die Geschichte mit dem Hut, die verstand er und hat ihn sogar für uns gerettet.
Ups. Ein paar Tage später: Nach einem folgenschweren Wettrennen auf dem Sportplatz vor der Tür haben wir bis auf weiteres alle laufintensiven Ausflüge gestrichen., Der Hübsche ist nämlich beim „wer ist schneller am anderen Ende“ mit Little Q. ohne Fremdeinwirkung durch einen Muskelabriss/-faserriss/-krampf/extraterrestrischen Traktorstrahl so blöd und schmerzhaft gestürzt, das nichts aus unserer Reiseapotheke dagegen half (und wir hätten was gegen alles, gegen Durchfalll, Spucken, Nebenhöhlen, Kopfschmerzen, Pilz, Mittelohr, Hämorrhoiden, Fieber, Allergien, Herzrhythmusstörungen, aber eben nix gegen Muskel.) und wir in der Apotheke das gute Voltaren besorgen mussten. Das und der natürlich unbändige Genesungswille helfen ungemein und so ist der Hübsche wieder in der Lage, zum Pool zu humpeln, zum Strand und beim Einkaufen im klimatisierten Auto zu warten ;-). Er ist sogar noch einmal mit uns zur Badegumpe gelaufen, aber auch wenn wir ja mittlerweile den Weg kennen: ein Geheimtipp ist das nun echt nicht. Toll aber schon, wenn man vor 10 am Parkplatz ist und dementsprechend vor 12 wieder geht.
Ich habe also das kostenlose Pool-W-LAN für ein paar Twitter-DMs genutzt und schon hatten wir ein Eisdate. Was soll ich sagen, es war eigentlich wie immer, wenn ich Internetmenschen treffe, deren Blog etc. ich schon seit langem lese (lese im Sinn von mag, nicht im Sinn von Autounfall): wir haben uns wunderbar unterhalten, die Männer und Kinder übrigens auch, schön wars und so lang, dass das Journellesche Huhn vermutlich zum Teil vertrocknet war und wir uns sputen mussten, um uns ausgehfein für des Hübschen Geburtstagsessen in Cervione zu machen. Auch hier haben wir uns auf den Reiseführer verlassen (lonely planet, nicht die Profis mit der einsamen Gumpe), und diesmal echt Glück gehabt. In einem luftigen Hof unter Haselnusssträuchern (Cervione ist sowas wie hazelnut capitol oft he nut world) haben wir einen lustigen Mix aus Entrecote, Haselnusskalbsschnitzel, überbackenen Muscheln und Tortellini genossen.
Kleiner Mann, grosse Kamera ;-) |
Das war vielleicht mal ein Kino... |
Gefährt parkt ein |
Nägel trocknen im warmen Seewind ;-) |
Typisches Urlaubsbild: Q liest und liest un.d liest. L. ist bockig, weil: "nie darf ich irgendwas" |
Schattensitzplätze im Freien sind auf der Fähre ja Mangelware. Wenn man klein ist, hat man da Vorteile. |
Wobei ich die Idee dieses Pärchens grossartig fand.... (habe überlegt, die Kinder heimlich dort auf der Luftmatratze zu parken ;-)) |
Wer ausser mir sieht in diesen beiden Jungs die zukünftien Teenies, die heimlich rauchen (wehe....)? |
Man muss die Zeit nutzen,wenn man selber mal Kindlezugriff hat. |
(Einziger Stress für mich: bei uns bestimmt der Fahrer die Musik und dem Hübschen hilft Nine Inch Nails beim Konzentrieren. Ich kriege davon aufgerollte Fussnägel, verkniffenes Gesicht und haben heute auch Ohrenschmerzen, aber er wollte erst hinter dem Gotthard wechseln.) Überhaupt: Gotthard.
So, das war's, jetzt ist auch das Blog im Alltag angekommen. Wer noch mehr Bilder sehen will, kann sich hier durch alle 555 klicken, die des Hübschen Qualitätskontrolle überstanden haben.
(Und ja, ich freu mich schon auf die nächsten Ferien. Berge. Schweiz. Wandern.)
4 Kommentare:
Hach, ich will auch!
Ich war gerade 10 Minuten lang im Urlaub, vielen Dank dafür :-)
Ganz was anderes: hat Little L. oft und viel Durst und muss entsprechend oft aufs Klo, oder ist dieses nächtliche Bedürfnis eher auf die korsische Wärme zurückzuführen? Wenn ersteres, würde ich mal einen Zuckertest empfehlen.
Hab ich auf dem Schirm, war aber ehr die Hitze und nicht schlafen können und deshalb einen Grund suchen...
ich finde deine erzählung so toll! ward ihr ein halbes jahr im urlaub???
so kommt es mir beim lesen vor!!!
ich will auch dahin!
ob wir das jemals schaffen mit unserem wohnwagen?
lg elke
Sehr schön geschrieben. Macht Lust auf Kinder Männer und coole Frauen, die Fotos machen und schreiben können….und vielleicht auch Korsika; ...aber das hätte auch woanders sein können.
Gibt´s schon Bücher von dir??
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