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So, jetzt also. Wir werden sehen, wie das funktioniert: mangels linker Hand nutze ich aktuell die speech to text Funktion meines Handys.
Alles in allem war gestern tatsächlich ein richtig doofer Tag. Ich kam schon relativ langsam nur von zu Hause los, konnte mich auf der Kraftwerkbrücke nicht richtig entscheiden, ob ich ein Foto von dem mittelschönen Nebel machen möchte oder ob ich einfach vorwärts mache, weil ich eh schon so spät dran bin. Auf der anderen Seite vom Rhein sass dann eine Frau auf einer Bank und hat die Szenerie fotografiert und ich, und das war mein grosser Fehler, habe kurz so zu ihr geschaut und gedacht “guck, die macht schöne Fotos hättest du auch mal lieber Fotos gemacht.” Und während ich das so gedacht habe und nicht auf die Strasse geschaut habe, bin ich auch schon von dem geteerten Bereich abgekommen und im Gras gelandet. Da wäre der zweite Moment gewesen, wo ich das Ganze noch hätte retten können: wenn ich einfach im Gras stehen geblieben wäre und halt wie so ein vernünftiger Mensch wieder auf die Strasse geschoben oder gejuckelt wäre und normal weitergefahren wäre. Was ich jedoch gemacht habe, ist zu denken: “hat keiner gesehen, gleich bin ich wieder auf der Strasse” und in spitzem Winkel eben auf den Teer zugerollt. Das hätte ich ja eigentlich schon wissen müssen seit meinem Sturz gegen den Laternenpfahl: spitzer Winkel und Kante, das ist keine gute Idee. So auch gestern: ich bin also mit dem Vorderrad, glaube ich, irgendwie noch auf die Strasse gekommen, das hat angefangen zu schlingern, ich habe vermutlich falsch gebremst, hab noch gesehen, wie der Reifen weggerutscht und das Hinterrad mich irgendwie so halb überholt und dann bin ich auch schon aufgeschlagen. Ich kriege es nicht mehr genau hin, ich gehe davon aus, dass ich zuerst mit dem ausgestreckten linken Arm auf dem Boden geknallt bin. Es spricht dafür dass ich eben einen geprellten Daumenballen habe, der dick und blau ist, und dann irgendwie so supermanartig mit gestreckten Oberarm über den Boden geschrubbert bin und dann irgendwann zum Liegen kam. Interessanter side-effekt: weder meine relativ robuste Softshellhose zeigt irgendeine Beeinträchtigung, noch meine eigentlich recht dünne und, ich dachte, empfindliche Gore Tex Regenjacke ist irgendwie nur verkratzt oder eingerissen, sie ist einfach nur dreckig. Ich lag da also so halb unter meinem Rad und dachte mir: “wow es fühlt sich jetzt auf den ersten Blick gar nicht so schlimm an, aber wer weiss.” In dem Moment sind auch schon zwei andere Radfahrer neben mir stehen geblieben, die Frau, die Fotos gemacht hat, kam auch angerannt und die drei haben das Rad von mir runter geklaubt und mir aufgeholfen. Da habe ich dann gemerkt, alles fühlt sich eigentlich okay an, nur der linke Arm tut weh. Interessanterweise konnte ich zu dem Zeitpunkt den Arm immer noch so auf Schulterhöhe heben, aber es tat relativ weh in der Mitte. Mein Angang war da: ich setze mich jetzt für 5 Minuten an den Strassenrand, respektive auf die Bank, es war ja alles nass und kalt, und wenn ich dann nach fünf Minuten ausgezittert habe, dann setze ich mich wieder aufs Rad und fahre ganz vorsichtig den Weg zur Arbeit und dann war es das. Deswegen war ich ganz geknickt, als der andere Radfahrer, der mir das Rad zur Bank geschoben hat, meinte: “ Oh, da hast du aber ein richtig fetten Achter vorne drinnen, na ja so bis zur Werkstatt fahren, das geht noch”. Und so war meine grosse Sorge eben vor allem dass das Rad kaputt ist.
Als ich dann versucht habe, meinen Arm noch mal zu bewegen, ging auf einmal gar nichts mehr. Schon beim Gedanken dran, den Arm zu heben,ist mir schlecht vor Schmerzen geworden, es war also klar, irgendwas ist nicht okay. Die beiden Radfahrer haben sich versichert dass es mir soweit okay geht, dass ich abgeholt werde wollten mir zu trinken da lassen, haben mir Tipps gegeben wie ich das mit der Unfallversicherung regel und so weiter. DANKE!!!!
Ich habe also den Hübschen angerufen, der relativ frisch aufgestanden war, und noch nicht mal was gefrühstückt hatte und um Abholung gebeten. Lustigerweise hat sich da schon gezeigt dass mein Hirn nicht mehr so ganz klar funktioniert: ich habe mir nämlich gedacht “oh ja ich bin auf der deutschen Seite, da musst du über die Autobahn über die Brücke auf die andere Rheinseite hinten rum bis zur Schranke” und er mich einfach im nullkommanix von der Schweizer Seite zu Fuss holte, was natürlich viel näher war. Während ich dann da so auf ihn gewartet habe, das waren vielleicht 10 Minuten, hat mein Hirn andere in dem Moment anscheinend unglaublich wichtige Dinge in den Vordergrund gespült: ich habe bei unserer Assistentin angefragt, wie ich das alles mit der SUVA regeln muss, praktischerweise direkt den Link bekommen und gelernt, dass wenn man mehr als 8 Stunden pro Woche arbeitet, ein Unfall auf dem Weg zur Arbeit ein Nichtberufsunfall ist, anders als wenn man weniger als 8 Stunden die Woche arbeitet, dann ist es nämlich einen Berufsunfall. Ist egal, es ist beides abgedeckt von der Versicherung aber lustig ist es trotzdem. Dann habe ich den Kollegen angeschrieben, den ich als letztes in Erinnerung hatte mit einem Fahrradunfall, und gefragt, wie er das geregelt hat und wo er hingegangen ist und so weiter. Das war sehr süss, er hat nämlich direkt angerufen und sich nach mir erkundigt und mir dann den Hinweis gegeben, dass alles mit der Versicherung jetzt erstmal egal ist, die zahlen sowieso, aber ich soll schauen, dass ich in der Notaufnahme komme. Dann habe ich noch all meine Meetings für den Tag abgesagt. Als dann der hübsche über die Brücke gewackelt kam und mich in den Arm genommen hat, dann war es fertig mit seriös und höflich und witzig und zusammengerissen sein und ich habe erstmal Rotz und Wasser geheult. In der Zwischenzeit hatte nämlich auch das Adrenalin aufgehört zu wirken und mir tat der Arm höllisch weh, ausserdem auch die anderen blauen Flecken. Das wurde über den Tag dann noch schlimmer, er hat dann das Rad über die Brücke zurückgeschoben, ich bin hinterher gewackelt, habe meinen Arm festgehalten und war überhaupt keine Hilfe. Das Rad, das haben wir ja schon bei dem Platten festgestellt, passt überhaupt nicht gut ins Auto, das heisst wir sind mit offenem Kofferraum zu uns nach Hause gefahren, respektive er, ich habe mich immer überhaupt nichts kümmern können.
Daheim habe ich dann erstmal meine dreckigen und vor allem warmen Radklamotten ausgezogen Hose ging noch einigermassen, da habe ich dann das auch das blutige Knie entdeckt. Spannend war tatsächlich das Thermoshirt mit dem Reissverschluss bis auf die halbe Höhe, das war relativ schmerzhaft und sportlich, das auszuziehen, aber ich dachte mir m: “lieber jetzt daheim als 15 Mal in der Notaufnahme.”
Und hier kommt dann tatsächlich der lustigste Moment des Tages: Dienstag ist ja bei uns immer Putzfrauentag. Als ich da so mit Tränen und Wimperntusche verschmierten Gesicht in Unterwäsche blutend und dreckig stand, kam eben unsere Putzfrau die Treppe runter und hat sich so erkundigt “oh was ist passiert und kann ich irgendwas tun,” Als ich dann so meinte “ ja wir fahren jetzt dann ins Krankenhaus, weil das tut wirklich richtig weh”, da hatte sie dann einen Tipp für mich, und den möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Sie fragen ja öfter, warum ich keine Gesundheitstipps möchte und, ganz ehrlich genau aus diesem Grund. Jeder einzelne Gesundheitstipp fühlt sich genauso an wie der Tipp unserer Putzfrau, und zwar hat sie mir gesagt: “ah sie wissen ja, ich hatte immer wieder mit meinem Knie zu tun, und Meniskus und OP und ich musste Tabletten nehmen und cremen und bandagieren und was weiss ich und es wurde nie richtig gut. Dann war ich mal bei einem Kunden und habe dem das so erzählt, und der sagte zu mir: “gute Frau, hören sie auf mit all diesen Pharmaprodukten, gehen Sie in die LANDI und kaufen sich Pferdebalsam” und das habe ich getan und seitdem ist alles gut mit dem Knie das wäre vielleicht auch was für Sie”. Ich muss sagen ich bin ein bisschen stolz auf mich, dass ich sie wieder geschubst habe noch angeschrien habe noch ihr ins Gesicht gelacht. Ich hatte nichtmal aggressive Gefühle, ich musste einfach nur so lachen und habe dieses Lachen aber zurückgehalten, bis wir oben im zweiten Stock waren, wo ich dann in eine Trainingsjacke verpackt wurde und mir damit das Lachen wieder vergangen ist Aber ganz ehrlich, wie von seinem Sendungsbewusstsein muss man überzeugt sein, dass man jemanden der frisch vom Rad gefallen ist, blutet und weint vor Schmerzen, seinen scheiss Landi-Pferdebalsam andrehen möchte …
Naja
Und dann haben wir wie so Notaufnahmeprofis, die wir halt schon sind, DarVida, Wasserflasche, Ladekabel, Kindle, meine ganzen Arbeitsrucksack eingepackt und es sind ins Kantonsspital in der Nachbarstadt gefahren, das wir ja schon gut kennen, unter anderem waren wir dort mit Q.s gebrochenem Fuss. Dienstag morgen ist auf der Notaufnahme nicht besonders viel los, alle sind super freundlich man wird versorgt mit zuerst mal Schmerzmittel mit Getränken, Kaffee nach Wunsch, man kann sogar zwischen Sandwiches auswählen, wenn man länger bleibt. Letztendlich hat mir aber einfach der Arm so unendlich weh getan, dass mir einfach richtig schlecht war. Flashbackmässig wie bei Q. : Es wurde erst vermutet, dass alles okay sei und nur geprellt gezerrt, was auch immer, dann wurde geröntgt da sah man den Bruch, es war aber" unkompliziert” und ich konnte den Frieden noch nicht so ganz trauen. Es kam nämlich noch ein CT und bei Q. damals das dann dazu führte, dass er mit drei Schrauben im Sprunggelenk endete. Praktischerweise endete die Flashbacksituation dann,weil es bei mir unkompliziert bleibt, das heisst: der Daumen ist nicht gebrochen,an der Schulter habe ich eine Tuberkulum Majus Ausriss das ist ein Knochenfortsatz an dem Oberarmknubbel, der im Schultergelenk drin ist,an dem ist die Rotatorenmanschette befestigt und bei einem Sekundärtrauma reisst sehr gern mal ab. Also der Muskel wird, was weiss ich, angespannt, traumatisiert und reisst sich dann da das Stück Knochen ab. Und wenn der nicht verschoben ist, muss man das nicht operieren, sondern ruhig stellen. Zum Rückstellen habe ich jetzt eine einseitige Zwangsjacke. Ich habe versucht das als ‘yes, sieht aus wie eine kugelsichere Weste” zu framen aber sie haben ja gesagt “ja oder halt so eine Psychiatrie Jacke wenn man noch die andere Seite dran machen würde”
Überhaupt hier auch sehr nett: ich wurde darauf hingewiesen, dass man die auch für die andere Seite verwenden kann, dann müsste man dann nur die klettinger umkleben und ich sollte das doch aufheben für den Fall dass ich mir wenn ich mir die Zeit nicht falls sondern wenn ich mir die zweite Schulter mal bricht sehr schön.
Tja, so war das, ich bin schmerzmitteltechnisch mit Ibuprofen und Paracetamol versorgt, das hilft erstaunlich gut, aber geschlafen habe ich trotzdem richtig bescheiden. Ich bin noch relativ gute Dinge, immerhin bin ich schon einen Tag geduldig, und habe das Gefühl, dass es nicht ganz so unangenehm für alle Beteiligten werden wird wie mein gebrochenes Bein. Immerhin bin ich voll mobil und kann mit anderthalb Händen auch Sachen machen. Wir werden sehen, ich habe mit einem Kollegen heute gesprochen der sich vor drei Jahren genau das gleiche zugezogen hat und pünktlich zu den Skiferien wieder Skifahren konnte. Das ist letztendlich mein Ziel Punkt spannend werden Sachen wie die geplante Dinner Geburtstagsparty in anderthalb Wochen, aber auch hier habe ich schon eine Idee wie das klappen kann. Der Island Urlaub wird ja vielleicht nicht ganz so Eiskletter intensiv wie sonst. Nur Spass, wir Eisklettern nicht. Bisschen doof ist, dass ich den Gemüsekorbabholungsprozess natürlich auf "ich fahre mit dem Fahrrad hin und zurück" optimiert habe, aber auch das wird sich lösen lassen. Diese Woche werde ich definitiv noch zu Hause bleiben, nächste Woche ist dann die erste Kontrolle, und dann werden wir mal sehen.
Heute morgen habe ich mir übrigens den Helm angeschaut und nachdem ich gestern standhaft allen versichert habe, ich wäre nicht mit dem Kopf aufgeschlagen, habe ich da vermutlich gelogen, der ist nämlich richtig verschrammt und verbeult an der Aufschlageseite. Auch hier gute Sache, dass ich überhaupt nicht drüber nachdenke, ob ich einen Helm aufziehen sollte, ich mag mir gar nicht ausmalen, wie das ohne den Helm ausgegangen wäre.
6 Kommentare:
Ich wünsche Ihnen gute Besserung und dass Sie bis zu den Skiferien wieder fit sind!
PHEW. Ich bin sehr froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist, erspare mir und vor allem Dir alle guten Ratschläge - gute Besserung, ihr feiert hoffentlich schön und Island wird eh toll. Ça ira.
Gute Besserung, hoffentlich lassen die Schmerzen ganz bald nach. Und ein Hoch auf den Helm!
Ich wünsche schnelle Genesung, keine Komplikationen und genug Schmerzmittel in Reichweite💪🏻
Gute Besserung!
Passen Sie auf sich auf! Und gute Besserung!
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