Sonntag, Juli 02, 2023

020723 Coldplay-hungover

 Uiuiuiuiuiui, was für ein fulminanter Start in den Juli!

Nach Coldplay-Fangirlen schon immer, unsere esten Konzert 2012 und dem zweiten mit ein bisschen aus Versehen Early Entry-Golden Circle Karten 2016 (meine Güte, waren wir da noch jung....) hatte ich ja schlimm FOMO, als gefühlt alle Welt schon auf einem "Music of the Spheres" Konzert war, nur in der Schweiz gab es keine Termine. Und als dann Ende 2022 der Vorverkaufstermin für den EINZIGEN CH-Termin (haha, ich hätte es wissen sollen) feststand, habe ich mir den fest im Kalender markiert und ich sage nicht, welche Meetingteilnahme ich dafür abgesagt habe, aber es war ein wichtiges (keine Sorge, kein Patient kam zu Schaden, kein Geld ging verloren, ich habe brav dafür ausgestempelt und einen kompetenten Vertreter geschickt, weil ich wegen eines "dringend privaten Termins" halt nicht konnte). Alles sehr aufregend, und von Erfolg gekrönt, weil ich unter all den VIP-Packs das mit eben Early Entry Stehplätzen rausgefunden und zwei bekommen habe (ich habe ja immer getönt, ich wäre noch lang nicht alt genug für Sitzplätze. Mein Rücken und meine Füsse waren da gestern und heute nicht 100% meiner Meinung, aber solange es keine Sitzplätze in Greifweite von Chris Martin gibt, ist das so.), und wie immer gab es 1 Stunde nach dem Ausverkauf (binnen 15 Minuten oder so) einen zweiten Termin, der genauso schnell ausverkauft war.

Note to myself fürs nächste Mal: 

  • es gibt bei Grosskonzerten im Letzigrund KEIN Parkplätze am Stadion, Entenweidirgendwas ist super, man kommt easy wieder raus, aber 20min Fussmarsch einrechnen.
  • es gibt erstaunlich viele Early Entry VIPs, man steht dann noch eine ganze Weile, aber keine Panik, im Stadion verläuft sich die Menge total und man bekommt easy Plätze in der Row Zero ersten Reihe.
  • Man braucht definitiv KEIN Bargeld.
  • Auch wenn man keine Lebensmittel mitnehmen darf, Bonbons MIT Zucker  oder Traubenzuckertäfelchen helfen beim Selberschwummrigwerden und bei umkippenden, sehr dünnen Mädchen.
Ansonsten: es war einfach grossartig! Sie sind einfach eine grossartige Open-Air-Konzertband, die Show ist der Hammer, die Band ist einfach so unglaublich charismatisch und sympathisch. Die "wir machen unser Konzert klimaneutral"-Idee (mit kinetic dancefloors, powerbikes, renewable energies, solarpanels, kompostierbare Leuchtewristbands,  Unterstützung von drölfzig Umweltschutzprojekten etc) finde ich super. Ich bin zwar mittlerweile so zynisch, dass ich nicht wirklich glaube, dass das in Summe tatsächlich aufgeht (nicht nur wegen der Plastikbecher und Einweggeschirrs im Stadion  und des trotzdem echten Feuerwerks, das gegen die Konfettikanonen tatsächlich ein bisschen abstinkt), aber ich finde es grossartig, dass sie sich da überhaupt Gedanken drüber machen und es wichtig nehmen und ich glaube, dass sie glauben, dass das alles gut ist. Und das ist mehr, als die meisten anderen machen.

Das Publikum (bis auf den einen schrecklichen Typ in der Schlange vor uns, der mit seiner Frau und erwachsenen Kindern da war und die ganze Zeit lautstark drüber lamentiert hat, dass er "dusig Stutz" gezahlt hätte und jetzt wäre das gar nicht wirklich VIP, sondern so eine lange Schlange mit ganz viel anderen Leuten, es gäbe kein VIP-Zelt und keinen Mojito und alles doof. Ich frage mich ja, wie das mit den "dusig Stutz" aufgeht, weil nicht mal das teuerste Paket mit Dreigängemenü vorne weg hat 1000 CHF gekostet. Und mit dem günstigsten Early Entry dingens, nämlich unserem, hätte er mit "dusig Stutz" drei Tickets bekommen, nicht 4 oder sechs, wenn er die +1s seiner Kinder (so habe ich mir das alles zusammengereimt) noch gezahlt hätte. HAT ER DAS AM ENDE GAR NICHT?) war wie immer super glücklich, fröhlich, freundlich. Das zeigte sich zB, als gegen Ende der zweiten Vorband das Mädchen vor mir einfach zusammensackte. Im Nullkommanix wurde ein Kreis gebildet, Security aktiviert (die hätten sie sofort mitgenommen, aber ihre Freundinnen baten um eine Chance, sie wieder auf die Füsse zu kriegen, also brachte die Security Wasser und war die nächste halbe Stunde damit beschäftigt Becher in die Menge zu reichen), sie in Schocklage gebracht, mit Frischluft bewedelt, mit Cola und allen in der Nähe auftreibbaren Zuckerquellen versorgt. Nach 10 Min gings wieder und dann war es eh zu eng zum Umkippen.
Ein bisschen leid getan haben mir die beiden kleinen Mädchen, die wegen ihres Plakats zum Mitsingen auf die Bühne geladen wurden und dann totally starstruck und versteinert und mucksmäuschenstill neben Chris Martin auf dem Klavierhocker sassen.
Die Tourmanager von Coldplay und Elton John scheinen irgendwie Beef miteinander zu haben, nicht nur die beiden Zürich-Termine sind parallel, auch der Termin in Kopenhagen. Anyway. Chris Martin kann (mit Eltonbrille) auch Elton-Songs singen :-)

Videos finden sich hier in dem Storyhighlight, Bilder kommen direkt:





















Heute morgen dann war ich... erstaunlich kaputt und müde. Wie mir mehrfach mitgeteilt wurde: "DU BIST HALT KEINE 20 MEHR." Oke.

Q. hatte heute dann Sola-Basteltag im Pfadihaus, L. noch eine letzte Hausaufgabe für das Schujahr, nämlich eine Biskuitroulade mit Füllung nach Wahl. Das war bei ihm "Cookie & Cream" Eis mit dem Eisninja (ich habe danke L. verstanden, warum die so heisst, die Fräsenklinge sieht aus wie ein Wurfstern), die hatten wir schon vorbereitet. Heute hat er dann also die Roulade gemacht (mit nur ein paar mentalen Hilfestellungen meinerseits. Und ich habe erst, als es zu spät war, gemerkt, dass es offensichtlich eine weitere CH-D-unterschiedliche Herangehensweise beim Kochen gibt neben der "WIe schmelze ich Schokolade?"-Story. Ich habe ja gelernt, dass man für eine Biskuitroulade den gebackenen Teiglappen gaaaaaaaanz schnell auf ain bepuderzuckertes Geschirrtuch stürzt, das Backpapier mit Wasser anfeuchtet und abzieht und dann die Roulade mit dem Geschirrtuch aufrollt und im gerollten Zustand abkühlen lässt. Im CH- Schulkochbuch lernen die Kinder hier: stürzen, Backpapier ab und dann das Backblech umgekehrt drüber stellen und in dieser Art Feuchtigkeitskammer abkühlen lassen. Wir haben jetzt noch keine Vergleichsstudie gemacht wie mit der Schokolade, aber das aufgerollt Abkühlen funktioniert immer noch. Mit Eis gefüllt war es dann erwartungsgemäss sehr, sehr lecker und sehr sehr viel. Ich habe den Rest den Pfadis als Zvieri vorbeigebracht, auch wenn Jonny ein wenig enttäuscht war, der hat nämlich in einem unbeobachteten Moment ein, zwei Teller sehr sauber geleckt und wäre für mehr zu haben gewesen. L. hätte also auf den Fremdbewertungsbogen die ganze Pfaditruppe UND eine Katze unterschreiben lassen können. Wenn Jonny nicht mittendrauf eingeschlafen wäre.
Noch eine Woche Schule für L., dann haben sie beide wohlverdiente Ferien!- (Die direkt mit einem PFadilager starten :-)).
Damit uns Eltern daheim nicht langweilig wird, habe ich uns grad nochmal Konzerttickets gekauft, schon für in zwei Wochen, weil Alt+J beim Stimmenfestival aus irgendwelchen Gründen nicht ausverkauft ist.

Gegessen:
Hefezopf mit Avocado und Sprossen
Melone
EIsroulade
Vegiburger mit Süssskartoffelpommes

Gesehen: "Greys Anatomy"

Gelesen:
"Weiches Begräbnis" aus. Meine Herrn, war das zäh! Mein Fazit ist tatsächlich durchwachsen (und wäre vermutlich milder ausgefallen, wenn ich nicht eh grad sauer auf China generell gewesen wäre, weil der Hübsche dort eine so anstrengende Zeit hatte). Ich möchte es in drei Teile gliedern:

1. Hintergrund: In dem Buch geht es ja um die "Bodenreform" in China, in der "Grossgrundbesitzer" enteignet wurden und das Land an die arme Bevölkerung verteilt wurde. Oder aber: missliebige Familien misshandelt, gequält, getötet und die arme Landbevölkerung instrumentalisiert wurde. All das (und noch mehr, eigentlich alles, was der Illusion von Chinas Kommunismus als einer einzigen friedlichen Erfolgsgeschichte widerspricht) wird nicht nur totgeschwiegen, sondern das drübersprechen und noch schlimmer, drüber schreiben, zieht die Ächtung nach sich, so auch für Fang Fang. (DAS ist Cancel culture, liebe alte weisse Männer und deren fangirls). Das ist schon erschreckend genug (auch: das ist nicht irgendwann 18irgendwas passiert, sondern gefühlt vorgestern), dass aber in dem (geächteten, in China nicht erhältlichen) Roman das Thema zwar angerissen, aber eine mittelgrosse Lanze für "am besten vergessen wir das alles und denken nicht drüber nach, lalalala," gebrochen wird, das finde ich sehr, sehr verstörend.

2. Sprache: Ich bin offensichtlich so westlich sozialisiert, dass ich schon allein die Übersetzung des Buches echt schwer zu lesen finde. All die "Onkel", "Tante", all das drumrumreden, anstatt zum Punkt zu kommen, das andauernd an (für mein westliches Verständnis) unpassenden Gelegenheiten gelacht wird, das ist alles sehr, sehr fremd für mich und macht es mir sehr schwer, bei aller Tragik der Geschichte, eine Beziehung zu irgendeiner der Personen in dem Buch aufzubauen, ich fühlte mich die ganze Zeit einfach nur fremd und ratlos. 
3. Storyline: Das presönlich hat mir tatsächlich am meisten zu schaffen gemacht. Es gibt einfach genau NULL Spannungsbogen in dem Buch. Erstens steht im Klappentext einfach ALLES. Es geht ja darum, dass eine Frau halbtot aus eine FLuss gezogen wird, aufgepäppelt wird, aber ihr Gedächtnis verloren hat. Als ihr Sohn ihr ein neues HAus baut, kommt die Erinnerung in Backflashs zurück, sie fällt in ein Wachkoma, der Sohn macht eine Forschungsreise mit seinem alten Chef, gelangt in ihre alte Heimat, dann findet er alte Aufzeichnungen seines Vaters, macht NOCH eine Forschungsreise. 
Die Hintergrundgeschichte der Mutter ist auf ungefähr Seite 50 klar. In den Backflashs reist sie rückwärts in der Zeit und es gibt immer noch ein bisschen mehr Hintergrund. Der Chef des Sohns erzählt ihm die Geschichte aus seiner Perspektive (nichts neues dabei), der Sohn entdeckt einen Teil der alten Häuser (auch nichts neues dabei, aber viel Rätselraten, etwas unmotiviert für den Leser, der seit seite 50 ja alles weiss), dann kommen die Notizen des Vaters, der Sohn ist schockiert, dass die Mutter nicht einfach aus heiterem Himmel das Gedächtnis verloren hat (der Leser denkt: jajaja, weiss ich alles, lese das jetzt zum dritten Mal), dann kommt noch eine Forschungsreise, der Sohn ist immer noch verwundert über all das, was er da rausfindet (der Leser denkt sich: "Burschi, wo warst du, als dein Chef dir das alles erzählt hat?! Ich lese das jetzt zum vierten Mal, es gibt KEINE neuen Erkenntnisse, warum bist du schockiert?!"), der Sohn beschliesst, dass er nicht nachforschen möchte und sein Leben sozusagen von null neu beginnen (Der Leser denkt sich: "Bissi spät, Burschi, du hast ALLES rausgefunden, was es rauszufinden gibt, DREIMAL, aber you do you."), der Sohn denkt "Hm, vielleicht ist das gar nicht so leicht, alles zu vergessen?", das Buch ist aus (Der Leser denkt sich: meine Güte, mir eigentlich wurscht, ich les jetzt noch das Nachwort und dann was anderes.)

Nun ja. Ich war bestimmt nicht in der besten Verfassung für dieses Buch und es tut mir sehr leid, ein Buch, das verboten ist, zu verreissen, aber meine Güte, ich möchte so schnell keine Bücher mehr von chinesischen Autoren lesen.

Kontrastprogramm gestartet: "Mittelreich", die halbfiktionale Geschichte des Gasthofes, in dem wir den Geburtstag meiner Schwiegermutter gefeiert haben.

6 Kommentare:

binimgarten hat gesagt…

wir haben coldplay auch noch am bahnhof hardbrücke gehört und ich hab ein bisschen an sie denken müssen. liebe grüsse vom anderen ende des aargau.

Anonym hat gesagt…

Diese Tiptopf-Geschichten sind wirklich immer wieder erstaunlich. Eigentlich unbegreiflich, dass die meisten deutschen Kinder sowas in der Schule nie lernen werden.

Suomitany hat gesagt…

Danke fürs "Mitnehmen" aufs Konzert. Das weckt Erinnerungen. Ich war genau vor einem Jahr erstmals bei Coldplay und schwelge in Erinnerungen. Die Fotos sind toll. Dieser Stehplatz einfach genial. Viele Grüße, Tanja

Anonym hat gesagt…

Nachfrage zu VIP-Tickets: Liebe Frau Brüllen, wie ist das denn mit den VIP-Tickets? Ist der Bereich dann auch separiert oder kommt man nur früher rein und der Rest drückt dann etwas später von hinten? Klingt nach einer tollen Konzerterfahrung . Danke. Viele Grüße Gabi

Frau Brüllen hat gesagt…

@Gabi: darauf gibt es keine korrekte Antwort ausser: es hängt von Veranstalter und Location ab, man muss einfach genau nachlesen, wie das aufgesetzt ist.

Anonym hat gesagt…

Danke :-)