Freitag, Juni 24, 2016

Never change a running system.

Wie Sie ja wissen, bin ich mit Leib und Seele Prozessoptimierer.
So habe ich zB das allmorgendliche bei der Arbeit Kaffee machen und Wasserflasche füllen auf die im Elfenbeinturm sicher nicht nach einem Spaghettidiagramm entworfene Kaffeezeile in der Begegnungszone perfekt angepasst.
Da sieht es so aus:



Die jeden Morgen zu erledigenden Tasks sind:
  • Kaffeetasse ausspülen
  • Milch aus dem Kühlschrank holen
  • Kaffeepad aus dem Kaffeepadschrank holen
  • Kaffeetasse unter einen der beiden Kaffeehähne stellen
  • Pad rein, Taste drücken
  • kleinen Schluck Milch in die Kaffeetasse füllen
  • Wasserflasche unter den Wasserzapfhahn stellen
  • Wasserflasche per Knopfdruck mit kaltem Wasser ohne Blubber füllen.
  • Milch in den Kühlschrank zurückstellen.

Die Reihenfolge der einzelnen Tasks ist natürlich nicht festgelegt, einige Punkte müssen jedoch berücksichtigt werden:

  • Die Milch muss in die Kaffeetasse, bevor die mehr als zur Hälfte voll gelaufen ist. Dann reicht die Verwirbelung durch den nachlaufenden Kaffee, um eine homogene Durchmischung zu erzielen, ohne mit einem Löffel umzurühren, der nur neue Komplexität in die Geschirrsupplychain einbringen würde.
  • Morgens ist es an der Kaffeemaschine oft voll, d.h jeder Extraweg und Handgriff erhöht die Komplexität des Material- und Personenflusses.

Klar könnte man es achtsam und entschleunigt sequentiell machen:
Kaffeetasse ausspülen, am Kühlschrank einen Schluck Milch rein, zur Kaffeemaschine laufen, Tasse unter Auslauf, Padschrank auf, Pad raus und rein in die Maschine, Kaffee rauslassen, dann mit Kaffeetasse und Wasserflasche einen Schritt nach links, Flasche unter Wasserhahn, drunterstellen und fertig.

Aber. Das ist natürlich eine unendliche Zeitverschwendung und nachdem die Wasserstelle so eingestellt war, dass ein einmaliger Knopfdruck ein Designernormglas füllt und die Designernormflaschen  zweieinhalb Designernormgläser fassen (hab ich getestet), hat sich folgender Ablauf als optimal erwiesen:
Flasche unter Wasserhahn, erster Knopfdruck
Tasse ausspülen
Tasse unter Auslass
Pad holen
Pad rein, Kaffeeknopf mit rechter Hand drücken,
mit linker Hand zweites Mal Wasserknopf drücken
ohne Verzögerung zwei Schritte nach links, Kühlschrank auf,
Milch rausholen, zwei grosse Schritte nach rechts,
Schluck Milch in den einlaufenden Kaffee, der gerade knapp halbvoll ist,
in der Bewegung zurück zum Kühlschrank Milch zuschrauben und ein drittes Mal auf den Wasserknopf drücken.
Milch in den Kühlschrank zurück
schnell zurück zur Kaffeemaschine, in der Seitwärtsbewegung mit einem vierten Knopfdruck den Wasserfluss unterbrechen, bevor die Flasche überläuft,
mit der linken Hand den Deckel auf die Wasserflasche drücken, mit der rechten den just in dem Moment fertig eingelaufenen Kaffee abholen,
fertig.

Man sollte meinen, das wäre alles nicht so kompliziert, anscheinend aber schon und weil zu viele Leute ihre Wasserflasche überlaufen liessen und das geölte Eichenparkett das scheints nicht mag, wurde von der Gebäudeverwaltung ein folgenschwerer Entschluss gefasst: Waser läuft jetzt nur noch, wenn man den Knopf drückt.

Ich persönlich hätte ja eine technische einer organisatorischen Massnahme vorgezogen, zB eine Auswahlmöglichkeit des zu befüllenden Gefässes auf dem Bedienpanel mit hinterlegter angepasster Füllmenge. Oder einen Füllstandsmesser, der die Wasserdosierung unterbricht, sobald ein Maximallevel erreicht ist. Oder einen Feuchtigkeitssensor in der Ablaufwanne, der bei Überlaufen abstellt.
Aber nein, jetzt ist meine ganze Routine natürlich beim Teufel. Ich habe es probiert, ich kann mit dem Finger auf dem Wasserknopf gerade so den Kaffeeknopf drücken, Pad holen geht schon nicht mehr, geschweige denn Milchnachschub.

Ich denke aktuell parallel über einen technischen Vorschlag ans Ideennetzwerk (s.o.) und einer individuellen technischen Überbrückungsmassnahme wie einer modifizierten Selfiestange, die meinen Bewegungsradius deutlich erhöhen würde, nach.
In der Zwischenzeit trinke ich meinen Kaffee schwarz, es hilft ja nix.

5 Kommentare:

Bianka hat gesagt…

Radkaffee? Ernsthaft? Das war das erste, was ich bei uns geändert hab - ich hab mir ne eigene Nespresso mitgebracht... Aber ich liebe Dein Projektmanagement :-).

Frau Brüllen hat gesagt…

@bianka: pad wie nespresso business solution, ist der gleiche kaffee in anderer form (so aluufos). privatmaschinen sind ein no go im designerbau 😎

Bianka hat gesagt…

OK, ehrlicherweise habe ich fast nichts anderes erwartet, dann bin ich ja beruhigt ;-).

Anonym hat gesagt…

Ist der Wasserspender mit Touch-Knopf oder "konventionell"? Bei uns kann man diese kleinen Dosenmilch-Döschen, die angeboten werden, zur Fixierung des Wasserspenderknopfs verwenden.. Vielleicht wäre etwas in dieser Art eine Lösung.
- Corsa

Anonym hat gesagt…

Ist Leitungswasser eine Option? Ich vermute, der Wasserhahn lässt sich ohne Operator offen halten, es gibt auch keine Gefahr des Überlaufens. Allerdings müsste man den Task "Flasche trocken wischen" integrieren.

Cecilia