Samstag, Januar 12, 2013

Die Frauen aus Blankenese und ich

Heute war ich beim Friseur und habe, ich glaube, zum ersten Mal in meinem Leben einen "Stern" gelesen (was will man machen, es gab weder Gala noch Bunte und auf "Lisa" hatte ich gar keine Lust).
Unter anderem war da ein Artikel, den ich jetzt online grad nicht finde (ich kenn mich auf der Stern-Homepage nicht aus, weil der eigentlich nicht in mein Beuteschema fällt), in dem "die Frauen aus Blankenese" porträtiert werden, die selber sehr gut ausgebildet sind/waren, mit extrem erfolgreichen Männern verheiratet sind, die wegen ihres Jobs praktisch in der Familie gar nicht präsent sind. Angeblich gehört es dort zum guten Ton, den eigenen Job aufzugeben und für die Kinder zu Hause zu bleiben. Hausfrau ist man dann aber trotzdem nicht, weil man hat ja eine Ausbildung und ausserdem eine Hauhaltshilfe. Wenn die Kinder dann gross sind und der Ehemann sich die Sekretärin geschnappt hat , fühlt sich die Frau aus Blankenese dann gerne mal ein bisschen fehl am Platz und steckt dann ein bisschen in der Sinnkrise.

So, und irgendwie geht mir dieser Artikel den ganzen Tag schon nach und deswegen gibt es hier jetzt ein paar unausgegorene Theorien von mir in den bekannten Schachtelsätzen.
Also:
Abgesehen davon, dass dieses Lebensmodell nicht gerade allgemein gültig ist, gehen mir einige Aspekte nicht aus dem Kopf (ich weiss, dass im Moment einige Artikel über Kinderbetreuung im allgemeinen im Umlauf sind, die ich mit Absicht alle nicht gelesen habe, weil ich mich eigentlich über dieses Thema gar nicht aufregen will).
Eine der wiederkehrenden Aussagen in dem Artikel war, dass die Damen ja gar nicht anders können, weil "ihre Männer ja nur Karriere machen können, wenn sie die Arbeit an erste Stelle stellen und das geht nicht, wenn man sich auch nur minimal im Familienleben engagiert" (und ausserdem ist die Mittagsbetreuung in der Schule nichts für die hochwohlgeborenen Sprösslinge, die dann im Cayenne zum Hockey und Cellounterricht gekarrt werden, damit so bloss nicht mit dem Pöbel zB in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Kontakt kommen. Also: klar, Spartenproblem) und deswegen haben diese Damen nicht mit der Wimper gezuckt und eine Karriere im diplomatischen Dienst oder in einer Reederei oder wo auch immer an den Nagel gehängt und sind jetzt Dame. Ich frage mich wirklich, wie das passieren kann und welche Art Vorbild diese Damen für ihre Kinder sind. Die Söhne lernen: "Ich als Mann kann machen, was ich will, meine Frau sorgt dann dafür, dass alles läuft und kümmert sich um die Alltagsbelange." Die Töchter lernen: "Ich kann lernen, was ich will, sobald Kinder da sind, bin ich eh nur noch daheim und bin Gattin." (Da würde ich mir auch die Birne zukoksen ,-), ist ja eh wurscht.)

Ich persönlich frage mich zwei Dinge: erstens, wie eine erwachsene, selbstständige, intelligente Frau (davon gehe ich aus, wenn sie als Diplomatin oder Juristin oder so was arbeitet) von heute auf morgen beschliesst, "Gattin" zu sein und alles andere an den Nagel zu hängen. Zweitens: warum ist es (angeblich) so unmöglich, Karriere zu machen, wenn man nicht 100 Stunden die Woche arbeitet? (Dazu passt ein bisschen die Umfrage zum Thema Kinderbetreuung, die ich für meinem Arbeitgeber diese Woche ausgefüllt habe. Da habe ich dann zB bei "Bedarf für Öffnungszeiten der Kinderkrippe nach 21:00h" "keiner" angekreuzt und bei "weitere Kommentare" unter anderem geschrieben, dass ich es sinnvoller fände, wenn sich firmenweit das Verständnis durchsetzen würde, dass man auch vor 18:00h mit wichtigen Sitzung fertig sein kann und so die Kinder nicht schlafend aus der Kinderkrippe abholen muss)
Ich finde nämlich ehrlich gesagt dieses ganze "Ich arbeite 60, 80, 100 Stunden die Woche und bin so wichtig und so fleissig und du bist ein fauler Sack, weil du um fünf heimgehst" schon seit meiner Arbeit in der Uni total verlogen und albern. Die Leute, die nämlich "regelmässig bis 23:00h" im Labor waren "auch am Wochenende" kamen nämlich meistens nicht vor 10 und in der Zeit, in der sie da waren, haben sie auch nicht mehr geschafft als ich in meinen christlichen Arbeitszeiten.
Bei unserem Unternehmensberaterfreund habe ich es dann live erlebt: er  wurde zwar auch Samstags um acht Uhr abends von seinem Chef angerufen, aber so viele Zigarettenpausen, wie er gemacht hat, zusammen mit dem Arbeitsbeginn um etwa 10:30h, tja, da muss man dann auch schon mal länger bleiben, um was geschafft zu kriegen....

Ich habe dann also weiterüberlegt, was ich machen würde, wenn der Hübsche jetzt auf einmal Konzernchef wäre und jeden Abend bis Mitternacht arbeiten würde. Und dann ist mir aufgefallen, dass man ja normalerweise nicht von heute auf morgen Konzernchef ist und ich frage mich, wann genau ist der Punkt erreicht, wo man sagt: "Jetzt ist mein Job der wichtigere und du bleibst daheim"? Ich bringe das für mich einfach nicht mit einer gleichberechtigten Beziehung in Einklang (jetzt mal natürlich all die aussen vorgelassen, für die das Daheimbleiben mit Kindern die absolute Erfüllung ist und von mir aus auch alle, bei denen klar ist, dass man nur mit dem Gehalt des Mannes leben kann, aber nicht mit dem der Frau, ich weiss, damit kommen wir statistisch gesehen schon wieder ganz weit raus aus dem Durchschnitt, aber da sind wir nun mal), dass der eine bestimmt und die andere nach dem Rest schaut (und jetzt kommen Sie mir nicht mit "dafür hat sie daheim das Sagen". Wenn der Mann dann die Sekretärin heiratet (der Hübsche hat richtigerweise angemerkt: Wir schauen gerade die aktuelle Staffel MadMen, da liegt so ein Gedanke nahe), kann die "Gattin" sich richtig viel davon kaufen, dass sie seinerzeit entschieden hat, dass das Wohnzimmer in rauchgrau und nicht in senfgelb gestrichen wird).

Bei uns werden solche Entscheidungen partnerschaftlich getroffen (jetzt nicht unbedingt die Wohnzimmerfarbe, wir sind nämlich beide Streichmuffel, deswegen ist und bleibt alles weiss) und so haben wir uns beide sehenden Auges seinerzeit darauf eingelassen, als der Hübsche zB den Job angenommen hat, in der er sehr viel von hier nach LU gependelt ist, mit der Auflage, dass das nur auf Zeit ist und ich so lange mehr vom Part daheim übernehme. Ich habe dann jetzt angefangen zu überlegen, was wäre, wenn der Hübsche einen Job angeboten bekäme, der mit für mich nicht mit den Alltagspflichten und meinem Job vereinbaren Auflagen (wie zB die beliebten 50% Reisetätigkeit oder regelmässige Arbeit nach 19:00h oder so was) und das auch wirklich machen wollen würde. Und ja, ich bin mir sicher, ich würde ihm dann meinen Standpunkt klar darlegen und er mir seinen und wenn er mich überzeugen würde, dass das sein absoluter Herzenswunsch ist, ja, dann würden wir das auf Zeit probieren, aber wahrscheinlicher ist, dass ich ihn, so knallhart das jetzt vielleicht klingt, vor die Entscheidung "Traumjob oder Traumfrau incl. Traumfamilie" stellen würde (und hoffen würde, dass er sich richtig entscheidet).
Genauso ist das mit den ach so beliebten Auslandsaufenthalten. Als der Hübsche und ich noch in der gleichen Firma waren, da musste man jedes Jahr beim Zielgespräch angeben, wie international mobil man ist. Dazu sei gesagt, dass damals zumindest kolportiert wurde, dass man nur mit einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt Karriere machen könnte. (In Wirklichkeit war es oft genug so, dass sich, wenn man dann irgendwann zurückkam, keiner mehr an einen erinnerte oder aber die Firma verkauft war und man froh sein konnte, wenn man denselben Job wie vorher bekam). Der Hübsche und ich haben uns untereinander besprochen und beide jeweils gesagt: "Klar, Ausland, gerne, aber nur in Länder mit westlichem Gesundheitsstandard und nur, wenn wir beide am selben Ort einen gleich attraktiven Job bekommen." Das kann man sagen, man wird dafür nicht geteert, nicht gefedert, nicht gefeuert und kann trotzdem Karriere machen (bisher ohne Auslandsaufenthalt, dafür in einer anderen Firma. Auch so kann man Flexibilität zeigen). Als Frau eines Expats ins Ausland zu gehen, das ist für mich sogar eine noch grössere Horrorvorstellung, als als Gattin in Blankenese zu sitzen. In einem Ausländerghetto in einem fremden Land jeden Morgen die Kinder in die internationale Schule karren, dann mit den anderen gelangweilten Ausländerhausfrauen Kaffee trinken, walken, Literaturzirkel betreiben, das Haus verschönern, niemals!

Ich muss langsam zu einem Schluss kommen  sagen, ich hatte durch meine Mutter (man erinnere sich: seit meiner Geburt zu Hause, insgesamt vier Kinder, nach 21 Jahren "Erziehungsurlaub" verlässt der Vater die Familie, sie musste wieder anfangen zu arbeiten etc.) zwar einerseits ein Negativvorbild hatte (mir ist es, man merkt es vielleicht, extrem wichtig, jederzeit auch auf eigenen Beinen stehen und für unsere Familie sorgen zu können), andererseits aber mir diverse Grundsätze wie "Mittagsbetreuung in der Schule ist schlecht", "niemand ist so gut wie Mama für die Kinder, 24/7", "man muss sich als Mutter aufopfern" etc. sehr, sehr tief eingeimpft wurden und ich trotz vom Kopf her klarer Vorstellung sehr hart arbeiten musste, um den von mir eingeschlagenen Weg auch gefühlsmässig für mich richtig zu gestalten.
Mit dem Hübschen habe ich Gottseidank einen Partner, der sich lieber ein Loch ins Knie bohren würde, als 80 Stunden die Woche zu arbeiten, mit dem ich in dieser Hinsicht tatsächlich auf einer Wellenlänge liege und besonders, seit ich mein Pensum auf 80% erhöht habe, teilen wir uns sämtliche anfallenden Aufgaben wirklich partnerschaftlich. Arbeits - und Freizeittermine, die ausserhalb der normalen Kinderbetreuungszeiten liegen, werden in den gemeinsamen GoogleKalender eingetragen und da muss dann schon mal der eine Projektmanagement-Kurs dem anderen Offsite-Workshop weichen oder ein Weihnachtsessen verschoben werden oder eine Sitzung rechtzeitig beendet werden, wenn am anderen Ort die RHI-Inspektion mit open end stattfindet, damit die Kinder rechtzeitig abgeholt werden. Wir haben eine Putzfrau engagiert und die restlichen Haushaltspflichten haben sich historisch aufgeteilt. So ist der Hübsche für die Sauberkeit desAutos zuständig, ich dafür für den Boiler und die Krankenkassen. Ich kaufe ein, der Hübsche macht den IT-Support. Ich koche, der Hübsche bringt den Müll raus, Waschmaschine, Spülmaschine und Trockner können wir beide bedienen ,-).
Ich bin in dieser Hinsicht auch sehr froh, dass wir zwei Söhne haben, die von uns dieses partnerschaftliche Modell vorgelebt bekommen (und auch beide wissen, wie man die Spülmaschine einräumt, man einen Staubsauger bedient und so) und dann irgendwann von ihrer Frau sicher mal nicht verlangen werden, "Gattin" zu sein. Glaube ich. Hoffe ich. (Aber ich war ja auch noch nie in Blankenese.)

19 Kommentare:

Bine hat gesagt…

Danke.... *unterschreib*

LgBine

Anonym hat gesagt…

Das habe ich mir alles durchgelesen ;-) Danke für den Text. Ich kann sowieso nichts ergänzen. Nur eine Anmerkung. Mein Mann wuchs vergleichbar wie du auf. Er konnte zu Beginn unserer Beziehung nur ein Spiegelei braten und gab vor, keine Waschmaschine anstellen zu können. Jetzt ist alles anders. Er hat eine andere Frau als seine Mutter. (Seine Mutter - das wäre noch ein Extrathema. Sie ist es, die die ganze Zeit rennt und schafft.)
Ich habe den Eindruck, mein Mann hätte es auch in Ordnung gefunden, wenn seine Partnerin nicht berufstätig ist. Ich vermute, es ist ihm sogar egal.
Mir ist meine Berufstätigkeit jedoch sehr wichtig.
Wie machen es deine Geschwister?
LG Heike

julia hat gesagt…

HIer ist zwar nicht Blankenese, aber hier gibt es durchaus viele Frauen die eben "Dame" sind und auch einige die davor schon als Job "Tochter aus reichem Hause" hatten.

Und solche Leute sind es, die einem täglich ein schlechtes Gewissen machen, weil die eigenen Kinder weder mit 4 Jahren anfangen Geige zu spielen, noch täglich in neuen Klamotten in die Schule kommen oder sich in feiner Gesellschaft zu benehmen wissen. Die eigenen Kinder völlig baff sind ,wenn sie das erste Mal eine Garage mit Durchgang zum Haus sehen, die eigenen Kinder auch gerne ein Pferd hätten...

Wer aber wirklich vermutlich leidtragend ist in diesem System sind vielleicht auch die Kinder. Auf denen lastet ein enormer Druck, könnte ich mir vorstellen. Schließlich sind sie ein Projekt, das am besten zum Erfolg geführt werden muss.

Also hier zwar nicht Blankenese, aber ne Menge "Damen"

dunski hat gesagt…

Danke für das ausführliche Ausbreiten deiner Gedanken. So kann ich (momentan immer noch Familienfrau) das auch mal nachvollziehen und stimme dir sowas von zu!! Vor allem das vorleben der Partnerschaft, in der eben auch soviel wie möglich geklärt wird, aber so dass es für beide stimmt.
Wobei ich die Damen aus Blankenese auch nicht verstehe. Wenn ja jemand anders den Haushalt schmeisst, könnte frau sich ja genüsslich dem Traumjob widmen...allerdings erlebe ich Ehemänner von diesen Gattinnen oft als verwöhnte pingelige Rotzlümmel, die bedient werden wollen und deren Gattin immer wie aus dem Edelpuff auszusehen hat und 6Sterneküche bietet und perfekte Kinder....da versteh ich dann wieder den Wunsch daheim bleiben zu wollen/müssen.
Daumen hoch für coole Ehepaare( aka Brüllen..u.a.)!

Anonym hat gesagt…

So wahr - und ich unterschreibe jedes einzelne Wort.

LG
Bianka

Angel hat gesagt…

Wir haben ja keine Kinder und somit dieses Problem nicht. Aber ich möchte trotzdem da noch ein wenig Senf dazu geben.

Ich fälle bei solchen und ähnlichen Texten immer über das Wort 'Karriere'. Ist denn Karriere nur dann Karriere, wenn das heisst, immer weiter aufzusteigen bis man weit weit oben im Managemant landet? Ich will da gar nicht hin. Ich will Herrin über meine Zeit bleiben und arbeiten um zu leben, nicht anders herum.

Trotzdem habe ich einen Job, den ich als gut und befriedigend empfinde und meine Chefs wissen, dass ich genau da wo ich bin richig aufgehoben bin. Beim Mann ist das ähnlich, weil wir nämlich beide dieselbe Einstellung zu Arbeit und Freizeit haben (ja, wir entscheiden unsere Wege auch gemeinsam). Ist das keine Karriere? Oder keine erstrebenswerte Karriere? Oder fällt das so aus dem Raster, dass es kein Wort dafür gibt?

(Nebenbei: Wie Ihr beide Eure Jobs und die Familie stemmt, finde ich ausnehmend bewunderswert.)

Anonym hat gesagt…

.. sehr wahr .. und ich habe alles gelesen.
Zwar haben wir keine Kinder, aber wenn ... dann würde ich gerne so "leben" wie sie :-)
Schönen Sonntag,
Sandra

Frau Kreis hat gesagt…

. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer: Blankenese ist überall ...

123Moni hat gesagt…

..ganz ehrlich: Blankenese ist eine ganz eigene Welt - sage ich, als Hamburgerin, ud wir gehen da immer total gerne Villen anschauen, also spazieren - und können ganz neid- und emotionslos hinnehmen, dass die Leute da eben überwiegend in ganz anderen Sphären leben. Wäre ich in eine solche "gehobene Gesellschaft" hineingeboren worden, würde mir das alles sicher auch in Fleisch und Blut über gegangen sein - in Hamburg als alte Hanse-/Kaufmannsstadt lebte die höhere Gesellschaft eben schon immer sehr anders, und das "Dame/Gattin-Sein" ist in der Tat immer noch ein Relikt aus alten Tagen. Unter uns: weder die Mütter/Damen noch die Kinder werden vermutlich jemals dem Staat auf der Tasche liegen, da prima abgesichert, diese Sorgen, auch allein die Familie ernähren zu können, die gibt es da ja so gar nicht...daher: ich finde ja, jeder soll und muss eben SEIN Lebensmodell finden - und REICHE mit all ihren Spleens und "Luxus-Problemen" gab es immer schon und wird es immer geben. Ich selber bin nun auch schon wieder fast 6 Jahre "nur" Mutter und Hausfrau (habe es selbst auch mit meiner Mutter so erlebt, dass sie gefühlt eben "immer" da war, wobei sie später auch halbtags arbeitete), genieße es sehr, versuche mich nicht verrückt zu machen, was wäre WENN unser Hauptverdiener/Alleinverdiener nun ganz plötzlich ausfallen würde - und würde natürlich jederzeit wieder arbeiten gehen, um die Familie zu ernähren, wenn es notwendig wird - kann aber zur Zeit auch den "Luxus" genießen, mich hier selbst um alles kümmern zu können, und nicht mit halbkranken Kindern in die Schule jonglieren zu müssen, weil ich selbst los muss u.ä. (wie ich es aus der Zeit zwischen beiden Kindern hier kenne) - es hat alles Vor- und Nachteile, ich habe meinen "Bürojob" nun auch nie besonders leidenschaftlich geliebt, es war Broterwerb, und für mich wird es ein Job auch immer "nur" sein - habe auch (trotz höherem Bildungsabschluss) nie nach Leitungspositionen o.ä. Ausschau gehalten - lege für mich ganz andere Schwerpunkte. Aber ich habe auch volle Anerkennung für Leute, die alles ganz anders handhaben - sofern eben alle damit gut leben können.

Sollten Sie mal hier in Hamburg sein: unbedingt durch Blankenese gehen - ist bildhübsch dort, besonders das Treppenviertel an der Elbe - und alle Klischees bestätigt finden, in diesem ganz eigenen Universum!

Anonym hat gesagt…

Ich habe den Artikel im Stern gestern auch zufällig gelesen und habe mir sehr ähnliche Gedanken dazu gemacht. Tatsächlich glaube ich, dass die beschriebene Denke "Mann macht Karriere - Frau hält ihm den Rücken frei" leider immer noch viel weiter verbreitet ist, als man denkt. Gerade in "gehobeneren", eher konservativen Familien wird dieses Familienmodell noch recht selbstverständlich gelebt. Wahrscheinlich, weil man es nicht anders vorgelebt bekommen hat und es auch nicht so einfach ist, aus dem gesellschaftlichen Umfeld auszubrechen.

Ich kenne einige ehemalige Studienkolleginnen (Juristinnen), die trotz hervorragender Staatsexamina und tollen Jobs alles in den Sack gehauen haben, als die Kinder kamen. Weil es ja nichts Besseres für die Brut gibt, als eine 24/7 Betreuung durch Muttern. Und dem Mann kann man doch schließlich nicht zumuten, bei seinem Chef für mehr Familienzeit einzutreten - dann wäre ja die ganze Karriere in einer Sekunde im Eimer. Insgeheim vermissen sie aber alle ihren Job und die damit verbundene Unabhängigkeit, die geistige Forderung und den Wissensaustausch, der über die richtige Windelmarke, kindliche Frühförderung und den besten Geigenlehrer hinaus geht. Nur würde das kaum eine der Damen wirklich zugeben.

Tine hat gesagt…

ich habe heute auch schon einen Artikel gelesen, von denen die "immer" da sind, oder auch am WE ins Büro kommen - diese Kollegen leiden unter "Präsentismus", ich musste in mich grinsen, weil es bei mir im Büro genauso zugeht...

LG Tine

Anonym hat gesagt…

Die Frau aus Blankenese und die Frau des Expats sind meine Freundinnen, mit beiden möchte ich keinen Tag tauschen!
Sehr kritisch sehe ich den Familie die Kindererziehung, Söhne müssen praktisch irgendwo im Vorstand landen, Töchter schön und artig sein, damit sie die entsprechenden Männer angeln können. Furchtbar!

Ich liebe meine Arbeit und meine Familie, möchte auf keines von beiden verzichten.
Grüße Sabine D.

Andrea hat gesagt…

Hallo,

ich gähne bei dem Stern-Thema :-)
Ich war ein Jahr lang Expat-Desperate-Houswife für Deine alte (Zwischen-)Firma. Zähneknirschend promovierterweise den Traumjob pausiert, idealerweise genau in der Zeit das 3. Kind geschmissen und 11 Monate nach der Einreise wieder ausgereist. Im besten Einvernehmen mit dem Karrieremann - begleitet von Gift und Galle der entsendenden Firma (und den anderen unglücklichen Hausfrauen *fg*). Nach 1,5 Jahren Fernbeziehung mit 12 Flugstunden zwischendrin und wiederaufgenommenem Traumjob ist jetzt auch der Karrieremann wieder hier (wir haben ihn noch reingelassen) und mittlerweile haben sich sogar die Ober-Chefs beruhigt. Karriere hatte er übrigens schon vorher gemacht und den Herren mit Elternzeit gedroht, falls er nicht wieder heimdarf.

Es war hart, aber Blankenese - nein danke. (Auch wenn das die tolle Firma am Rhein gerne hätte für Ihre Jungs im Goldfischglas ...)

LittlebinHH hat gesagt…

Möglicherweise liegt es daran, dass wir am entgegengesetzten Seite Hamburgs wohnen, aber so ein Modell käme für mich nie in Frage - mal angesehen davon, dass es aus verschiedenen Gründen auch gar nicht ginge.
Gerne würde ich mich mal mit einer solchen Dame unterhalten ;) und ihr erzählen, dass auch Frauen die Alleinverdienerinnen sein können und der Mann zu Hause bleibt und Kind, Hund und Haushalt schmeisst (so wie bei uns). Und dass ich trotzdem für mein Kind da bin: Ein Jahr Elternzeit, danach ein Jahr Teilzeit (in der ich eine entscheidende Beförderung bekommen habe) und nun wieder Vollzeit. Wobei diese Vollzeit 40 Stunden sind (höchstens mal ein paar halbe Stunden abends zu Hause, wenn das Kind schläft). Dass ich ohne Probleme und Kommentare zu meiner Karriere Home-Office eingeräumt bekommen habe, als ich temporär alleinerziehend war.
Sicher ist es einfach, bequem und womöglich der Weg des geringsten Widerstandes, wenn sich Frauen so in "ihre" Rolle fügen. Aber es wären so viele verschiedene Familien-Arbeitszeit-Modelle möglich, wenn nicht nur Frauen nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und -zeiten fragen würden. Aber solange Männer, die mehr als 2 Monate Elternzeit nehmen oder Teilzeit arbeiten, immer noch schief angeguckt werden oder ihnen gar Arbeits- und Karriere-Unlust suggeriert wird, wird es weiterhin solche Damen geben. Denn auch wenn die Damen aus Blankenese weit weg scheinen, so gibt es viele Frauen, die ihre Karriere der des Mannes unterordnen...

Katrin hat gesagt…

Hallo Frau Bruellen,
nach einiger Abstinenz lese ich seit einigen Wochen wieder regelmaessig Ihren tollen Blog, ja, ich habe mich durch die letzten 2 Jahre komplett durchgelesen. Ich finde Ihre Art zu leben und wie Sie ( und der Huebsche ) den Spagat zwischen Job und Kita, home und work schaffen absolut grossartig.
Ich bin selber vor fast 2 Jahre aus beruflichen Gruenden ( eher die des Hauptverdieners ) in das benachbarte Ausland gegangen - habe aber selbst auch einen neuen Job begonnen. Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich nun Mutter und auch taeglich ( zumindest die Tage an denen ich arbeite ) mit aehnlichen Gedankengaengen konfrontiert wie sie. Hier ( NL ) ist es - wie in der Schweiz wohl auch - ueblich, die Kleinen mit 3 Monaten in eine Kita zu bringen. Ich selbst war mit meiner Tochter 7 Monate lang zu Hause, gelte darum hier als "Exot" :-).
Natuerlich ist das nicht immer alles leicht, aber wir leben unserem Kind ebenso eine partnerschaftliche, gleichberechtigte Beziehung vor - auch mir ist es wichtig, im Notfall in der Lage zu sein, finanziell auf eigenen Fuessen zu stehen.
Und nur zu Hause - ich denke, das waere sowohl fuer mich als auch fuer meine Tochter nichts.
Von daher - hier auch kein Blankenese, obwohl es diese Damen in unseren Wohnort zuhauf gibt.
Ich werde mir auf jeden Fall weiterhin eine Scheibe von Ihnen abschneiden und wuensche alles Gute fuer Sie und Ihre Familie!

Katrin ( die aus Noord-Brabant immer wieder vorbeigeschneit kommt )

Anonym hat gesagt…

Hallo Frau Brüllen!
Meine Kinder sind 15 Jahre älter als Ihre und ich kann nur sagen, ich war rundrum die Rabenmutter schlechthin, weil ich selbständig war und nicht zu arbeiten aufgehört habe....

Ich finde es toll, dass es heute so viele Möglichkeiten auch für Kleinkindbetreuung gibt. Auch in Deutschland wird das immer besser. Damals gab es einfach nix. Und ich hatte dazu noch einen Mann, der von Aufgabenteilung nur, dann was hielt, wenn er beim Teilen übrigblieb.

So, wie das bei Ihnen läuft, finde ich das super. Und Kinder können gut mit mehreren Bezugspersonen leben.

Gratulation zu dem Blog - ich habe mittlerweile alles nachgelesen und wollte eigentlich nicht schreiben, aber Leute, die mäkeln, weil sie den Hintern nicht hoch kriegen, so wie in dem Stern-Artikel sind mir ein Gräul.

LG Barnie

Manuela hat gesagt…

Guten Morgen!
Ich finde, jedes Konzept hat seine Berechtigung,und wir Frauen sollten diesbezüglich solidarisch miteinander umgehen. Meine älteste Tochter ist 23,und als sie klein war,waren arbeitende Mütter noch "Rabenmütter", und der Kiga ging bis 13 Uhr.Heute wird vielleicht gefragt, was man den ganzen Tag zuhause so macht. Ich selbst würde immer wieder mindestens 2 Jahre bei meinem Kind bleiben,und es auch dann nicht ganztags in die Betreuung schicken.Ich anerkenne aber auch andere Konzepte,denn eine glückliche Mutter ist auch besser für die Kinder.Eine gelangweilte, deprimierte Mutter, die all ihre Glückserwartungen auf ihr Kind projeziert,ist genauso schädlich wie eine, die zwischen zwei prekären Jobs pendelt und nie weiß,wo ihr der Kopf steht,weil das Geld trotzdem nicht reicht und auch die Zeit immer knapp ist.Denn man braucht schon etwas Muße,um auch "da zu sein". Ich sehe das Problem darin,das wir Frauen wieder nicht die Wahl haben. Heute scheint es zwei Verdiener zu brauchen,um die Lebenskosten zu decken, und die alleinerziehenden Mütter haben es doppelt schwer.
Macht weiter so! Wenn Ihr glücklich seid mit Euren Jobs und es Euren Kindern gutgeht,dann ist das ein Riesenglück und super organisiert.Ich freu mich für Dich,das Du Deinen Traumjob hast ♥
Ich hab meinen auch,den,der genau zu MIR passt.Letztes Jahr noch bin ich von der Arbeit gehetzt,und mein Kind war dann schon Zuhause.Nicht nur dieser Teil der Arbeit hat mich unglücklich gemacht.Heute mache ich ihr die Tür auf,wenn sie heimkommt,und dabei hüpft mir jedesmal das Herz vor Freude. Das wünsche ich allen Frauen-das sie das Maximum an Zufriedenheit für sich erreichen,das sie dann auch an ihre Kinder weiter geben können.
LG!
Ela

Anonym hat gesagt…

das kann ich auch nur unterschreiben. Für mich war es auch immer wichtig im zweifel alleine alles wuppen zu können.
Ich würde gerade wieder mehr arbeiten wollen (im moment nur 60%)... geht aber nicht. mal sehen wie sich das noch entwickelt hier auf arbeit. (Firma aufgekauft... etc pp)
wie auch immer... selbst wenn der Gatte so viel Geld mit nach hause bringen würde, dass es locker für uns reichen würde, wäre mir "nur" Gattin zu sein extrem öde. Ich würde eingehen...

Anonym hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen,
ich habe mit Genuß Ihre Überlegungen gelesen. Auch ich habe diesen Artikel (zwischen amüsiert und genervt) gelesen und mich danach gefragt, welche Relevanz diese Informationen für mich (berufstätige Mutter) haben könnten. Diese Blankeneser Frauen sind mir bekannt, da ich einige Zeit im Hamburger Westen gewohnt habe (manche sind nett und ausgefüllt, manche sind ausgesprochen blöd, manche depressiv und unglücklich). Sie gehören einer Minderheit an und sind überhaupt nicht representativ. Warum schreibt also der Stern darüber? Soll das Neid erzeugen, bei denen die sich diesen Lebensstil nicht leisten können? Den berufstätigen Frauen ein schlechtes Gewissen machen? Soll es einen Voyerismus bedienen? Was gehen mich diese Bankiers/Advokaten/Industriellen-Gattinen an? Wofür sollen sie stehen? Was kann ich mir bei denen Abgucken? Dass die Kinder eine überholte Form der Partnerschaft vorgelebt bekommen (der Patriarch bestimmt die Marschrichtung)? Meiner Erfahrung nach, kommt bei dieser elitären Kinderaufzucht - in der Regel - nichts Gutes raus. Das will nicht heissen, dass Mütter immer berufstätig sein sollten. Keineswegs. Viele Modelle sind möglich.
Im Interesse vieler Kinder (und Frauen und Männer) sollte mal lieber in den Medien über diese bescheuerte Überstundenkultur debattiert werden.
Liebe Grüße
B.