Sonntag, März 16, 2025

160325

 Heute passiert nicht besonders viel (naja, wir waren beim Pfadizmorge, haben einen langen Ragewalk gemacht, ich hatte verpasst, dass mein Bandl seit gestern mittag leer ist, ich also gestern um 137 Schritte mein Ziel verpasst habe und die Streak gerissen ist und ich praktisch UMSONST durch den Nieselregen gelatscht bin, ich habe ein Sportründchen eingelegt, war danach sehr schwach, heute abend gibt es knusprigen Reissalat, ich atme schon vor, weil L. mit seinem Projektpartner noch eine BG-Präsentation für morgen fertig machen muss ("Mein Teil ist seit Wochen fertig") und dementsprechend total genervt sein werden wird, ich werde Q. mental bei der Unianmeldung unterstützen und dann ist das Wochenende auch schon wieder rum. Ach nein: wir haben gestern noch die Maus in einer Falle gehabt. Mit Ovi-Break gefangen und ohne einen Kratzer.), deshalb ein paar Beobachtungen zu Medien / Kunst-Konsum (naja, wir wollen nicht übertreiben): ich habe ein Buch ausgelesen UND war im Kino.

Erstmal Kino: ich dachte ja, das Stücki-Einkaufszentrum stirbt so vor sich hin, weil halt Highendeinkaufstempel in eine der Scherbenviertel von Basel, zweimeterfünfzig von der deutschen Grenze, hinter der dröflzig Einkaufszentren und Outletcenter für einen Bruchteil des Preises stehen. DIe Geschäfte sterben auch, wobei sich Bächli Bergsport erstaunlich gut hält, aber gestern abend war da die Hölle los! Es gibt auch im dt Center ein Kino (für einen Bruchteil des Preises), aber gestern... hat der Laden gebrummt. Wobei: nicht der ganze Laden, sondern eigentlich nur ein Pop-up Wägelchen, in dem es so Halbliterbecher mit Erdbeeren gaben, über die Schokolade aus zwei Schokobrunnen gelaufen lassen wurde. Für 11 CFH pro Becher. Die Schlange vor dem Film (um halb neun, also alle Läden hatten längst zu) war ungefähr 100m lang und auch nach dem Film, der eeeeeeeewig gedauert hat, also um viertel vor 12, immer noch ungefähr 50m. Keine Ahnung, ich finde jede Art von Frucht mit Schokolade eh total overrated, aber auch wenn man anders denkt, kann ich mir das nicht anders erklären als durch Verkauf von anderen, nicht ganz legalen Sachen unter der Theke. Meine Güte.

Dann: Werbung. Diese Volvo-Werbung hier dauert 3.45min, das ist uuuuuuuuuuunendlich für eine Werbung, und am Ende möchte man den Machern zurufen: "Fast, fast, fast habt ihr es verstanden" (die Werbung wäre super für Fahrradfahren, ÖV, Tram, autofreie Städte, aber doch nicht für ein überdimensioniertes Schlachtschiff von Auto...

Der eigentliche Film ("Mickey 17"): Joah. Ich wusste nicht viel vorab, ausser "Science Fiction, Robert Pattinson, er wird immer wieder, wenn er stirbt, neu gemacht". Ich wusste auch nicht, dass der Film 138 Minuten dauert, zwischendrin war ich sehr, sehr müde. Die Geschichte war an sich spannend angelegt: in irgendeiner Zukunft ist es möglich, Menschen 3D zu drucken, ihnen ihre Erinnerungen wieder einzufüllen und so immer an einen festen "Speicherpunkt" zurückzukehren, respektive die Erinnerungen up to date zu halten. Man ist sich durchaus bewusst, dass das ethisch fragwürdig ist, einigt sich aber darauf, dass man es nur auf der Erde verbietet, in Outer Space Missionen aber pro Expedition einen "Expendable" mitnimmt. Das ist im Film Robert Pattinson, der dann halt alle gefährlichen Missionen, medizinische Tests etc auf sich nehmen muss, er ist halt "expendable". Die Mission wird natürlich von einem religiösen White Supremacist mit Allmachtsphantasien geleitet, man kennt das. Soweit, so ok. Aber. All das wurde in den ersten 35, 40 Minuten abgehandelt (und zwar als Rückblick mit Erzählstimme von Robert Pattinson obendrüber gelegt. Schwierig, weil Robert Pattinson offensichtlich eine (mir) sehr unangenehme und überhaupt nicht schöne Stimme hat. Passt insofern gut, als ich ihn als Schönling aus den Twilight-Filmen (to be fair: ich habe keinen einzigen gesehen) abgelegt hatte und mich ein bisschen auf immerhin Eyecandy gefreut hatte, er aber in zumindest dem Film richtig doof aussieht. Mit doofer Stimme), danach wurde es extrem abstrus, langweilig UND überdreht und ging einfach noch ungefähr 4 Stunden weiter. Naja. Es war trotzdem ein schöner Abend :-)

Dann: Ich habe "Butter" fertiggelesen. Ich hätte dieses Buch so, so, so gern gemocht!

Die Buchbeschreibung sagt "Rika, eine junge Journalistin in Tokio, recherchiert über die Serienmöderin Manako Kajii, die Männer mit ihren Kochkünsten verführt und anschließend umgebracht haben soll. Manako behauptet, sie verabscheut nichts mehr als „Margarine und Feministinnen“ und hat eine ausgeprägte Leidenschaft für hemmungslosen Genuss und insbesondere Butter. Jetzt, wo sie im Gefängnis sitzt, empfängt sie Rika, unter der Bedingung, nur über ihre Kochkünste zu reden. Für Rika werden die Begegnungen mit Manako zu einer Meisterklasse der Lebenskunst. Ein Roman, der Genuss, Essen und Trinken feiert, vor allem aber die unmöglichen Erwartungen thematisiert, die an Frauen in patriarchalen Gesellschaften heute gestellt werden."

Das ist halt leider schon zum grössten Teil falsch. Manako Kaji ist keine "Serienmörderin", sie sitzt lebenslang im Knast, weil (und das ist schon ein Kritikpunkt) sie irgendwie mit den Todesfällen von Männern, mit denen sie in irgendeiner Art und Weise zu tun hatte, Verbindung stehen soll. Dafür wird NIEMAND rechtskräftig verurteilt. Wenn eine Verurteilung stattgefunden hat, dann wurde sie begründet und man kann (als so eine Topnotch-JournalistinI recherchieren, ob das korrekt war oder nicht etc, aber es braucht all dieses Geraune "Hat sie, hat sie nicht, wer weiss, niemand!" nicht, weil: meine Güte, es steht im Urteil drin, warum es gefällt wurde. Sie empfängt Rika auch nicht unter der Bedingung, nur übers Kochen zu reden. Eine Rezeptfrage ist der Aufhänger, sie redet gern übers Kochen, aber das wars dann auch schon.

Anyway, mich hat es interessiert. 

Das Buch hat sich dann schon ... recht fremd gelesen, aber das ist ok, der japanische Schreibstil und die japanische Kultur/Gesellschaft sind mir fremd, also: alles gut. Ich war auch bereit dafür, Teile der Story nicht nachvollziehen zu können, so weltoffen ich auch glaube zu sein, ich merke allein mit den KollegInnen aus Japan, die zu einem Austausch hierher kommen, dass es kulturelle Unterschiede zwischen unserer vereinfacht gesagt westlichen Kultur und der japanischen gibt. Grosse.

Und ja, die japanische Gesellschaft mag viel strikter und strenger und noch patriarchalischer als unsere sein und Frauen haben es dort vielleicht noch schwerer als hier.

Aber.

Die Story hatte überhaupt keinen roten Faden. Sie sprang von "Enthüllungsjournalistenstory" über "Kochen/Essen als Symbol für Genuss und Kritik an gesellschaftlichen Normen"über "Aufdecken von Familiengeheimnisschen / Wahrnehmung, Eltern-Kind-Verhältnis und Schuldgefühle" über "Erwartungen an die Rollen einer Frau in der Gesellschaft" über "Frauenfreundschaften" über "Frauen-Männer-Freundschaften" über "50shades of Butter". Mir war bis zum Schluss nicht klar, was das Buch eigentlich wollte. Die Freundschaft zwischen Rika und Reiko? Das Verhältnis von Rika und ihrer Mutter? Rika und die Männer? Was hatte Manako Kaji mit all dem zu tun? Es blieb mir bis zum Schluss ien Rätsel, was genau jetzt dieses Frau so besonders machte oder warum all diese wahllos aneinandergereiten Themen überhaupt irgendwie ... erzählenswert sein sollten?

Mir fehlte für die verschiedensten Aspekte der Kontext (zB: warum war am Anfang des Buches Butter so rationiert, am Schluss nicht mehr?), das mag natürlich meiner Unkenntnis der japanischen jüngeren Geschichte geschuldet sein.

Die Sprache war ... sehr, sehr seltsam. Sie schwankte von "Auserzählen" und Aufdröseln von Gefühlen über gefühlt einfach nur "Bulletpoints hinschreiben", wie "Frau xy kämpfte schon lange mit der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie.", was halt irgendwie ... halbscharig wirkte. Aber gut, das mag der Sprache / Übersetzung geschuldet sein, dass es auch auf Deutsch ein bisschen fremd wirkt.

Was mich aber am meisten genervt hat: ok, die Erzählerin konnte nicht kochen und hat sich ihr Leben lang bisher von Fertigessen ernährt. Sie muss mit einer "Serienmörderin" reden, um zum ersten Mal in ihrem Leben Reis mit Sojasosse und Butter zu machen, das ist dann eine Erleuchtung, ab dann wird gekocht und jeder einzelne Pups an Kocherei zelebriert, als hätte man Krebs geheilt. Es mag meine andere Sozialisierung sein, aber das ist einfach albern. Das ist genauso nervig wie Leute, die ihr Leben lang nicht nur keinen Sport machen, sondern jeden anderen, der Sport macht, sei es aus Spass oder um fit zu werden / bleiben, haten und sich drüber lustig machen, bis sie mit Crossfit anfangen oder mit Laufen oder Ballett für Anfänger und ab dann nur noch predigen, wie toll Crossfit/Laufen/Ballett ist. Oder Leute, die 45 Jahre lang offen lästern über Tussis, die sich schminken und Skincare betreiben, bis sie dann auf einmal umschwenken und über Mahlgrad von Vitamin C Pulver fachsimpeln wollen und alle verachten, die nicht jeden Tag mit Full Facial aus dem Haus gehen. You get the picture?

Anyway, ich bin durch, habe durchaus Lust, mehr über Japan zu lernen (das Buch "Brüste und Eier" liegt bereit, aber erstmal brauche ich was für mich einfacher zu verdauendes.)

1 Kommentar:

chatts hat gesagt…

"Die Ladenhüterin" - amüsant mit Einblick ins Japanische.