Freitag, September 20, 2024

200924

Letztes Mal Wecker um halb sechs für Graben (morgen: Wecker um halb sechs, um Q auf seine Maturreise zu verabschieden), Frühstück mit den letzten Mangos ais der ersten Crowdfarming-Kiste (die zweite wird gerade reif), Lunchbrote schmieren, Salatsosse nicht ganz zuschrauben (ich habe sie in meiner Kaffeetasse transportiert, der Saustall hielt sich also in Grenzen), Joghurt im Kühlschrank vergessen, Wasserflasche befüllen, auf der Theke stehenlassen (man merkt: Ausfallerscheinungen, ich bin bereit für Kantinenessen und fließend Wasser im Büro ab Montag).

Letztes Mal mit dem Zug nach Brugg, auf zur Grabungsstelle im Wald. Mittlerweile packe ich morgens routiniert die Garette mit dem Werkzeug für den Tag (Pickel, Schaufel, Spaten, Langstielkratzer, Dreieckskelle, Handpickel, Rebschere, Maurerkelle, Kübel, Fundkistchen). Das Wetter sollte eigentlich grossartig werden, aber im Mittelland hängt der Nebel.



Wir sind heute zu dritt an "Grabungsfläche 3", wie auch gestern. Wir graben tiefer und tiefer und können dasselbe Bauprinzip des Walls bestätigen. Wie immer finde ich Holzkohle in der Lehmschicht unter der Kiesaufschüttung.

In einer der anderen Grabungsflächen (Sie erinnern sich an die Keramikscherbe aus der Probebohrubg an Tag 1?) wird statt des Profils die jeweilige Fläche von oben dokumentiert. Dort wird dann kurz vor Schluss ein verkohlter Samen und ein Knochen gefunden, yay!



Archäologie heute: Hochladen der Bilder auf den Kantonsarchäologieserver zum Berechnen der Profilbilder

Wenn Sie mal einen Graben im Garten brauchen: ich kann das jetzt.



Am frühen Nachmittag beenden wir die Grabungswoche und fahren noch nach Muri zu einem Besuch des Klostermuseums. Wie all meine Aargauer Geschichtskenntbis kommt mein Vorwissen zu Muri natürlich aus "Dem Bestatter", also wusste ich schon, dass die Herzen des  letzten Habsburger Kaiserpaars (Karl und Zita) dort begraben sind. Neu habe ich gelernt: auch der erste Habsburger Radbolt, der Erbauer der, tadaaaa, Habsburger, ist dort begraben. Und: Zita ist erst 1989 gestorben. Das hat mich doch etwas verwundert, dass man da noch Herz und Rest separiert hat (Angeblich hat sie auch das Herz ihres Mannes, der vor ihr gestorben ist, bis zu ihrem Tod physisch bei sich getragen.) Und: Es gibt eine sehr engagierte Kongregation, die sich für die Heiligsprechung von Karl einsetzt, ungeachtet seiner unrühmlichen Rolle um 1. Weltkrieg. Seliggesprochrn ist er schon, das entsprechende Wunder sind wohl verschwundene Krampfadern bei einer Nonne. Tja. Die Kapelle an sich war dann etwas underwhelming, wenn man einerseits den k.u.k.-Pomp in Wien und andererseits den barocken Pomp der restlichen Klosterkir mche dagegenhält. Dort: wie immer grosses Befremden ob des katholischen Knochenkults. Die Gebeine des heiligen Leontius und ... ich bin mir nicht ganz sicher, glaube eines Abts von Muri, sind jetzt nicht schön, aber halt wertvoll verziert und ausgestellt zur Anbetung. Überhaupt: der Pomp und Funkel etc wirkt auf mich einfach nur pervers und unanständig.
Bisschen ein Bummer: meine Namenspatronin gabs vermutlich gar nicht. Wenigstens nicht in christlich, aber hey, jetzt wo ich aus der Kirche ausgetreten bin, ist eine Heidin ja eh passender.

Bisschen (lol) morbide: es gibt Doppelherzkekse im Museumscafe.




Sonst: ich muss nochmal wiederkommen, wir hatten nicht ansatzweise genug Zeit, aber eben: der Aargau ist grösser als gedacht und nicht (nur) Schlafstadt und Steuerparadies für Basel 😁

Jetzt noch einmal zurück mit dem Zug, Dreck abduschen, Pizzaabend, Wochenende!

"Ist Familie Brüllen im Urlaub Typ ""Alles desinifizieren"" oder ""fühle mich direkt wie Zuhause""?" Weil: Ich vor kurzem in eine Diskussion darüber verwickelt war, dass Menschen der Pharma/Medizin-Branche überall Keim-Gefahr wittern und dabei an Sie und Ihre Urlaubsreisen dachte :-)

Hm, weiss nicht, ich glaube, es gibt schon einen Unterschied zw Medizin und Pharma. Ich bin eher davon geprägt, dass wir früher mit meinen Eltern bei Ankunft im Ferienhaus erstmal alles geputzt wurde inkl Terrasse staubsaugen. Ich habe mir geschworen, das nie wieder zu machen 😁. Dementsprechend: Desinfiziert wird genau gar nichts, es wird drauf geachtet, dass vor dem Essen und nach dem WC und nach dem Reinkommen die Hände gewaschen werden, fertig. Ich möchte nicht ohne Not dazu beitragen, durch dauerndes Desinfizieren multiresistente Keime zu züchten. Und ja, ich halte meine Kinder an, nicht alles draussen anzufangen, Rolltteppengeländer etc, und wenn schon, danach nicht die Finger in den Mund zu stecken, aber alles in allem bin ich da recht entspannt. Grad auch mit Urlauben, die in eher rustikalem Setting stattfinden wie zB letztes Jahr in Island. 

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