Montag, Februar 12, 2024

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Kurz für alle, die sich wundern und Kommentare verkneifen (oder auch nicht): die Blogger-App spinnt seit ein paar Tagen und bindet Hochkant-Bilder aus meiner Handygalerie quer ein. Nix ändert das, mir ist es auch zu doof, da ewig rumzutun, gibt es halt jetzt nur noch Querformat-Bilder.
Heute zB der Talblick bei Sonnenaufgang:


Der Tag war WUNDERBAR, das ist der Ausblick vor der ersten Abfahrt. Es war knallsonnig und einfach perfekt.

Fährt sich alles leichter, wenn man sieht, wo es langgeht. Wir haben unsere Learnings vong estern genutzt und uns auf den langen Weg ans andere Ende (nicht ganz) des Skigebiets gemacht). Die nötige gelbe (=Freeride) Piste war am Anfang sportlich, ich habe jetzt einen blauen Fleck auf der anderen Poseite, alles symmetrisch, alles schick, dann eine sehr süsse Waldabfahrt. Um Viviez herum war es sehr, sehr grossartig!





Letztes Foto von L. mit seinen (bei uns daheim ausgeliehenen) Leihstöcken, doch dazu später)

Man merkt, dass wir hier jenseits des Röstigrabens sind. Auf "unserer" Seite wäre da Rösti drunter, hier ist das eine Chässchnitte. Mit Schinken, auch hier :-)

Ich bin ja bereit, mich voll auf fremdes Essen einzulassen, nach dem Tomatenfondue heute Pommes mit Champignonsosse. Was ein geiler Scheiss!

Rückweg hatte dann eine unerwartete Unterbrechung an einer "Umsteigerelaistation", weil... L. ein Stecken abgebrochen ist. Und zwar fährt man da mit einem Sessellift erst eine lange Strecke bergauf und dann gibt es so eine Art Mittelstation, so man auf dem Raufweg (unserer) aber nicht aussteigen kann. Auf dem Runterweg aber schon und deswegen ist der Sessel echt nah über dem Boden. L. hatte seinen Stecken nicht hoch genug und so ist der knallhart abgebrochen. Der Hübsche kam auf die Idee, an der nächsten Liftstation zu fragen, ob sie vllt einzelne Stecken hätten und die Frau meinte: "Normal schon, aber nur kurz, die geben wir immer direkt weiter an Leute, denen das auch passiert. Aber man kann im Restaurant da drüben welche kaufen". Erst dann merkten wir, dass der gesamte Mülleimer mit halben Stecken (Oberteilen) voll war. Der Hübsche und L. gingen also Stecken kaufen (immerhin für einen überschaubaren Preis) und steckten den einzelnen Stecken dann direkt in einen Schneehaufen am Liftausstieg. (Wie wäre es mit einem Schild "Ski und Stecken anheben"?) Alles gut, ich bin sehr froh, dass L. nicht die gesamte Rückreise bis zur Talstation mit nur einem oder keinem Stecken meistern musste.
Auf dem Rückweg sind wir über den allerhöchsten Punkt des Skigebiets gefahren, den Mont Fort auf 3300m. Der Ausblick war ... naja. Wow.


Wieder runter geht es eine schwarze Piste, die am Anfang unpräpariert ist und unglaublich steil und krass buckelig. Ich hatte einen Tacken zu lang überlegt und dann kurz beschlossen, dass mir das zu krass ist und ich wieder rauflaufe und mit der Gondel runterfahre. Danke übrigens an meine Mitfahrer, die mich NICHT überredet haben, ich habe mir die Piste nochmal angeschaut und mir eingeredet / erkannt, dass es schon buckelig und steil ist, aber nach den ersten paar Metern machbar. Und die Hauptstrecke eh nur glatt und steil. Und so war es dann auch. (Muss ich trotzdem nicht nochmal haben, aber gut, dass wir es heute gemacht haben)

Der Rest war dann tatsächlich v.a. lang. Wir mussten ja erst bis Verbier runter, mit dem Shuttlebus zu "unserer" Gondel, die nochmal rauf und dann die Talabfahrt in unser Tal runter. Wir haben uns zweimal verfahren, einmal den Plan falsch gelesen und so standen wir dann 15min vor Abfahrt der letzten Gondel am falschen Ende von Verbier, aber der Shuttlebusservice ist super, hat alles geklappt. "Unser" Berg war dann im totalen Nebel und nachdem wir schon ungeplant eine ganze Talabfahrt incl Sulz am Ende hinter uns hatten, haben wir uns kurzentschlossen in die allerletzte Gondel nach unten gesetzt, anstatt zeitgleich mit der Pistenkontrolle noch eine Talabfahrt im Nebel zu starten. Wir hatten mit über 50 Pistenkilometern auch genug in den Beinen. Puh.

Die Kaltmamsell stellt mir eine sehr schöne Wunschlistenfrage:
Wie viel von deinem Chemie-Studium brauchst du für deinen aktuellen Job und was? es sich im Gegensatz zu deinen Geschichten aus der Produktion und deinen Reisen zu Zulieferern mittlerweile manchmal liest, als könnte jemand Superschlaue, -fleißige und -strukturierte ihn auch mit Physikstudium schaffen.

Ich lache immer noch über "auch mit Physikstudium", als wäre das etwas ganz abstruses :-). Ein paar meiner liebsten Kollegen haben Physik studiert! (Also: nicht im direkten Job Kollegen, sondern generell, aber einer immerhin ein Jöbli-Kollege).
Also: was brauche ich noch?
Ein generelles Verständnis für Naturwissenschaften. Das ist nicht an Chemie gebunden, unser Team von etwa 30 Leuten ist, würde ich sagen, zu jeweils einem Drittel Chemiker, Pharmazeut oder (zu einem recht kleinen Drittel) Mikrobiologe oder sowas in der Art (Mathematiker haben wir keine, aber trotzdem weiss ich, dass Drittel immer gleich gross sind). Wir müssen einfach mit den Hardcore-Chemikern, Pharmazeuten, Mikrobiologen (oder so) und Ingenieuren sprechen können, sie verstehen, uns verständlich machen.
Tieferes Verständnis hilft, d.h. ich bin selber total sicher auf allen Bereichen des Drug Substance (= Wirkstoff) Manufacturings (und zu einem Teil auch Analytik) für Small Molecules (also, die chemisch hergestellten). Mein Job beinhaltet aber zu gleichen Teilen Drug Product (galenische Formulierungen, also das, was Pharmazeuten lernen) und auch den ganzen Large Molecule-Teil, also biologisch hergestellte Medikamente (Sterilproduktion, tralalalala) und natürlich auch das Packaging, das lernt man eh an der Uni eher gar nicht (glaube ich, aber ich bin ja kein Pharmazeut oder der entsprechende Ingenieur). Das lernt man "on the job", genau wie die tatsächlich quality- und regulatory-Themen. Das kann letztendlich jeder interessierte Naturwissenschaftler (man braucht aber tatsächlich die entsprechende Erfahrung und kann sich nicht mit "i am a fast learner, das wird schon" direkt aus dem Physik-Labor auf meine Stelle bewerben. Also: kann man schon, wird aber nix werden)
Mein Chef hat letztens mal gesagt: "Ihr müsst euch einfach mit allem auskennen. Es reicht aber meistens, wenn das Wissen knöchel- bis knietief ist." Wichtig ist halt: zu wissen, wo die eigene Expertise aufhört und das auch entsprechend zu kommunizieren.
Es kommen aber halt schon immer wieder Themen, die richtig hardcore Chemiestudium-like sind. Wir haben zB für alle unsere Produkte sogenannte "Forced Degradation Studies" machen müssen, da werden die Wirkstoffe und die fertigen Medikamente unter definierten Bedingungen "gestresst" , also: Feuchtigkeit, Hitze, Oxidation, Reduktion, Licht, Säure, Basen, etc. Danach wird wieder analyisert und man muss alles wiederfinden, d.h. die Zersetzungswege der Produkte kennen, alle Zersetzungsprodukte und die Zersetzungsprodukte der Zersetzungsprodukte mit der entsprechenden analytischen Methode wiederfinden. Der Teil mit den Zersetzungswegen war Teil meines alten Jobs, Teil meines neuen Jobs ist (wie so oft) Review und Approval des Reports. Wenn man genau gar kein Verständnis für Chemie hat, kann man das schon nicht machen.
Es gibt aber auch genug Themen, dafür könnte man sagen, reicht gesunder Menschenverstand und eine riesengrosse Portion Sturheit und die Fähigkeit, mit Menschen zu reden. Und sie dazu zu bringen, das zu tun, was man will, ohne die Vorgaben ihres Jobs zu verletzen.
So ist das ungefähr.




7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir überlegen, auch mal eine Woche Skiurlaub zu machen. Worauf müssten wir uns kostenmäßig in etwa einstellen, wenn wir einen ähnlichen Umfang wie Sie anpeilen (Selbstversorger, Ferienwohnung, Skipass-Tralala)? – Kennen Sie eigentlich Frau Rabe aus Norwegen?

Anonym hat gesagt…

Wenn das Budget knapp ist, würde ich frühzeitig planen und die Schweiz eher meiden. Der aktuell sehr starke Franken macht es für Touristen nochmal extra teuer. Ohne große Extras würde ich für eine volle Woche in der Schweiz mit mindestens 1000-1500 CHF pro Person (!) rechnen.

kaltmamsell hat gesagt…

Herzlichen Dank für die Ausführungen, jetzt kann ich mir das besser vorstellen. (Vermisse deine Kriegsgeschichten aus der Produktion trotzdem.)

Anonym hat gesagt…

Ich schließe mich Frau Kaltmamsell an, vielen Dank für die Ausführungen. Wieder einmal sehr interessant und danke für diese beeindruckenden Aufnahmen, der Ausblick ist WOW. Viel Spaß Ihnen und Ihrer Familie weiterhin.
Frie

Frau Brüllen hat gesagt…

@Anonym: Ich hatte das tatsächlich bisher niemals zusammengerechnet, ich habe einfach eine Schmerzgrenze, was Unterkünfte angeht, auf der anderen Seite Komfort / Ausstattungsmerkmale, die ich nicht mehr missen möchte (Spülmaschine, W-LAN, Skilocker direkt an der Talstation, wenn schon kein Ski in-Ski-out). Die Preise hängen von so vielen Faktoren ab, dass es keinen Sinn macht, so pauschal eine Summe zu nennen, weil: Anzahl Personen, Anforderungen Unterkunft, Anforderungen an Skigebiet, welches Land?, ist Ausrüstung vorhanden oder wird sie ausgeliehen, geht irgendwer in die Skischule, wie flexibel ist man im Reisetermin (wir sind halt auf die Sportferienwochen angewiesen), haben Sie Reka-Guthaben und können Sie Unterkunft / Skipässe mit Reka bezahlen, wie lang im Voraus buchen Sie Unterkunft und Skipässe, essen Sie zu Mittag auf der Piste oder nehmen Sie Brotzeit mit? All das beeinflusst den Preis enorm, da müssen Sie schon selber recherchieren.

Ich weiss, wer Frau Rabe ist, vermisse allerdings den Kontext der Frage.

@Kaltmamsell: es gibt auch im aktuellen Job War-Stories, die sind allerdings immer so nah am finalen Produkt, dass ich die tatsächlich nicht einfach teilen kann. (Mir ist allerdings eingefallen, dass ich die Story, wie mal ein falscher Rohstoff in den Ansatz geschüttet wurde, noch gar nicht erzählt haben, das ist mittlerweile auch so verjährt, dass ich das teilen kann. Wenn ich mal ein bisschen Ruhe habe.)

Anonym hat gesagt…

Danke! :-)

Anonym hat gesagt…

Danke für den Überblick, das hilft auf jeden Fall schon mal sehr. – Die Frau-Rabe-Frage wollte ich schon lange mal stellen, weil Sie aus meiner (Blog-Lese-Sicht) einerseits viel gemeinsam haben (Job), aber irgendwie doch auch sehr gegensätzlich sind (Art, das Leben zu betrachten).