So, der letzte richtige Urlaubstag ist fast vorbei (morgen "glühen" wir die Ringstrassenac Reykjavik / Keflavik runter. Der Vulkan hat übrigens aufgehört zu spucken, wir werden also nicht heute nacht fahren und morgen 20km auf einer Schotterpiste laufen. Ist auch ok. Müssen wir halt wiederkommen) und wir hatten noch keine der geplanten Wanderungen gemacht. Also, gestern die, die war nicht geplant, die gilt natürlich nicht.
Für Akureyri hatte ich mir noch den Sulur, den Hausberg vorgemerkt. Hausberg, das klingt immer so nach einem Spaziergang nach dem Mittagessen, das hier
klang nach ein bisschen mehr, also: grad richtig als Abschluss.
Der Start war holprig, angefangen damit, dass ich richtig schlecht geschlafen hatte (ich habe "Geisterfjord" von Yrsa Sigurðadottir nochmal zur Hand genommen, saß ja in Isafjörður und Hesteyri, dem Start unserer Kayaktour spielt. Ich habe mich wieder erinnert, dass es mich damals schon genervt hat, weil es kein Thriller, sondern eine Geisterstory ist. War ganz gut, dass ich das nicht vor Ort noch mal gelesen habe. Aber auch so ist ein einsames Häuschen am Fjord nicht der allerbeste Ort für sowas. Dann hatte ich mir auf einmal wieder Jonnysorgen gemacht, der anders als die letzten beide Tage nicht mit den Fütternachbarn ins Haus gekommen war (btw: wie wenn er es geahnt hätte, dass wir mit Krankenhaus und Korea genug andere Sorge hätten, ist er brav alle 24h einmal heimgekommen und viel bei den Nachbarn abgehangen, also nix mit mehrtägigen Trips aufs Werksgelände. (Sunny eh nicht, die ist viel häuslicher).
Er kam dann um halb sechs (eh kein Grund zur Sorge) und dann habe ich noch ein bisschen geschlafen.
Dann dauerte alles irgendwie lang, ich hatte mich bei meinen Shirts verkalkuliert und musste ein schon mal getragenen aus Baumwolle anziehen, dann kochte die Milch für den Kaffee über und zu guter Letzt war die Thermoskanne im Frontfach des Rucksacks ausgelaufen (wie gut, dass das zum Rest sehr dicht ist und dass ich eh alles in Ziploc-Beuteln transportiere). Der Deckel zerfiel in Einzelteile und liess sich nicht intuitiv wieder zusammenbauen, aber ein Youtube-Video half. ALSO: neues Wasser kochen und nix wie los.
Ich hatte es nicht soooo eilig, weil ich ja sah, dass der Berg immer noch in Wolken war und ich ja auf stunning views hoffte.
Auf dem Raufweg hätten wir aufgrund Missverstehens eines Verkehrsschilds fast das Auto 2km zu früh abgestellt, aber beherzten Nachfragen bei Locals half.
Und dann haben wir vermutlich den einzigen Parkplatz (stimmt nicht, die þollurinn-Hotpots waren auch sehr einsam) ohne Touristenbusse gefunden.
Der Weg begann gemütlich und malerisch durch Heidelbeeren, Zwergbirken (die sind hier nur so eine Handbreit hoch, reicht aber für Birkenpilze) und Moor mit Flauschgras im Wechsel.
Mit zunehmender Höhe nahm die Vegetation ab (keine Überraschung) und es wurde kälter (dito), und zwar richtig, weil wir halt mitten in den Nebel stiegen. Der Weg war mit Pfosten markiert, wir sahen erst noch zwei Pfosten weit dann immerhin noch einen.
Es wurde immer steiler, wir schwitzen und schnauften und wurden von aussen von kaltem Wind und Nebel schön gekühlt.
Wir erreichen hten Schneefälle, das GPS sah uns schon in Gipfelnähe, dann schon weiter als das, aber es ging immer noch höher.
Irgendwann (wir hatten schon ungefähr fünfmal gesagt: "ich glaub, das ist jetzt der Gipfel" und dann ging es noch höher) sahen wir keinen weiteren Pfosten mehr, vor uns lag ein Schneebrett, über das wir natürlich nicht queren wollten, wer weiss, wie es unterspült war und wie tief wir abgestürzt wären, es gab keinen erkennbaren Pfad mehr und so sind wir von dort zu einem Punkt weiter geradelt, an dem es zu allen Seiten nach unten ging und erklärten den zu unserem Gipfel.
Stunning view: "weather says no"
Dann verkrümelten wir uns in eine Senke und ich war sehr froh um 1. den trockenen Pulli im Rucksack,
2. um die reparierte Thermoskanne und deshalb heissen Tee und 3. Die erprobten Proviante Darvida, Hummusbrot, und Nussbeerenmischung.
Wieder gestärkt machten wir uns an den Abstieg und ... holla, das war steil. Und rutschig, weil halt zt Sand. Ich erklärte, jetzt bereit für den Kauf von Wanderstöcken zu sein. Der Hübsche prustete und meinte "Ich bin noch nicht bereit, dahingehend aufzugeben."
2 Min später wurde es noch steiler und sandiger und er meinte "So, jetzt bin ich auch bereit"
Manche Entschlüsse müssen einfach Reifen, da hilft kein Druck.
Wieder aus dem Nebel raus war es gleich viel wärmer, ich sammelte meinen Buff voller Birkenpilze (noch schönere als gestern, von denen ich viel wegen wurmig wegtun musste), bin dabei nur einmal längs hingeflogen wegen nach Pilzen schauen anstatt auf den Weg.
Im Auto roch es dann recht würzig, aber jetzt hier im Ferienhaus ist uns wieder warm, die Pilze sind geputzt, wir haben die letzten Kaffeebohnen in den Vollautomat gefüllt, der Hotpot läuft ein und doch, wir haben in Anbetracht der Umstände das beste aus dem Urlaub gemacht.
Morgen dann: Autofahrt und, das hatte ich gar nicht auf den Radar, mehr Menschenschock als eh, weil: Reykjavik Pride Week. Sind wir dann bereit für Zürich, wo am Sa Street Parade ist.
Nachtrag: Stunning view halt von der anderen Seite: da wo immer noch die Wolke hängt, waren wir. Ich würde sagen, fast ganz oben
Noch mehr stunning auf Dronenaufnahmen:
Wir sind in diesem Häuschen (heisst passenderweise "Sulur")
1 Kommentar:
So wunderschöne Fotos! Vielen Dank für's Teilhaben lassen an diesen Ereignissen.
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