Nach, man kennt das, gestern abend noch Bier, Buch, Hotpot, Sonnenuntergang (ich habe noch ein Chipsboot erfunden)
wieder ohne Wecker ins Bett und zu etwas verstörenden Nachrichten auf dem Handy aufgewacht:
Truppleitung: "uns geht's gut, sind in 2er Zimmern in Studentenwohnheim mitten einem sehr lebendigen Viertel in Seoul (ich habe nachgeschaut und verdränge, dass es halt da ist, wo Halloween die Leute in den Gassen
totgetrampelt wurden. Immerhin Seoul, die meisten Trupps sind jedoch gelandet), und im Fall, das mit dem Busunfall waren nicht wir, hier die offizielle Nachricht dazu"
WA, Arbeitshandychat: drölfzig Nachrichten "haben das mit dem Bus gelesen, geht es Deinen Kindern gut???!!!"
Und dann google ich endlich die
Busstory. Meine Güte, was noch alles? (Morgen Taifun, Freitag ALLE ins Stadion von Seoul karren und endlich das beknackte K-Pop-Konzert, das ausser den Veranstaltern schon keinen mehr interessiert, runterreissen, dann Abreisse. WAS SOLL DA GROSS SCHIEFGEHEN???)
Dann: Kaffee, Buchauslesen, Fjordblick. Hilft ja nix.
Nach dem Frühstück bringen wir erstmal unseren Müll hoch, wir haben sortiert und wollten sichergehen, dass das so passt (nicht im Bild: Kompost, Batterien und Lampen und Elektrozeug), dann ziehen wir uns warm an, packen noch wärmere Sachen ein und machen uns auf den Weg Richtung Myvatn (wir fahren nicht durch den mautpflichtigen Tunnel, weil die alte Ringstrasse für uns näher ist UND schöner).
Ich hatte uns eine, fand ich, nicht dramatische Liste an Stops ausgesucht, aber es kam anders.
Erst: Fotos vom See
Dann: kleiner Schock an den Lavafeldern von Dimmuborgir: es sind alle Wege geteert, der Parkplatz platz ist gesteckt voll mit Bussen und es verläuft sich drinnen kaum.
Hm.
Aber: wir sehen hinter dem Lavafeld schon unseren nächsten Stop: den Hverfjall-Krater, auf den uns ein 30minütiger Spaziergang angekündigt war. Der Plan im Lavafeld sagt: der Weg dorthin wäre nur 1.6km (nicht klar, ob einfach oder incl Rückweg, aber das ist ja egal), famit kämen wir den Leuten aus und müssten nicht nochmal auf einen Parkplatz juckeln. Also: Rucksack mit Brotzeit und Mütze/Handschuhen und aus Versehen doppelt eingepackten Fleece gepackt und los geht's.
Der Pfad schlängelt sich durch Heide und Felsen und ich werde ganz nervös, alsb ich die Unmengen Birkenpilze sehe und mir nicht sicher bin, ob man in Island Pilze sammeln darf und grad kein Netz da ist, um das zu überprüfen.
Bis wir am Fuss des Kraters ankommen, sind wir 3km gelaufen und beschließen, den "difficult way" nach oben zu nehmen. (Für den "easy" hätten wir am Fuss des Kraters einmal halb rum laufen müssen, das ist ja auch traurig.
Der Weg sah erst nicht sooooo wild aus, geht aber halt einfach direkt die Kraterwand hoch und die besteht aus schwarzem feinen Sand. Wir kommen ganz schön ins Schnaufen und Schwitzen.
Oben angekommen bläst ein schneidender eisiger Wind und wir brechen ein Schwätzchen mit Australiernin Shorts (?!) irgendwann ab, weil es uns zu kalt wird.
Wir brechen die Kraterumrundung nach der Hälfte auch ab und laufen den "easy" Weg runter (ist auch easy, halt schräg und am niedrigsten Punkt des Randes). Unten sehen wir die Ankündigung für den Volcano Marathon am Do, schade, da sind wir schon im Flugzeug, naja, sonst hätten wir sicher mitgemacht. Lol.
Der Feldweg unten ist wie gedacht und windig und wir laufen bis ins Heidegebüsch zurück, bis wir an einem flachen Stein unsere Sandwiches schmieren und Tee trinken. Hach. Das tut richtig gut!
Und (ich habe die Legalität am Kraterrand oben überprüfen können) ich habe mit der leeren Brottüte endlich ein Transportbehältnis für Pilze und so sammle ich auf dem Weg zurück eine ordentliche Portion für (mein, der Hübsche streikt da) Abendessen.
Als wie durchgefroren am Auto ankommen, sind wir über 10km gelaufen und beschließen, uns erstmal bei Kaffee und einem Stück Kuchen aufzuwärmen.
Gemeinsam entscheiden wie, die restlichen an sich geplanten Punkte ("Sexhöhle" aus GoT, Viti-Krater und die endlose Dusche) gutsein zu lassen und gemütlich nach Hause zu zuckeln und den Abend mit Pasta (und Pilzen), Salat und Hotpot zu beschließen.
Als wir den letzten Bergrücken erreichen, strahlt auch die Sonne und es ist zwar nicht so warm wie gestern, aber hey, nochmal schöner!
8 Kommentare:
Liebe Karin,
ich schon wieder, die Pilztante ;-): das sind schon Birkenpilze, richtig, aber wo sind da denn die Birken? Gibt es da Zwergbirken? So einzelne Arten der Birkenpilze wachsen auch mal bei Hainbuche oder Pappel....
liebe Grüße
Birgit
Die Pilze hätte ich auch nicht stehen lassen können. Pasta mit Pilzen ist sowieso eines der leckersten einfachen Gerichte.
Ich bräuchte allerdings Parmesan und reichlich frischen Pfeffer dazu.
in den deutschen medien ist das jamboree interessanterweise quasi kein thema. vermutlich ist die schweiz insgesamt deutlich pfadi-geprägter? ohne ihr blog hätte ich jedenfalls nichts davon mitbekommnen. irgendwie weird.
@Pilze: anscheinend sind Birken die einzigen (?) einheimischen "Bäume" und recht ubiquitär, allerdings würde ich sie nichtmal Zwergbirken, sondern eher Mikro- oder Nanobirken nennen, sie sind halt nur so eine Handbreit hoch :-)
@Sigrid: war superlecker, heute nochmal. Pfeffer haben wir nicht (das Ferienhaus hat ohne Witz nur Salz, sowas habe ich noch nicht erlebt :-), aber wir haben Parmesan
@Poupou ich bin sicher biased, weil ich aus Gründen sehr interessiert am Jamboree bin. Und ja, in der Schweiz sind Pfadis sehr viel mehr im allgemeinen Interesse als in D (sieht man schon an den Teilnehmerzahlen: 1450 Schweizer / 8 Mio Einwohner, 2200 Deutsche / 80 Mio Einwohner), aber dass es in den deutschen Medien nicht stattgefunden hat, ist nicht wahr :-). Ich bin da nicht mehr so drin, aber "meine" deutschen Quellen wie Spiegelonline, Süddeutsche, Tagesthemen haben alle berichtet (vllt nicht über den verunglückten Bus). (ich weiss allerdings nicht, ob es mich interessiert hätte, wenn ich niemanden im Lager kennen würde)
Stimme ich voll zu. Mein Papa, Nachrichtenkonsumierer, weiß davon auch nur aufgrund eines persönlichen Kontaktes.
Ganz genau, mir war das auch nur auf Tagesschau.de aufgefallen, weil ich hier mitlese.
Doch es wurde darüber im deutschen Fernsehen berichtet. Unter anderem im WDR bei „Aktuelle Stunde“ am 8.8. und bei den Kindernachrichten von LOGO im KIKA.
Genau, mit Googeln oder mit Aufmerksamkeitsbias konnte man es finden und beim Googeln fiel mir dann auf, dass in CH viel breiter berichtet wurde. Das wundert mich, weil ich Jugendliche Pfadfinder auch in Deutschland grundsätzlich für Sympathieträger halte und über 1000 Staatsbürger, die im fernen Land unverschuldet unter Missmanagement und drohenden Naturkatastrophen leiden, könnten m. E. schon etwas mehr und nachhaltige Berichterstattung auslösen. Zumal im Sommerloch! Stattdessen werden wir hier in Berlin mit Wildschweinlöwen und streunenden Känguruhs unterhalten….
LG und gute Weiterreise!
Poupou
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