190723 Fall fürs Heringsmuseum
What a day.
Heute nacht um 2:50h wurden der Hübsche und ich davon wach, dass etwas irgendwo brummte. Ich war recht überzeugt, dass es ja nicht mein Handy sein könne, weil das bis 6 auf "nicht stören" (ausser definierte Nummern) steht, aber... das war es. Mit einer nicht eingespeicherten Nummer.
Ich bin nicht mehr in Übung, zu Produktionschemikerinnenzeiten habe ich abgenommen, mich gemeldet und ins Bad geschlichen, um niemand zu wecken, bevor ich überhaupt wach war, heute habe ich peinlich lang gebraucht, um überhaupt abzunehmen (damals war das Arbeitshandy halt ohne Witz auch noch ein altes Nokia-Tastenhandy).
Wie durch Sirup kam bei mir an "Rufe an wegen *Pfadiname* L., er hatte einen Unfall, ist jetzt im Spital", wurde bei "er ist mit dem Hals auf einen Hering gefallen" schlagartig hellwach und naja, Kopfkino ist nicht immer was gutes, weil auch wenn es sofort weiterging mit "Sie haben Ultraschall gemacht und alles ist in Ordnung, aber sie wollten ihn zur Überwachung dabehalten" hatte ich schon sehr, sehr blutige und dramatische Bilder im Kopf gehabt.
Langer Rede, kurzer Sinn: er hat die stumpfe Seite eines Herings recht fest gegen die Halsseite bekommen (ist nicht wirklcih draufgefallen), konnte dann aber nicht gut atmen und sprechen, hatte starke Schmerzen, einen sehr hohen Puls und so haben sie schnell reagiert und, weil ihr Notfallauto gerade anderweitig unterwegs war (alles bisschen spannender als üblich und viel spannender als mir recht), haben sie de Krankenwagen gerufen. Mitten in den Wald, weil sie natürlich nicht beim Lagerplatz mit fester Adresse waren. Es muss recht dramatisch ausgesehen haben: Blaulicht, Sirenen, die die Waldwege langfahren und sie nicht finden, dann kam die lokale Feuerwehr, die den Alarm mitbekommen hatte und sich schon dachte, dass die aus der grossen Stadt sich nicht im Wald auskennen, hat L. auch noch mal untersucht und den Rettungswagen eingewiesen. Q. durfte vorne im Rettungswagen mitfahren, der Lagerchef kam nach, sobald ihr eigenes Auto wieder da war. Laut L. ging es mit Blaulicht und Sirene in die Notaufnahme des Kantonsspitals (gestern erst mit dem Kollegen drüber geredet, wie selten wir in Aarau sind...), es gab sofort einen Zugang und Schmerzmittel und dann mussten sie erstmal warten, weil es einen schweren Autounfall gegeben hatte, der Priorität hatte (wenn man in der Notaufnahme warten muss, ist das ja immer gar kein so schlechtes Zeichen für das eigene Befinden. Hatten es schon anders und man möchte nicht die Leute sein, die im Laufschritt an allen vorbeigeschleust werden). Es wurde untersucht, dann wurden sie zum Ultraschall gebracht (L. liess sich im Rollstuhl schieben) und mit "Zurück findet ihr ja selber gell" dort abgesetzt. Und man möchte es nicht glauben, aber drei Pfadfinder auf einem nächtlich einsamen Klinikgelände..... können sich durchaus verlaufen. Aber: irgendwann waren sie wieder in der Notaufnahme. Der Ultraschall zeigte zwei Sachen: 1. Der Hering hat nichts kaputt gemacht, weder was Atemwege noch was Gefässe angeht. Phew. 2. Wir werden nach Korea DEN Kinderschilddrüsenspezialisten der Schweiz am UKBB nach Aussage der Endokrinologin "sehr glücklich" machen, "der mag sowas richtig gern". L., immer gern ein Lehrfall für das Kinderspital. (Sehr interessant, wie unsere in Stein gemeisselte Auffassung: "Des Hübschen Schilddrüse ging auf das Konto von Tschernobyl" heute wegbröckelte, weil ... vermutlich nicht. Sonst sähe L.s Schilddrüse nicht genauso aus wie die des Hübschen mit 14. Und ja, natürlich werden wir auch Q. anschauen lassen.)
Q. wäre mit L. dageblieben, das wäre beiden sehr recht gewesen, aber weil er noch nicht 18 ist, ging das nicht. De Lagerleiter hätte gedurft und hätte es auch gemacht, aber das wollte L. dann nicht und so kam er gegen halb drei in ein Vierbettzimmer (in schweizer Kinderspitälern gibt es keine Halbprivat/Privatabteilungen) mit drei anderen Kindern und Begleiteltern und naja, es ist , wie es ist.
Wir haben nach der Info schlecht, aber doch noch geschlafen, morgens mit ihm telefoniert (da wussten wir von der Schilddrüsensache noch nix), geklärt, ob er ins Lager zurück oder heim möchte (heim), und sind also mit nix ausser Wasser und zwei Knoppers im Gepäck zum Abolen gefahren.
Als wir ankamen (Throwback zu den Impfzentrumsbesuchen), bestellte L. grade "Aber ich geh fei gleich heim!!!" Essen für heute abend, morgen früh, morgen mittag etc.. und wir hörten zum ersten Mal von der Schilddrüsensache und dass noch Bluttests gemacht würden.
Da sassen wir nun, mit unseren zwei Knoppers anstatt Duschsachen und sauberen Kleiderm, L. in den Pfadikleidern frisch aus dem Wald, er hatte nämlich kein Kittelchen gewollt, sondern in seiner erdigen Jeans und dem nicht taufrischen T-Shirt geschlafen. In eine Bett voller Erdkrümel und mit Haaren voller Blätter. Upsi.
Ich bin also schnell losgelaufen, um beim nächsten H&M und coop schnell saubere Wäsche und Toilettensachen zu kaufen. Und Mittagessen für uns. Der H&M hatte dann auf einmal nur Frauen- und Kindersachen, aber im coop gab es nicht viel, aber genug. Die Strecke hatte ich ein wenig unterschätzt, besonders die Steigung, und so war, als ich zurückkam, Duschen eh keine Option mehr, weil klar war, dass er heute heimgehen dürfte. Mittagessen war aber eine gute Idee (L. bekam doppelt, das Sandwich von mir und das richtige Essen im Krankenhaus. Ich fand das bei Q. schon so niedlich, wie begeistert er über "Essen im Bett" und die Möglichkeit, sich was auszusuchen, war. L. war ganz geknickt, dass er die Riesenportion nicht geschafft hat und hat sich bei der Pflegefachfrau dafür sehr lieb entschuldigt "War nicht, weil es mir nicht schmeckt!", das war sehr süss.)
Ausführliches Gespräch sowohl mit der Stationsärztin für den Heringsfall (alles gut, nix zu beachten) als auch der Endokrinologin für den Schilddrüsenteil (sehr pfadibegeistert, ihre zwei Kinder waren auch auf Jamborees, das ist das beste der Welt, und sie leiten alles in die Wege, dass wir, wenn L. wieder da ist, direkt mit dem UKBB loslegen können), dann kam der Zugang raus und wir waren raus. Und liefen nochmal zurück, weil wir das Ladekabel vergessen hatten.
Auf dem Lagerplatz haben wir dann nur die Leiter getroffen, L.s Truppe war noch im Wald. Q. geht es gut, ihn holen wir morgen. Wir haben alles nochmal besprochen, uns für die extrem kompetente Handhabung bedankt, L. hat das meiste seines Zeugs zusammengesammelt und dann ging es über das Staffelegg nach Hause.
L. ist geduscht, trägt jetzt die frischen Klamotten aus Aarau und erholt sich. Mit Nutella-Eis mit Ovicrunch. Der Hübsche und ich sind durch. Er hat einen Powernap eingelegt, ich habe ja noch die supadupawichtigen Verhandlungen heute abend und werde wohl danach gepflegt zusammenklappen.....
Meine Güte. What a day ("kurzer, aber erholsamer Schlaf", sagt die Smartwatch. Und gibt mir für nach 2:50h keine Minute Schlaf mehr :-))
6 Kommentare:
Uff. Gute Besserung an L., hoffentlich nicht zu viel Kopfkino wegen der Schilddrüsengeschichte und props trotz allem für diese wahnsinnig gute Überschrift :D
Herrjeh... und da bloggen Sie noch? Gute Nacht!
Oh mein Gott! Ich wünsche L. gute Besserung/ Erholung und euch als Eltern ebenfalls gutes Verdauen dieses Wahnsinnsschreck! Alles Liebe für euch!
Grundgütiger! 😮 Gut, dass alles gutbausgegangen ist, rasche Besserung und liebe Grüße!
Alter Falter!
Gute Besserung und gute Erholung von dem Schreck.
Puh, heftig… ich wünsche gute Besserung für L und schnelle Erholung für Sie und den Hübschen!
Nach einem Jahr chronische Krankengeschichte bei meiner Tochter (16, will nächstes Jahr humanistisches Abi machen und danach Chemie studieren, am liebsten an der TUM ;-)) bekomme ich bei solchen Geschichten Puls und feuchte Augen… ich drück Ihnen fest die Daumen, dass das mit der Schilddrüse alles glatt geht und die kommenden großen Reisen viel Ablenkung und Erholung für alle bringen…
Alles Gute!
K aus M
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