100621 Prioritäten
Gestern abend, als ich geschaut habe, was heute so bringen würde, um mein Sporteln einzuplanen, hatte sich mein Kalender aus dem Nichts mit schwer abzusagenden Terminen schon wieder bis nach 20:00 gefüllt. Ich merkte, wie sich alles in mir sträubte, weil bei allem Commitment zur Arbeit: ich bin echt durch und ferienreif und auch sonst sind Arbeitstage, die regelmässig von halb sieben bis nach 20:00h dauern, nicht gut. (Und bleiben Sie mir weg mit regelmässigen Allnighters in Agenturen und im Labor und bei Unternehmensberatungen und blablabla, das sind erstens Jobs, die ich mit Absicht nicht mache und zweitens wage ich zu bezweifeln, dass das die gleiche Art Arbeitszeit ist, wie die, von der ich rede. Ich erinnere mich gut an den Kommilitonen, der seine Nacht- und Wochenendschichten im Labor wie eine Monstranz vor sich hertrug und den wir so lang bewundert/bemitleidet haben, bis wir ihn einmal abends und am Wochenende im "Labor" trafen, nun ja, ab dann haben wir ihn nur noch bemitleidet, weil lieber im ranzigen Uni-Computerraum rumsandeln und im Labor lustlos ein bisschen was abspülen, als das Wochenende mit frisch angetrauten Frau zu verbringen? Und auch die Beraterarbeitszeiten, die ja ach so unmenschlich sind, lassen mich auch nur noch müde eine Augenbraue hochziehen, seitdem ein sehr guter Freund da mal gearbeitet hat und wir bei der Arbeit einige Projekte mit Beratungsfirmen hatten. Bis die Herren in den geklonten Anzügen zur "Arbeit" aufschlagen, hatten wir schon die Arbeit des ganzen Tages in die ersten 4 Stunden gepackt, weil wir ja den Rest des Tages mit den Beratern verbringen und uns belehren lassen mussten.) Und mit "regemässig" meine ich: jeden Tag.
Also habe ich die Abendmeetings abgegeben, mit bisschen schlechtem GEwissen, und schon um halb vier Schluss gemacht. Ich dachte, ich würde den Nachmittag nutzen, um
mit L. Diktat zu üben (das haben wir gemacht),
draussen in der Sonne zu sitzen und Eiskaffee zu trinken und zu lesen (den Kaffee gabs zum Wäschezusammenlegen mit gleichzeitigem Diktatdiktieren)
den Balkon neu zu bepflanzen (wir haben die supergut gewordenen Salatköpfe aufgegessen, der Koriander ist zu Ende, die Kletterpflanze am Zaun schwächelt): das habe ich gemacht, wir haben neue Salatbabies, eine abgefahrene Variante der Schwarzäugigen Susanne, Walderdbeeren, Koriandersamen und einen schwarzen Johannisbeerbusch
launig und witzig zu bloggen (für den Fall, dass Sie sich wundern: ist nicht passiert. Ich habe als Notiz aufgeschrieben "Woher weiss ich, dass ich Mundkrebs habe?" und wie Sie jetzt sicher merken, braucht die den richtigen Kontext um so lachtränenverspritzend lustig wirkt, wie ich mir das in meinem Kopf vorstelle. Heute also nicht.)
Weil: ich bin unglaublich erschöpft und müde. Deshalb habe ich mir auch den Nachmittag morgen freigenommen und dafür ein relativ wichtiges Chaptermeeting abgesagt. Tja. Gerade sehe ich, dass ich nun stattdessen ein Follow-up-Meeting aus dem Warroommeeting habe, das ich heute delegiert habe. Und diesmal kann ich nicht absagen oder verschieben, weil: der Job bringt es mit sich, dass man manchmal nur eine genau definierte Anzahl an Stunden hat, um Informationen zu liefern. Na dann.
Immerhin habe ich was anderes gemacht als arbeiten, Sport, essen machen, das nötigste mit der Familie kommunizieren, schlafen. (Und: als ich aus der Apotheke kam, ich hatte Ibuprofenvorrat aufgestockt, weil hier ja zwei Leute am Sonntag potentiell impfflach liegen, sah ich entweder so sommerlich oder durstig oder was auch immer aus, dass ich insgesamt 4 Dosen gekühltes, alkoholfreise Bier von der Promo-STudentin bekam. Ach ja: die Apotheke ist IN einem Supermarkt, nicht dass Sie denken, die Bierpromo wäre einfach so vor einer Apotheke gewesen.)
So. Jetzt. Alkoholfreies Radler.
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