Donnerstag, März 21, 2019

21.03.2019: Pandatag

Heute habe ich gleich zweimal um Kinder geweint, die ich nicht kenne:

Am Nachmittag las ich diese Nachricht. (Ich habe jetzt mehrfach gehört, dass die BAZ-Seite nicht lädt. Das hat man davon, wenn man nicht irgendein Schundblatt verlinkt, das ohne Not die Nationalität des Kindes in die Schlagzeile packt.... Hier (und überall eigentlich) kann man auch nachlesen) Das ist so unvorstellbar... und direkt vor der Haustür von Freunden von uns passiert. Ich bin ... total fassungslos und hatte trotzdem das Gefühl, das Q. und L. heute zu erzählen und zwar nicht, weil ich deswegen Angst um sie habe (ich habe immer Angst um sie. So etwas gehört zu den diffusen Ängsten in der Kategorie "Und was, wenn ...?", die ich im Rahmen der Statistik immer wegschiebe. Das ändert sich jetzt auch nicht), sondern weil ich möchte, dass sie das erfahren, wenn ich (respektive jemand Erwachsenes, Vernünftiges, aber der Hübsche ist ja im Moment auf der anderen Seite der Welt) dabei bin, nicht morgen früh aus einer Gratiszeitung im Bus oder von anderen Kindern, die es irgendwo (gerne auch von ihren Eltern, die da zwar alle in die Kategorie "Erwachsen", aber nicht unbedingt "Vernünftig" fallen) aufgeschnappt haben und das als Schauergeschichte weitererzählen. Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder jetzt bei jeder älteren Dame damit rechnen, dass sie zur Killerin wird, wenn man sie schräg anschaut.
Ob das funktioniert hat? Ich weiss es nicht. So richtig souverän konnte ich es nicht erzählen, L. meinte danach, er hätte es lieber nicht erfahren. Mir ist es trotzdem lieber so, als wenn er es von "aufmerksamen" Kollegen hört.

Das zweite Mal geweint habe ich, als ich heute "Tagebuch einer SehnSucht" von Ina Milert gelesen habe. Ina hat mir das Buch als Rezensionsexemplar zugeschickt und ich muss gestehen, dass ich eine Zeitlang drumrum geschlichen bin. Sie erzählt darin 10 Jahre nach dem Suizid ihrer Tochter Lea wie es soweit kam, wie sie ihre Tochter an die Drogen und die Sucht verloren hat. Ihre und Leas Tagebucheinträge und Erinnerungen stehen sich gegenüber als Hilfe bei der Spurensuche und der Aufarbeitung. Es ist keine leichte Lektüre, es gibt kein Happy End (wie auch?), es gibt keine Antworten, keine Patentlösung, keine Checkliste, was man als Eltern machen oder nicht machen darfsollmuss, damit das dem eigenen Kind nicht passiert (jein, es gibt ein Nachwort von Jens Reimer vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung. Und eine ausführliche Bücherliste). Es gibt aber vor allem Ina und Lea und ihre viel zu kurze Zeit zusammen.

Ja. So war das heute mit meiner Wimperntusche.

Für die Statistik noch der Rest vom Tag:

Gegessen:

  • Granolajoghurtbeerenmango
  • Birne
  • Sandwich beim Staffmeetinglunch mit dem neuen Oberstchef (der sich übrigens noch an mich erinnert hat. Ich hatte vor ungefähr 5 Jahren einen Gesprächstermin mit ihm über "Wo könnte ich denn weiter hingehen?" und einer seiner Vorschläge war meine aktuelle Funktion. Das hat er mir mal gut geraten!)
  • frische Ramen (ich muss doch die Versuchsreihe fortsetzen. Für die zweite Portion morgen habe ich die Brühe und die Einlage ungekocht separat aufbewahrt)


Getragen:
braun und rosa. Und die von mir frisch unterschriebenen Filingdokumente für die erste Runde Einreichung Italienprojekt. Halleluja.

Ich prangere an: der Elfenbeinturmlift hat keine Spiegel.


Gelesen:
"Tagebuch einer SehnSucht" von Ina Milert. In einem Rutsch (stimmt nicht ganz: die eine Hälfte morgens im Bus, die andere abends).

Stressleveldurchschnitt gestern: 17
Selbstbeweihräucherung: mit meinem Oberchef gemeinsam von einem Standort zum anderen mit der Tram gefahren und gelaufen und es geschafft, nur ein bisschen seltsam zu wirken. (Meine Güte, der triggert in mir den "Ich bin so strange, wie es nur geht"-Knopf und findet mich/meine Arbeit trotzdem toll. Hat er so gesagt. Also: das mit dem toll, nicht mit dem trotzdem. OH MEIN GOTT, es passiert sogar, wenn ich nur an ihn denke!)