Montag, Februar 11, 2019

11.02.2019, zurück im Sattel

Gestern abend haben der Hübsche und ich högscht motiviert mit "Sex Education" begonnen, also der Serie auf Netflix (höhöhöhö), weil gefühlt meine ganze Filterbubble davon schwärmte.
Wir haben also keine Zeit mit Trailern oder so verschwendet und immer stiller werdend die erste Folge angeschaut, uns über Gillian Anderson als Lichtblick gefreut, immer noch stiller werdend die zweite Folge durchgehalten und meine Güte, ich bin auch in den 90ern sozialisiert, ich fand damals American Pie auch witzig (Betonung auf: damals. Da war ich selber noch in den letzten Zügen der Pubertät), aber das, das ist ... noch viel schlimmer, weil das in vollem Bewusstsein heute gedreht wurde. Ungefähr 1000 Jahre nach American Pie, der ja selber schon nicht gut gealtert ist, und damals war das wenigstens noch halbwegs eine originelle Idee. Ich habe keine Ahnung, was die Serie eigentlich möchte, entweder ist es plattester "Penis, Penis"-Humor (sozusagen PipiKacka-Humor für die Ü5-Fraktion), oder eine Highschoolkomödie (mit billigen Stereotypen und PENISPENIS-Humor) oder ein Coming-of-Age-Drama (das wegen billigsten Stereotypen und PENISPENIS total in die Hose ging) oder ein provokantes Machwerk, das irgendwas mit sexueller Aufklärung oder auch nicht anprangern möchte (habe ich PENISPENIS und die Stereotypen erwähnt?), auf jeden Fall habe ich das jetzt zwei Stunden zu lang geschaut und ich frage mich wirklich, wie sehr ich mich im Geschmack meiner Filterbubble getäuscht habe.
Normalerweise würde ich jetzt ja nach alternativen Serientipps fragen, aber erstens sind die Kommentare abgestellt und zweitens habe ich grad das Vertrauen in Ihren Geschmack verloren, aber sowas von :-)!

Sonst: zurück am Schreibtisch habe ich als erstes die nächste Woche von Meetings befreit (aka die von mir zu leitenden verschoben und mich bei den anderen abgemeldet), die OOO-Reply für nächste Woche eingestellt und dann die aufgelaufenen Dinge erledigt.
Ein Meeting zu einem ganz leidigen Thema nach einem total schiefgegangenen Versuch, das Ganze einem Realitätscheck zu unterziehen, abgesessen, innerlich kopfschüttelnd und augenrollend, äusserlich mit (glaube ich) ungerührtem resting bitch face. (Naja, sehr viel mehr bitch als resting).

Im Nebenjöbli ist ein Fall eingetreten, der so noch nicht da war und das ist natürlich einerseits sehr spannend, weil das alles im Rahmen eines Riesenprojekts läuft, und hm, damit hat niemand so richtig gerechnet, andererseits hatte niemand (und ich erst recht nicht) an dieser Stelle mit irgendeiner Abweichung von der Norm oder dem Plan gerechnet und .. anders wäre schon schöner gewesen. Naja. Kann ich jetzt mal was regeln, was dann für die, die diesen Job tatsächlich in echt und ganz machen, als Präzedenzfall dienen kann. Auch gut.

Den jährlichen Bonus/Gehaltserhöhungs-Zettel bekommen, und hui, ich sags mal so: ich hatte (faktisch unbegründet) bisher schon ein schlechtes Gewissen, weil wir uns mit dem Kanadatrip und dem Whalewatchingcamp einen so sauteuren Urlaub dieses Jahr leisten, aber jetzt nicht mehr.

Mit dem Hübschen zusammen heimgelaufen, gleichzeitig mit Q. angekommen.

Mathe- und Grammatiktest angeschaut, tatsächlich ins Schwitzen gekommen bei einer "streiche alle Adjektive im Text" (über die Geschichte der Bernhardiner. Geht es noch klischeehafter schweizerisch? :-))-Aufgabe. Aber ich muss das ja nicht mehr können.

Mit Q. zusammen das Wahlfachheft fürs nächste Jahr angeschaut und gewählt. Es ist ein bisschen kompliziert, weil wie alles in der Schweiz der Lehrplan kantonal unterschiedlich ist, zumindest nach der Primarschule. Q. geht jetzt 3 Jahre lang auf die Bezirksschule, danach kann er dann (wenn die Noten stimmen etc) noch drei Jahre aufs Gymnasium gehen, wo er dann Matur macht. Das nächste Gymnasium in unserem Kanton ist 40km weit weg, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das ein einfacher Weg von knapp anderthalb Stunden. Das geographisch nächste Gymnasium ist im Nachbarkanton, 3 S-Bahnstationen (so ca 10 Minuten) weit weg, noch eine S-Bahnstation und noch einen Kanton weiter gibt es noch viel mehr Gymnasien.
Weil die Schulbehörden und Gemeinden jetzt auch keine Unmenschen sind, dürfen die Kinder aus unserem Tal (das heisst tatsächlich so!) in die Nachbarkantone ans Gymnasium. Allerdings sehen die Lehrpläne in den drei Jahren, die bei uns Bezirksschule heissen, dort zB mehr Französisch, mehr Mathematik, mehr Chemie, mehr Physik, mehr Bio vor (ich weiss nicht genau, was sie dann weniger machen, weil ich mir gar nicht vorstellen mag, dass die Kinder dort noch mehr Unterricht haben, als Q. aktuell). Damit die Kinder aus unserem Tal dann in der grossen Stadt (und der Vorstadt) eine Chance haben mitzukommen, werden zusätzlichen Stunden in den genannten Fächern als Wahlfach angeboten, das aber mehr oder weniger verpflichtend ist, wenn man an einer der Gymnasien weitermachen möchte.
Wir haben das also genau durchgelesen, der humanistische Zug ist ohne das Wahlfach Latein dieses Jahr eh schon abgefahren, und so wird Q. nächstes Jahr Vertiefungsfranzösisch und "Biologie Praktikum" wählen, damit ist er auf dem Fremdsprachensektor flexibel (und für Französisch müssen wir hier im Haus alle Unterstützung nehmen, die wir kriegen können :-)) und für den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig, auf dem er sich schon ganz sicher sieht, auf dem richtigen Weg.
Hui.

Wegen immer noch Rotzbirne lasse ich den Abendsport diese Woche ausfallen, aber es hilft ja nix.

Gegessen:
letztes Stück Apple Pie
Orangen
Empanada mit Salsa, Butterbohnen, Spinat und einem sehr komischen Salat aus rote Bete-Würfeln, TK-Erbsen und Rettich in der Optik von Sauerkraut
eine grosse Schüssel Skifahrsuppe

Getragen:
schwarz-rot und eine Posterrolle, die ich für Q. in der Stadt besorgt habe.

Gelesen:
"Kupferglanz" aus

Stressleveldurchschnitt: 34
Selbstbeweihräucherung: eingesehen, dass es keinen Sinn macht, vor versammelter Mannschaft ein Projekt zu vernichten, das anscheinend unsterblich ist.